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Deniz
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Anzahl der Antworten 20
zuletzt 6. Juli

Umgang mit schlechten Perspektiven

Mich würde interessieren, wie ihr mit schlechten Diagnosen und der Greifbarkeit vom Ende eines Hundelebens umgeht. Was tun, wenn medizinisch das meiste ausgeschöpft ist? Was hilft euch? Was hilft eurem Hund oder hat ihm geholfen? Es sieht für meinen Hund leider nicht sehr rosig aus... Er ist noch relativ jung, hat aber eine degenerative Bandscheibenerkrankung. Nach 2 großen Operationen letzten Herbst, viel Physio, engmaschiger ärztlicher Betreuung und allem, was man für einen bandscheibenkranken Hund im Alltag tun kann, sind nun erneut Schatten auf den Röntgenbildern zu sehen und das Gangbild hat sich verschlechtert. Er bekommt nun Schmerztherapie und angepasste Physio, aber das Risiko für einen erneuten Bandscheibenvorfall ist hoch. Eine weitere Operation an der Wirbelsäule würde ich ihm nicht zumuten wollen, vor allem da die Heilungschancen in dem Fall gering sind. Er frisst, nimmt Anteil, genießt Streicheleinheiten und kriegt zum Glück nicht viel von seiner Lage mit. Aber ich muss mich darauf einstellen, dass ihm vielleicht nur noch Wochen oder Monate bleiben und es zerreißt mir das Herz. Wie geht ihr damit um, wenn das Damoklesschwert über euch hängt?
 
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Deniz
19. Juni 22:26
Hi, das tut mir echt sehr leid. Wir haben auch kürzlich über den Tierarzt erfahren das unsere Hündin leider nur noch 2 bis 5 Jahre mit der gestellten Diagnose ( Herzwürmer) leben wird. Es ist sehr schwierig damit umzugehen und neutral zu handeln. Es gibt Tage da achte ich echt auf alles und mache mich echt bekloppt. Ist zu heiß, zu kalt, zu nass, hechelt zu viel...eigentlich möchte ich sie so betrachten als ob nix wäre und einfach unbeschwert in den Tag leben. Sie einfach Hund sein lassen ohne daran zu denken und auf irgendwas zu achten. Aber es fällt mir sehr schwer. Wir nutzen die guten Tage so gut wie es eben mit dem Hund gemeinsam geht und versuchen die Zeit zu genießen. Schöne Sachen machen woran Roxy Spaß hat allerdings auch darauf achten das sie Zeiten zur Erholung bekommt so wie sie es benötigt. Dazu gehört natürlich sie gut zu beobachten um zu erkennen wann sie Pausen braucht. Schmerzen hat Roxy zum Glück keine. Desweiteren ist für mich persönlich momentan mein Stand, das wenn mein Hund keine Lebensfreude mehr hat , ich die Stärke besitze um sie gehen zu lassen. So traurig das irgendwann auch für mich selbst sein wird, der Tod gehört zum Leben dazu. Ich wünsche euch jedenfalls alles Gute und das ihr noch viel Freude miteinander teilen könnt. Alles gute euch 👋
Das tut mir auch leid... :( Ich finde auch, dass der Grad zwischen dem Aufpassen, dass es sich nicht durch Unachtsamkeit verschlimmert und dem nicht mehr dagegen ankämpfen, was sich nicht verhindern lässt, sehr schmal und schwer ist. Ich habe das mit dem verrückt machen auch gut verinnerlicht, aber wenn ich nicht so auf ihn aufgepasst hätte, wäre er vermutlich schon lange nicht mehr da. Schwierig, dann das Mittelmaß zu finden. Ich wünsche euch auf jeden Fall auch noch lange lange Zeit!!
 
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Deniz
19. Juni 22:28
Versuch jede Sekunde zu genießen und in dem Moment zu leben und nicht in der Zukunft. Auch wenn es schwer ist… Ich habe in diesem Jahr leider innerhalb von 10 Tagen zwei Hunde einschläfern müssen. Zu erst ganz plötzlich meine 5 Jahre alte Hündin, bei der keiner damit gerechnet hat. Ihr Tod kam für alle sehr unerwartet und mein gesamtes Umfeld war/ ist extrem traurig… 10 Tage später folgte ihr mein alter Labrador, bei dem wir seit längerem wussten das seine Zeit bald leider vorbei ist und uns über jeden Tag den er länger bei uns war ein Loch in den Bauch gefreut haben. Ich vermisse beide Hunde ganz schrecklich doll, aber habe an dem Tod meiner Hündin deutlich mehr zu knabbern. Bei meinem Labbi war es dadurch das ich darauf „vorbereitet“ irgendwie „okay“ für mich. Das mag garantiert auch an ihrem jungen Alter liegen, schließlich hab ich sie die nächsten Jahren als fester Bestandteil meines Lebens gesehen und viele Pläne mit ihr gehabt, aber auch daran das es so plötzlich kam. Ich möchte damit nicht sagen das es weniger schlimm ist, wenn man weiß das man nicht mehr viel Zeit zusammen hat, aber ich persönlich glaube das man die letzte Zeit mit dem Wissen das sie begrenzt ist einfach deutlich intensiver wahrnimmt… Ich wünsche euch aber noch eine wundervolle gemeinsame Zeit. PS: Ich finde es sehr stark von dir, das du das ganze so realistisch siehst und an deinen Hund denkst. Aus beruflicher Erfahrung kann ich sagen das es genug Menschen gibt die das Thema bis zum Schluss verdrängen (und ja das sind dann auch leider oft die, die den letzten Weg nicht gemeinsam mit ihrem Tier bestreiten)
Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es dir gegangen sein muss... Gleich beide Hunde innerhalb von so kurzer Zeit zu verlieren. Das tut mir sehr leid!
 
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Mike
19. Juni 22:56
Ich bin ,glaube ich ,der klassische Verdrängungskünstler . Es ist mir gottseidank fast immer erspart geblieben das meine Hunde krank waren,oder schwere Gebrechen hatten . Es 0is0t mit Sicherheit schwer zu entscheiden ab wann ein Leben Lebens unwert geworden ist - Ist irgendwie wie Gott spielen, so fühlt es sich für mich an . Ich will aber nicht entscheiden , oder kann es vielleicht garnicht entscheiden - ab wann es besser ist ein Tier zu erlösen oder bis wann ein austherapieren Sinn macht . Ich denke man muss einfach der Realität ins Auge sehen ,auch wenn es Weh tut , man natürlich nicht loslassen will/kann . Schwer ,sehr schwer - man muss einfach um Interesse des Tieres handeln - so wie für jedes andere Familienmitglied auch . Und man muss vertrauen zu seinem Tierarzt haben .
 
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Mike
19. Juni 23:01
Meine Tierärztin ist zu uns nach Hause gekommen, es wurde bei uns im Garten auf ihren Lieblingsplätzen gemacht, den Weg in die Praxis hat sie uns erspart, bin ihr heute noch dankbar. Aber irgendwie fand ich es gut, mich in Ruhe über Wochen verabschieden zu können. Mein erster Hund wurde mit 4,5 Jahren plötzlich aus unserem Leben gerissen, Magendrehung. Es ging alles so schnell, ich konnte mich in der Tierklinik gar nicht richtig verabschieden. Ratzfatz in den OP, weil ja jede Minute zählt, dann die Nachricht, dass er in der Aufwachphase einen Kreislaufkollaps hatte und gestorben ist. Das war aus heutiger Sicht schlimmer, weil es so plötzlich und unerwartet kam.
Mir hat gerade das aprupte Ende geholfen - ohne Krankheit, ohne Leiden , ohne kaputt operieren etc.etc. .. Und dennoch fehlt er mir so sehr , es ist knapp 2 Monate her und ich habe es noch garnicht verinnerlicht aber ich tröste mich damit das er nicht gelitten hat , es nur Sekunden gedauert hat . Es tut unendlich Weh und trotzdem tröste ich mich damit das er ein glücklicher Hund war bis genau zu diesem Moment - unbeschwert,vital und trotzdem zufrüh . Alles hat 2 Seiten ...........
 
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Marc
19. Juni 23:15
Ich bin als ehrenamtlicher Sterbebegleiter im HIV / AIDS-Bereich tätig. Und ich habe mein Leben lang Haustiere gehabt. Da ich nie Schildkröten hatte, wusste ich immer, dass jedes Tier mich nur einen Teil meines Lebens begleiten wird. Mit dem Tag, an dem ich ein Tier zu mir nehme, sage ich Ja zu dem Tag, an dem das Tier mich verlassen wird. Letztes Jahr starb eine ganze Katzengeneration, die zusammen jung waren und zusammen alt geworden waren. 3 Katzen. Ich gehe mit dem Abschiednehmen so um, dass ich mich nicht nur für ihr Leben und ihre Gesundheit verantwortlich fühle; ich fühle mich genauso verantwortlich für ein Sterben, das frei ist von Schmerzen und Qualen. Konkret bedeutet das, dass ich mir sehr gut überlege und mich darin auch von Ärzten beraten lasse, welchen Gewinn an Lebensqualität eine medizinische Maßnahme für das Tier bringt. Wenn die Lebensqualität nicht mehr verbessert werden kann, dann spreche ich mit dem Tier und sage ihm, dass er / sie gehen darf, wenn er / sie nicht mehr kann und keine Lebenskraft mehr hat. Ich sage dem Tier: Du darfst gehen, wenn du nicht mehr kannst. Meine Tiere haben mich dann erkennen lassen, wann der Tag gekommen war, an dem sie gehen wollten. Und ich war dann in der Verantwortung, dass ich dafür sorgen wollte, dass sie schmerzfrei, angstfrei, ohne Atemnot und ohne Übelkeit auf die letzte Reise gehen konnten. Liebe hält, aber klammert nicht. Liebe trägt und lässt dem anderen Freiheit. In Liebe und aus Liebe loslassen, das ist am Ende unser letzter Liebesdienst.
 
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Barbara
19. Juni 23:15
Lebe den Moment, geniesse jeden Tag bewusst, macht schöne Sachen zusammen, verwöhnen deinen Hund. Meine verstorbene Hündin hatte einen inoperablen Tumor am Herz. Ich habe das obige mit ihr zusammen praktiziert und als sie nicht mehr konnte, war es für sie eine Erlösung. Ich wünsche dir noch eine lange und vor allem schöne gemeinsame Zeit .
Ich kann Gregor nur zustimmen. Und vielleicht magst du für deinen Hund und dich eine „Löffel-Liste“ erstellen mit schönen Aktivitäten, die dein Hund noch mit dir gemeinsam erleben darf - angepasst an das, was ihm Freude macht. Und du darfst dir immer wieder versichern, dass dein Hund bei dir ein gutes Leben hat, dass er geliebt wird und dass du ihn auf seiner Lebensreise begleitest. Und das ist es doch, was für ihn sein Hundeleben „gut“ macht - egal wie kurz oder lang es ist. 🙂
 
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Sonja
20. Juni 01:11
Vorletztes Jahr sind mit 2 Monaten Abstand unsere Senioren Sammy und Ronja mit stolzen 14 und 16 Jahren verstorben. Beide waren am Ende sehr krank, bei beiden mussten wir den richtigen Zeitpunkt bestimmen, und wussten das bereits monatelang. Aber gerade das hat uns am Ende die Entscheidung leichter gemacht. Denn wir hatten schon Leiden und Schmerzen hinter uns, dann noch ein paar unverhoffte Monate, in denen wir alle das Leben genießen konnten, und erst dann ging es wieder bergab. Bei Beiden gab es am Ende keine Hoffnung, noch einmal so eine unbeschwerte Zeit geschenkt zu bekommen, und da war klar, dass wir sie gehen lassen mussten. Und vom Tag des Abschiednehmens an hatten wir schöne Erinnerungen, die uns die Trauerphase erleichtert haben. Solche Erinnerungen zu schaffen ist meiner Meinung nach das Wichtigste, Sinnvollste, was man in den letzten Tagen, Wochen, Monaten machen kann.
 
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Antje
5. Juli 23:08
Unsere Ronja hatte mehrere Bandscheibenvorfälle ( 14,5 J) das Gangbild hat sich immer mehr verschlechtert, Schneemedikamente zeigten keine Verbesserung, hinzu kamen weitere körperliche und organische Beschwerden.Mein Mann hatte große Probleme dies zu akzeptieren und loszulassen, wir suchten gemeinsam das Arztgespräch, so konnten wir besser zusammen eine erlösende Entscheiden.treffen, den letzten gemeinsamen Tag verbrachten wir mit der ganzen Familie, so konnte jeder mit Tränen und großer Trauer Abschied nehmen.Am Abschiedstage bei uns Zuhause wollten wir alleine mit unserer Ronja sein, zuvor besuchten wir mit Fahrradanhänger( sie konnte nicht mehr laufen und auch nicht mehr stehen)ihre Lieblingsplätze, setzten sie auf die Wiese und wärmten unsere Trauer mit den wunderschönen Sonnenstrahlen. Das war alles sehr schlimm.Wir wünschen euch noch viel Kraft und genießt jeden Tag zusammen.❤️😢👋
 
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Thomas Alexander
6. Juli 07:53
Ich bin als ehrenamtlicher Sterbebegleiter im HIV / AIDS-Bereich tätig. Und ich habe mein Leben lang Haustiere gehabt. Da ich nie Schildkröten hatte, wusste ich immer, dass jedes Tier mich nur einen Teil meines Lebens begleiten wird. Mit dem Tag, an dem ich ein Tier zu mir nehme, sage ich Ja zu dem Tag, an dem das Tier mich verlassen wird. Letztes Jahr starb eine ganze Katzengeneration, die zusammen jung waren und zusammen alt geworden waren. 3 Katzen. Ich gehe mit dem Abschiednehmen so um, dass ich mich nicht nur für ihr Leben und ihre Gesundheit verantwortlich fühle; ich fühle mich genauso verantwortlich für ein Sterben, das frei ist von Schmerzen und Qualen. Konkret bedeutet das, dass ich mir sehr gut überlege und mich darin auch von Ärzten beraten lasse, welchen Gewinn an Lebensqualität eine medizinische Maßnahme für das Tier bringt. Wenn die Lebensqualität nicht mehr verbessert werden kann, dann spreche ich mit dem Tier und sage ihm, dass er / sie gehen darf, wenn er / sie nicht mehr kann und keine Lebenskraft mehr hat. Ich sage dem Tier: Du darfst gehen, wenn du nicht mehr kannst. Meine Tiere haben mich dann erkennen lassen, wann der Tag gekommen war, an dem sie gehen wollten. Und ich war dann in der Verantwortung, dass ich dafür sorgen wollte, dass sie schmerzfrei, angstfrei, ohne Atemnot und ohne Übelkeit auf die letzte Reise gehen konnten. Liebe hält, aber klammert nicht. Liebe trägt und lässt dem anderen Freiheit. In Liebe und aus Liebe loslassen, das ist am Ende unser letzter Liebesdienst.
Danke für deinen ehrenamtlichen Einsatz. Ich weiß nur zu genau was du leistest. 🌈🍀🪽
 
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Deniz
6. Juli 16:59
Unsere Ronja hatte mehrere Bandscheibenvorfälle ( 14,5 J) das Gangbild hat sich immer mehr verschlechtert, Schneemedikamente zeigten keine Verbesserung, hinzu kamen weitere körperliche und organische Beschwerden.Mein Mann hatte große Probleme dies zu akzeptieren und loszulassen, wir suchten gemeinsam das Arztgespräch, so konnten wir besser zusammen eine erlösende Entscheiden.treffen, den letzten gemeinsamen Tag verbrachten wir mit der ganzen Familie, so konnte jeder mit Tränen und großer Trauer Abschied nehmen.Am Abschiedstage bei uns Zuhause wollten wir alleine mit unserer Ronja sein, zuvor besuchten wir mit Fahrradanhänger( sie konnte nicht mehr laufen und auch nicht mehr stehen)ihre Lieblingsplätze, setzten sie auf die Wiese und wärmten unsere Trauer mit den wunderschönen Sonnenstrahlen. Das war alles sehr schlimm.Wir wünschen euch noch viel Kraft und genießt jeden Tag zusammen.❤️😢👋
Das tut mir leid. :( Aber es klingt auch sehr rührend und die Möglichkeit, Abschied zu nehmen, war sicher wertvoll! Ein Wägelchen habe ich auch, damit er auch andere Ecken sehen kann. Die Ausflüge genießt mein Hund sehr. Heute haben wir mit Elektro- und Lasertherapie begonnen, in der Hoffnung, dass es sich doch noch stabilisiert. Aber die vielen Schilderungen hier haben mir auch geholfen, mich besser mit der Situation zurecht zu finden und ich versuche mich nur auf das Jetzt zu konzentrieren.