Du schreibst keine Belehrungen, aber aus Gründen der Sicherheit aller und aus Tierschutzsicht finde ich es fahrlässig einfach mal zu sagen: „Ach keine Sorge, ihr bekommt das schon hin mit ein wenig YouTube und Co.“ Vor allem weil du ja schon viele Baustellen erwähnst. Da benötigt es dann auch einen Plan, insbesondere weil der Hund ja in der Pubertät nicht unendlich den Kopf frei hat.
Und, es sind gewichtige Themen:
Er hat 45 KG und da geht es schnell, dass ihr in einem unachtsamen Moment die Kontrolle verliert, auch an der Leine. Was ist denn wenn der Hund, der auf der anderen Straßenseite läuft, ihn reizt und er sich selbst und andere in Gefahr bringt! Und, ich vermute jetzt einfach mal, dass er auch nicht abrufbar ist, weil das mit der Leinenthematik meist einhergeht. Solltet ihr ihn also frei laufen lassen, dann ist er auch eine Gefahr für andere. Selbst wenn es nur eine „Spielsituationen“ ist, wo er übertreibt. Bei 45 Kilo können bei anderen Hunden schon unschöne Verletzungen entstehen.
Meine Meinung: Mit 1,5 Jahren ist es schon recht spät mit konsequenter Erziehung zu beginnen, aber auch noch nicht vorbei. Bei einem großen Hund setzt die Pubertät ja auch jetzt erst voll und ganz ein und das ist das Fenster, wo weniges aber gezieltes und systematisches Training und klare Erziehung besonders wichtig ist. Wenn du jetzt also merkst, ihr bekommt das in der Familie nicht hin, dann ist jetzt der Moment für Hilfe.
Warum noch? Weil wenn aus dem „Brummen“ ein „Knurren“ wird und das kann schnell gehen, dann kann es halt auch richtig gefährlich werden.
Und auch weil das Bellen und die Türe in der Regel ein Schutzinstinkt ist, der bei Familienhunden dringlich angegangen werden muss, da dieser sich zügig zu einer Aggression gegenüber von Fremden verändern kann.
Es gibt einfach so viele Hunde, wo der Verlauf, den du beschrieben hast, genau so ist und dann gibt es den ungeahnten Beißvorfall oder es kommen noch viele andere Probleme dazu und der Hund kommt in Folge ins Tierheim. Zu oft diese „Geschichte“ gesehen und gehört und immer sagen dann alle: „Am Anfang war er ein ganz Lieber und es bricht uns das Herz, aber der Hund muss weg.“ Ich möchte euch das so natürlich nicht per se unterstellen, aber das passiert häufig in den besten Familien, wenn das Experiment Hund scheitert.
Ich sag es aus diesem Grund hier nochmal sehr deutlich: Entweder Hundeschule oder ihr, also vermutlich du, macht jetzt einen Plan mit einem ganz deutlichen Rahmen und nicht nur mit Training sondern mit Erziehung oder, das Thema wird euch über den Kopf wachsen. Im besten Fall, seid ihr dann eine Familie, mit einem chaotischen Hund, der hoffentlich sich selbst und andere nicht in Gefahr bringt oder im schlechtesten Fall, kommt er weg ins Heim, sitzt dann im Zwinger und versteht die Welt nicht mehr. Alternativ wird er vielleicht auch weitergereicht von Mensch zu Mensch, bis er dann hoffentlich auf jemand trifft, der den Weg mit ihm geht.
Mir ist es wichtig, dass du weißt, dass ich das nicht ketzerisch meine oder dir Versagen unterstelle. Es ist dein erster Hund und viele unterschätzen, was das bedeutet und wie die Reise verlaufen kann. Ich finde es immer besser, sich die genannten Dinge vor Augen zu führen, um dann auch wirklich ins Handeln zu kommen, als rosa Blümchen drum rum zu malen.