Mir ist beim Lesen dieses Threads aufgefallen, dass viel Aufmerksamkeit auf Training und konkrete Trainingsziele gerichtet wurde.
Bevor ich meine Ergänzung mache will ich klarstellen, dass ich das die Kontrolle und teilweise auch Fügigkeit insbesondere bei Hunden, die aufgrund ihrer „Bauart“ gefährlich sein können, aber auch nur von Anderen als gefährlich angesehen werden können unheimlich wichtig ist. Ein Hund der Gehorsam zeigt, schafft dadurch Freiräume für sich und seine Menschen.
Das gesagt halte ich es für unheimlich wichtig sich nicht nur auf die Kontrolle, also „der Hund tut (auf Kommando) was er soll“ sondern auch auf die Kommunikation zu achten.
Der aufgeregte Hund kann sich, je nach Art und Ursache leichter oder sogar überhaupt erst beruhigen, wenn er seinem Menschen in jeder Situation vollumfänglich vertrauen kann. Dazu muss die Kommunikation stimmen. Kommandos sind auch, aber keine vollständige Kommunikation.
Ich glaube, das weiß natürlich jeder, aber im Eifer des „Trainings“ vor allem, wenn man ein konkretes Ziel vor Augen und im Kalender hat, kann dieses Wissen auch mal zu sehr in den Hintergrund treten. Dann muss man es wieder vorholen.
Beispiel: Du hat ein paar Videos gezeigt, in denen Samu ganz ordentlich an der Leine läuft. Dabei wurde er immerzu gelobt und auch mit Leckerlies belohnt. Irgendwie glaube ich, dass der Hund dabei immer in einer Art „Arbeitsmodus“ bleibt und sich gar nicht richtig beruhigen kann. War vielleicht auch nur für Video, aber das war keine „natürliche“ Situation. Was bei meiner Stella wunderbar funktioniert hat und zumindest mal schadlos probiert werden kann ist: weniger texten, nur korrigieren und zwar mit der _angemessenen_ Energie und im Gegenzug auf den Hund und seine Reaktionen auf die Umwelt eingehen. Auch wenn es bekloppt erscheint, wenn z.B. wie in einem Video Sami stehenbleibt und kurz nicht weiter will, weil er offensichtlich etwas gesehen hat, das er einordnen musste, dann kannst Du ihm das kurz erklären… Er versteht wahrscheinlich kein Wort, aber Du holst Dich damit in die Situation hinein, du analysierst/bewertest die Situation und Deine Körpersprache und Energie (Tonfall/Geruch…) zeigt dem Hund, dass Du es auch gesehen hast und es OK ist weiterzugehen. Das schafft Vertrauen und ihr lernt euch gegenseitig besser zu verstehen/lesen.
Meine Stella war ein Angsthund, schwer misshandelt und draussen „total durchgeknallt“, kein Training hat geholfen. Nach 3 Jahren Strategiewechsel(s.o.) Bei uns hat das wunderbar geholfen auch bei unserer Blanca, die extrem autonom ist (HSH Mix).
Zuerst will ich sagen, dass ich gut verstehe was du meinst und was du mir damit sagen willst! Und ich verstehe auch gut, warum es diesen Eindruck auf dich macht.
Ursprünglich sollte es hier wirklich rein nur um die verschiedenen Arten die Leine am Hund zu befestigen gehen und was für das Training der Leinenführung vielleicht von Vorteil ist.
Es ging dann aber viel in Richtung wie man überhaupt trainiert usw.. deshalb bin ich dann darauf eingegangen.
Natürlich habe ich ein klares Ziel vor Augen (ich muss ja wissen wo ich hin will und wie ich es mir vorstelle - was z.B. Leinenführigkeit für mich genau bedeutet usw..) und ja, durch den 2. Wesenstest habe ich einen „Termin“, bis wann alles soweit sitzen sollte.. das kann ich leider nicht ändern!
Ich stimme dir zu, bei dem was du über Kontrolle, Gehorsam, Kommandos und vor allem über Kommunikation sagst/schreibst!
Natürlich sind Kommandos nicht die komplette Kommunikation mit einem Hund, sondern nur ein kleiner Teil davon! Viel läuft über die Körpersprache und das versuche ich, soweit wie möglich, zu beachten und zu bedenken, wenn ich in irgendeiner Form mit Samu kommuniziere! Ich kommuniziere generell gerne über die Körpersprache mit ihm - und damit meine ich jetzt nicht Hand-/Sichtzeichen, denn das sind letztendlich ja auch Kommandos, wenn auch nonverbal.
Deshalb bringe ich ihm die Leinenführung auch nicht mit Kommando bei, sondern es ist der „normale Modus“, wenn die Leine am Rücken und vorne fixiert ist.
Das ist dann kein „Arbeitsmodus“, aber eben auch kein „Freizeitmodus“. Freizeit ist, nach unserer neuen Regel (was Samu im Alltag bereits super verstanden hat), wenn er nur am Rücken fest gemacht ist (er sitzt während ich die Leine änder) und ich ihn dann z.B. nebendran auf die Wiese schicke. Dann darf er „Kreuz und quer“ laufen, solange er den Radius der Leine einhält.
Und der Eindruck, den du von den Videos hast, das hat tatsächlich viel damit zu tun, dass es eben ein Video ist, aus verschiedenen Gründen:
Wenn ich Samu beim laufen filme, dann schaut er zu 99% immer zum Handy (glaube er findet das etwas doof oder zumindest komisch, wenn ich das Ding so auf ihn richte.. auch beim fotografieren)
Deshalb schnüffelt er natürlich nicht oder so und läuft nicht komplett entspannt, sondern konzentriert sich aufs Handy, bzw. manchmal hab ich das Gefühl er will dem Handy sogar ausweichen, weil er dann oft schneller wird und dann vor läuft. War schon immer so, auch beim Fuß laufen. Egal wie lange er vorher perfekt gelaufen ist, wenn ich filme, wird’s ihm irgendwann zu viel und er wird zu schnell, sobald ich aufhöre, geht’s wieder perfekt ;)
Deshalb lobe ich dabei so viel, weil es dann während dem Filmen etwas besser klappt.
Wenn ich nicht filme, dann laufen wir mittlerweile echt total entspannt, teilweise so langsam wie nie.. also wir geben das Tempo vor und Samu schafft es mittlerweile auch gemütlich zu laufen und ist allgemein nicht mehr so zügig unterwegs wie früher!
Er schnuppert während dem Laufen, wirkt total gelassen, so kannte ich das gar nicht von ihm!
Ich arbeite mit positiver Verstärkung und belohne ihn zwischendurch, aber die Intervalle sind sehr unterschiedlich.
Ich versuche immer mit der richtigen „Dosis“ an Energie zu korrigieren, je nachdem wie viel Energie in dem Moment im Hund steckt. Das sachte korrigieren liegt mir gut, wenn es aber „heftiger“ wird, da muss ich noch bissl üben ;)
Und ich verlange natürlich nicht immer, dass Samu weiter läuft, wenn er etwas gesehen oder gehört hat, wo er eben erstmal verarbeiten muss! Das handhabe ich je nach Situation, aber i.d.R. registriere ich den Reiz kurz und ruhig, lass es auf Samu wirken und dann (meist so 2-3 Sek. später) gehen wir gemeinsam entspannt weiter. Wenn es doch mal was spannenderes oder bissl komisches ist (in Samus Augen) und er nach wenigen Sek. noch da steht und schaut, dann sag ich tatsächlich auch mal kurz etwas dazu, dann schaut er mich meist an, dann lächle ich und hab ne „einladende“ Körperhaltung ..und dann gehen wir entspannt weiter.. :)
Ich weiß auf jeden Fall was du mir sagen wolltest und ich kann dir sagen danke für deinen Kommentar und danke dafür, dass ich u.a. aufgrund deiner Nachrichten unseren aktuellen Weg gefunden habe, mit dem wir, meiner Meinung nach, auf einem super Weg sind!
Und es schadet ja nicht manchmal nochmal genauer über etwas nachzudenken, auch wenn es z.B. in dem Fall nicht ganz so ist wie es auf den Videos wirkt. Aber z.B. könnte ich tatsächlich, außerhalb der Videos, noch weniger mit Samu sprechen (also das loben, ansonsten quatsche ich ihn ja nicht voll beim gassi, bis auf ab und zu mal ein Kommando, wenns nötig ist oder als Training) Das ist etwas woran ich mich immer wieder selbst erinnern muss, das gebe ich zu. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass ich natürlich jetzt am Anfang noch vermehrt lobe und belohne und es aber, jetzt nach 2 Wochen, langsam reduziere.
:)