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Simone
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 543
zuletzt 31. Mai

Gewaltfrei erziehen

Ich möchte einmal ein fiktives Szenario entwerfen : Ich erziehe mein Kind mit der Methode "Wasserspritzflasche" damit es tut was ich sage. Das wird funktionieren bis das Kind einen Kopf größer ist als ich. Auch einem nervigen Kollegen oder gar meinem Chef gegenüber wäre meine Methode nicht angebracht. Spätestens jetzt bräuchte ich eine sinnvolle Methode um meine Forderungen durchzusetzen, nämlich Kommunikation, Argumentation und adäquate Konsequenzen basierend auf Verständnis. Warum glauben manche, dass das bei der Hundeerziehung anders ist? Ich bin der Meinung, jeder Mensch, jedes Nutz- und Haustier haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Denn Gewalt funktioniert (leider) nur bei kleinen, schwächeren Menschen oder Tieren, aber wehe wenn die groß werden! Gerne lese ich dazu eure Meinungen....
 
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Simone
27. Mai 11:05
Wie versprochen, der Text ❤️: Teil 5 „Schreckreize“ Kommen wir doch mal zu den Strafen, die oft nicht als solche angesehen werden, da sie keine körperliche Gewalt beinhalten. Trotzdem handelt es sich bei den Schreckreizen um eine Strafe: wir fügen einem unerwünschten Verhalten etwas Unangenehmes zu, damit das Verhalten nicht mehr ausgeführt wird. Also eine positive Strafe! Ok, soweit sind wir uns also einig. Dann schauen wir doch mal, was es alles an Schreckreizen so gibt: - Da haben wir zunächst die berühmte Wasserflasche - Die Rüttelflasche wird auch gerne eingesetzt - Wurfketten oder –discs kennen ebenfalls viele - Ein Anschreien zählt dazu - Ebenso ein anstupsen, kneifen, plötzliches Berühren Also alles, was plötzlich und unerwartet auf den Hund einwirkt. In welchen Situationen gebrauchen wir Schreckreize? - In Momenten, wenn er nicht ansprechbar ist. Das kann alles Mögliche sein. Vom „bis über beide Ohren im Mauseloch stecken“, über Wild beobachten, den Erzfeind fixieren, an einer hochinteressanten Schnüffelstelle festkleben. Sprich, immer wenn unser Hund in eine andere Welt abgetaucht ist. - Hunde, die gerne auf andere Hunde losgehen, werden oft mit einem Wasserstrahl aus der Sprühflasche „korrigiert“. - Das Gleiche gilt für verbellen fremder Menschen oder Gegenständen. - Übersprunghandlungen werden oft nicht als solche erkannt und mit Schreckreizen sollen sie verhindert werden. - Jagdverhalten wird auch oft versucht, mit Wurfgeschossen zu unterbinden. - Bei „unangebrachten“ Lautäußerungen kommt auch gerne der Rat, dem Hund etwas vor die Füße zu werfen. Wenn wir jetzt mal so über die Liste gucken, stellen wir fest, dass diese Schreckreize oft eingesetzt werden, wenn der Hund in einem „Tunnel“ steckt, also nicht auf uns reagieren kann. In den Augen der Befürworter dieser Maßnahmen macht es Sinn, den Hund durch ein Erschrecken wieder in die reale Welt zu holen. Ist ja auch viel einfacher, ihm eine Rüttelflasche vor die Füße zu werfen, als sich mal Gedanken darüber zu machen, warum unser Hund gerade nicht ansprechbar ist. Und noch mehr Mühe macht es, nach Strategien und Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Aber da kommen wir später noch drauf zu sprechen. Zunächst sollten wir erst einmal darüber nachdenken, was diese Schreckreize beim Hund anrichten! - Auf Dauer schaffen wir uns einen dauergestressten Hund. - Das Vertrauen unseres Hundes in uns wird gemindert, wenn es nicht sogar gänzlich verloren geht! - Vor Schreck kann es passieren, dass der Hund reflexartig wegläuft oder um sich beißt - Bei Hunden, die durch Vererbung oder einen Unfall neurologische Defizite haben, diese müssen nicht zwingend bekannt sein, können Schreckreize epileptische Anfälle auslösen. - Unsicherheiten beim Hund, auch in anderen Situationen, werden gefördert! - Die Hunde werden unberechenbar. Das soll heißen, sie reagieren mit der Zeit auf Auslöser, die von uns nicht als solche erkannt werden, teilweise hochgradig aggressiv! Das sind dann diese Situationen, in denen wir ganz erschrocken sagen: „Das hat er noch nie gemacht!“. - Die Impulskontrolle ist weg, da der Hund nicht mehr die Sicherheit hat, vorher aufgetretenen Stress in Ruhe verarbeiten zu können. Warum haben diese Erziehungsmethoden solche Auswirkungen auf unsere Hunde? Klingt doch eigentlich alles ein wenig übertrieben, oder? Stellt euch doch mal folgende Situationen vor: Ihr lest ein sagenhaft spannendes Buch. Ein Familienmitglied spricht euch an. Ihr seid aber so in das Buch vertieft, dass ihr es nicht mitbekommt. Auf einmal kneift er euch in den Oberarm. Zwei Stunden später beobachtet ihr ganz fasziniert und völlig versunken das Spiel zweier Kinder. Wieder kommt jemand und spricht euch an, wieder bekommt ihr das nicht mit.Klatsch! Euch fliegt eine Kette vor die Füße! Mittags seid ihr beim Einkaufen und steht überlegend vor einem Regal. Das Familienmitglied kommt von hinten und piekst euch ungeduldig den Zeigefinger in die Seite. Am Nachmittag seht ihr euren verhassten Nachbarn und schimpft wütend vor euch hin. Euer Familienmitglied findet euer Verhalten peinlich und Platsch! Habt ihr einen Schwall Wasser im Gesicht!Abend, ihr sitzt gemütlich vor dem Fernseher. Das Telefon klingelt. Boah, das stresst jetzt aber! Eigentlich hattet ihr euch auf ein paar Minuten Ruhe gefreut. Ihr brummelt genervt vor euch hin. Dafür wirft unser allseits geliebtes Familienmitglied die Zeitung nach euch. Und so geht es Tag für Tag! Ihr habt keine Möglichkeit, dem zu entgehen! Ihr seid dem ganzen Terror hilflos ausgeliefert! Vertrauen? In wen denn? Impulskontrolle? Woher nehmen? Ruhezeiten? Wann denn? Sicherheit? Wo findet ihr die? Überlegtes Handeln? Wie denn? Na, immer noch der Meinung, alles übertrieben? Nee, nicht wirklich! Ja, aber was haben wir denn für Möglichkeiten, wenn unser Hund nicht ansprechbar ist? Wenn er kläffend in der Leine hängt? Wenn er da sitzt und fixiert? Wenn er uns anspringt, in die Leine beißt, dem Besuch an die Hose geht? Wenn er ständig fiept, knurrt, bellt? Für alle Verhaltensweisen, die der Hund zeigt und von denen wir meinen, wir könnten sie mit Erschrecken korrigieren, gibt es freundliche, nette, positive Trainingsansätze! Wir können ein Entspannungssignal aufbauen, um ihn für einen Moment wieder in die reale Welt zurück zu holen und ihm dann ein Alternativverhalten anbieten. Wir können auch ein Spiel beginnen, um ihn wieder daran zu erinnern, dass wir auch noch da sind. Das 10 Leckerchenspiel ist da eine ganz tolle Sache. Im Training gibt es eine ganze Reihe von Signalen, die wir aufbauen können, damit unser Hund sich für einen Moment vom Auslöser abwenden kann. Das Umorientierungs- oder Aufmerksamkeitssignal, der Geschirrgriff. Man kann bestimmte Markerworte einführen, die eine ganz bestimmte, bedürfnisorientierte Belohnung ankündigen. An Leinenaggression, Jagdverhalten, draußen gefundenes Futter verschlingen und verbellen fremder Menschen kann man trainieren! Da brauche ich keine Wasserflasche und auch keine Wurfdisc! Außerdem ist es wichtig, den Alltag mal zu checken, wenn wir einen Hund haben, der oft sehr unruhig ist oder zu Übersprunghandlungen neigt. Die Ruhe- und Schlafphasen sind da sehr wichtig! Hat euer Hund die Möglichkeit, und nutzt diese auch, ca 18 Stunden am Tag zu ruhen? Gibt es weitere Stressoren bei euch daheim? Kinder? Häufiger Besuch? Der Nachbarshund? Verträgt der Hund sein Futter? Oder hat er vielleicht Bauchweh? Vielleicht auch mal die Schilddrüsenwerte überprüfen lassen! Übt ihr so „nette“ Sachen, wie eine Wurst auf der (Hunde)Nase zu balancieren? (Kostet Impulskontrolle ohne Ende und taugt zu nichts!)? Nochmal Stichwort „“Übersprunghandlungen“, diese zeigt ein Hund häufig, wenn ihm eine Sache über den Kopf wächst! Es kann sein, dass das Training zu lang oder zu anstrengend war. Oder vielleicht war der Spaziergang überfüllt mit Eindrücken oder Gerüchen? Es könnte auch sein, dass ihm im Moment die Nähe anderer Hunde oder Menschen zu viel ist! Ein Hund, der plötzlich anfängt, uns anzuspringen, in die Leine zu beißen oder sogar nach uns zu schnappen, ist nicht dominant, wie es gerne dargestellt wird (zum Thema Dominanz wird es noch einen eigenen Artikel geben!), in vielen Fällen braucht er einfach nur mal eine Pause! Man könnte jetzt sagen, nöö das ist mir alles zu viel! Warum soll ich mühsam ein Signal aufbauen, viel Zeit und auch Rückschläge investieren? Die Wurfkette nimmt nicht viel Platz in meiner Tasche ein, und ich weiß, es funktioniert! Ja klar funktioniert das! Für den einen Moment! Und was ist zwei Meter weiter, beim nächsten Auslöser? Da fliegt dann wieder die Kette? Und zehn Meter weiter wieder, wenn unser Hund ein weggeworfenes Schulbrot findet? Ein Hundeleben lang!! Von den Nebenwirkungen, die wir oben schon erläutert haben, mal ganz abgesehen! Da nehme ich mir doch gerne die Zeit und trainiere mit meinem Hund das eine oder andere Signal! Ganz abgesehen davon, kann man daraus auf dem Spaziergang auch ein Spielchen machen. Training macht Spaß und den kann ich doch auch beim Gassi mit meinem Hund haben. Aber auch das positive Training hat Nebenwirkungen! Ich bekomme einen Hund, der in vielen, vorher nicht möglichen, Situationen ansprechbar ist und sich umlenken lässt! Ich habe einen Hund daheim, der nicht sofort austickt, wenn eine Fliege an der Wand krabbelt! Mein Hund kann bis ins hohe Alter gelassener mit ihm fremden Situationen klarkommen und ist nicht gleich ein Nervenbündel, nur, weil ich mal husten muss! Mein Hund ist gerne in meiner Nähe und schreckt nicht bei der kleinsten Bewegung, die ich mache, hoch! Die Entscheidung liegt bei euch: wollt ihr einen gelassenen Hund? Einen der euch auch in ungewohnten Situationen vertraut? Der die Möglichkeit hat und nutzt, Stress „weg zu schlafen“ und körperlich und geistig gestärkt die kommenden Aufgaben meistern möchte und kann? Dann nehmt euch die Zeit und helft eurem Hund! Durch Achtsamkeit, durch Geduld, durch Einfühlungsvermögen, durch Liebe! Euer Hund wird es euch danken! Sein Leben lang! Autor Birgit Fey
Das ist das beste was ich hier gelesen habe, vielen Dank für diesen wundervollen Beitrag!
 
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Dogorama-Mitglied
27. Mai 11:09
Das ist das beste was ich hier gelesen habe, vielen Dank für diesen wundervollen Beitrag!
Gerne doch! Mir liegt viel daran solch schöne Zeilen zu teilen.
 
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Petra
27. Mai 11:10
Da bin ich voll bei Dir...wird mir auch viel zu oft zu geraten...wo es mit Sicherheit auch anders geht...ist halt schnell und effektiv 🙈
 
Beitrag-Verfasser
Bea
27. Mai 11:17
Wie versprochen, der Text ❤️: Teil 5 „Schreckreize“ Kommen wir doch mal zu den Strafen, die oft nicht als solche angesehen werden, da sie keine körperliche Gewalt beinhalten. Trotzdem handelt es sich bei den Schreckreizen um eine Strafe: wir fügen einem unerwünschten Verhalten etwas Unangenehmes zu, damit das Verhalten nicht mehr ausgeführt wird. Also eine positive Strafe! Ok, soweit sind wir uns also einig. Dann schauen wir doch mal, was es alles an Schreckreizen so gibt: - Da haben wir zunächst die berühmte Wasserflasche - Die Rüttelflasche wird auch gerne eingesetzt - Wurfketten oder –discs kennen ebenfalls viele - Ein Anschreien zählt dazu - Ebenso ein anstupsen, kneifen, plötzliches Berühren Also alles, was plötzlich und unerwartet auf den Hund einwirkt. In welchen Situationen gebrauchen wir Schreckreize? - In Momenten, wenn er nicht ansprechbar ist. Das kann alles Mögliche sein. Vom „bis über beide Ohren im Mauseloch stecken“, über Wild beobachten, den Erzfeind fixieren, an einer hochinteressanten Schnüffelstelle festkleben. Sprich, immer wenn unser Hund in eine andere Welt abgetaucht ist. - Hunde, die gerne auf andere Hunde losgehen, werden oft mit einem Wasserstrahl aus der Sprühflasche „korrigiert“. - Das Gleiche gilt für verbellen fremder Menschen oder Gegenständen. - Übersprunghandlungen werden oft nicht als solche erkannt und mit Schreckreizen sollen sie verhindert werden. - Jagdverhalten wird auch oft versucht, mit Wurfgeschossen zu unterbinden. - Bei „unangebrachten“ Lautäußerungen kommt auch gerne der Rat, dem Hund etwas vor die Füße zu werfen. Wenn wir jetzt mal so über die Liste gucken, stellen wir fest, dass diese Schreckreize oft eingesetzt werden, wenn der Hund in einem „Tunnel“ steckt, also nicht auf uns reagieren kann. In den Augen der Befürworter dieser Maßnahmen macht es Sinn, den Hund durch ein Erschrecken wieder in die reale Welt zu holen. Ist ja auch viel einfacher, ihm eine Rüttelflasche vor die Füße zu werfen, als sich mal Gedanken darüber zu machen, warum unser Hund gerade nicht ansprechbar ist. Und noch mehr Mühe macht es, nach Strategien und Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Aber da kommen wir später noch drauf zu sprechen. Zunächst sollten wir erst einmal darüber nachdenken, was diese Schreckreize beim Hund anrichten! - Auf Dauer schaffen wir uns einen dauergestressten Hund. - Das Vertrauen unseres Hundes in uns wird gemindert, wenn es nicht sogar gänzlich verloren geht! - Vor Schreck kann es passieren, dass der Hund reflexartig wegläuft oder um sich beißt - Bei Hunden, die durch Vererbung oder einen Unfall neurologische Defizite haben, diese müssen nicht zwingend bekannt sein, können Schreckreize epileptische Anfälle auslösen. - Unsicherheiten beim Hund, auch in anderen Situationen, werden gefördert! - Die Hunde werden unberechenbar. Das soll heißen, sie reagieren mit der Zeit auf Auslöser, die von uns nicht als solche erkannt werden, teilweise hochgradig aggressiv! Das sind dann diese Situationen, in denen wir ganz erschrocken sagen: „Das hat er noch nie gemacht!“. - Die Impulskontrolle ist weg, da der Hund nicht mehr die Sicherheit hat, vorher aufgetretenen Stress in Ruhe verarbeiten zu können. Warum haben diese Erziehungsmethoden solche Auswirkungen auf unsere Hunde? Klingt doch eigentlich alles ein wenig übertrieben, oder? Stellt euch doch mal folgende Situationen vor: Ihr lest ein sagenhaft spannendes Buch. Ein Familienmitglied spricht euch an. Ihr seid aber so in das Buch vertieft, dass ihr es nicht mitbekommt. Auf einmal kneift er euch in den Oberarm. Zwei Stunden später beobachtet ihr ganz fasziniert und völlig versunken das Spiel zweier Kinder. Wieder kommt jemand und spricht euch an, wieder bekommt ihr das nicht mit.Klatsch! Euch fliegt eine Kette vor die Füße! Mittags seid ihr beim Einkaufen und steht überlegend vor einem Regal. Das Familienmitglied kommt von hinten und piekst euch ungeduldig den Zeigefinger in die Seite. Am Nachmittag seht ihr euren verhassten Nachbarn und schimpft wütend vor euch hin. Euer Familienmitglied findet euer Verhalten peinlich und Platsch! Habt ihr einen Schwall Wasser im Gesicht!Abend, ihr sitzt gemütlich vor dem Fernseher. Das Telefon klingelt. Boah, das stresst jetzt aber! Eigentlich hattet ihr euch auf ein paar Minuten Ruhe gefreut. Ihr brummelt genervt vor euch hin. Dafür wirft unser allseits geliebtes Familienmitglied die Zeitung nach euch. Und so geht es Tag für Tag! Ihr habt keine Möglichkeit, dem zu entgehen! Ihr seid dem ganzen Terror hilflos ausgeliefert! Vertrauen? In wen denn? Impulskontrolle? Woher nehmen? Ruhezeiten? Wann denn? Sicherheit? Wo findet ihr die? Überlegtes Handeln? Wie denn? Na, immer noch der Meinung, alles übertrieben? Nee, nicht wirklich! Ja, aber was haben wir denn für Möglichkeiten, wenn unser Hund nicht ansprechbar ist? Wenn er kläffend in der Leine hängt? Wenn er da sitzt und fixiert? Wenn er uns anspringt, in die Leine beißt, dem Besuch an die Hose geht? Wenn er ständig fiept, knurrt, bellt? Für alle Verhaltensweisen, die der Hund zeigt und von denen wir meinen, wir könnten sie mit Erschrecken korrigieren, gibt es freundliche, nette, positive Trainingsansätze! Wir können ein Entspannungssignal aufbauen, um ihn für einen Moment wieder in die reale Welt zurück zu holen und ihm dann ein Alternativverhalten anbieten. Wir können auch ein Spiel beginnen, um ihn wieder daran zu erinnern, dass wir auch noch da sind. Das 10 Leckerchenspiel ist da eine ganz tolle Sache. Im Training gibt es eine ganze Reihe von Signalen, die wir aufbauen können, damit unser Hund sich für einen Moment vom Auslöser abwenden kann. Das Umorientierungs- oder Aufmerksamkeitssignal, der Geschirrgriff. Man kann bestimmte Markerworte einführen, die eine ganz bestimmte, bedürfnisorientierte Belohnung ankündigen. An Leinenaggression, Jagdverhalten, draußen gefundenes Futter verschlingen und verbellen fremder Menschen kann man trainieren! Da brauche ich keine Wasserflasche und auch keine Wurfdisc! Außerdem ist es wichtig, den Alltag mal zu checken, wenn wir einen Hund haben, der oft sehr unruhig ist oder zu Übersprunghandlungen neigt. Die Ruhe- und Schlafphasen sind da sehr wichtig! Hat euer Hund die Möglichkeit, und nutzt diese auch, ca 18 Stunden am Tag zu ruhen? Gibt es weitere Stressoren bei euch daheim? Kinder? Häufiger Besuch? Der Nachbarshund? Verträgt der Hund sein Futter? Oder hat er vielleicht Bauchweh? Vielleicht auch mal die Schilddrüsenwerte überprüfen lassen! Übt ihr so „nette“ Sachen, wie eine Wurst auf der (Hunde)Nase zu balancieren? (Kostet Impulskontrolle ohne Ende und taugt zu nichts!)? Nochmal Stichwort „“Übersprunghandlungen“, diese zeigt ein Hund häufig, wenn ihm eine Sache über den Kopf wächst! Es kann sein, dass das Training zu lang oder zu anstrengend war. Oder vielleicht war der Spaziergang überfüllt mit Eindrücken oder Gerüchen? Es könnte auch sein, dass ihm im Moment die Nähe anderer Hunde oder Menschen zu viel ist! Ein Hund, der plötzlich anfängt, uns anzuspringen, in die Leine zu beißen oder sogar nach uns zu schnappen, ist nicht dominant, wie es gerne dargestellt wird (zum Thema Dominanz wird es noch einen eigenen Artikel geben!), in vielen Fällen braucht er einfach nur mal eine Pause! Man könnte jetzt sagen, nöö das ist mir alles zu viel! Warum soll ich mühsam ein Signal aufbauen, viel Zeit und auch Rückschläge investieren? Die Wurfkette nimmt nicht viel Platz in meiner Tasche ein, und ich weiß, es funktioniert! Ja klar funktioniert das! Für den einen Moment! Und was ist zwei Meter weiter, beim nächsten Auslöser? Da fliegt dann wieder die Kette? Und zehn Meter weiter wieder, wenn unser Hund ein weggeworfenes Schulbrot findet? Ein Hundeleben lang!! Von den Nebenwirkungen, die wir oben schon erläutert haben, mal ganz abgesehen! Da nehme ich mir doch gerne die Zeit und trainiere mit meinem Hund das eine oder andere Signal! Ganz abgesehen davon, kann man daraus auf dem Spaziergang auch ein Spielchen machen. Training macht Spaß und den kann ich doch auch beim Gassi mit meinem Hund haben. Aber auch das positive Training hat Nebenwirkungen! Ich bekomme einen Hund, der in vielen, vorher nicht möglichen, Situationen ansprechbar ist und sich umlenken lässt! Ich habe einen Hund daheim, der nicht sofort austickt, wenn eine Fliege an der Wand krabbelt! Mein Hund kann bis ins hohe Alter gelassener mit ihm fremden Situationen klarkommen und ist nicht gleich ein Nervenbündel, nur, weil ich mal husten muss! Mein Hund ist gerne in meiner Nähe und schreckt nicht bei der kleinsten Bewegung, die ich mache, hoch! Die Entscheidung liegt bei euch: wollt ihr einen gelassenen Hund? Einen der euch auch in ungewohnten Situationen vertraut? Der die Möglichkeit hat und nutzt, Stress „weg zu schlafen“ und körperlich und geistig gestärkt die kommenden Aufgaben meistern möchte und kann? Dann nehmt euch die Zeit und helft eurem Hund! Durch Achtsamkeit, durch Geduld, durch Einfühlungsvermögen, durch Liebe! Euer Hund wird es euch danken! Sein Leben lang! Autor Birgit Fey
Sehr schöner Text, danke dafür... heutzutage fehlt es leider vielen Menschen an der Geduld, schnelle Erfolge in der Erziehung - das ist es was gewünscht wird. Schnell, wie unsere Menschenwelt eben ist...
 
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Dogorama-Mitglied
27. Mai 11:23
Sehr schöner Text, danke dafür... heutzutage fehlt es leider vielen Menschen an der Geduld, schnelle Erfolge in der Erziehung - das ist es was gewünscht wird. Schnell, wie unsere Menschenwelt eben ist...
Ja... Ach, ich war selbst auch schon oft verzweifelt und habe dann Methoden angewandt, die das Training letztlich nur erschwert haben und uns das Leben schwerer machten. Ich kann das schon nachvollziehen, dass man manchmal nicht weiter weiß. Aber am Ende sind solche Methoden einfach nur unfair und bequem.
 
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Dimitri
27. Mai 11:26
Zwischenfrage: Würdet ihr gerne von Frauchen / Herrchen so erzogen werden, wie ihr eure Hunde erzieht oder hier beschreibt? Oder würdet ihr euch wünschen, dass er/sie sich sanftere Methoden ausdenkt, damit ihr verstehen könnt, was er/sie von euch will?
Das ist eine tolle Frage.

Ich benutze die Wasserflasche und bin gleichzeitig vollkommen dagegen. Cookie bekommt durchaus in ganz bestimmten Momenten einen Spritzer Wasser VOR die Schnauze. Ein Piekser, ein Ruck, Leckerli, Spielzeug oder sprechen hilft in einigen Situationen überhaupt nicht. Wenn er sich mit einem anderen Rüden gegenseitig fixiert, können ansonsten nichts machen. Besonders wenn der andere Rüde auch noch pubertiert. Ich möchte auch nicht jedem Hund präventiv aus dem Weg gehen. Meistens funktioniert es dann mit einem Spielzeug und etwas flirten, doch selten kommt es vor, dass zwei Rüden sich totstarren und keinen Meter bewegen. Mit einem Spritzer Wasser (NICHT auf den Hund!) können wir ihn aus seinem Tunnel ziehen und dann auch belohnen und versuchen ohne viel Ärger am anderen Hund vorbeizugehen. Angst hat er weder vor Wasser, noch vor der Flasche. Im Gegenteil, er trinkt auch problemlos aus der Flasche.

Sobald aber die Wasserflasche als Strafe verwendet wird, bin ich absolut dagegen. In den meisten meisten Fällen bringen Strafen sowieso nichts. Wir hoffen, dass wir bald aus der Pubertät sind und die Wasserflasche zu Hause lassen können.

Um zur Frage zurück zu kommen: ich würde ziemlich gerne Plätze tauschen😄
 
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Daniela
27. Mai 11:27
Manche hier tun immer so als hätten sie jahrelang Hundepsychologie studiert .Finde ich schrecklich. Ich erwähnte eben das ich vielleicht Fehler gemacht habe und stell mich nicht als Profi hin
 
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Emily
27. Mai 11:35
Allgemein stimme ich dem Konsens zu, treten, schlagen, oder auch den Hund erschrecken geht gar nicht. Ich denke aber das mit der gewaltfreien Erziehung ist immer irgendwie leichter gesagt als getan und der Umgang mit Fehlverhalten muss an den Hund angepasst sein.
Wir haben zum Beispiel ein Exemplar zuhause, das so schüchtern ist, dass ein strenges "hey" ihn von so ziemlich allem was er anstellen will abhält, allerdings ist es wohl kaum empfehlenswert seinen Hund drei Jahre lang auf der Straße leben zu lassen, damit er so viel Angst vor Menschen bekommt, dass die Erziehung leicht fällt.
Nun hatte ich vor kurzem das Vergnügen eine junge Hündin kennenzulernen, die sich von so gar nichts beeindrucken ließ. Rufe haben sie eher angefeuert Dinge anzustellen (sie hat zum Beispiel mit Begeisterung tote Mäuse vom Feld verschlungen, Katzen gejagt und meinen Hund bei jeder Gelegenheit angesprungen) und auch sonst war sie ein ziemlicher Wirbelwind in ihren besten pubertierenden Jahren. Nun kann man darüber streiten, ob nicht in ihrer Welpenzeit ein wenig Strenge geholfen hätte, aber was sollte man nun tun? Alternatives Verhalten war keine Möglichkeit (was kann schon interessanter sein als das Aufstöbern einer toten Maus) und sie kurzfristig ruhig zu stellen, hat eben nur kurzfristig geholfen. Als sie meinen Hund dann zum wiederholten Mal angegangen ist, habe ich sie dann immer bestimmter zurückgedrängt, schließlich mit leichtem Schubsen (erschien mir immer noch besser, als zuzulassen, dass mein Hund der doppelt so groß ist wie sie, sie mit den Zähnen doch mal erwischt) und siehe da zumindest dieses Verhalten hat sie kurz aufgegeben. Natürlich ist es in diesem Fall nicht an mir einen fremden Hund zu erziehen, aber es hat mich schon zum Überlegen gebracht: augenscheinlich lief in ihrer Erziehung nichts fürchterlich falsch, sie war halt einfach ein kleiner Wildfang, wenn also alle positive Verstärkung mit der es laut Besitzer oft probiert wurde nicht hilft, könnte dann evtl. eine Methode wie drr Schnauzgriff, die für meinen ängstlichen Hund, nichts als unnötiges Trauma wäre weiterhelfen? Natürlich würde ich immer versuchen alle anderen Möglichkeiten erst zu probieren und da mein Hund keine ihrer unerwünschten Verhaltensweisen zeigt, kenn ich mich mit diesen bestimmten Trainings nicht aus, aber was ich sagen will ist: man steckt nicht in anderen Hundebesitzern drin und man weiß nicht wie ihre Erziehung bisher gelaufen ist. Ich weiß nicht ob solche Methoden helfen können, aber Leuten Faulheit in der Erziehung vorzuwerfen halte ich nicht für richtig, man weiß ja nicht was alles schon probiert wurde. Was für einen Hund völlig falsch wäre, könnte bei einem anderen evtl. die Lösung bringen, also don't judge. Solange jedes Training das in eine solche Richtung geht vorsichtig unter professioneller Hilfe aufgebaut wurde, kann es genau das richtige sein (außer es ist natürlich körperliche Misshandlung, die den Hund wirklich verletzt oder sowas)
Achso und was mir noch einfällt: jegliche "Abtrainiermethoden" sollten natürlich für den Hund verständlich sein, sowas wie "heute bekommst du kein Abendessen weil du Mist gebaut hast", ist natürlich blanker Unsinn.
Und mal kurz zum anfänglichen Statement "das kann man ja auch nicht bei Kollegen machen": Hunde sind keine Menschen. Einem Menschen kannst du erklären, was er falsch macht und wie er sich bessern könnte, etwas zu dem Hund einfach nicht die geistigen Kapazitäten hat.
Jeder Hund muss zu einem gewissen Grad einfach akzeptieren, dass wir es als Menschen einfach besser wissen als sie und sie deswegen auf uns hören sollten, auch wenn ihnen so gar nicht einleuchtet warum sie nicht über die Straße rennen dürfen um ihre Hundefreunde zu begrüßen. Diskussionen darüber ob an der Leine zurückhalten nicht auch schon Gewalt ist finde ich darum irgendwie überflüssig. Klar man stellt sich über seinen Hund und bevormundet ihn und hält ihn wenn nötig durch Zwang von Dingen ab, aber, dass das so ist sollte eigentlich jedem bewusst sein, der sich einen Hund holt, wer keinem Tier Zwänge auferlegen will, darf eif. kein Haustier halten.
 
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Petra
27. Mai 11:40
Manche hier tun immer so als hätten sie jahrelang Hundepsychologie studiert .Finde ich schrecklich. Ich erwähnte eben das ich vielleicht Fehler gemacht habe und stell mich nicht als Profi hin
Vielleicht haben die sich nur über die ein oder andere Methode schlau gemacht...und wir alle machen Fehler um daraus zu lernen ...sollten wir zumindest 😘
 
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Mia
27. Mai 11:41
Da gebe ich dir absolut Recht- alles mit Sinn und Verstand und unter Anleitung..
Meine Trainerin hat MICH wunderbar korrigiert und mir den Spiegel vorgehalten- das war/ist Gold wert, wenn man dafür offen ist...