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Franziska
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Anzahl der Antworten 24
zuletzt 13. Nov.

Auf einmal mag er keine intakten Rüden mehr

Hallo zusammen, Sammy ist jetzt 1,5 Jahre alt und eigentlich war er immer mit allen Hunden verträglich. Seit 1-2 Monaten ist das leider nicht mehr der Fall. Hündinnen liebt er immer noch und auch kastrierte Rüden. Aber unkastrierte Rüden werden angepöbelt (wenn er sie kennt). Fremde intakteRüden werden angestarrt und wenn sie zu nahe kommen ebenfalls verpöbelt, geknurrt etc. Auch insgesamt ist er zur Zeit seeeeeehr hektisch. Es scheinen sehr viele läufige Hündinnen unterwegs zu sein und er hängt mit der Nase nur am Boden und will überall Pippi anlecken etc. Ist es normal, weil er jetzt Erwachsen ist, dass intakte Rüden uninteressant und quasi "verfeindet" sind? Und ja, wir könnten ihn kastrieren lassen. Aber nein, wollen wir eigentlich nicht. Er ist in vielen Situationen noch so unsicher und ängstlich, dass wir Angst haben, dass das dann noch schlimmer wird mit einer Kastration. Vielleicht habt ihr einen Tipp oder ist es einfach normal 🤷🏼‍♀️
 
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Wiebke
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1. Nov. 14:23
Herzlichen Glückwunsch, bei uns begann es schon mit 1 😅 Wir üben im Training oft Begegnungen an der Leine und im Freilauf. Gerade für das Management an der Leine hat mir das Buch „Abenteuer Hundebegegnungen“ sehr geholfen. Mittlerweile ist es eher die Ausnahme, dass Watson Rüden an der Leine anmacht. Nur die Erzfeinde aus dem Viertel können wir meist nicht vermeiden. Freilauf gibt es nur dort, wo wenig Hunde sind bzw. wo ich die Gegend gut überblicken kann. Sichte ich einen Hund, Leine ich erstmal an. Ansonsten eben im Training, wo der Trainer auch entscheiden kann, ob eine Situation laufen gelassen werden kann oder nicht. Auch Watson neigt hier und da zu Ängsten und Nervosität, daher war eine Kastration für mich nie der Weg. Ich sehe uns als Menschen in der Pflicht, dem Hund zu zeigen, dass er andere zwar kacke finden kann, dass er deswegen aber nicht direkt die Ärmel hochkrempeln muss. Es war ein langer Weg, aber mittlerweile bin ich sehr sicher in den Situationen und weiß, was hilft und was nicht. Man lernt den Hund besser zu lesen und frühzeitig zu reagieren.
 
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Heike
1. Nov. 13:27
Ich vermute,der junge Mann wird erwachsen und andere Rüden sind nun potentielle Rivalen für ihn.😂 Bei uns in der Hundeschule war es umgekehrt. In der Junghundegruppe war ein kastrierter Rüde dabei. Er wurde von den anderen Rüden richtig gemobbt im Freilauf. Die intakten haben sich vertragen. Der Trainer hat erklärt,dass der Kastrat nach nichts riecht, weder nach Männlein noch nach Weiblein und die anderen das nicht einordnen können. Bei Hündinnen ist das nicht der Fall. Liebe Grüße Heike und Afra🐾
 
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Sabine
1. Nov. 13:48
Wer weiß denn schon was normal ist?😁 Vielleicht hast du es die ersten Male unbewusst verstärkt? Vielleicht ist dein Hund ein Sexmaniac? Normal ist auf jeden Fall, daß dein Hund jetzt wohl erwachsen ist und die Dinge selbst regelt. Davon solltet ihr jedoch Abstand nehmen. Das geht in den seltensten Fällen gut. Nehmt euch 1-3 Stellvertreterkonflikte vor und übt, daß ihr das regelt. Will er z.B. zuerst aus der Tür? Springt er unerlaubt aus dem Auto? Geht er ungefragt aufs Sofa? Wenn die klappen, dann fangt ihr an, die Rüdensituation zu üben. Erst mit viel Abstand, mit grossen Bögen. Evtl. stellt ihr euch auch mal vor den Hund. Erst wenn er entspannt, darf er hinter euch hervor kommen. Kann man auch erstmal mit Hündinnen üben, wenn das entspannter abläuft. Wichtig ist: ihr entscheidet, wo es wann lang geht. Viel Spaß beim Üben!
 
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Wiebke
1. Nov. 14:23
Herzlichen Glückwunsch, bei uns begann es schon mit 1 😅 Wir üben im Training oft Begegnungen an der Leine und im Freilauf. Gerade für das Management an der Leine hat mir das Buch „Abenteuer Hundebegegnungen“ sehr geholfen. Mittlerweile ist es eher die Ausnahme, dass Watson Rüden an der Leine anmacht. Nur die Erzfeinde aus dem Viertel können wir meist nicht vermeiden. Freilauf gibt es nur dort, wo wenig Hunde sind bzw. wo ich die Gegend gut überblicken kann. Sichte ich einen Hund, Leine ich erstmal an. Ansonsten eben im Training, wo der Trainer auch entscheiden kann, ob eine Situation laufen gelassen werden kann oder nicht. Auch Watson neigt hier und da zu Ängsten und Nervosität, daher war eine Kastration für mich nie der Weg. Ich sehe uns als Menschen in der Pflicht, dem Hund zu zeigen, dass er andere zwar kacke finden kann, dass er deswegen aber nicht direkt die Ärmel hochkrempeln muss. Es war ein langer Weg, aber mittlerweile bin ich sehr sicher in den Situationen und weiß, was hilft und was nicht. Man lernt den Hund besser zu lesen und frühzeitig zu reagieren.
 
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Stefanie
1. Nov. 15:24
Liebe Franziska, kurzum bei uns war (oder ist es teilweise noch) genauso 😉 Und trotzdem kann ich deine Frage nach „normal“ nicht beantworten. Denn ihr seid ja ein individuelles Mensch-Tier-Team. Allerdings liegt es natürlich nahe, dass das Verhalten sich durch das Heranwachsen Eures Rüden zeigt. Da Du nach einem Tipp gefragt hast: Mit Sicherheit ist eine Kastration nicht die Lösung für diese Verhaltensweisen. Wenn Du sein Verhalten ändern möchtest, arbeite mit deinem Hund dran. Und es liegt häufig daran, dass der Hund denkt, er könne gewisse Entscheidungen übernehmen. Schau Dir mal an, wann er das in Eurem Alltag macht. Und auch wie er dann ggf. mit Frust umgeht. Hieran haben wir in der Pubertät viel gearbeitet und sind jetzt dabei die größeren Herausforderungen zu meistern. P.S. nur zur Info: Am Ende haben wir Harvey erst chemisch und dann operativ kastrieren lassen - aber aus gaaaanz anderen Gründen. An den Pöbeleien an der Leine hat es nichts (!) geändert, hier arbeiten wir zusammen an der Erziehung 😬
 
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Wiebke
1. Nov. 17:17
Die Phasen, in denen Watson draußen „von der Rolle“ ist, gibt es immer mal wieder. Ich denke mir, dass dann wohl viele Hündinnen in der Gegend läufig sind. Einerseits geht’s vorüber und andererseits sehe ich halt zu, dass er sich nicht zu sehr festschnüffelt und arbeite zwischendrin am Fokus. Da muss man/müssen wir einfach durch 🫠 Natürlich hat das Verhalten an der Leine auch immer ein Stück weit damit zu tun, wie ernst einen der Hund nimmt. Ich persönlich habe in dieser Angelegenheit nicht das Gefühl, dass mir mein Hund auf der Nase herum tanzt. Ich habe gemerkt, dass uns hilft, ihm tatsächlich mehr Entscheidungsfreiheit zu geben. Das heißt ich gebe ihm einerseits mehr Platz und gleichzeitig die Entscheidungsfreiheit, Alternativverhalten zu zeigen. Statt ihn also kurz zu nehmen, ermögliche ich ihm z.B., seinem Gegenüber durch schnüffeln am Wegesrand zu zeigen, dass von ihm keine Gefahr ausgeht. Hektisch zu werden und viel zu schnüffeln empfinde ich jetzt noch nicht als Übersexualisierung. Solang der Hund nicht zuhause völlig durchdreht, nur rumheult, nicht mehr frisst, ist das für mich normales Verhalten. Und auch dass solche Rüdenantipathien stärker sind, wenn viele läufige Hündinnen unterwegs sind, finde ich nicht abwegig. Es kann helfen, nicht so stark frequentierte Strecken zu gehen bzw. woanders hinzufahren. Aber das passt natürlich auch nicht immer in den Alltag.
 
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Franziska
1. Nov. 19:23
Danke für eure Antworten. 😊 Es hilft mir zum einen sehr, zu sehen, dass es anderen ähnlich geht und natürlich auch, wie ihr es umgesetzt habt. Ich denke bei Sammy ist es eine Mischung aus allem. Zum Beispiel in Situationen, die ihn verunsichern, ist es enorm wichtig, das ich entscheide. Er geht dann wirklich ganz nah bei Fuß neben mir und so können wir ohne Probleme an Kinderwagen etc vorbei. Würde ich ihn hier "einfach" laufen lassen, würde er erst neugierig hingehen wollen, um dann los zu bellen und wegzurennen. Von daher braucht er eine klare Linie. Allerdings ist er relativ schlecht ansprechbar, wenn er andere Hunde sieht. Hier will er seinen Willen durchsetzen. Von daher sind eure Tipps super! Vielen Dank ☺️
 
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Franziska
1. Nov. 20:52
Achso und was uns noch aufgefallen ist: Sammy kann relativ lang ruhig bleiben, wenn er sitzt und ich mich neben ihn hocke. So "überstehen" wir die Begegnungen mit verpöbten Rüden gut. Da hat er seinen Impuls echt gut im Griff. Aber wenn er auf meiner abgewandten Seite im Fuß laufen soll, dann versucht er ab einem gewissen Punkt nach vorn an mir vorbei zu gehen 🤔
 
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Wiebke
1. Nov. 22:49
Achso und was uns noch aufgefallen ist: Sammy kann relativ lang ruhig bleiben, wenn er sitzt und ich mich neben ihn hocke. So "überstehen" wir die Begegnungen mit verpöbten Rüden gut. Da hat er seinen Impuls echt gut im Griff. Aber wenn er auf meiner abgewandten Seite im Fuß laufen soll, dann versucht er ab einem gewissen Punkt nach vorn an mir vorbei zu gehen 🤔
Ich kenn es nur so, dass vorbei rennende Hunde (am Fahrrad oder joggend) eine deutlich größere Herausforderung für Watson sind. Vermutlich fällt es deinem Hund einfach leichter, sich zusammenzureißen, wenn er sitzt? Dann wäre es vielleicht ein guter Ansatz für euch, das erstmal zu festigen und erst dann auf die Bewegung auszubauen. Du könntest z.B. mit Vorsitz arbeiten, wo er mit dem Rücken zum Weg sitzt.
 
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Sonja
1. Nov. 23:43
Mein 5 jähriger intakter Rüde mag auch nicht jeden fremden Rüden, muss er ja auch nicht...🤗 . Manchmal, aber sehr selten meint er auch den "Macho raushängen lassen zu müssen", durch Training haben wir das aber sehr gut in Griff bekommen und wenn er "mal eine grosse Klappe hat, oder luftholt um gleich loszulegen" reicht ein strengeres bestimmtes "lass es" Kommando/Befehl. Dieses Verhalten begann bei ihm auch am Ende seiner Pubertätszeit, und halfen einige Socialwalk's dabei das "Problem" in Griff zu bekommen. Da lernte ich auch in "Machogehabe-Situationen" von ihm angemessen ruhig und ohne rumzuschreien oder gar Aversive Methoden einzusetzen zu reagieren. Mittlerweile ist es so das er die allermeisten fremde Rüden sind einfach zu ignorieren/tollerieren ohne grosses Machogehabe und/ oder ich kann ihn davon abhalten bevor er oder der andere "loslegt"...🤗
 
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Franziska
2. Nov. 08:43
Ich kenn es nur so, dass vorbei rennende Hunde (am Fahrrad oder joggend) eine deutlich größere Herausforderung für Watson sind. Vermutlich fällt es deinem Hund einfach leichter, sich zusammenzureißen, wenn er sitzt? Dann wäre es vielleicht ein guter Ansatz für euch, das erstmal zu festigen und erst dann auf die Bewegung auszubauen. Du könntest z.B. mit Vorsitz arbeiten, wo er mit dem Rücken zum Weg sitzt.
Ja, wenn er sitzt hat er es wirklich viel besser unter Kontrolle. Liegt vielleicht auch daran, dass wir ihm am Anfang so seine Ängste vor Menschen, Kindern, Kinderwagen etc genommen haben. Da haben wir uns nämlich auch immer mit ihm hingesetzt. Das mit dem Rückwärts sitzen ist eine super Idee. Vor allem weil er ein echtes Problem hat, dem anderen Rüden den Rücken zuzudrehen. Er will in dem Moment den anderen Rüden unbedingt beobachten und anstarren 😬