Hm. Auf die Gefahr hin, dass mich ein shitstorm erreicht hier meine Antwort:
Meine Hunde sind soooo robust im Wesen, die haben einen ganz starken Willen und brauchen wirklich eine klare Führung. Ich musste für uns drei echt einen Weg finden, wie wir gut miteinander klar kommen. Mich hat eine ganze Zeit lang sehr, sehr unter Druck gesetzt, dass einem von allen Seiten vermittelt wird, dass man „seinen Hund abholen soll“, er „nicht das Vertrauen verlieren darf“ und ähnliches. Das ist erstens alles vollkommen klar und stelle ich zweitens nicht im mindesten in frage. Es bedeutet aber nicht, dass der Hund tun darf, was er will und ich ständig für mich auf der Suche sein muss, was ich denn nun schon wieder in meinem Management falsch gemacht haben könnte und die Hunde damit in eine für sie unangenehme Situation gebracht haben könnte….Erst recht nicht, wenn es durch Zuviel unkontrollierte impulsivität echt gefährlich wird. Ich habe irgendwann zu meinem eigenen seelischen und körperlichen Schutz zugelassen, meine Hunde meine Wut über absolutes Fehlverhalten verbal spüren zu lassen.
Bevor ich weiter erkläre, was meine ich mit Fehlverhalten: Beispiel wir gehen an der Straße bei Fuß. Das können beide super. Es ist stürmisch, ein Laubblatt fliegt und die kleine rastet aus und schießt zum Blatt und kugelt mir fast die Schulter aus oder reißt mich gar um. In so einer Situation lasse ich zu, dass ich genau dann mit situationsbedingter Wut in der Stimme „HÖR AUF!“ sage.
Wenn ich nun zu meinen Hunden „hör auf!“ sage, dann kann ich diese Stimmung aus der ursprungssituation reproduzieren und abgemildert in meine Stimme legen und so auch vom Fahrersitz nach hinten für Ruhe auf der Rückbank sorgen.
Das kann man bestimmt auch gezielt und „nett“ aufbauen, nicht aversiv; bei uns ist es zufällig zu einem richtig gut funktionierenden markerwort geworden.
Ich finde nicht, dass das einen Shitstorm verdient hätte. Du kennst deine Hunde sicherlich am besten und ein klares Nein oder auch mal ein körpersprachliches Blocken sind keine Tierquälerei.
Trotzdem muss ich dir sagen, dass du bei meinem Hund mit dieser Methode ordentliche Probleme hättest. Das weiß ich daher, weil ich es lange so probiert habe, weil ich mich nämlich unter Druck gesetzt gefühlt habe, einem Urtypen gerecht zu werden und es den anderen zu beweisen, dass ich eine fähige Hundeführerin bin. Das ging ordentlich nach hinten los, denn bei aversiven Methoden und Korrekturen stellt sich halt auch immer die Frage der Fairness. Ist es fair, mit dem Kind zu schimpfen, wenn es in der 3. Klasse noch keine Ableitung 3. Grades versteht? Ist es dann gerechtfertigt, zu motzen und zu sagen, dass es sich endlich konzentrieren soll?
Das ist zwar sehr menschlich gedacht, aber im Prinzip doch ähnlich beim Hund. Ein pubertärer Hund kann sich einfach noch nicht zu lange konzentrieren. Die ganzen Gerüche sind doch total aufregend und wenn dann noch ein anderer Hund sehr nahe ist, knallen da die Synpasen gerne mal durch. Das heißt nicht, dass man das weglachen sollte, sondern halt nochmal ein paar Schritte zurück gehen und einfachere Situationen üben sollte, bis die ordentlich sitzen.
Deshalb finde ich es super schwer, Personen über das Internet zu raten, sie sollen „strenger, konsequenter und deutlicher“ werden. Man weiß ja gar nicht, warum der Hund sich so verhält und ob er denn der Situation überhaupt schon gewachsen ist.
Im Zweifelsfall hat die Person nämlich ähnliche Fehler wie ich gemacht, wollte zu viel zu schnell vom Hund, korrigiert dann unfair und der Hund geht in Gegenwehr und dann ist die Kacke am Dampfen. 🙈