Für mich bleibt das Ganze zu diffus.
Zum einen wird hier Erziehung und Training miteinander vermischt. In der Erziehung wird meist nicht mit Leckerlis gearbeitet, sondern mit sozialer Rückmeldung, Nähe, Grenzen... Training hingegen ist strukturiert, wiederholbar und da haben Leckerlis dann auch einen Sinn.
Zum anderen fehlt mir in der Debatte eine klare Alternative:
Wie sollen Hundeschulen heute eigentlich unterrichten?
„Zurück zur Natur“ klingt zwar charmant – aber wir sind keine Hunde. Und die Natur ist in sich selbst weder pädagogisch noch moralisch. Ganz sicher nicht perfekt.
Positives Training ist nicht mit „Leckerli werfen“ und ist zudem wesentlich evidenzbasierter als viele andere Theorien, die in der Hundewelt so rumgeistern. Gleichzeitig verstärken auch Mutterhündinnen positiv.
Und wenn wir schon über Tierschutz sprechen:
Der §11 TierSchG wurde nicht geschaffen, um Training zu verhindern, sondern um Tiere vor Missbrauch zu schützen.
Korrektur ist nicht per se falsch ist. Nur denke ich, dass es Aufgabe der Hundetrainer ist uns soweit in der Hundekommunikation zu bringen, dass wir, wenn wir tatsächlich mal korrigieren, das für den Hund nachvollziehbar und fair bleibt. Sonst bestarfen wir unsere Hunde andauernd nur dafür Hunde zu sein und wie Hunde zu agieren.
So wie es aktuell formuliert ist, ist es ein schimpfen gegen positives Training ohne Aufzeigen von Alternativen. Vielleicht hilft es ja das ganze an einem Beispiel festzumachen, wie soll denn korrigiert werden und wann?
Als Alternative fehlt mir bei irgendwelchen Trainern oft die klare Anleitung, wie der Hund wirklich auch nur bei kurzem Blickkontakt zu verstehen ist.
Da werden in vielen Sendungen Konzepte ausgerollt, z.B. „schick den Hund bei Besuch auf die Decke und wenn er da nicht bleibt, mach ne Leine dran“. Klar, wir Menschen wollen Anleitungen, denen wir folgen können und dann funktioniert‘s, so funktioniert unser Leben.
Was mir aber fehlt sind die Hinweise: Der Hund liegt auf der Decke und es kommt der prüfende Blick „ist das wirklich ernstgemeint…?“. Die Mutterhündin würde da sofort hinschauen und, bei nicht angemessener Reaktion, sich auch dem Hund körperlich zuwenden…
Der Mensch schnappt sich die Leine, wenn der Hund schon runterstiefelt… bis dahin ist schon so viel Kommunikation verpasst, gerade bei Hundeanfängern wie wir es waren!
Wir waren zum Hundeführerschein auch mal zur einem Vorbereitungsbesuch in einer Hundeschule (echt guter Trainer und auch Verhaltenstherapeut) und ich habe ein paar Fragen zum täglichen Leben gestellt. Was ich bekam waren Kochrezepte und nur vage Hinweise, wie ein Hund im Detail zu lesen ist. Und, wie gesagt: das ist nach wie vor für mich eine gute Hundeschule: wenn man nen Kurs dort macht oder Einzeltraining bucht, gibt‘s da bestimmt ne Menge bei erklärt! Aber primär liegt eben der Fokus auf „Kochrezepten“ eben weil’s die Menschen erwarten. Schade.
Ich habe Polli und ihrer Tochter zugeschaut, als die sich nach einem halben Jahr nicht gesehen wiedergetroffen haben. Hawaii wurde leider in Spanien zu früh kastriert und hatte auch damals 2-jährig noch ne Menge Blödsinn im Kopf!
So vehement hab ich unsere schüchterne Hundine vorher noch nie erlebt und ich hab sie auch zum ersten ganz ganz tief grollen gehört. Hawaii war sofort SEHR klein mit Hut!😳
Sehr gerne schaue ich daher auch Sendungen mit Matt Beisner, nem amerikanischen Hundetrainer -> Dogs Impossible.
Der arbeitet mit gefährlichen Hunden und benutzt dazu vorwiegend andere Hunde, die dann in der Lage sind, die jeweilige Thematik richtig zu adressieren!
Er sagt auch: kein Mensch kann in der Erziehung so effektiv sein, wie ein anderer, kompetenter Hund! Aber wir können dabei so viel lernen…
PS: Hab gerade noch das Begegnungsvideo zwischen Polli und ihrer Tochter gefunden & angehängt… sooooo schön, wenn man‘s lesen kann!!!🤗