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Josie
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 69
zuletzt 23. Aug.

Ruhe lernen

Hallo Zusammen :-) Unser 9 Monate alter Schäferhund Mischling kommt in der Wohnung überhaupt nicht zur Ruhe. Selbst wenn er körperlich und geistig eigentlich ausgepowert sein sollte, legt er sich einfach nicht ab. Wir haben ihn auf Hinweis diverser Hundetrainer in der Wohnung angeleint und uns zu ihm gesetzt. Leider ohne Erfolg. Zunächst biss er eine Leine durch, mit einer bissfesteren Leine zeigte er sich jedoch so frustriert, dass er durchgehend gebellt hat, versucht sich aus dem Geschirr zu winden und sofern wir in Reichweite waren gebissen. Zuletzt haben wir die Zeit gestoppt und 1,5 Stunden gewartet, dass er sich ablegt. In den gesamten anderthalb Stunden hat er sich nicht ein einziges Mal länger als 2 Minuten hingelegt. Selbst wenn wir alle Türen geschlossen hatten und gemeinsam mit ihm im Wohnzimmer sind und er vorher beschäftigt wurde. Kauknochen, Leckmatte etc. bringen ihn ebenfalls nicht zur Ruhe. Die Leckmatte beschäftigt ihn so lange, bis diese leer ist und danach ist wieder Action angesagt. Mit dem Kauknochen rennt er die meiste Zeit durch den Raum und schmeißt ihn durch die Gegend. In seiner Box kommt er halbwegs gut zur Ruhe, mit der Minute mit der man ihn rausnimmt dreht er allerdings auf. Wir und verschiedene Hundetrainer sind mittlerweile überfragt und hoffen hier auf irgendwelche hilfreichen Tipps. Wir sind für jeden Hinweis und Erfahrungsbericht dankbar :-)
 
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Bettina
21. Aug. 10:31
Ich wollte erst mal einen Überblick haben, ob überhaupt schon mal an Basisthemen gearbeitet wurde. Ein Hund, der keine Grenzen kennt, wird nicht zur Ruhe kommen können. Mit Frust sollte er auch umgehen können ... Ich habe nichts von Deckentraining, Hausleine und was es sonst noch gibt geschrieben. Wenn der Hund bisher null Erziehung erfahren hat, ist er total überfordert. Ein junger Hund braucht Regeln und Grenzen, damit er weiß, was er darf und was nicht. Das gibt Sicherheit. Diese Regeln werden gerne hinterfragt. Bleibt man konsequent, dann ist das Leben für den Hund ingesamt einfacher.
Da wir hier die TE(wie immer hier im forum) nicht persönlich kennen und sie bis jetzt auch noch nicht geäußert hat gehen hier nun wieder die mutmaßungen los...aber der erfahrung nach können wir so ca einschätzen wie das bisher bei der TE gelaufen sein wird...deswegen stimme ich dir voll zu...ABER...wie immer in solchen fällen werden wir hier nicht wirklich helfen können sondern nur schreiben wie wir es in der oder jener situation machen würden oder wie wir es gemacht haben um erfolg zu haben...um dazu zu kommen müsste sich die TE erstmal äussern und ein paar fragen beantworten und dann wird es schon auf nen vernünftigen home.trainer hinauslaufen🙏
 
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Josie
21. Aug. 22:35
Vielen Dank erstmal für eure Antworten, ich versuche mal möglichst auf alle Fragen einzugehen. Zunächst muss ich sagen, dass ich mich mit dem „auspowern“ wohl ziemlich unglücklich ausgedrückt habe. Ich meine nicht, dass wir stundenlang mit ihm laufen, ihm womöglich noch einen Ball werfen um den Jagdtrieb weiter zu fördern und ihn einfach nur körperlich fix und fertig zu machen. Ich meinte damit eher, dass wir ihn nicht einfach morgens nach dem aufstehen und langer Ruhezeit (denn nachts schläft er wirklich problemlos) anbinden in der Hoffnung, dass er dann zur Ruhe kommt. Viel eher meinte ich damit, dass wir unsere normale Runde (30 Minuten) gehen und viel Kopfarbeit machen (insbesondere Suchspiele) bevor wir ihn versuchen zur Ruhe zu bringen. Gesundheitlich ist soweit alles gut Fressen bekommt er aktuell das Trockenfutter von Wolfsblut (Puppy Wild Duck). Sind allerdings am überlegen auf etwas weniger Proteinreiches umzusteigen, befinden uns da aber noch in Beratung… Kinder haben wir nicht, wir leben zu zweit mit ihm Das alleine bleiben klappt in der Regel auch einwandfrei, allerdings nur wenn wir die Wohnung verlassen, nicht wenn er in der Box bleiben muss und wir im anderen Raum sind. Nachts schläft er ca. 10 Stunden und hat über den Tag verteilt nach jedem Spaziergang/Lerneinheit/Schnüffelaufgabe Ruhezeit in der Box (möglichst bevor er hochfährt). Die Elterntiere sind unbekannt, da er aus dem Tierheim ist. Die Mutter wurde im trächtigen Zustand ausgesetzt und dann irgendwann aufgefunden. Entsprechend sind die Welpen im Tierheim zur Welt gekommen, sind dann nach einigen Wochen in eine (Welpen unerfahrene) Pflegefamilie umgezogen und dann ist er bei uns eingezogen. Also haben sie auch in dieser Zeit bereits sehr viel Stress erlebt. Wir gehen mit ihm mittlerweile (seit ca. 2 Monaten) nur noch 1 Stunde am Tag (2x 15 Minuten, 1x30 Minuten) und legen sie schon gesagt größeren Wert auf Kopfarbeit. Das wurde uns so auch von der letzten Hundeschule empfohlen. Unser Tagesablauf ist eigentlich täglich sehr sehr ähnlich, er hat also schon gewisse Routinen. Wir haben es durchaus versucht ihn zu ignorieren, und nein, wir sitzen auch nicht selbst wie ein aufgescheuchtes Huhn auf der Couch… das ist uns durchaus bewusst, dass das kontraproduktiv ist :D Jedoch fällt es uns schon schwer, ihn vollständig zu ignorieren, wenn er alles mögliche versucht um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenn er nicht angebunden ist beißt er dann halt, sodann ist der Punkt erreicht wo es nicht mehr ignoriert werden kann & wir ihn wieder in die Box schicken müssen. Klar, das ist grundsätzlich gut einen Ort zu haben, wo er meist halbwegs schnell zur Ruhe kommt (sofern man im gleichen Raum ist). Jedoch auf Dauer ziemlich unbefriedigend, da er den Großteil des Tages in dieser Box verbringen muss, da es zum aktuellen Zeitpunkt nicht funktioniert. Weder mit Leine, noch mit Deckentraining weil er irgendwann frustriert ist und beißt. Und die drei Trainer die wir bislang hatten (und es ist nicht so, als hätten wir beiden keine Hundeerfahrungen), haben uns lediglich Deckentraining, eine Hausleine/Anbinden und aktive Ignorierzeit empfohlen. Zu einem Hausbesuch kam es bislang nicht, da uns zwei Hundeschulen nach den ersten Einzelstunden plötzlich nicht mehr geantwortet haben oder plötzlich erst wieder Termine im Dezember hatten… das mit dem aktiven Ignorieren versuchen wir aktuell, können aber noch nicht sagen ob das so gut funktioniert weil es sich im Moment noch um wenige Sekundenzeitspannen handelt.. Und ja, wir würden gerne die Problematik bearbeiten, aber sind mittlerweile tatsächlich nur noch ziemlich verzweifelt und auch frustriert wenn ich ehrlich bin. Sind mittlerweile innerhalb eines halben Jahres mit der gleichen Problematik bei der dritten Hundeschule angelangt und haben durch die ständigen Absagen, das Ignorieren der Hundetrainer mittlerweile keine wirklichen Ideen mehr. Es ist einfach unwahrscheinlich anstrengend für uns alle drei. Ich weiß, dass es nicht möglich ist, diese Problematik über ein Forum aufzuarbeiten und dafür der tatsächliche Konktakt und alles drum herum notwendig ist, aber aus meiner Verzweiflung heraus dachte ich, dass ich hier vielleicht zumindest neue Ideen finden kann, da wir mittlerweile auch wenig Hoffnung in weitere Hundetrainer stecken, wo wir mittlerweile mehrere hundert Euro reingesteckt haben und am Ende einfach keine Antwort mehr kommt, wenn wir nach Terminen fragen o.Ä. Aber ich möchte mich nochmal herzlich für eure ganzen Antworten bedanken! Es gibt Mut zu hören, dass einige ähnliche Probleme hatten und diese in den Griff bekommen haben :-) Ich hoffe ich habe jetzt erstmal alle relevanten Infos gegeben, sonst fragt gerne nochmal nach wenn etwas fehlt, was euch in der Ideen-/Meinungsbildung weiterbringen würde :)
 
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Josie
21. Aug. 22:39
Uff, das hört sich super chaotisch an. Kennt er Grenzen? Impulskontrollentraining? Frusttoleranztraining? Zuverlässiges Abbruchsignal? Kennt ihr den Ruhegriff?
Achso und hierzu noch: den Ruhegriff kennen wir, haben wir auch bereits versucht aber auch hier beißt er halt grundsätzlich um sich und wegen des engen Körperkontaktes hat er hierbei auch schon den ein oder anderen blauen Fleck verursacht…
 
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Joe
21. Aug. 22:43
Josie, danke für deine Antwort, so kann man sich die Gesamtgegebenheiten schon etwas besser vorstellen. Bitte mach Videos von den Situation, es wäre für die Einschätzung sehr hilfreich, wenn wir den Hund und eure Dynamik sehen könnten.
 
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Julia
21. Aug. 22:44
Achso und hierzu noch: den Ruhegriff kennen wir, haben wir auch bereits versucht aber auch hier beißt er halt grundsätzlich um sich und wegen des engen Körperkontaktes hat er hierbei auch schon den ein oder anderen blauen Fleck verursacht…
Uff, das klingt wirklich kräftezehrend! Ich drücke die Daumen, dass das ignorieren hilft. Mal ne andere Frage: Habt ihr mal eine Ausschlussdiät versucht? Finley verträgt super viel nicht und Bauchweh und Juckreiz haben ihm das Ruhen dadurch zusätzlich erschwert. Oft zeigen Hunde das nicht so deutlich. Wir haben es erst gecheckt, als er sich kleine kahle Stellen geleckt hat, die Unverträglichkeit muss aber schon länger bestanden haben, bevor die Symptome für uns ersichtlich wurden, weil er doch immer sichtlich unruhig wird, wenn wir mal ne neue Fleischsorten ausprobiert haben.
 
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Mirela
21. Aug. 22:45
Ich habe meinen im dem Alter Abends gar nicht mehr "ausgepowert", damit er lernt, dass Abends einfach nichts passiert, auspowern ist auch relativ schwer in dem Alter, das kann dazu führen, dass er lernt immer auf Achse zu sein, viel wichtiger ist es die Ruhe zu lernen, Spiel Spaß Toben Lernen etc.und alles drum herum können die kleinen von alleine, aber eben nicjt das Ruhen, ich habe, wenn er Abends doch rambazamba gemacjt hat, auf Youtube ne Art Welpenchillmusik angemacht, bei uns hat es geholfen, 20 Minuten später, mit ignorieren hat er geschlafen und seitdem hat sich das bei ihm auch so eingeprägt, er geht von alleine jeden Abend um 21 Uhr schlafen
 
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Joe
21. Aug. 22:57
Was ich auch noch interessant fände wär die Entwicklung dieses Problems. Wie lange ist der Hund schon bei euch? War er von Abfang an so unruhig zu Hause? Was habt ihr zu Beginn mit ihm unternommen? Wie habt ihr zu Beginn auf Unruhe reagiert? Was habt ihr daran wann und warum verändert?
 
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Daniela
21. Aug. 23:35
Liebe Josie Unser Rocky war in diesem Alter auch ein echter Wildfang wenn wir von den Spaziergängen (mit Kopfarbeit) nach Hause gekommen sind. Wir haben uns dann ein Metall-Laufgitter zugelegt und ihm so schonmal räumliche Grenzen gesetzt. Zusätzlich haben wir ebenfalls Dog Relax Musik ausprobiert. Und zu guter letzt haben wir ein Kuschelkissen für seine damalige Grösse gekauft. Er hat es genossen, sich darin einzukuscheln. Leider haben wir dabei eine etwas schlechte Materialwahl gefällt. Es hatte nämlich nach kurzer Zeit ganz viele Löcher und Rocky hat daraufhin versucht die Stopfwatte zu fressen. :-( Heute würden wir uns für eine etwas teurere Variante mit besserer Qualität entscheiden. Aktuell schläft Rocky aber am liebsten auf seinen 3 Schmutzfängern. Wir wünschen dir und deinem Partner weiterhin viel Geduld, starke Nerven und vor allem, Merlin zuliebe, Durchhaltewillen. Und versucht euch an den Sachen zu freuen, die bereits gut funktionieren. Merlin ist schliesslich noch so jung und versucht gerade eure Grenzen zu testen. Bleibt einfach liebevoll konsequent wie mit einem kleinen Kind. ;-) Wir drücken euch beide Daumen!
 
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Sabine
22. Aug. 06:23
Moin Josie, Danke für die Info's. Da hat der kleine Kerl ja schon einiges hinter sich 😢 Das erklärt zwar nicht seine Unruhe, aber lässt natürlich mehr Raum für Verständnis. Ich weiß jetzt leider immer noch nicht wie lange er bei euch ist und wie lange ihr schon an ihm rumdoktort, aber spontan ist mir beim Lesen eingefallen, daß es 3 Möglichkeiten gibt: 1. Der Hund ist von Grund auf über die Uhr (angeboren, angezüchtet) 2. Der Hund ist krank 3. Der Hund muss es noch lernen Zu 1+2 ist nichts zu sagen. Zu 3: ihr habt schon einiges probiert, das Wirksamste war: Box. Ist also schon mal ein Lichtblick. Daraus schließe ich: er kommt alleine am Besten zur Ruhe. Ohne euch. Allein bleiben ohne euch , klappt auch. Das heißt aber auch: ihr seid der Trigger. Da würde ich dort ansetzen, wo es derzeit halbwegs gut funktioniert: Er ist in der Box und kommt zur Ruhe, ihr seid nicht da. Wenn ihr z.B. mit der Kamera seht: er liegt, könnte man reingehen. Steht er auf, geht man wieder, ohne Kommentar. Bleibt er liegen, legt man sich kommentarlos auf die Couch. Und schläft selbst, bis der Hund ausgeschlafen hat. Wie beim Welpen. Dazu braucht es einen langen Atem. Und im Alltag weiterhin viel Ruhe und Ignoranz. Er hat in seinem Alltag bisher nur gelernt: wenn die Menschen kommen, dann steigt die Party. Der Zahn muss gezogen werden. Ein Abbruchsignal ist natürlich auch hier wieder zu etablieren. Damit man langfristig unerwünschtes Verhalten jederzeit abbrechen kann. Würde ich aber erstmal in ganz anderen Situationen üben und dann langsam auf andere Situationen übertragen.
 
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Kati
22. Aug. 06:30
Neben vielem, was hier schon empfohlen wurde: Die Idee das Futter zu wechseln finde ich unbedingt zu unterstützen. Das kann tatsächlich sehr viel ausmachen! Ihr seid da in Beratung schreibst du? Bei wem?