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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 15. Okt.

Reaktion auf ein "Nein" (Abbruchsignal)

Ich stelle mir immer mal wieder die Frage, welche Reaktion des Hundes auf ein „Nein“, „ey“ oder sonstiges Abbruchsignal angemessen ist, gerade im Junghundealter. Gewünscht wäre, aus meiner Sicht, auch mal ein demütiges Verhalten. Ich lese hier recht häufig, dass Hunde so gar keine Reaktion auf ein Abbruchsignal zeigen- wie ist das aus eurer Sicht, vielleicht gerade auch die Hundebesitzer von etwas durchsetzungsstärkeren Hunden- Intensität des Abbruchsignals so lange erhöhen, bis die gewünschte Reaktion auftritt? Oder habt ihr andere Wege gewählt?
 
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Lena
14. Okt. 20:43
Ja, das sehe ich auch so. Nur, und das ist vielleicht auch eine Frage des Charakters des Hundes, oder aber der Beziehung zwischen Mensch und Hund, was mache ich, wenn der Hund auf das Abbruchsignal nicht wie gewünscht reagiert? Intensität stimmt dann vielleicht nicht mit der Intensität des jeweiligen Bedürfnis des Hundes überein? Also mal angenommen, mein Hund soll nur nicht einen bestimmten Weg gehen, oder sich von seinem Platz lösen- dann reicht ein klares Nein, ey, oder oder. Wenn mein Hund aber territorial motiviert Leute am Eingang abchecken will oder iwas (potentiell auch Giftiges) essen will und eine höhere Motivation hat, was dann? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich eine, in so einem Fall durchaus ernsthafte Diskussion lohnt und man im Anschluss deutlich weniger Diskussionsbedarf hat. Aber vielleicht gibt es ja noch andere Ideen? (Kluges Management im Vorhinein mal ausgeschlossen, das würde ich voraussetzen)
Ja, das hängt sicher auch viel vom Hund ab.. Und ich denke auch, dass es sich langfristig durchaus positiv auswirken kann, wenn der Hund auch mal nachfragt ob Mans ernst meint und erstmal „diskutiert“, solange es nicht zu extrem wird und er es am Ende dann auch akzeptiert!
 
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Lena
14. Okt. 20:45
Hey… danke für die Erklärung. War erstmal von dem Begriff Demut irritiert, verstehe jetzt aber wie du das meinst. Also wir haben ein abbruchsignal das super super effektiv ist: ich rufe ein Wort (cut in unserem Fall) und werfe eine Hand voll leckerlies auf dem Boden- immer. Und dadurch lässt er von wirklich fast allem ab! Auch wenn er grade zb jagen gehen will. Das ist für mich erstmal Ziel des abbruchsignals, aufhören was er tut, zu mir kommen und falls er was im Maul hat das wieder fallen lassen. Dann gibt es aber noch die Situation in der ich ihm grundsätzlich beibringen möchte etwas nicht zu tun - beispielsweise etwas vom Boden aufnehmen. Dabei würde ich ihm erstmal “erklären” was ich von ihm will- wenn er es dann verstanden hat und wir wieder an etwas vorbei kommen was er spannend findet und ich merke er will dran sage ich auch “eh” oder “hey” das ist dann aber kein Abbruch Signal sondern ein “denk nochmal drüber nach!” - also Versuch ihn aus dem Instinkt Hirn ins Denk Hirn zu bringen. Wenn er dann ablässt und zu mir kommt/schaut wird er gelobt. Ich finde mein Hund muss nicht “demütig” sein, - ich weiß nicht mal ob sie das können. Ich glaube oft wird “Angst” bei Hunden mit “demut” verwechselt. mit dem Begriff tue ich mich also schwer. Aber klar. Er muss sich an meine Regeln halten und sie respektieren. Und wenn er sich dann einmal “ertappt fühlt” und etwas beschwichtigt finde ich das ok und normal, ist aber nicht mein Ziel…
Und eine „Vorwarnung“ gibts bei uns auch 😉 noch bevor der Hund etwas tut was er nicht soll, damit er nochmal überlegt! 😊
 
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Lena
14. Okt. 20:48
Habe gerade diesen Ausschnitt aus einem Artikel zu Stresserleben des Hundes von Dr.Iris Mackensen-Friedrichs gefunden…
das ist genau das was ich meine! 👍🏻👍🏻 Das ist keine Angst, wenn mein Hund mal demütig ist oder beschwichtigt..!! Das ist normale Hundesprache!!!! wie wenn das Kind zu Mama sagt „ich hab’s verstanden und mach’s nie wieder“ 😉😄
 
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Lena
14. Okt. 20:53
Hallo Maike, da hast Du absolut recht, daher hole ich noch etwas weiter aus am Beispiel Alles vom Boden aufnehmen und fressen. Ich habe erst das freundliche Kommando Pfui beigebracht, wenn sie zu interessiert schnüffeln, aber noch nichts genommen haben. Funktioniert häufig, aber manchmal schnüffeln sie nicht lange oder ich sehe es nicht rechtzeitig. Dann haben wir das freundliche Kommando Aus trainiert, als Tauschgeschäft. Funktioniert häufig, hat aber bei Benny zu einer Sammelleidenschaft geführt, da es für das Ausspucken ja ein Leckerli gibt. Etwas besser wurde das dadurch, dass wir beim Ausspucken oder nach Pfui für das Liegen lassen sofort Fein gesagt haben, aber vom Objekt weggegangen sind, während wir nach dem Leckerli gekramt haben, sodass er das Leckerli noch in Verbindung bringen konnte, aber das Objekt weiter weg war. Wenn er sichtlich provokativ etwas aufgesammelt hat,gab es auch mal nur das verbale Lob. Inzwischen trainieren wir das Beanspruchen, mit Hund sanft wegschubsen und Mensch über das Objekt stellen. Nehmen dürfen sie gar nichts mehr vom Boden, ich nehme alles, was erlaubt wird, vorher in die Hand. Das muss man nicht so machen, aber unsere Hunde sind sonst verwirrt, und mir fällt keine Sache ein, wo das kontraproduktiv wäre. Geübt wird bei jeder Gelegenheit, gestellt oder nicht gestellt. Bisherige dauerhafte Erfolge: Pferdeäpfel haben wir viel trainiert mit allen Methoden. Die sind inzwischen total uninteressant für alle geworden, was mich selbst überrascht hat. Gestellte Situationen funktionieren insgesamt auch gut. Runtergefallene Leckerli werden nicht mehr verputzt. Der Rest (draußen was finden) wird ganz langsam besser. Bei Spaziergängen machen wir auch immer wieder Action, Dummytraining, Suchspiele, ... Dadurch schnüffeln und stöbern sie weitaus weniger und sind aufmerksamer und folgsamer. Mein Fazit: Bei Staubsaugerhunden ist es ein langer Weg, und man sollte verschiedene Methoden trainieren und je nach Hund und Situation anwenden, was funktioniert.
Du hast hier ja auch mehrfach sogar selbst beschrieben, dass du irgendwie merkst, dass die Hunde es falsch verknüpfen.. Denk mal drüber nach was ich geschrieben hab, nur wenn du möchtest natürlich 😉 Kannst mir auch gerne Feedback zu meinem Kommentar geben 😊
 
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Lena
14. Okt. 20:56
Ich denke, es liegt an der klaren Kürze und (zumindest bei uns) an der Stimmlage. Meine Maus weiß dann zumindest sofort "oha, jetzt wird es erst..." Manchmal neigt sie nämlich dazu, ein Kommando zu vertrödeln und etwas auf Zeit zu spielen, zb sich erstmal ausgiebig zu kratzen oder zu Recken und zu Strecken...
Kratzen und strecken KÖNNEN auch Übersprung oder Beschwichtigung sein.. Also ist nur so ein Gedanke.... 🤷🏽‍♀️ Muss natürlich nicht!!! Aber könnte.. je nachdem wie genau es aussieht und wie die Situation ist..
 
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Andreas
14. Okt. 21:25
Zum Begriff Demut wollte ich gerade schreiben dass ich das von meinem Hund eigentlich nicht brauche. Aber so wie ich es jetzt gelesen und verstanden habe war es wohl anders gemeint, als ich es verstanden hatte. Ein Nein oder ein Zischen als Abbruchsignal gibt es bei uns und es funktioniert auch soweit. Kürzlich habe ich auch von einer Hunde Trainerin den lustigen Arzt gehört, dass das Nein nicht so günstig ist wie z.B ein Alternativen Verhalten (sehe ich auch so eigentlich) und wenn man das übertreibt, könnte der Hund durchaus auf die Idee kommen, dass NEIN sein Name ist. 🤣 Finde ich vorstellbar. Was bei uns auch recht gut funktioniert ist ein scharfes JETZT! zur Bekräftigung eines gegebenen Kommandos, was nicht oder nicht so richtig pronto ausgeführt wird. Erscheint mir deutlich sinnvoller, als ein in der Situation nicht gut funktionierendes Kommando mehrfach zu wiederholen.
Tom, du wirst mir immer sympathischer 😄 Ohne ein aktives „Jetzt“ würde Kalle nie fressen gehen 😄 „Jetzt“ ist unser ultimatives Freigabesignal und wird eigentlich bei allen Freigaben eingesetzt (zB Leine lösen bevor er zum Spielpartner/in darf und erst nach Blickkontakt/Erlaubnis fragen). Kalle ist aber auch in Bezug auf Beanspruchung (und auch sonst) ein Schatz. Gassirunde, Kalle Interessiert sich für ne tote Taube (zB), da reicht ein „öhöh“, verneinend betont. Für ein strenges Nein müssen schon Nachbarskinder vor seiner Nase Fußball spielen (er eskaliert vor Freude bei den Nachbarskindern und liebt Ball spielen). Aber selbst da muss man aufs Timing achten. Zu spät und du kannst auch mit dir selbst reden, und ich gebe nie (ich versuch’s zumindest) in aussichtslosen Situationen Kommandos 😄 Auch für Merlin damals hieß Nein Abbruch aller Aktivitäten und zum Herrchen/Frauchen orientieren. Jaaa, wir erwischen uns dabei, dass auch mal lauter zu intonieren, wenn wir Gefahr für Kalle fürchten, komischerweise (also im Sinne von seltsam, nicht witzig) und obwohl viele sagen, dass den Hund das abschreckt, habe ich die Wahrnehmung, dass er die Intensität wahrnimmt und umsetzt. Beispiel ist eine große Wiese, wo Kalle gerne nach Herzenslust rumtobt, -rennt, richtig austickt. Die Wiese ist leider in AB Nähe und nur durch dichten Bewuchs getrennt. Am Rand (weg von meinem Standort, Richtung AB) ist ein renaturierter Bachlauf und Gehölz aufgetürmt, für Insektenansiedlung etc.. Es sind frühmorgens auch Rehe auf dieser Wiese, und manchmal hat er was in der Nase und läuft auch außerhalb meines „Komfortbereichs“. Der Rückruf(pfiff) ist dann eher ne schöne Melodie 😚 Ein scharfes, lautes „Eyyyyh“ , eigentlich für mich immer als kontraproduktiv abgespeichert, wirkt aber als „Weckruf“, und das reproduzierbar. So nach dem Motto „jetzt meint der Alte das ernst“. Ist für mich überraschend. Aber wir haben unsere Wauwis auch mit dieser Begrenzung auch schrittweise vertraut gemacht, sprich Lekkerlis erst nach Freigabe aufnehmen (also nicht immer während einer Gassirunde, sondern in Rahmen von Übungen) etc. Ein bzw „das“ Nein muss mMn anfangs in ruhiger Umgebung und mit Steigerung der Begehrlichkeit gesteigert werden (also beim Beispiel Kalle nicht mit den Blagen die Ball spielen anfangen 😁). Und nicht für jeden Scheiß einsetzen, sondern dann wenn es drauf ankommt. Kalle bietet auch Zurücknahme bei Zwischentönen an (öhöh, räuspern, leises eyh), das ist sehr angenehm, würde ich aber nicht verlangen und bei jedem Hund voraussetzen. Merlin war da anders/unsensibler. Alles, was nicht massiv verboten wurde, war erlaubt 😅 Also bleibt es dabei: Nehmt eure Wauwis als Persönlichkeiten 🥰
 
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Andreas
14. Okt. 21:47
Ein Abbruchsignal muss immer erst aufgebaut werden. Die Motivation des Hundes, darauf zu hören, kommt durch positive Bestärkung. Das Lob muss lohnenswerter sein als das Ignorieren des Abbruchsignals. Beispiel: Unsere 7 Monate alte Labrador-Hündin Nala geht im Garten gerne Scheiße fressen. Man sieht ihr das Vorhaben gut an. Wenn ich Pfui als unser Abbruchsignal sage, schaut sie mich an, manchmal macht sie aber weiter. Sage ich dann strenger Pfui, schaut sie, was sie sich schnappen kann und haut damit ab. Wir haben daraufhin Pfui als freundliches Kommando trainiert. Lässt sie ab, bekommt sie ein Leckerli. Ihre Reaktion auf das leise, freundliche Pfui ist, freudig zu mir zu kommen, um sich ihr Leckerli abzuholen. Auf strenges Pfui reagiert sie immer noch mit weglaufen. Wenn man einen Hund hat, der auf ein Abbruchsignal nicht reagiert, kann man besser alternative Methoden anwenden als das Signal zu wiederholen oder strenger zu werden. Das kann Ignorieren sein oder Umlenkung zu erwünschtem Verhalten oder aus der Situation nehmen, auf den Platz schicken. Was sinnvoll ist, hängt immer von dem Hund und der Situation ab. Ich wünsche mir bei meinen Hunden absolut kein demütiges Verhalten. Ich möchte, dass meine Hunde mich in freudiger Erwartung anschauen, wenn ich etwas von ihnen will. Deswegen versuche ich immer erst alle möglichen Wege mit positiver Bestärkung.
Hi Sonja, du hast ein faszinierendes Rudel 😍 Ich bin bei dir, versuche nichts bei deinem Hund abzurufen, was er nicht trainiert hat. Manchmal wiegt uns die Kooperationsbereitschaft der Wauwis auch in falscher „Sicherheit „. Ich meine zu erkennen, dass Kalle auch die Ernsthaftigkeit meiner Kommandos mit der Situation abgleicht. Wie vorhin schon geschrieben, Kalle ist eigentlich ein Schatz in Akzeptanz von Nein, Schluss, öhöh etc. Heute waren wir im Garten und haben Ball gespielt. Kalle liebt das hin und her, mal wird das ein Gezerre, er legt den Ball aber auch schön ab zum werfen/treten. Ich hatte dann ein Bedürfnis und wollte rein, mangels Einzäunung kann ich Kalle nicht alleine draußen lassen. Ich habe dann (in der Gefühlslage „ach Schade, hätte gerne mit ihm noch weitergedödelt, und eigentlich sollte er noch n bisschen Pansen kriegen, der Schnuckihund“) ein Abbruchsignal gegeben. Ich denke, Kalle hat gemerkt, dass ich nicht ganz dahinterstehe und mir erstmal diesen „ Hunde-Stinkefinger“ gezeigt (ich nehme an, ihr kennt das, ausgenommen die Unfehlbaren hier 😉). Ich renne aber dann nicht hinter Kalle her (findet er eh nur lustig und ich bin alt und langsam 😆), habe aber wegen „internem Druck“ die Intensität gesteigert und Kalle hat reagiert, den Ball abgeliefert und ist mitgegangen. Auch Merlin (der insgesamt etwas unsensibler war, was aber nichts an seinem Status Traumhund ändert, nur andere Persönlichkeit) hat auf gesteigerte Intensität reagiert. Wer weiß, vielleicht schütten wir auch andere Körperchemie aus, wenn’s ernst wird? Ich sehe das ultimative Nein auch als einen elementaren Baustein zum Schutz des Hundes, dabei ist mir neben des Abbruchs der Aktivität auch die Aufmerksamkeit zu mir wichtig, und das kann man sehr gut belohnen.
 
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Tom
14. Okt. 22:12
Kratzen und strecken KÖNNEN auch Übersprung oder Beschwichtigung sein.. Also ist nur so ein Gedanke.... 🤷🏽‍♀️ Muss natürlich nicht!!! Aber könnte.. je nachdem wie genau es aussieht und wie die Situation ist..
Kann natürlich sein, dass ich es völlig falsch einschätze. Aber ich muß es am Ende halt selbst beurteilen und entscheiden. Bisher habe ich niemanden gefunden, der es mir besser sagen könnte und besser einschätzen könnte zwischen mir und meinem eigenen Hund. Nach 2 Jahren hatten wir auch noch ein paar Trainer Stunden, um mal drüber schauen zu lassen für Ideen und Impulse. Und es funktioniert halt.... Deswegen bin ich einigermaßen zufrieden damit
 
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Dogorama-Mitglied
14. Okt. 22:21
Kann natürlich sein, dass ich es völlig falsch einschätze. Aber ich muß es am Ende halt selbst beurteilen und entscheiden. Bisher habe ich niemanden gefunden, der es mir besser sagen könnte und besser einschätzen könnte zwischen mir und meinem eigenen Hund. Nach 2 Jahren hatten wir auch noch ein paar Trainer Stunden, um mal drüber schauen zu lassen für Ideen und Impulse. Und es funktioniert halt.... Deswegen bin ich einigermaßen zufrieden damit
Ich kenne dieses verzögern auch, unbedingt noch schnuppern oder markieren müssen nach Rückruf, oder eben mal strecken nach nem Kommando 😅 liebe ich 🤨😅
 
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Sonja
14. Okt. 22:52
Ich kenne dieses verzögern auch, unbedingt noch schnuppern oder markieren müssen nach Rückruf, oder eben mal strecken nach nem Kommando 😅 liebe ich 🤨😅
Nach dem Komm rufen wird sich bei uns oft noch mal hingehockt, schließlich lässt man sie ja immer noch ihr Geschäft erledigen. Das kommt so häufig vor dass ich es auch nur als Verzögerungstaktik werten kann.