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Steffi
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Anzahl der Antworten 91
zuletzt 18. Sep.

Leinenaggressivität

Hallo zusammen, leider haben wir immernoch ein Problem mit Leinenaggressivität: Wir haben vor ca einen 3/4 Jahr einen 2-jährigen Hund aus dem Tierschutz adoptiert. Eigentlich alles funktioniert super, bis auf Hundebegegnungen: Sobald er einen Hund sieht, legt er die Ohren an, „kriecht“ in Richtung des Hundes und flippt vollkommen aus. Hierbei ist es egal, ob sich der Hund auf der anderen Straßenseite befindet oder er an uns vorbei läuft. Er ist dann in einer ganz anderen Welt und wir haben in dem Moment keinen Einfluss auf ihn. Auch wenn der Hund bereits an uns vorbei gelaufen ist, wird meist noch kurz hinterhergebellt. Grade habe ich beobachtet, dass die Ohren zu diesem Zeitpunkt angelegt waren und die Rute gewedelt hat. Von der Hundeschule haben wir bisher gesagt bekommen, wir sollen uns auf die Leine stellen und mit Wasser begrenzen. Das hilft überhaupt nicht und ich fühle mich zudem schlecht dabei. Er schüttelt sich dann kurz und bellt weiter. Ablenkung in Form von Rascheln mit der Leckerlitüte klappt nur sehr selten. Im Freilauf funktioniert alles wunderbar! Nächste Woche haben wir wieder einen Termin in einer (anderen) Hundeschule, in der wir dieses Thema nochmals vertiefen. Da dies aber noch dauert: Hat vielleicht jemand einen Tipp, was wir noch versuchen können? Viele Grüße!
 
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Dogorama-Mitglied
16. Sep. 09:51
Hallo Steffi, ja es ist ein langer Weg😅. Lumi zeigt das von Dir beschriebene Verhalten auch noch manchmal, aber wenn souveräne Hunde und vor allem Halter entgegen kommen,klappt es meistens schon besser. Bei viel Platz hilft bei uns einen weiten Bogen laufen oder Ablenkung. An der Straße wechsel ich falls möglich die Seite und bin selbst so ruhig wie möglich und übe immer noch eine klare Körpersprache und punktgenau körperliche Begrenzung falls nötig. Bei großen Hundest Lumi viel ruhiger als bei kleinen Energienündeln. Was wirklich schwierig ist, sind Teams mit ähnlichen Schwierigkeiten. Sobald ein anderer Mensch seinen Hund kurz nimmt und hecktisch mit Leckerchen vollstopft und ruft ,jetzt könnt ihr vorbei ' dreht Lumi auf. Wir hatten auch Einzeltraining, dass hat für die generelle Leinenführigkeit genützt, aber diese Sitz plus Leckerchen-Technik ist nichts für meinen Hund. Bespritzen mit Wasser wäre für mich die trainingstechnische Kapitulation😉Das hat meine wundervolle Hündin nicht verdient und ich werde es auch anders schaffen
 
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Karin
16. Sep. 18:02
Ich lese gerade das Buch von Mirjam Cordt, Da unsere auch meistens an der Leine ausgeflippt ist. Sie schreibt zwar über Hütehunde , doch was sie erzählt passt auf alle Rassen die Probleme haben. Unsere ist auch unsicher an der Leine und Mirjam hat erklärt das man den Hund in den Arm nehmen soll , um ihm Sicherheit zu geben, ich habe es schon mehrfach angewendet und unsere bleibt ruhig oder wird ruhiger. Das nennt man Bärenumarmung.
 
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Judith
16. Sep. 20:08
Es war eine DOGS Hundeschule, die uns das Wasser „empfohlen“ hat…🙈 Wir sind dann zu einer anderen DOGS „Filiale“ gewechselt, die uns vom Wasser abgeraten hat. Hier scheint es innerhalb eines Anbieters irgendwie verschiedene Auffassungen zu geben😬
Es kommt darauf an, wieso er so reagiert. Meine ist an der Leine auch fremden Hunden gegenüber sehr aggressiv. Aber sie reagiert so weil sie total unsicher ist. Ich wollt es auch erst mit Wasser versuchen, hab mir dann aber eine Verhaltenstherapeutin für Hunde besorgt. Die sagte mir dann das man Wasser auf keinem Fall für unsichere Hunde nehmen soll, denn das verstärkt es noch mehr.
 
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Miriam
16. Sep. 21:05
Eine (von mehreren meiner Trainer/innen) meinte mal: Sing ein Lied bei einer Hundebegnungen. Es hat gar nichts genützt! Überhaupt ist es sehr sehr schwierig einen wirklich guten Trainer zu finden- so viele Ideologien... Gibt es wirklich mehr verhaltensauffällige Hunde als früher und tragen Hunde Trainer dazu bei? Ich würde kühn zustimmen
Ich denke das Hauptproblem liegt an den heutigen Anforderungen, die wir an unsere Hunde stellen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es „früher“ einfach Hunde gab, die unverträglich sind und man hat es halt so hingenommen. Andere Hundehalter haben ihren eigenen Hund halt angeleint, wenn sie dem Pöbler begegnet sind. Daher denke ich nicht, dass es heute mehr „Aggro-Hunde“ gibt als früher, sie werden von der Gesellschaft nur immer weniger geduldet. Ein Hund darf nicht mehr kommunizieren. Außerdem soll ein Hund heutzutage alles mitmachen müssen… ins Restaurant, aufs Stadtfest… und muss mit jedem Hund spielen wollen… Auch wenn früher gerade in Bezug auf Hundeerziehung sicherlich nicht alles so toll war (Stachelwürger & Co), so durften die Hunde irgendwie noch mehr „Hund“ sein.
 
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Dogorama-Mitglied
16. Sep. 21:14
Ich könnte dir meinen Dienst als Tierkommunikatorin anbieten. Im Gespräch mit deinem Hund kann ich fragen was dahinter steckt und warum die Hundebegegnungen so schwer für deinen Hund ist. LG Dagmar
Danke aber das wissen wir warum es ihm so schwer fällt und was der Auslöser war, das bedarf keiner Telepathie. Auch wie ich schon schrieb befinden wir uns in Kommunikation mit unserem Hund körpersprachlich. Rocket macht super Fortschritte und ist gut dabei, entspannt durchs Leben zu gehen.
 
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Dogorama-Mitglied
16. Sep. 21:29
Wenn ich das wüsste! Wahrscheinlich waren wir nicht konsequent genug und haben so diese Situationen herbeigeführt…?!
Genau die gleiche Situation haben wir auch mit unserem 2 jährigen Labrador. Ich bin grad richtig dankbar für deine Frage und den Threat hier... Ich war irgendwann nämlich mindestens genauso frustriert, wie der Hund in solchen Situationen und dann hat es sich glaube ich einfach hochgeschaukelt. Ich bin oft Menschen (ohne Hund, wohlgemerkt) begegnet, die mich angemeckert haben, wenn er gebellt hat oder aufgeregt war, und hab schnell eine richtig deutliche Abwehrhaltung gegen sämtliche Menschen entwickelt, die mir begegnen, wenn ich mit Hund unterwegs bin. Obwohl wirklich vieles sehr schnell gut geklappt hat, da ich einfach immer Freude am Üben hatte und wir in der Stadt wohnen, wo jeden Tag alles spannend und eine einzige Übung ist 😂 Irgendwann hat er bei Hundebegegnungen angefangen, zu bellen und seine Grenzen, bzw. Meine Konsequenz zu testen und Joa, ich hab zu spät gemerkt, dass es ein Machtspielchen war und jetzt sind wir genau an deinem Punkt. Wir haben verschiedeney ausprobiert, auch die Wasserflasche, mit der ich gar nicht zurecht kam weil es sich für mich persönlich unnatürlich angefühlt hat. Was meistens ganz gut klappt ist die körpersprachliche Regulierung und wenn die Situation es erlaubt, so oft mit Abstand Kehrtwende machen und die Situation so oft neu beginnen, bis es so klappt, dass ich zufrieden bin. So, sorry für den langen Beitrag, aber mir fällt echt immer wieder ein Stein vom herzen, wenn ich lese, dass ich nicht komplett alleine bin mit meiner Baustelle 🙈
 
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Dogorama-Mitglied
16. Sep. 21:42
Mir hat die Methode von Martin Rütter geholfen. Schau dir doch mal seine Videos dazu an. Ich finde seine Einstellung dazu super, konnte meine Hündin die echt krass drauf war überzeugen das es meine Aufgabe ist bei Hundebegegnungen zu handeln. Wünsche dir viel Kraft und innere Ruhe
 
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Reiner
17. Sep. 14:52
Ich habe bei meinem Hündchen eine gleich gelagerte Herausforderung. Es gibt viele oder aber auch keine passende Antwort. Ich habe meinen Hund (3 1/2 Jahre, 15 kg, aus einer Pflegestelle) einmal sehr genau beobachtet. Manchmal ist sie total desinteressiert, ein andermal schaut sie zunächst interessiert. Was sie unberechenbar macht, sehr übel! Das steigert sich, sie will zu dem anderen Hund oder auch Mensch. Nicht unbedingt bösartig. Sie will einen Kontakt, und je mehr ich versuche, das zu unterbinden, um so heftiger wird die Nummer. Bis hin zum wilden Getobe und Gekläffe. Und jetzt kommen die Zauberwörter: Frustrationstoleranz und Impulskontrolle. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Das lässt sich sehr leicht üben und führt zumindest bei meinem Goldstückchen zum Erfolg, quasi durch die Hintertür. Es beginnt mit dem Kommando "Bleib". Damit kann man beides gut trainieren. Bei Diguniversity gibs dazu Videos. Bei uns hats ziemlich schnell geklappt.
 
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Reiner
17. Sep. 15:09
Genau die gleiche Situation haben wir auch mit unserem 2 jährigen Labrador. Ich bin grad richtig dankbar für deine Frage und den Threat hier... Ich war irgendwann nämlich mindestens genauso frustriert, wie der Hund in solchen Situationen und dann hat es sich glaube ich einfach hochgeschaukelt. Ich bin oft Menschen (ohne Hund, wohlgemerkt) begegnet, die mich angemeckert haben, wenn er gebellt hat oder aufgeregt war, und hab schnell eine richtig deutliche Abwehrhaltung gegen sämtliche Menschen entwickelt, die mir begegnen, wenn ich mit Hund unterwegs bin. Obwohl wirklich vieles sehr schnell gut geklappt hat, da ich einfach immer Freude am Üben hatte und wir in der Stadt wohnen, wo jeden Tag alles spannend und eine einzige Übung ist 😂 Irgendwann hat er bei Hundebegegnungen angefangen, zu bellen und seine Grenzen, bzw. Meine Konsequenz zu testen und Joa, ich hab zu spät gemerkt, dass es ein Machtspielchen war und jetzt sind wir genau an deinem Punkt. Wir haben verschiedeney ausprobiert, auch die Wasserflasche, mit der ich gar nicht zurecht kam weil es sich für mich persönlich unnatürlich angefühlt hat. Was meistens ganz gut klappt ist die körpersprachliche Regulierung und wenn die Situation es erlaubt, so oft mit Abstand Kehrtwende machen und die Situation so oft neu beginnen, bis es so klappt, dass ich zufrieden bin. So, sorry für den langen Beitrag, aber mir fällt echt immer wieder ein Stein vom herzen, wenn ich lese, dass ich nicht komplett alleine bin mit meiner Baustelle 🙈
Zumindest bei meinem Hündchen habe ich mit Methode Kehrtwende udgl. nur geringen Erfolg gehabt. Leinenzerren führt zur Eskalation. Man muss nach Möglichkeit Ruhe in die Situation bringen und nicht noch mittoben. Man darf auch nicht meinen, sich durch lautstarkes oder gar brutales Massregeln beim "Opfer" entschuldigen zu müssen. "Entschuldigung, wir lernen noch" ist viel einfacher. Es ist mein Hund und ich entscheide letztendlich über meine Erziehungsmethoden, nicht irgendein Passant.
 
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Reiner
17. Sep. 15:12
Ich denke das Hauptproblem liegt an den heutigen Anforderungen, die wir an unsere Hunde stellen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es „früher“ einfach Hunde gab, die unverträglich sind und man hat es halt so hingenommen. Andere Hundehalter haben ihren eigenen Hund halt angeleint, wenn sie dem Pöbler begegnet sind. Daher denke ich nicht, dass es heute mehr „Aggro-Hunde“ gibt als früher, sie werden von der Gesellschaft nur immer weniger geduldet. Ein Hund darf nicht mehr kommunizieren. Außerdem soll ein Hund heutzutage alles mitmachen müssen… ins Restaurant, aufs Stadtfest… und muss mit jedem Hund spielen wollen… Auch wenn früher gerade in Bezug auf Hundeerziehung sicherlich nicht alles so toll war (Stachelwürger & Co), so durften die Hunde irgendwie noch mehr „Hund“ sein.
Ein Hund soll und darf kommunizieren, nur eben vernünftig. Und über das wann und mit wem entscheide ich und nicht der Hund. Das muss er halt lernen. Und Herrchen/Frauchen auch