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Tino
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Anzahl der Antworten 149
zuletzt 26. Aug.

Empfindlichkeit von Hundemägen

Wenn man zum Thema Abwechslung beim Futter recherchiert, stößt man zwangsläufig auf die Aussage, dass eine Umstellung Probleme bereitet und man besser ein Hundeleben lang beim selben Fabrikat bleiben sollte (würde ich als Futterproduzent auch empfehlen 🤑). Klar ist, dass Hunde anders ticken als Menschen und tagein tagaus das gleiche fressen können, ohne sich zu langweilen, und wenn das Futter gut ist, sollte es auch keine Mangelerscheinungen geben. Allerdings finde ich ein bisschen merkwürdig, dass ein Tier, das aus Pfützen trinkt und mit Freude gammelige Schlachtabfälle verschlingt, angeblich schlimme Bauchschmerzen bekommt, wenn man ihm ein Fertigfutter aus einer „fremden“ Fabrik vorsetzt. Gibt es irgendwelche handfeste Belege für die „Gefahr“ durch einen Markenwechsel, oder eine Theorie, was die Ursachen der Komplikationen sind?
 
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Friedel
22. Aug. 09:27
Nicht das Fabrikat des Futters ist entscheidend, sondern die Eiweissquelle, die bei empfindlichen Mägen nicht gewechselt werden sollte. Unser Hund hatte ständig Verdauungsprobleme und Durchfall, weil wir der Meinung waren, wir würden ihm was gutes tun, ihm Rind, Huhn, Ente etc. im Wechsel anzubieten. Ganz nach menschlichen Massstäben: er kann doch nicht immer das gleiche fressen, das wird ihm doch langweilig. Seit der Empfehlung des Tierarztes, 1. die Eiweissquelle nicht zu wechseln und 2. Pferd zu füttern, funktioniert sein Stuhlgang wie ein Uhrwerk. Nie wieder Probleme gehabt. Dass es bei Tieren ebenso wie bei Menschen Exemplare gibt, die alles vertragen, und Exemplare, die Unverträglichkeiten haben, versteht sich von selbst. Allgemeinaussagen wie „die vertragen alles“ stimmen daher weder beim Tier noch beim Menschen.
Ja, es gibt sowohl bei Mensch als auch bei Hund empfindliche Mägen, genauso, wie es Allergien, Diabetes, Asthma, Arthrose, ... gibt. Aber müssen deshalb alle Hunde vorsorglich so behandelt werden, um das Risiko einer Unverträglichkeit, einer Allergie nach Möglichkeit auszuschließen?
Ich habe übrigens so eine plötzliche Ernährungsumstellung in einer Gemeinschaft von 90 Menschen am eigenen Leib erfahren: Wir fuhren für mehrere Wochen - noch zu Zeiten der UdSSR - in eine der südlichen Sowjetrepubliken und haben das dort übliche Essen gegessen. Die meisten von uns hatten eine richtig dolle Verstopfung bekommen, da die dortige Ernährung deutlich ballastoffärmer war, als unsere gewohnte Ernährung. Aber nach einigen Wochen stellte sich auch unsere Verdauung um und wir hatten wieder normalen Stuhlgang. Naja, bei Rückkehr nach Hause führte die häusliche Kost zu massivem Dünnsch... einige Wochen lang.
Ich hatte das hier schon mal erklärt warum: Das Microbiom im Darm passt sich an die jeweilige Ernährung an, und über längere Zeit auch der Wandaufbau des Darms, inklusive Muskulatur. Wenn da plötzlich was anderes reinkommt, ist kaum Kapazität da um das auch zu verdauen, evtl. kommt es zu Gärungen des mit dem gerade angesiedelten Microbiom nicht bzw. zu langsam Verdaubaren und diese Gärungenschäsigt das dem Neuen noch nicht angepasste Microbiom und Infolge villeicht auch noch die freigelegte Darmwand -> Entzündung, Durchfall z.T. blutig, wässrig, ...
 
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Friedel
22. Aug. 09:33
Dazu ein kleiner Exkurs. Auch wenn Wölfe theoretisch viele verschiedene Möglichkeiten haben sich zu ernähren, passen sich die einzelnen Individuen auf die Nahrung in ihrem Revier an. Wer immer nur Mäuse, Kaninchen und Rehe frisst, hat wahrscheinlich auch Magengrummeln, wenn es auf einmal unmengen fetten, halb vergammelten Fisch gibt. Und wer sich eher Fleischarm ernährt, hat Probleme mit unmengen an Fleisch. Deswegen würde ich persönlich auch beim Haushund bei einer weitestgehend einheitlichen Ernährung bleiben. Natürlich angepasst an die Unterart Hund mit genug Kohlenhydraten.
Genau, der Hund kann sich i.d.R. - Ausnahmen gibt es immer - an verschiedenste Ernährungen anpassen und, wenn sie alles notwendige enthält ...
 
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Michi
22. Aug. 09:34
Ja, es gibt sowohl bei Mensch als auch bei Hund empfindliche Mägen, genauso, wie es Allergien, Diabetes, Asthma, Arthrose, ... gibt. Aber müssen deshalb alle Hunde vorsorglich so behandelt werden, um das Risiko einer Unverträglichkeit, einer Allergie nach Möglichkeit auszuschließen? Ich habe übrigens so eine plötzliche Ernährungsumstellung in einer Gemeinschaft von 90 Menschen am eigenen Leib erfahren: Wir fuhren für mehrere Wochen - noch zu Zeiten der UdSSR - in eine der südlichen Sowjetrepubliken und haben das dort übliche Essen gegessen. Die meisten von uns hatten eine richtig dolle Verstopfung bekommen, da die dortige Ernährung deutlich ballastoffärmer war, als unsere gewohnte Ernährung. Aber nach einigen Wochen stellte sich auch unsere Verdauung um und wir hatten wieder normalen Stuhlgang. Naja, bei Rückkehr nach Hause führte die häusliche Kost zu massivem Dünnsch... einige Wochen lang. Ich hatte das hier schon mal erklärt warum: Das Microbiom im Darm passt sich an die jeweilige Ernährung an, und über längere Zeit auch der Wandaufbau des Darms, inklusive Muskulatur. Wenn da plötzlich was anderes reinkommt, ist kaum Kapazität da um das auch zu verdauen, evtl. kommt es zu Gärungen des mit dem gerade angesiedelten Microbiom nicht bzw. zu langsam Verdaubaren und diese Gärungenschäsigt das dem Neuen noch nicht angepasste Microbiom und Infolge villeicht auch noch die freigelegte Darmwand -> Entzündung, Durchfall z.T. blutig, wässrig, ...
Das ist eine gute Frage.
Wenn man jetzt einen gesunden Hund hat, bei dem keinerlei Unverträglichkeiten oder Allergien bekannt sind, ist es dann nicht sogar von Vorteil ihn vielseitig zu ernähren, um seinen Darm stabil zu machen?
So habe ich es bisher gehandhabt.
Ich denke auch an die Straßenhunde, die ja ebenfalls fressen, was sie so finden.
Und das ist ja in der Regel menschliches Essen, womöglich schon vergammelt.
Der Vergleich mit dem Menschen hinkt sicher, aber auch wir ernähren uns ja vielseitig, also unserem Umfeld angepasst ( zB Deutschland ).
 
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Michi
22. Aug. 09:40
Für mich persönlich ist ein Hund in jedem Fall " gesünder ", wenn er eine vielseitige Ernährung bekommt und verträgt, statt lebenslänglich auf ein bestimmtes Futter angewiesen zu sein, bei dem auch möglichst nichts verändert werden darf.
Natürlich, wenn man einen empfindlichen Hund hat, dann muss das sicher so sein, aber von Anfang an davon auszugehen, das wäre jetzt nicht unbedingt mein Weg.
 
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Friedel
22. Aug. 09:44
Das ist eine gute Frage. Wenn man jetzt einen gesunden Hund hat, bei dem keinerlei Unverträglichkeiten oder Allergien bekannt sind, ist es dann nicht sogar von Vorteil ihn vielseitig zu ernähren, um seinen Darm stabil zu machen? So habe ich es bisher gehandhabt. Ich denke auch an die Straßenhunde, die ja ebenfalls fressen, was sie so finden. Und das ist ja in der Regel menschliches Essen, womöglich schon vergammelt. Der Vergleich mit dem Menschen hinkt sicher, aber auch wir ernähren uns ja vielseitig, also unserem Umfeld angepasst ( zB Deutschland ).
Ja, so denke ich auch. Durch eine vielseitige Ernährung ist die Verdauung eher vor unbekannte Überraschungen geschützt, da sie es im wahrsten Sinne des Wortes verdauen kann.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Aug. 10:03
Ja, es gibt sowohl bei Mensch als auch bei Hund empfindliche Mägen, genauso, wie es Allergien, Diabetes, Asthma, Arthrose, ... gibt. Aber müssen deshalb alle Hunde vorsorglich so behandelt werden, um das Risiko einer Unverträglichkeit, einer Allergie nach Möglichkeit auszuschließen? Ich habe übrigens so eine plötzliche Ernährungsumstellung in einer Gemeinschaft von 90 Menschen am eigenen Leib erfahren: Wir fuhren für mehrere Wochen - noch zu Zeiten der UdSSR - in eine der südlichen Sowjetrepubliken und haben das dort übliche Essen gegessen. Die meisten von uns hatten eine richtig dolle Verstopfung bekommen, da die dortige Ernährung deutlich ballastoffärmer war, als unsere gewohnte Ernährung. Aber nach einigen Wochen stellte sich auch unsere Verdauung um und wir hatten wieder normalen Stuhlgang. Naja, bei Rückkehr nach Hause führte die häusliche Kost zu massivem Dünnsch... einige Wochen lang. Ich hatte das hier schon mal erklärt warum: Das Microbiom im Darm passt sich an die jeweilige Ernährung an, und über längere Zeit auch der Wandaufbau des Darms, inklusive Muskulatur. Wenn da plötzlich was anderes reinkommt, ist kaum Kapazität da um das auch zu verdauen, evtl. kommt es zu Gärungen des mit dem gerade angesiedelten Microbiom nicht bzw. zu langsam Verdaubaren und diese Gärungenschäsigt das dem Neuen noch nicht angepasste Microbiom und Infolge villeicht auch noch die freigelegte Darmwand -> Entzündung, Durchfall z.T. blutig, wässrig, ...
Ich habe nicht behauptet, dass die Beschränkung auf eine Eiweissquelle „vorsorglich“ vorgenommen werden sollte, sondern bei futtersensiblen Hunden. Wenn ein Hund alles verträgt - wunderbar. Tut er es nicht, wird der verantwortungsvolle Halter reagieren müssen. Deine Behauptung, der Darm würde sich über längere Zeit einem Futter, auf das mit Unverträglichkeit reagiert wird, anpassen, halte ich jedoch nicht nur für falsch, sondern bereits für hochgefährlich und sollte eigentlich moderiert werden.
 
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Sonja
22. Aug. 10:03
Sehe ich auch so: manche vertragen einfach alles ohne Probleme und bekommen im schlimmsten Fall mal einen weichen Kot. Anderen geht’s echt nicht gut mit zu viel Abwechslung! Unsere Polli gehört als ehemaliger Strassenhund zum Glück zur ersten Kategorie und wir sehen auch zu, dass das so bleibt!😬 Wobei: ihre aktuelle Strategie, irgendwelche angefressen Knochen im Vorgarten zum „Reifen“ zu verbuddeln, werden wir wohl sabotieren: stinkt dann einfach zu sehr nach „Leiche“…🙄 PS: Schön finde ich zu dem Thema immer wieder: https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=19301
Klasse, den Artikel teile ich auch immer wieder gerne und erzähle stolz vom ABAM Konzept 🤪 Auf erstaunte und interessierten Nachfragen ernte ich dann gerne die Lacher 😁
Wir verfahren im Allgemeinen genau so. Unsere Hunde vertragen zum Glück alles und ich probiere immer mal was aus, was mich gerade interessiert. Prisca hat bisher ihr Welpen- und dann das empfohlene Folgefutter bekommen, aber so langsam gibt's auch schon mal was anderes. Findet sie gut und verträgt es.Vielleicht ist es auch gar nicht so verkehrt, da nicht son Drama drum zu machen. Es sei denn es stellt sich raus, der Hund verträgt tatsächlich irgendwas nicht.
 
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Sonja
22. Aug. 10:08
Hier noch jemand der ABAM praktiziert. Wir haben schon einiges an Futter durch, vertragen wurde alles und auch labbitypisch mit Begeisterung gefressen. Wir wechseln alle paar Wochen mal die Sorte und öfter auch mal die Marke. Zwischendurch gibt es auch mal gekochtes und auch Reste von uns (natürlich wird auf die Menge und für Hunde erlaubt geachtet). Blutwerte sind super und der Hund laut TA gestern top fit. Auch sie empfiehlt so weiter zu füttern. Egal ob Obst, Gemüse, Getreide, Milchprodukte, Reste vom Huhn oä da meine 0 Unverträglichkeiten/Allergien hat.
Genau. Hier freut man sich abends auch die Reste aus den Katzennäpfen zu schlabbern 😆 Außerdem sind die dann gleich "sauber" und ich spare mir Arbeit 😁
 
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Michi
22. Aug. 10:24
Ich habe nicht behauptet, dass die Beschränkung auf eine Eiweissquelle „vorsorglich“ vorgenommen werden sollte, sondern bei futtersensiblen Hunden. Wenn ein Hund alles verträgt - wunderbar. Tut er es nicht, wird der verantwortungsvolle Halter reagieren müssen. Deine Behauptung, der Darm würde sich über längere Zeit einem Futter, auf das mit Unverträglichkeit reagiert wird, anpassen, halte ich jedoch nicht nur für falsch, sondern bereits für hochgefährlich und sollte eigentlich moderiert werden.
Wo steht das denn, dass der Darm sich anpasst, obwohl eine Unverträglichkeit vorliegt?
 
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Sonja
22. Aug. 10:51
Wo steht das denn, dass der Darm sich anpasst, obwohl eine Unverträglichkeit vorliegt?
Ich lese es ebenfalls so, dass der betreffende Beitrag es so meint, dass ein gewisses Maß an Verdauungskapriolen normal sein können, das ist nicht automatisch eine echte Unverträglichkeit.