Mein Bilbo hat mit fremden Hunden viele schlechte Erfahrungen machen müssen, die meisten davon innerhalb der ersten 5 Lebensmonate bevor er zu uns kam plus schlechter Sozialisierung nach dem Züchter, also bei seinem früheren Frauchen, wenn man diese äußerst gestörte Person als sowas bezeichnen möchte. Daraufhin hat er eine enorme Angst vor fremden Hunden entwickelt aber nur auf Spaziergängen. In seinem Garten schließt er problemlos Freundschaften.
Was ich mir bisher anhören musste wie ich diese Show, die er zwecks vertreiben der potentiellen Gefahr, abzieht händeln soll, aktiviert in mir den Würgreflex.
Alles Methoden, die mit Sicherheit seine Show beenden aber nicht ihm die Angst nehmen, sondern ihm eher noch mehr Angst machen würde, nämlich vor mir.
Wir arbeiten jetzt seit über drei Jahren daran, aber nicht primär am Verhalten, sondern direkt an seiner Angst. Er macht tolle Fortschritte. Er zieht seine Show nicht mehr bei jedem Hund ab. Mädchen mag er, hat er festgestellt. Und er hat gelernt die Körpersprache anderer Hunde zu lesen. Ignoriert ihn der Hund oder zeigt unterwürfiges Verhalten ist alles gut. Zieht der andere auch eine Show ab oder zeigt irgendeine Art Dominanz, wertet Bilbo das immer noch als potentielle Gefahr und versucht den anderen zu verbellen. Momentan arbeiten wir nun an diesem Schritt.
Natürlich ist es langwieriger und anstrengender direkt an der Ursache, an seiner Angst zu arbeiten aber es bringt auch positive Aspekte mit sich, denn automatisch arbeitet man auch am Vertrauen und an der Bindung, ohne geht es nicht. Und dann braucht er halt etwas länger dafür, es wird dann aber dauerhaft etwas in der Tiefe (seine Angst) verändert, als nicht nur sein Verhalten zu verändern. Das passiert von ganz alleine mit der Abnahme seiner Angst.
Wenn man das aber einen von den Klugscheissern versucht klar zu machen, die unter anderem empfohlen haben ihm mal ne ordentliche Abreibung zu verpassen „ hier im Wald liegen doch überall Stöcker rum“ , dann kann man gleich mit ner Wand sprechen. Die wenigsten sind einsichtig und benennen mich dann als Sensibelchen und Weichei. Es gibt aber dennoch auch Erfolgserlebnisse, wenn jemand mal zu gibt, dass er das so ja noch gar nicht betrachtet hat und zu einem Umdenken bereit ist.
Ich finde es einfach nur schlimm wie manche ihre Hunde „erziehen“. Ich bin diesbezüglich vermutlich wirklich ein Sensibelchen, denn diese Art der „Erziehung“ musste ich als Kind täglich miterleben. Und jedesmal wenn meine Mutter unsere Hunde vermöbelt hat, blutete mir das Herz. Stachelhalsband, den Hund durch die Gegend werfen, so einen Lütten in seinen eigenen Urin drücken, all das war bei uns damals an der Tagesordnung. Schon als Kind war mir klar, dass dies nicht richtig sein kann, einfach aus einem Gefühl heraus und nicht aufgrund faktischen Wissen. Als Teenager habe ich sogar mal den Tierschutz angerufen, der leider nichts ausrichtete. Ist über 30 Jahre her, da lief das alles noch etwas anders.
Jeder der auf sein Herz und Bauchgefühl hört und dieses Gefühl zulässt, weis im Grunde doch was richtig und falsch ist. Dafür sollten eigentlich keine Kurse oder Trainer nötig sein, die einem sowas grundlegendes wie Empathie oder Mitgefühl lehren. Und dennoch scheint Herz viel zu oft zu fehlen. Viel zu oft ist das eigene Machtgefühl und Ego viel dominanter als das Herz, vorzugsweise in Kombination mit dem gesunden Menschenverstand.
Nun hab ich mir da gerade wohl etwas von der Seele geschrieben. War wohl mal nötig. Sorry. 😬