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Claudia
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Anzahl der Antworten 23
zuletzt 9. Feb.

Fährtensuche, abbrechen oder zulassen?

Hallo liebe Community, meine Milla schnüffelt gern und viel. Mal ist es die neusten Nachrichten aufnehmen, mal interessanten Gerüchen hinterherlaufen. Da sie aber in den letzten Wochen einen ausgeprägten Jagdsinn entwickelt hat, frage ich mich, ob es OK ist, dass sie z.b. auf der Wiese von Mäuseloch zu Mäuseloch flitzt... Sollte ich dieses Verhalten abbrechen, bzw umlenken? Oder ihr den "Spaß" lassen? Unterstützte ich damit das Jagdverhalten? Sie lässt sich aus diesem Verhalten abrufen.
 
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Claudia
8. Feb. 23:02
Jagd ist Jagd. Ich persönlich lasse deshalb gar nichts zu, kein mäuseln, kein Fährten verfolgen, kein ins Unterholz gehen. Wir sind mittlerweile immerhin so weit, dass Bonnie die Mauselöcher in Ruhe lässt, wenn ich früh genug etwas sage und dass ich sie hinsetzen kann, wenn sie Wild sieht. Mein Ziel ist es, dass ich irgendwann gar nichts mehr sagen muss, weil klar ist, dass sie nachfragen muss und nicht jagen darf.
Unterholz ist bei uns auch tabu, Vogeljagd wird abgebrochen,bzw bricht sie schon selbst ab und schaut mich an. Aber du hast Recht, Jagd ist Jagd. Ich sehe da bei ihr aber schon unterschiedliche Verhaltensweisen. Wenn sie zu vertieft in die Fährtensuche ist und nervös und hektisch wird, dann breche ich auch ab. Ich werde es auf jeden Fall nochmal genauer beobachten...
 
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Claudia
8. Feb. 23:03
Meine Hündin wurde am Anfang meist von mir (mit etwas Abstand) gefüttert, weil sie sonst nicht gefressen hätte. Sie hat zwar nicht verbellt, aber sich nicht hingetraut bzw. nur „aus Versehen“ im Arbeitsmodus und hat sich dann teilweise total erschrocken, wie sie jetzt so nah an eine fremde Person kam. VP, die sie mochte, haben dann irgendwann selber gefüttert und jetzt nach knapp zwei Jahren können wir eine Anzeige durch Vorsitzen aufbauen, weil sie ihr Futter auch bei fremden Personen einfordert. Was ich damit sagen will: ein Hund muss keine fremden Menschen mögen, damit er trailen kann. Du kannst auch den Findermoment (und wenn es zu Beginn nur ein Blick in die Richtung ist) kurz vor dem Bellen belohnen und sie dann bei dir füttern. Und mit dem Füttern Distanz zur VP aufbauen, damit sie nicht nach dem Fressen ins Dilemma kommt, weil ihr die VP noch zu nah ist.
OK, alles klar, gut zu wissen. Dafür waren/ sind wir auch noch nicht genug im Thema drin.
 
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Claudia
8. Feb. 23:07
Es gibt unterschiedliche Ansätze und ich bin der Meinung man muss seinen Hund kennen um zu entscheiden was der richtige Weg ist für den eigenen Hund. ☺️ Manche unterbinden jegliches Jagdverhalten sofort. Also schon buddel zählt dazu oder ausspähen und fixieren, lauern etc., oder von Mauseloch zu Mauseloch.. Manche (so wie wir) lassen „die ersten Schritte“ des jagens zu, er darf buddeln (aber nur solange er nicht wirklich ner Maus „hinterher buddelt“ sozusagen oder sogar ein Tier sichtbar ist! - dann würde ich abbrechen - das merkt man an seinem Verhalten, wenn es zu „wild“ wird), schnüffeln und wenn er eine mögliche Beute erspäht (z.B. Katze oder Vogel) und er den Reiz ruhig ansieht, dann wird gemarkert und es gibt ein Leckerlie („Click for Blick“). Aber nur wenn er wirklich ruhig und „normal“ dabei ist. Wenn er z.B. schon auflauert, also geduckt läuft, dann gibts ein „ähäh“, „nein“ oder ein „weiter“ (das entscheide ich situativ nach Gefühl was er grad eher „braucht“ um es zu schaffen dran vorbei zu gehen und nicht loszujagen). 🙃
Das lauern und fixieren unterbinde ich auch, macht sie auch bei Hundebegegnungen, finde ich frech und unberechenbar für das gegenüber. Klappt auch immer besser. Ich denke auch, dass es immer auf die Intensität ankommt und wie gut man den Hund aus der Situation abrufen kann.
 
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Claudia
8. Feb. 23:12
Es gibt ja verschiedene Anzeigearten. Meiner hat anfangs auch verbellt. Hat dann immer nur für ruhig sein bekommen. Und erstmal Belohnung nur von mir in Abstand zum Wohlfühlen. Jetzt verbellt er nur noch wenn VP wegrennt und er "hetzen und stellen" darf. Es lastet halt super aus wenn man Nase beschäftigt. Und du lernst halt Hund richtig lesen und einschätzen. Es fördert Bindung. Man vertraut sich richtig gut. Ich Bau beim Gassi Obedienceaufgaben ein. Lass Dummy suchen. Und ja. Meiner Jagd nur Mäuse. Fängt auch mal.
Milla verbellt auch "normale" Menschen auf der Straße. Da braucht es bei uns leider noch etwas mehr Training.
 
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Sonja
8. Feb. 23:45
Ich finde es wichtig, dem Hund das Jagen verbieten und es abbrechen zu können. Wenn das zuverlässig funktioniert, würde ich es ihm auch gezielt erlauben. Das ist sicher einfacher, wenn es keine echte Jagd ist, wie Mäusebuddeln, sondern eine Ersatzhandlung. Und es darf natürlich nicht in Frust enden, wenn z. B. die Verfolgung einer Fährte erlaubt wird, dann aber abgebrochen, ohne dass am Ende ein Erfolgserlebnis da ist. Dafür muss man sich vorher etwas einfallen lassen.
 
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Andreas
8. Feb. 23:51
Hallo Claudia, ich nehme deine Beschreibungen als sehr reflektiert wahr. Bei Fragen, wie du sie stellst, neige ich zu der Haltung, dass du das sehr gut selber abschätzen kannst, ob ein Problem entsteht oder droht. Ich würde mir sehr wünschen, dass viele andere Hundebesitzer sich mit dieser Frage mal beschäftigen würden. Kalle ist überwiegend im Freilauf, er schnüffelt viel und mit unterschiedlichem Erregungsgrad. Markierung von Artgenossen, Fährten, Mauselöcher, da ist denke ich alles dabei. Er geht nicht tief ins Unterholz, ich schätze zu 90% sind es Markierungen anderer Hunde. Er buddelt nicht intensiv, da muss ihn schon ein anderer Hund animieren. Er schnüffelt an Buddellöchern anderer Hunde, erweitert diese aber so gut wie nie. Er ist abrufbar bzw. achtet selber auf eine nicht zu große Distanz zu mir/uns. Wir wohnen in direkter Nähe zu einem Wildgehege und einem Ententeich, der auch mal von Kanadagänsen frequentiert wird. Hat er kein gesteigertes Interesse dran, es gibt auch freilaufende Rehe, die verfolgt er ebenfalls nicht. Alles in allem sehe ich (bisher) keine besondere jagdliche Ambition. Auf Spaziergängen bauen wir immer wieder Beschäftigungen ein (Dummytraining, Suchspiele). Er ist dazu leicht zu motivieren und es fällt ihm leicht, sich zu konzentrieren und auf uns zu fokussieren. Ich sehe es in der Gesamtbetrachtung nicht ein, Kalle in sämtlichen Runden zu begrenzen und in seiner Beschäftigung im beschriebenen Rahmen einzuschränken. Ich glaube einfach, dass ihm eine gewisse Freiheit in Bezug auf seine angeborenen Instinkte und Triebe auch genau die Souveränität gibt, das nicht exzessiv ausleben zu müssen. Ich arbeite zu 100% im HomeOffice und habe mittags nur Zeit für eine kurze Runde ca. 45 Minuten. Da habe ich zB keine Lust noch Trainings- oder „Jagdersatz“-Spiele einzustreuen und wir laufen oft wortlos (also ich) durch den Wald und Kalle macht Hundesachen. Es gibt dann einfach unreglementierte und kommandofreie Zeit. Ich würde aber sofort und konsequent eingreifen, wenn es hier Übergriffe gäbe. Mein Antrieb für ein gutes Gehorsam ist, dem Hund dadurch (mehr) Freiheiten geben zu können. Für mich ist ein glücklicher Hund (auch) an einem gewissen Bewegungs- und Handlungsspielraum erkennbar. Viele sehen einen wild am Strand umherlaufenden Hund und sagen „so sieht ein glücklicher Hund aus“. Kalle zeigt oft diese Muster, nicht nur am Meer, und daher halte ich diesen Weg für uns und genau für diesen Hund für richtig. Das bedeutet jetzt nicht, das ich alles richtig mache und alles, was ich mache, richtig ist. Aber ich glaube, Kalle ist recht glücklich und wir sind mit Kalle glücklich. Soll ich das jetzt opfern, weil andere das anders betrachten/bewerten?
 
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Claudia
8. Feb. 23:59
Hallo Andreas, lieben Dank für deine eingangs geschrieben Worte! Im Grunde kann ich es wohl ganz gut abschätzen, aber mir war der Austausch und perspektivwechsel wichtig. Schön, wie du es beschreibst mit der kommandofreien Zeit und der Begrenzung/Nichtbegrenzung. So wichtig für alle Hunde! Danke für deinen Beitrag!
 
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Ronja
9. Feb. 01:07
Es gibt dazu eine interessante Podcastfolge von "4 Pfoten, 2 Beine und tausend Fragen".
 
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Katrin
9. Feb. 11:18
Zufällige Fährten hab ich immer zum trainieren benutzt. Immer wenn Suki was gerochen hat und loslegte kam sie an die Schlepp und es wurde das Abbruchkommando etc geübt. Als Belohnung durfte sie dann mit mir zusammen die Fährte abgehen. Langsam und kontrolliert.
 
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Claudia
9. Feb. 11:24
Zufällige Fährten hab ich immer zum trainieren benutzt. Immer wenn Suki was gerochen hat und loslegte kam sie an die Schlepp und es wurde das Abbruchkommando etc geübt. Als Belohnung durfte sie dann mit mir zusammen die Fährte abgehen. Langsam und kontrolliert.
Das mache ich auch, zb im Unterholz