Ich kam zu meinem Hund, wie die Jungfrau zum Kind. Und die Geschichte dazu ist sehr besonders, wie ich finde.
Ende 2019, mit Homeoffice und Kurzarbeit, sah ich einen Aufruf in Facebook, für eine Pflegestelle. Ein 6jähriger Husky. Kurz mit meiner Tochter besprochen und beschlossen, den Hund zu nehmen. Irgendwie hoffte ich, dadurch die ewige Diskussion Hund loszuwerden. Gassi gehen. Kacki sammeln. Füttern. Alles was dazu gehört.
Wir haben ihn wenige Tage später besucht, nach 2stündiger Fahrt.
Ein bellendes hysterisches Häufchen Hund. Ein Mischling - der erstmal nur aus Ohren und zu kurzen Vorderbeinen zu bestehen schien. Also Husky wäre was anderes gewesen. Naja egal. Ist ja nur für kurz. Meine Tochter war sofort hin und weg.
Eine gemeinsame Kennenlern-Gassirunde, und unsere Arme waren 3 cm länger. Er kannte keine Erziehung. Auch egal. Ist ja nur für kurz.
Wieder beim Hund daheim, erfuhren wir, dass sein Herrchen im Krankenhaus ist. Sie suchen schon länger eine Pflegestelle, aber niemand wollte ihn haben. Und der Papa vom Herrchen wurde ihm nicht Herr.
Der Hund war dort stundenlang bellend am Balkon. Davor an einer Laufleine im Garten. Es gibt da noch böse Geschichten. Aber die führen zu weit.
Weil der Hund auf und unter der Eckbank war, wieder kläffte wie verrückt, und Gespräche nur in den kurzen Pausen möglich waren, setzte ich mich auf den Boden.
Der Hund sah mich lange an. Kam in Zeitlupe zu mir rüber. Ich habe mich vorsichtshalber nicht mehr bewegt. Keine Ahnung ob der beißt wenn er sich erschrickt.
Er kam weiter auf mich zu, steckte seine Nase unter meine Achsel, und setzte sich auf mich. (Er versteckt inzwischen sehr oft seine Nase beim Schlafen).
Der alte Mann, und das Ehepaar, welches sich um die Pflegestelle kümmerte, waren sprachlos. Sowas kannten sie von dem Hund nicht. Und plötzlich war die ganze Küche leise. Erfüllt von einer ganz besonderen Stimmung.
Wir fuhren ohne den Hund heim, das Ehepaar wollte einen Vertrag machen, und den Hund persönlich zu uns bringen.
So kam am 06.01.21 ein kleiner Spanier zu uns. Laut Papiere halb Siberian Husky und halb Deutscher Schäferhund.
Irgendwann erfuhren wir, dass er nach uns wohl ins Tierheim kommt, da niemand einen 6jährigen Hund haben möchte, mit der Herausforderung Husky und Schäfer.
Er war mein erster Hund, und ich konnte die Leute verstehen, die ihn nicht nehmen wollen.
Oft saß ich weinend am Boden, weil ich ihm nicht Herr wurde. Gassi ohne Ende. Er musste alles anbellen was vor dem Haus vorbei geht. Alles anbellen was einem entgegenkommt oder zu sehen ist.
In die Leine rennen wie ein Blöder. Und das bei 23 kg Allradantrieb. Meine Nerven lagen blank.
Aber ich verliebte mich gleichzeitig in diesen Chaoten. Abends auf mir liegend, sich an mich kuschelnd wie ein Kätzchen. Es müsste so 6-8 Wochen später gewesen sein, als er sein Zuhause für immer bei uns bekam. Das war nie geplant. Und eigentlich wegen der Arbeit auch nicht möglich.
Mein Chef fragte mich Ende Januar, wie es mir geht, als ich mal im Büro war. "Ich bin für 3 Monate auf den Hund gekommen". Ganze Geschichte erzählt, inklusive Tierheim.
Das ging für meinen Chef gaaarnicht. Also durfte ich für immer 3 Tage die Woche ins Homeoffice, wenn ich verspreche, den Hund zu behalten. Und wenn er leise ist, darf er mit ins Büro.
Es gab Einzelstunden mit einem wirklich guten Hundetrainer. Bis heute holen wir uns professionelle Hilfe.
Kürzlich habe ich am Handy screenshots ausgemistet. Im July 2019 hatte ich Sachen rausgesucht, für Ausflüge. Im Umkreis von 2 Stunden. Fast alle waren in dem Ort, wo wir ihn her haben.
Scheinbar war es Schicksal pur. So viele glückliche Umstände für diese arme Seele.
Er hat mich gesucht - er hat mich gefunden. Und er hat hier sein Zuhause für immer.