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Katrin
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zuletzt 17. Dez.

Qualzucht - Warum Aufklärung alleine nicht reicht

Noch nie wurde soviel Aufklärung betrieben wie heutzutage und trotzdem steigt die Anzahl an Qualzuchthunden. Durch Zufall bin ich auf einen Artikel gestoßen den ich hier gerne teilen möchte, quasi als Diskussionsgrundlage. https://kynologisch.net/qualzucht-psychologie-2/ Es ist etwas viel eröffnet einem aber eine neue Sicht auf das Problem und warum das durch einfaches Aufklären nicht lösbar ist. Mich würde interessieren ob diese Erklärung für euch nachvollziehbar ist? Welche Schlüsse ihr daraus zieht und ob sich eure Meinung über das halten von Qualzuchten dadurch ändert oder nicht? Wie immer bitte lieb und freundlich bleiben und bedenkt bitte das Qualzucht nicht nur brachyzephale Rassen betrifft. Liebe Grüße eure Katrin J. https://www.ardmediathek.de/video/story/leiden-auf-vier-pfoten-zuechten-wir-unsere-haustiere-kaputt/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIyNjQ4MTg
 
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Dogorama-Mitglied
5. Dez. 16:06
Ich gebe hier mal wieder den alten Ketzer. Dabei heiße ich von den nachfolgenden Tatsachen nicht alles gut, gebe aber zu bedenken, daß es der Gesundheit der Hunde zuträglicher war.
Fakt: Als in früheren Jahren nur jeweils 6 Welpen ins Zuchtbuch eingetragen werden konnten, haben Züchter bereits zu diesem Zeitpunkt unter den Welpen selektiert.
Fakt: Bei den 9 Gebrauchshunderassen wurden die Leistungsvorgaben bei Zuchtzulassungsprüfungen immer weiter gesenkt. Als Diensthunde sind viele dieser Rassen mittlerweile nicht mehr zu gebrauchen, weil sie sowohl was die körperliche Leistungsfähigkeit als auch die Mentalität angeht nicht mehr bestehen.
Fakt : Zucht bedeutet, die jeweils besten, leistungsfähigsten, geeignetsten Individuen zu verpaaren, um für den jeweiligen Einsatzzweck passende Hunde zu züchten.
Gute Zuchthunde mussten sich erst in der Praxis bewährt haben und gingen dann erst relativ spät in die Zucht.
Leider haben wir uns, zum Teil aus ethischen Gründen, leider jedoch auch aus monetären Gründen, längst davon verabschiedet eine strikte Auslese zu treffen. Sowohl was die Zuchthunde, als auch was die Züchter anbelangt. Jeder, der etwas Geld auf der Tasche hat kann sich heute einen Rassehunde einer ursprünglich spezialisierten Rasse kaufen und einen Zwingernamen beantragen. Die Vorgaben sind in vielen Verbänden auch innerhalb des VDH ein Klacks.
Die Gesundheit unserer Rassehunde ergab sich aus ihrer Gebrauchstüchtigkeit, egal ob Dackel, Siberian Husky, Dobermann oder Bernhardiner. Heute müssen diese Hunde keine Leistung mehr erbringen. Keinen interessiert es, ob der CACIB Champion zig Allergien hat oder ein nervliches Wrack. Er ist schön. Er hat einen "Wesenstest". Er geht in die Zucht. Ja, das Leben unserer Hunde war früher hart. Heute haben wir dafür schöne, kranke Hunde. Und sind als Menschheit ebenso auf dem besten Weg dahin.
 
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Susa
5. Dez. 23:08
Da heutzutage die wenigstens Leute Jäger oder Schäfer sind und auch kein riesiges Grundstück bewacht werden muss, frage ich mich wieso man Hunde nicht gezielt für die Aufgabe als "Familienhund" züchtet. Also unabhängig von der Optik.
Also das auf ein ruhiges, freundliches Wesen, kinderlieb, und natürlich Gesundheit gezüchtet wird. Vielleicht noch das Fell angepasst ans jeweilige Klima...

Das setzt aber voraus, wie Cornelia eben geschrieben hat, dass die Hunde dann schon etwas älter sein müssen, bevor man mit der Zucht beginnt, damit man Gesundheit und Charakter besser einschätzen kann?

Ich habe vor 3 Monaten meinen ersten Hund bei mir aufgenommen und nachdem ich mich über viele Rassen und deren Gesundheit, Zucht, Welpenhandel usw. informiert habe, habe ich mich für einen erwachsenen Mischling aus dem Tierheim entschieden...

Ich muss aber sagen, ich finde es schade das auf solchen Infowebsites und Videos über Rassen oft nicht erwähnt wird, dass es eine Qualzucht ist. Also genau da wo potenzielle Käufer, die keine Ahnung haben, nachschauen. Wenn man nach einem anfängerfreundlichen Hund für Wohnungshaltung sucht, wird einem ständig Mops und Frenchie empfohlen.
 
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Katrin
6. Dez. 06:47
Da heutzutage die wenigstens Leute Jäger oder Schäfer sind und auch kein riesiges Grundstück bewacht werden muss, frage ich mich wieso man Hunde nicht gezielt für die Aufgabe als "Familienhund" züchtet. Also unabhängig von der Optik. Also das auf ein ruhiges, freundliches Wesen, kinderlieb, und natürlich Gesundheit gezüchtet wird. Vielleicht noch das Fell angepasst ans jeweilige Klima... Das setzt aber voraus, wie Cornelia eben geschrieben hat, dass die Hunde dann schon etwas älter sein müssen, bevor man mit der Zucht beginnt, damit man Gesundheit und Charakter besser einschätzen kann? Ich habe vor 3 Monaten meinen ersten Hund bei mir aufgenommen und nachdem ich mich über viele Rassen und deren Gesundheit, Zucht, Welpenhandel usw. informiert habe, habe ich mich für einen erwachsenen Mischling aus dem Tierheim entschieden... Ich muss aber sagen, ich finde es schade das auf solchen Infowebsites und Videos über Rassen oft nicht erwähnt wird, dass es eine Qualzucht ist. Also genau da wo potenzielle Käufer, die keine Ahnung haben, nachschauen. Wenn man nach einem anfängerfreundlichen Hund für Wohnungshaltung sucht, wird einem ständig Mops und Frenchie empfohlen.
Es gibt Rassen die nie einen Job hatten und als reine Begleithunde (Familienhunde) gezüchtet wurden. Schaut man sich diese Rassen an ist der Anteil an Qualzuchtmerkmalen dort besonders groß.

Hunde sollen heute ja noch immer eine Aufgabe erfüllen. Wichtiger wäre dafür zu sorgen das sich nicht jeder einfach so jeden Hund zulegen könnte.
 
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Yvonne
6. Dez. 07:01
Es gibt Rassen die nie einen Job hatten und als reine Begleithunde (Familienhunde) gezüchtet wurden. Schaut man sich diese Rassen an ist der Anteil an Qualzuchtmerkmalen dort besonders groß. Hunde sollen heute ja noch immer eine Aufgabe erfüllen. Wichtiger wäre dafür zu sorgen das sich nicht jeder einfach so jeden Hund zulegen könnte.
Es steht auch außer Frage, dass diese „Familienhunde“ das Kindchenschema erfüllen sollen. Es gibt ja keine Aufgabe/Arbeit für einen Hund, die es erfordert, einen besonders kurzen Kopf, möglichst große Glubschaugen und Falten zu haben.
Das sind reine Äußerlichkeiten, die das Ego des Menschen und den Wunsch etwas zu umsorgen befriedigen sollen.
Halter/Halterinnen von kurzköpfigen Hunden haben lt. Statistik eine besonders enge Bindung zu ihrem Hund. Ein großer Teil ist auch der Meinung, ihr Hund sei gesünder, als andere seiner Rasse.
Bei diesen Hunden werden die Leiden leider von vielen ausgeblendet und man möchte sich damit auch nicht konfrontieren und beschäftigen.
Denn das tut letztlich richtig weh, wenn man erkennt, wie das eigene Tier leidet, das man doch so liebt 😔

Und dann werden die Folgen der deformierten Zucht mit Korrektur-OPs gelindert…, paradox.
 
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Silke
6. Dez. 07:19
Da heutzutage die wenigstens Leute Jäger oder Schäfer sind und auch kein riesiges Grundstück bewacht werden muss, frage ich mich wieso man Hunde nicht gezielt für die Aufgabe als "Familienhund" züchtet. Also unabhängig von der Optik. Also das auf ein ruhiges, freundliches Wesen, kinderlieb, und natürlich Gesundheit gezüchtet wird. Vielleicht noch das Fell angepasst ans jeweilige Klima... Das setzt aber voraus, wie Cornelia eben geschrieben hat, dass die Hunde dann schon etwas älter sein müssen, bevor man mit der Zucht beginnt, damit man Gesundheit und Charakter besser einschätzen kann? Ich habe vor 3 Monaten meinen ersten Hund bei mir aufgenommen und nachdem ich mich über viele Rassen und deren Gesundheit, Zucht, Welpenhandel usw. informiert habe, habe ich mich für einen erwachsenen Mischling aus dem Tierheim entschieden... Ich muss aber sagen, ich finde es schade das auf solchen Infowebsites und Videos über Rassen oft nicht erwähnt wird, dass es eine Qualzucht ist. Also genau da wo potenzielle Käufer, die keine Ahnung haben, nachschauen. Wenn man nach einem anfängerfreundlichen Hund für Wohnungshaltung sucht, wird einem ständig Mops und Frenchie empfohlen.
Zum Teil gibt es das was du meinst schon. Bei Deutschen Schäferhunden nennt sich das Hochzucht und bei den meisten anderen Rassen Showlinie. Und das tut keiner Rasse gut weil da zu sehr auf Optik gezüchtet wird. Gute Beispiele sind für mich da immer der Border Collie und der Deutsche Schäferhund. Deswegen hole ich mir nur Hunde aus einer Leistungszucht bzw Arbeitslinie ins Haus.
 
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Katrin
6. Dez. 07:23
Es steht auch außer Frage, dass diese „Familienhunde“ das Kindchenschema erfüllen sollen. Es gibt ja keine Aufgabe/Arbeit für einen Hund, die es erfordert, einen besonders kurzen Kopf, möglichst große Glubschaugen und Falten zu haben. Das sind reine Äußerlichkeiten, die das Ego des Menschen und den Wunsch etwas zu umsorgen befriedigen sollen. Halter/Halterinnen von kurzköpfigen Hunden haben lt. Statistik eine besonders enge Bindung zu ihrem Hund. Ein großer Teil ist auch der Meinung, ihr Hund sei gesünder, als andere seiner Rasse. Bei diesen Hunden werden die Leiden leider von vielen ausgeblendet und man möchte sich damit auch nicht konfrontieren und beschäftigen. Denn das tut letztlich richtig weh, wenn man erkennt, wie das eigene Tier leidet, das man doch so liebt 😔 Und dann werden die Folgen der deformierten Zucht mit Korrektur-OPs gelindert…, paradox.
Wenn man sich umschaut gibt es auch bei den Gebrauchshunderassen Züchter die sehr viel Wert auf Familientauglichkeit legen. Aber auch diese Hunde verdienen und brauchen eine Aufgabe im Leben.

Ich sehe das Hauptproblem beim Käufer. Zuoft wird die falsche Wahl getroffen was Rasse und auch den Charakter des Hundes betrifft. Zuviele wissen einfach zuwenig über die Anforderung die Erziehung, Training und Haltung so mit sich bringen und haben echt ne rosarote Brille auf.

Ich lese in Bezug auf Qualzuchtmerkmale immer wieder das der Käufer es nicht wusste das sein Hund überhaupt welche besitzt und frage mich allen ernstes wie das sein kann. Seit Jahrzehnten wird darüber inzwischen aufgeklärt. Inzwischen müsste doch wirklich jeder die gesundheitlichen Baustellen seiner Rassewahl vor dem Kauf echt kennen.

Ich denke das es vielen tatsächlich egal ist. Es wird gekauft und wenn der Hund zu teuer oder schwierig wird weil die Pubertät kickt kommt er halt wieder weg. Hunde sind Massenware und Wegwerfartikel geworden. Die wenigsten Hunde die jährlich verkauft werden stammen leider aus einer guten oder seriösen Zucht. Gute Züchter nehmen in der Regel den Hund zurück sollte was sein und überprüfen vorab den zukünftigen Besitzer ganz genau.
 
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Silke
6. Dez. 07:35
Wenn man sich umschaut gibt es auch bei den Gebrauchshunderassen Züchter die sehr viel Wert auf Familientauglichkeit legen. Aber auch diese Hunde verdienen und brauchen eine Aufgabe im Leben. Ich sehe das Hauptproblem beim Käufer. Zuoft wird die falsche Wahl getroffen was Rasse und auch den Charakter des Hundes betrifft. Zuviele wissen einfach zuwenig über die Anforderung die Erziehung, Training und Haltung so mit sich bringen und haben echt ne rosarote Brille auf. Ich lese in Bezug auf Qualzuchtmerkmale immer wieder das der Käufer es nicht wusste das sein Hund überhaupt welche besitzt und frage mich allen ernstes wie das sein kann. Seit Jahrzehnten wird darüber inzwischen aufgeklärt. Inzwischen müsste doch wirklich jeder die gesundheitlichen Baustellen seiner Rassewahl vor dem Kauf echt kennen. Ich denke das es vielen tatsächlich egal ist. Es wird gekauft und wenn der Hund zu teuer oder schwierig wird weil die Pubertät kickt kommt er halt wieder weg. Hunde sind Massenware und Wegwerfartikel geworden. Die wenigsten Hunde die jährlich verkauft werden stammen leider aus einer guten oder seriösen Zucht. Gute Züchter nehmen in der Regel den Hund zurück sollte was sein und überprüfen vorab den zukünftigen Besitzer ganz genau.
Da hast du leider recht das die wenigsten Hunde aus einer guten Zucht kommen. Ich habe nur mal einige Rassen rausgesucht. Die sind laut VDH sogar rückläufig.
 
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Silke
6. Dez. 07:38
Und das habe ich gerade bei Tasso gefunden.
 
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Katrin
6. Dez. 07:45
Und das habe ich gerade bei Tasso gefunden.
Ein tolles Beispiel dafür wo das größte Problem liegt. Viele Rassen sind sogar vom aussterben bedroht da sich die ordentliche Zucht nicht mehr lohnt. Der Käufer denkt sich wieso 2000 beim seriösen Züchter zahlen wenn ich Rasse xy woanders billiger bekomme und diese eventuell auch noch optisch ,,schöner/ausgefallener" ist.
 
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Sonja
6. Dez. 07:52
Ein tolles Beispiel dafür wo das größte Problem liegt. Viele Rassen sind sogar vom aussterben bedroht da sich die ordentliche Zucht nicht mehr lohnt. Der Käufer denkt sich wieso 2000 beim seriösen Züchter zahlen wenn ich Rasse xy woanders billiger bekomme und diese eventuell auch noch optisch ,,schöner/ausgefallener" ist.
Auch boomt das "Reinrassige ohne Papiere" immer mehr, besonders bei Qualzuchtrassen weil es die ohne Papiere ja auch noch in Sonderfarben Feldvarianten etc gibt, oder noch kleiner als eigentlich nach TSG erlaubt etc.