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Anzahl der Antworten 20
zuletzt 5. Dez.

Angsthund vom Tierschutz

Hallo erstmal :) Ich und mein mann haben vor ein paar monaten einen 5jahre alten schäferhundmix vom tierschutz aus den kanälen in italien adoptiert. Sie hat 4jahre lang in einem kleinen zwinger gelebt, in dem sie nie ihre dunkle ecke verlassen hat. Als sie bei uns ankam war sie extrem verängstigt, abgemagert und hatte sehr verfilztes fell. Uns ist direkt aufgefallrn das sie angst vor männern hat. Natürlich war sie total verängstigt und unsicher also haben wir ihr erstmal zeit und ruhe gegeben. Sie hat sich sofort in eine dunkle ecke im flur gelegt ( warscheinlich weil es ihr bekannt vor kam). Am nächsten morgen ist sie schon auf erkundungstour gegangen und hat den kontackt zu uns gesucht. ( wir haben noch eine 3 jahre alte sheltie hündin, ich glaube das hat ihr auch geholfen, da sich die beiden sofort sehr gut verstanden haben). Es hat nicht lange gedauert, da ließ sich sich von mir und meinem mann streicheln und begann sogar mit meinem mann zu spielen! Das problem ist, sie konnte noch nicht raus gehen. Wenn man ihr halsband oder das schutzgeschirr auch nur berührt hat, hat sie panische angst bekommen und sogar geschnappt. ( sie beißt nicht!! Deutet aber an als warnung) wir haben ihr dann ( leider etwas unsanft) das geschirr abgenommen was für alle beteiligten sehr stressig war, sie wurde allerdings viel entspannter nach ablegen des geschirrs. Da sie wenn sie durch geräusche von draussen etc wenn sie verunsichert war immer zu mir gekommen ist und in stressituationen auch bei mir zuflucht sucht habe ich auf verschiedene arten langsam und über längere zeiträume versucht sie an gischirr und leine zu gewöhnen, ohne erfolg. ( sogar futter und leckerlies lehnt sie ab) wir vermuten mittlerweile aufgrund ihrer körperhaltung und reaktionen das sie mit geschirr/ leine geschlagen wurde. ( sie duckt und zuckt sofort weg, versucht sich zu verstecken und wenn man sie mit dem geschirr oder der leine berührt fängt sie laut an zu weinen als hätte sie große schmerzen, windet sich dabei und schnappt) Aufgrund dessen konnte sie die wohnung auch nach ein paar monaten noch nicht verlassen. Ich bin mittlerweile wirklich etwas ratlos, möchte ihr diese schöne welt da draussen zeigen, und ihr ein gefühl von sicherheit geben. Mittlerweile mache ich es so, wenn ich mit meiner sheltie hündin gassi gehe, achte ich darauf das unsere schäferhündin sieht wie ich das geschirr anlege und nach dem gassi gehen wieder abnehme. Ich versuche sie immernoch langsam an das geschirr zu gewöhnen aber wie gesagt es sind nach monaten immernoch keine fortschritte zu sehen. Natürlich könnte ich das geschirr mit hilfe meines mannes anlegen, ich glaube aber das dies zu noch mehr angst führen würde und vorallem zu missvertrauen. Ansonsten ist sie ein sehr lieber und beschützerischer hund. Ich hoffe das vielleicht irgendjemand ein paar tipps für mich hat und bedanke mich im voraus!
 
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Karin
23. Nov. 11:15
Hi, wir haben auch mit einer 2 jährigen Hündin die nix kannte so unsere Erfahrungen sammeln dürfen. 🤣 An eurer Stelle würde ich bei Null starten. Der Hund ist nun bei euch, raus aus dem Elend, und ihr müsst für dieses Tier nun Entscheidungen zu seinem Wohlergehen treffen. Das sind nicht immer nur schöne Momente. Er muss sich einfügen lernen, das hilft ihm auch in unserer Welt klar zu kommen. Ihr seid scheinbar sehr geduldig, das braucht auch dieser Hund. 👍 Rituale werden ihr sehr helfen, also täglich Geschirr ran und raus mit ihm. Kleine, kurze, immer gleiche Runden laufen und ihr werdet sehen wie sie sich verändert und täglich mutiger wird. Das wird. Probiert aus wie es für sie am leichtesten ist, auch eure andere Hündin wird da eine große Hilfe sein. Zieht sie mal parallel an, dein Mann Joy und du Jinx oder fahr die Leberwursttaktik 🤣 aus indem einer den Hund anzieht und der andere die Tube drückt. Oder lass ihr einfach einige Tage das Geschirr mal an. Da wird sie sich sicher dran gewöhnen. Viel Glück 👋
 
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Karin
23. Nov. 11:18
Noch ein Nachtrag: Da sie so ängstlich ist bitte definitiv ein Sicherheitsgeschirr nutzen, Hunde schlüpfen sehr schnell in Panik aus normalen Geschirre und Halsbänder. Die können sich winden wie ein Aal!
 
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Dogorama-Mitglied
23. Nov. 11:27
https://youtu.be/P3PWLYxGwaQ?feature=shared hier wird ein Hund aus einem Shelter mit dem Halsband vertraut gemacht. Vielleicht ist das eine Inspiration für euch. Viel Geduld und Kraft wünsche ich euch.
 
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Claudia
23. Nov. 11:39
Hallo. Dein Schützling ist mit allen Dingen grundsätzlich überfordert, weil er eigentlich nichts kennengelernt hat. Ihr meint es gut und wollt ihm alles mit viel Liebe beibringen - aber das braucht viiieel Zeit und Geduld. Bevor ihr das selber versucht, nehmt euch einen erfahrenen Fachmann an die Hand. Sucht einen Guten, denn stetiges wechseln ist nicht gut. Jeder setzt andere Maßstäbe und können bei einem solchen Tier Unsicherheit fördern. Nicht aufgeben - das wird. Alles Gute Von wo kommt Ihr?
 
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Nadine
23. Nov. 11:41
Viel wurde ja schon gesagt. Was mir noch einfällt, sind Schmerzen ausgeschlossen? Je nachdem kann das Geschirr ja auch irgendwo sitzen, wo es weh tut. Wenn ihr mit ihr gar nicht aus der Wohnung kommt, ist sie tierärztlich vermutlich auch nicht durchgecheckt worden, oder? (Dafür wäre auch Maulkorbtraining sinnvoll, aber natürlich erst mal nicht so wichtig wie die basics Leine und Geschirr. Außer ihr traut euch ohne Maulkorb nicht, ihr das Geschirr anzulegen...)
 
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Anja
23. Nov. 13:10
Noch ein Nachtrag: Da sie so ängstlich ist bitte definitiv ein Sicherheitsgeschirr nutzen, Hunde schlüpfen sehr schnell in Panik aus normalen Geschirre und Halsbänder. Die können sich winden wie ein Aal!
Ja definitiv. Haley hat sich nie von mir entfernt, ich konnte ihren Atem an meinem Bein spüren. Ohne Leine wäre es sicher oft besser gegangen. ABER! Erschreckt sich so ein Hund, dann sieht und hört der nix mehr. Und kommt aus jedem normalen Geschirr ruck zuck raus in seiner Panik.
 
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Jochen
23. Nov. 19:01
Lasse dich nicht beirren, Angsthunde sind sehr speziell und nicht mit einem normalen vergleichbar. Ich habe mich am Anfang auch von diesen „da muss er durch“ Hardcoreleuten beeinflussen lassen. Leider. Es ist nicht unüblich, dass diese Hunde Monate nur im Haus sind. Macht euch nicht verrückt. Habt ihr einen Garten am Haus? Da könntet ihr einen kleinen Bereich mit Schilfmatten oder so geschützt gestalten zum Lösen. Wenn er schon im Haus vor Außengeräuschen Angst hat, dann wird das Leinen und Geschirrproblem lange nicht alles sein. Ich würde ihn dann ans Auto gewöhnen und erst nur in der Einsamkeit mit ihm spazierengehen. Im Punkt Hausleine und Sicherheitsgeschirr einmal durch und dann anlassen, stimme ich allerdings den Vorrednern zu, wenn ihr das schon monatelang ohne Erfolg trainiert habt. Das kostet natürlich Vertrauen. Meiner hatte sich tagelang in der Box verschanzt, da musste ich ihn dann leider auch irgendwann rausziehen, da hätte man davor einen Wurstberg auftürmen können oder sonstwas veranstalten, nie wäre er rausgekommen. 4 Bücher möchte ich euch sehr ans Herz legen: -„Telmo: Unsere Reise mit einem Angsthund.“ (ein Bericht über einen Schäferhundmix, der auch Monate nur drinnen war) -„Schreck lass nach“: Der Einfluss von Stress und Angst auf Gehirn und Verhalten -„Leben will gelernt sein“ von Wibke Hagemann und Birgit Laser -„Angst bei Hunden“ Martin Rütter Wünsche euch viel Erfolg
 
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Anja
23. Nov. 20:21
Lasse dich nicht beirren, Angsthunde sind sehr speziell und nicht mit einem normalen vergleichbar. Ich habe mich am Anfang auch von diesen „da muss er durch“ Hardcoreleuten beeinflussen lassen. Leider. Es ist nicht unüblich, dass diese Hunde Monate nur im Haus sind. Macht euch nicht verrückt. Habt ihr einen Garten am Haus? Da könntet ihr einen kleinen Bereich mit Schilfmatten oder so geschützt gestalten zum Lösen. Wenn er schon im Haus vor Außengeräuschen Angst hat, dann wird das Leinen und Geschirrproblem lange nicht alles sein. Ich würde ihn dann ans Auto gewöhnen und erst nur in der Einsamkeit mit ihm spazierengehen. Im Punkt Hausleine und Sicherheitsgeschirr einmal durch und dann anlassen, stimme ich allerdings den Vorrednern zu, wenn ihr das schon monatelang ohne Erfolg trainiert habt. Das kostet natürlich Vertrauen. Meiner hatte sich tagelang in der Box verschanzt, da musste ich ihn dann leider auch irgendwann rausziehen, da hätte man davor einen Wurstberg auftürmen können oder sonstwas veranstalten, nie wäre er rausgekommen. 4 Bücher möchte ich euch sehr ans Herz legen: -„Telmo: Unsere Reise mit einem Angsthund.“ (ein Bericht über einen Schäferhundmix, der auch Monate nur drinnen war) -„Schreck lass nach“: Der Einfluss von Stress und Angst auf Gehirn und Verhalten -„Leben will gelernt sein“ von Wibke Hagemann und Birgit Laser -„Angst bei Hunden“ Martin Rütter Wünsche euch viel Erfolg
Haley hat geschlagene 4 Monate ihr Körbchen nicht verlassen, den Raum nicht, das Haus schon gar nicht. Ich hätte mit einem Rumpsteak in der Hand vor ihr tanzen können. Für nichts auf der Welt, verließ sie ihren sicheren Ort. Sie lag 23 Stunden nur. Ohne Garten wird's dann natürlich schwierig. Ich kann mir auch nicht vorstellen, das es gesund ist... Wenn ein Hund so lange einhält. Ich bin also kein "Da muss er durch - Hardcore Mensch", sondern ich musste zu ihrem Wohl entscheiden und Handeln. Das heißt nicht, das ich sie durch alles mit Druck durchgezwungen habe. Es benötigt schon eine ganze Menge Feingefühl, dafür... Was geht und was auf keinen Fall geht. Und was vielleicht ein Stück weit geht. Nur so haben wir einander kennen gelernt Ich stimme allerdings zu, das du einen wirklichen Angsthund, nicht vergleichen kannst mit einem vielleicht unsicheren Hund. Ich musste für fast alles eigene Wege finden. Das steht nicht in Büchern. Und auch nicht jeder Hundetrainer kann damit arbeiten. Ohne womöglich mehr Schaden anzurichten. Und da war es mir egal, ob Jemand sagte, du "musst das so oder so machen". Ich habe ständig gehört "Das wird nix", "Das ist ja gar kein richtiger Hund" Und es ist ne ganze Menge draus geworden. Speziell wird Haley immer sein, manche Dinge musste ich auch einfach akzeptieren und mit dem arbeiten, was sie mir anbot. Sie wird niemals ein Hund sein, der freudig an der Tür steht für den nächsten Spaziergang. Aber sie kommt freudig wenn der Autoschlüssel klimpert. Sie spielt mit ihren Kumpels, sie erkundet diese Welt heute auch. Das erste Jahr hat sie nichtmal geschnüffelt draussen.
 
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Jochen
23. Nov. 21:31
Das hast du schön geschrieben, Anja. Meiner hat sich draußen nicht getraut zu pinkeln, immer war irgendwo eine Gefahr und wenn er es dann doch schaffte, hat er gleich gefühlte fünf Liter aufeinmal… Heute nach über einem Jahr markiert er sogar ab und zu, dann lobe ich ihn immer wie verrückt und denke, wenn das einer mitbekommt, dann hält er mich für verrückt. Den Garten mag er leider noch nicht, was mich schmerzt, gerade im Sommer, aber auch das wird langsam. Machen wir eben alles im Haus, apportieren, Suchspiele usw.
 
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Sonja
5. Dez. 19:41
Haley hat geschlagene 4 Monate ihr Körbchen nicht verlassen, den Raum nicht, das Haus schon gar nicht. Ich hätte mit einem Rumpsteak in der Hand vor ihr tanzen können. Für nichts auf der Welt, verließ sie ihren sicheren Ort. Sie lag 23 Stunden nur. Ohne Garten wird's dann natürlich schwierig. Ich kann mir auch nicht vorstellen, das es gesund ist... Wenn ein Hund so lange einhält. Ich bin also kein "Da muss er durch - Hardcore Mensch", sondern ich musste zu ihrem Wohl entscheiden und Handeln. Das heißt nicht, das ich sie durch alles mit Druck durchgezwungen habe. Es benötigt schon eine ganze Menge Feingefühl, dafür... Was geht und was auf keinen Fall geht. Und was vielleicht ein Stück weit geht. Nur so haben wir einander kennen gelernt Ich stimme allerdings zu, das du einen wirklichen Angsthund, nicht vergleichen kannst mit einem vielleicht unsicheren Hund. Ich musste für fast alles eigene Wege finden. Das steht nicht in Büchern. Und auch nicht jeder Hundetrainer kann damit arbeiten. Ohne womöglich mehr Schaden anzurichten. Und da war es mir egal, ob Jemand sagte, du "musst das so oder so machen". Ich habe ständig gehört "Das wird nix", "Das ist ja gar kein richtiger Hund" Und es ist ne ganze Menge draus geworden. Speziell wird Haley immer sein, manche Dinge musste ich auch einfach akzeptieren und mit dem arbeiten, was sie mir anbot. Sie wird niemals ein Hund sein, der freudig an der Tür steht für den nächsten Spaziergang. Aber sie kommt freudig wenn der Autoschlüssel klimpert. Sie spielt mit ihren Kumpels, sie erkundet diese Welt heute auch. Das erste Jahr hat sie nichtmal geschnüffelt draussen.
Mir ging es ähnlich. Minou musste auch zu ihrem Glück gezwungen werden, anfangs habe ich sie rein und raus getragen. Da sie mein erster junger Hund ist und ein Angsthund aus dem tierschutz dazu, dachte 🤔ich zunächst auch, ich benötige erfahrene Hilfe. Die Trainerin hat ihr bellen und vor die Füße laufen als " bösartig, unerziehbar, mich massregeln wollend" eingestuft. 😳 Ich sollte sie mit 4 Fingern ähnlich einer Hundeschnauze, knuffen, wenn sie so etwas macht. Mein Bauchgefühl sagte NEIN und wir sind nicht mehr hin gegangen. Woher sollte sie auch wissen, was richtig und was falsch ist, sie war einfach mit allem überfordert ! Ich habe das Training so gestaltet, wie mein Bauch wollte. Sie hat sich auch optisch verändert, gewachsen und schönes Fell. Am letzten Sonntag, fast genau 1 Jahr später, war ich zur Weihnachtsfeier der Hundeschule. Minou hat sich zu 99,9% super verhalten, nur zwei mal gebellt, als sie von einem anderen Hund 🐕und einem Mann angemacht wurde. Ich wurde gefragt ob ich einen neuen Hund hätte 😡