Ein Vorfall im Siloah-Krankenhaus in Hannover sorgt aktuell für großes Aufsehen und Empörung: Ein Mann mit Erblindung, der auf seinen Blindenhund angewiesen ist, wollte dort seinen Freund besuchen und wurde von einem Arzt dazu aufgefordert, das Krankenhaus mit seinem Assistenzhund zu verlassen. Angeblich sei der Arzt besorgt über Hygiene und Sicherheit gewesen, doch diese Entscheidung stieß auf Unverständnis.
Der 73-jährige Klaus-Peter Denhardt kann auf die Unterstützung seines Blindenhunds Pepper zählen. Der Labrador hilft ihm, sicher durch den Alltag zu navigieren, indem er auf Hindernisse hinweist und ihm bei wichtigen Orientierungspunkten wie Ampeln und Bordsteinen zur Seite steht. Doch trotz dieser unverzichtbaren Hilfe kam es im Siloah-Krankenhaus in Hannover zu einem Vorfall, der sowohl Denhardt als auch den Blindenverband auf Missstände aufmerksam macht.
Denhardt besuchte einen Freund auf der Station für Nephrologie, als die Anwesenheit von Pepper bei Klinikpersonal und einem Stationsarzt für Aufregung sorgte. Obwohl Denhardt seinen Führhundausweis vorzeigte, kam es zu Konflikten. Der Arzt äußerte Bedenken hinsichtlich des gesundheitlichen Schutzes der Patienten und verwies darauf, dass Pepper das Zimmer verlassen sollte. Laut Denhardt zeigte der Arzt kein Interesse an den rechtlichen Erklärungen und verwehrte ihm schließlich den Aufenthalt mit Hund im Zimmer.
Die Reaktion des Arztes hinterließ bei Denhardt und dem Blindenverband Niedersachsen Bestürzung. Das Teilhabestärkungsgesetz von 2021 stellt nämlich klar, dass Assistenzhunde auch an Orten Zugang haben, die für Hunde normalerweise verboten sind. Dies ist im Behindertengleichstellungsgesetz geregelt. Petra-Kristin Bonitz, Sprecherin des Blindenverbands, zeigt sich betroffen und betont die Notwendigkeit weiterer Aufklärungsarbeit, um solche Missverständnisse in Zukunft zu vermeiden.
Das Klinikum Region Hannover weist darauf hin, dass es grundsätzlich bemüht ist, Menschen mit Assistenzhunden den Zugang zu ermöglichen. Die Klinikleitung spricht in diesem Fall von einem „Kommunikationsproblem“ und bedauert die entstandene Situation. Der Kliniksprecher Lennart Dreyer gibt an, dass der Arzt lediglich aus Gründen der Hygiene und Sicherheit aufgrund der Immunschwäche des Patienten zu Vorsicht riet. Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts unterstützen diese Maßnahme in bestimmten medizinischen Fällen, wo Kontakt zu Tieren vermieden werden sollte.
Für den betroffenen Mann und seinen Hund war die Situation jedoch eine zutiefst belastende Erfahrung. Wenn einem blinden Menschen der Zugang verwehrt wird, fühlt sich dies nicht nur wie eine Ablehnung, sondern auch wie eine Einschränkung seiner Selbstbestimmung an. Für viele Assistenzhundehalter:innen ist der Hund ein loyaler Freund, auf den sie im Alltag und in schwierigen Situationen zählen können – und für diesen Freund möchten sie sich ebenso einsetzen.
Der Vorfall zeigt deutlich, dass Missverständnisse bei der Umsetzung von Zutrittsrechten für Assistenzhunde bestehen. Der Blindenverband Niedersachsen berichtet von weiteren ähnlichen Erfahrungen in Arztpraxen, Taxis und Geschäften. Trotz rechtlicher Klarheit im Gesetz kommt es immer wieder zu Situationen, in denen das Zutrittsrecht nicht vollständig respektiert wird.
Denhardt äußert sich enttäuscht über den Vorfall und hofft, dass solche Situationen durch bessere Schulung und Aufklärung seltener werden.
Wir hoffen, dass dieser Vorfall als Anlass zur Aufklärung dient und dass Krankenhäuser ihre Mitarbeitenden umfassend über die Rechte und besonderen Bedürfnisse von Assistenzhundebesitzern informieren. Schließlich sollte jeder das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe haben – mit oder ohne vierbeinigen Begleiter.
Quellen: t-online: "Pepper" muss draußen bleiben - Arzt wirft Blindenhund und Herrchen aus dem Krankenhaus, A. Hoffmann, 11/24.; Hannoversche Allgemeine: Probleme mit dem Zutrittsrecht- Kein Zutritt für Pepper: Siloah-Arzt wirft Blindenhund und Herrchen raus, C. Bohnenkamp, 11/24