Das Potential bedeutet ja erstmal das der Hund körperlich dazu in der Lage ist. Wäre meine zB auch mit ihren 25kg. Die Wahrscheinlichkeit das sie zupackt liegt fast bei Null, ganz ausschließen würde ich es aber nie,bei keinem Hund. Sollte ich sie deswegen nur noch mit Maulkorb rauslassen? Wenn ich also entscheiden müsste würde ich eher zu dem zusätzlichen Halsband greifen.
Aber du entscheidest dich nicht dafür. Und andere auch nicht. Auch wenn es vielleicht sinnvoll wäre. Warum?
Meiner hat ja durchaus auch das Potential, auch wenn er nur 12kg wiegt, einen kleinen Hund oder ein Kind könnte er definitiv schwer verletzen.
Trotzdem wird er nur situativ mit Maulkorb gesichert (der auch nur als Backup dient) und hat sogar Freilauf - auf weitläufigem, übersichtlichem Gelände.
Der Maulkorb würde ihn auch gar nicht wirklich stören, aber mich nervt er beim Leckerli geben etc.
Wenn er jetzt aber das doppelte an Gewicht hätte, würde ich vielleicht anders darüber denken. So wie es jetzt ist, ist er in allen (Fremden)Begegnungen in meinem unmittelbaren Umkreis oder angeleint. Mit seinen 12kg kann ich ihn dann im Notfall einfach hochheben und raus ziehen. Und ja, da gehe ich dann bewusst das Risiko ein, dass ich gebissen werde.
Hätte er 50kg, würde ich definitiv zusätzliche Sicherungsmaßnahmen ergreifen. Freilauf auf übersichtlichem Gelände, wo keiner sonst ist, gäbe es aber genau wie heute auch.
Ich glaube eine realistische Einschätzung der Gegebenheiten ist einfach das wichtigste. Man kann alles immer weiter sichern, es schadet auch nicht darauf vorbereitet zu sein. Zum Beispiel sollte jeder Hund den Maulkorb tragen können, auch wenn man nie erwartet, dass das ach so sanfte Tierchen beißen könnte. Man muss sich ja nur mal den "Hund beißt Kinder" Thread anschauen um eindrucksvoll zu sehen, dass so was manchmal aus dem Nichts kommt. Aber trotzdem kann man nicht erwarten, dass jeder 100% fehlerfrei ist.
Bei uns sind übrigens die "gefährlichen" Situationen (er hat ja keine Tötungsabsicht, aber anfangs hätte er durchaus die Zähne eingesetzt) immer dann passiert, wenn keiner damit gerechnet hat. Eindrucksvollstes Beispiel: bei meinen Eltern, alle inklusive Hund tiefenentspannt, ich mit meiner Mutter in der Küche weit weg von der Haustür, mein Freund mit meinem Vater und Wayne im Wohnzimmer. Post klingelt. Ich ruf noch "nicht den Hund raus lassen, Türen zu!". Mein Vater stürmt los, Hund bellend hinterher, alle Türen geöffnet. Mein Freund sitzt im freeze am Tisch. Ich stürme durchs komplette Haus und schmeiße mich auf den Hund, der den Postboten attackiert. Zum Glück mit Maulkorb, weil wir den anfangs immer bei Besuch drauf hatten, einfach um auf Nummer sicher zu gehen.
Da ist einfach ALLES schief gegangen, niemals hätte ich mit so einer Verkettung an zufallen und unglücklichen Handlungen gerecht. Wäre ich nicht anfangs übervorsichtig gewesen, wäre das anders ausgegangen und es ist großes Glück, dass ich da auch den Maulkorb intensiv trainiert habe und er darum drauf war. (Ansonsten hätte ich mit oberflächlichen Bisswunden gerechnet vom Verhalten her, alleine schon durch die krasse Dynamik angestachelt, aber auch das darf nicht passieren!)
Will sagen: egal wie vorsichtig man ist, es braucht ne gute Portion Glück, um genau dann alle Sicherungsmaßnahmen ergriffen zu haben, wenn man sie (unerwartet) braucht. Beim Gassi etc kann man vorausschauend gehen, aber dann passiert das Leben und der Hund springt unerwartet aus dem Fenster oder über den Zaun oder so.