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Katrin
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zuletzt 2. Nov.

Hundeangriff, groß gegen klein

Ich bin gerade über diesen Artikel gestolpert https://linth24.ch/articles/257020-kaempfender-hund-mit-axt-getoetet und echt entsetzt. Da lief soviel falsch und das kostete letztendlich einem der Hunde das Leben. Ich frage mich wieso solche oder ähnliche Vorfälle so verlaufen müssen? Warum konnten die Halter den Kampf nicht beenden? Wie kommt man auf die Idee zu Axt und Küchenmesser zu greifen? Hier geht es mir nicht um die Hunde, auch nicht um die Rasse. Täter oder Opfer kann jeder Hund werden. Mir geht es um die Frage wieso Menschen Hunde halten ohne sich vorab Gedanken zu machen was sie in solch einem Fall tun können/müssen/sollten um die Situation 1. gar nicht erst entstehen zu lassen und 2. die Situation zu beenden ohne das ein Hund oder sogar beide hinterher tot sind. Ja ich weiß, ein Angriff ist immer auch etwas beängstigendes und auch für denjenigen der eingreift nicht gerade ungefährlich. Umso wichtiger finde ich das jeder Hundehalter sich auch damit befasst. Wie ist das bei euch? Wüsstet ihr was zu tun ist? Würdet ihr eingreifen? Musstet ihr schonmal Hunde trennen? Gibt es vielleicht sogar spezielle Trainingsstunden wo man Tipps bekommt? Wie groß ist eure Angst das euer Hund Opfer oder Täter wird und wie beeinflusst das eure Gassigänge? Seid ihr vielleicht sogar mit Hilfsmitteln unterwegs? Wie immer lieb und freundlich bleiben. Liebe Grüße, Katrin J.
 
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Dogorama-Mitglied
30. Juni 09:57
Ja Rassebesonderheiten gibt es natürlich, aber auch Hunde(rassen), die zB mehr Distanz brauchen, kommunizieren das im Regelfall nach den hundetypischen Beschwichtigungs- und Deeskalationssignalen.

Da ist schon Einiges angeboren, der Rest bzw die passende Anwendung der Signale wird von den Vorbildern erlernt.

Und doch, das Überleben hängt von der Konfliktvermeidung und der sozialen Verträglichkeit auch mit Fremdindividuen ab.
Das ist aber nicht mit "wir sind alle Freunde" zu verwechseln, sondern kann so basal sein wie die Reviergrenzen der anderen Gruppe zu respektieren bzw sich bei zufälligen Begegnungen wenn möglich grossräumig aus dem Weg zu gehen.

Der Fokus von Hunden ist auch nicht auf den Menschen verschoben, sondern der ist zusätzlich dazugekommen. Wäre dem nicht so, gäb es keine funktionierenden Gruppen von Strassenhunden.

Man muss sich echt von der Vorstellung lösen, dass Konfliktvermeidung beim Knurren oder Abdchnappen aufhört, weil das tatsächlich nach wie vor Deeskalationsstategien sind, die eine ernste Auseinandersetzung verhindern sollen.

Die einzige ernste Auseinandersetzung ist die mit Tötungsabsicht.

Unfälle können aber natürlich schon lange davor passieren, weswegen man es ja auch nicht darauf ablegen sollte, die "unteren" (Eskalationsleiter) Auseinandersetzungen einfach so laufen zu lassen.

Ebensowenig sollte man aber panisch werden, wenn es mal zu einer Zofferei kommt.

Was man tun sollte ist, sich gut zur hündischen Kommunikation zu informieren und seinen Hund gut zu sozialisieren und seine Sprache sprechen zu lassen, damit er nicht aus Mangel an anderen Ausdrucksweisen unvermittelt in die ernste Konfrontation geht.
 
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Dogorama-Mitglied
30. Juni 09:59
Finde ich sehr gut deinen Beitrag...vor allem den letzten Absatz. Ich schüttele auch immer den Kopf , wenn ich höre, Hunde haben ihre 3 Freunde und brauchen ansonsten keinen Kontakt... Fraglich wie diese Hunde dann lernen sollen, wie man mit unverhofften Hundebegegnungen umzugehen hat. Die werden halt immer mal vorkommen und wenn der Hund durch seinen Besitzer vorgelebt bekommt, dass Angriff die beste Verteidigung ist, weil der akribisch jeden Tutnix " abblockt" ,dann trägt das nicht unbedingt zur Deeskalation bei. Nur mit einem gehe ich nicht 100 Prozent konform. Für mich ist nur meistens, aber nicht immer, der Mensch schuld. Die Genetik darf man nicht außen vor lassen !
Ich glaube solche Aussagen wie "Hunde brauchen keinen Kontakt zu fremden Hunden, sondern zu ausgewählten Freunden" werden aus dem Kontext gerissen und verselbstständigen sich.
In individuellen Fällen ist es sicherlich wahr, aber sollte ursprünglich vermutlich keine pauschale Empfehlung sein. Aber Hundehalter und letztendlich auch Hundetrainer (die ebenfalls nur Menschen sind und sich von Trends beeinflussen lassen) haben es zusammenhanglos aufgeschnappt und stark propagiert.

Genauso wie die Aussage "Hunde dürfen körperlich nicht ausgelastet werden, weil sonst ihre Kondition steigt und sie mehr verlangen" so weit verbreitet ist und sich ursprünglich mal nur auf einen speziellen Kontext bezogen hat. Aber inzwischen haben Leute ja fast schon Angst mit ihren Hunden Fahrrad zu fahren oder Joggen zu gehen, was absolut absurd ist.
Die Aussage bezog sich ursprünglich darauf, dass es nicht funktioniert einen unruhigen oder unerzogenenen Hund bis zur Erschöpfung körperlich auszulasten, damit er abends Ruhe gibt (weil er in der Tat irgendwann nicht mehr tot zu kriegen ist und die Symptombekämpfung damit ein Ende hat). Daraus geworden ist dann was ganz anderes und jetzt haben alle Angst vor der "Kondition", die ja eigentlich etwas gesundes und positives ist (Herz-Kreislauf Gesundheit).
 
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Andreas
30. Juni 10:08
Aber das Sozialverhalten von Hunden ist ja nicht ausschließlich naturgegeben, sondern auch durch selektive Züchtung menschengemacht. Genauso hängt weder das Überleben des Individuums, noch der Spezies Hund ausschließlich davon ab, sozialveträglich und konfliktscheu zu sein (wobei sich selbst beim Wolf die Sozialveträglichkeit auf das eigene Rudel, sprich den Familienverband beschränkt und nicht auf Artgenossen). Es hängt davon ab, wie viel Nutzen der Mensch darin sieht. Wobei Hunde im Kern natürlich immer noch soziale Lebewesen sind, da gebe ich dir Recht. Allerdings ist auch hier der Fokus auf Sozialveträglichkeit mit dem Menschen verschoben. Ich stimme dir trotzdem zu, dass die allerwenigsten Hunde wilde Bestien mit Tötungsabsicht sind. Für adulte Raubtiere ist es aber nicht natürlich oder normal, verträglich mit fremden Artgenossen zu sein. Bei Rudeltieren beschränkt sich das auf die Blutsverwandten und bei Solitärtieren auf die Paarungszeit. Ich habe mal von einem Verhaltensbiologen gelesen, dass die hohe Artgenossentoleranz bei Hunden darauf basiert, dass sie im Gegensatz zu Wölfen nie "wirklich" erwachsen werden, also ihr Sozialvehalten gewissermaßen infantil bleibt. Vielleicht finde ich dazu noch mal eine Quelle. Und Hunde werden natürlich unabhängig von ihrem natürlichen Sozialvehalten sehr früh dazu trainiert und konditioniert verträglich mit Artgenossen zu sein.
ja.. mir ist klar, daß Hunde nicht mit jedem verträglich sein können und auch nicht müssen.. mein Fokus liegt darauf, dass Hunde mit den verschiedensten Situationen umgehen können sollen und müssen.

Die Situationen kann ich nicht zu 100 % vermeiden.. aber den angemessenen Umgang damit kann man trainieren.
 
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Kerstin
30. Juni 10:14
Zum Maul aufhebeln
gibt es andere Mittel zB Geräusche oder Düfte?
 
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Christa
30. Juni 10:16
Auch wenn das hier jetzt leicht vom Thema abweicht, aber jetzt bin ich neugierig. Es geht eher um Sozialverhalten lernen allgemein. Hier sieht man Carl mit einem bekannten Ridgeback Rüden. Beide gleich alt und intakt. Das ist der 3. Spaziergang der beiden. Wir sind hier auf dem Rückweg, die beiden sind ganz am Anfang etwas brummelig gewesen und sind dann aber den restlichen Spaziergang gemeinsam gegangen. Der Spaziergang wechselte sich ab aus wilden renn und Spiel Sequenzen, markieren, drüber markieren und auch gegenseitiges imponieren. Beide waren immer wieder der Meinung dem anderen zeigen zu müssen was für ein toller Typ sie doch sind. Auf einem späteren Spaziergang kam es dann zu einem kommentkampf zwischen den beiden Rüden wo der andere dann von Carl ins Ohr gebissen wurde. Carl hat das andere Frauchen begrüßt, das fand der andere Rüde kacke, hat ne Ansage gemacht, Carl hat Kontra gegeben, Zack Eskalation Ohr mehrfach getackert beim anderen. Wie lernt ein Hund am besten ein gutes Sozialverhalten? Natürlich nicht indem ich beide Hunde ohne menschliche Moderation laufen lassen, aber auch nicht an der Leine unter voller Kontrolle durch den Menschen. Es muss also eine Mischung aus Freilauf und Moderation sein. Damit geht man doch aber immer ein gewisses Risiko ein das die Stimmung kippen kann. Ob ich jetzt will das mein Hund lernt mit anderen Rüden klar zu kommen oder groß und klein vergesellschaftet, irgendwann komme ich an den Punkt Freilauf und damit gebe ich automatisch ein Stück weit die Kontrolle ab und gehe ein Risiko ein. Vielleicht ist das auch ein Unterschied zwischen früher und heute. Früher sind die Menschen eher diese Risiken eingegangen, oder auch Straßenhunde müssten das selber lernen. heute wird viel stärker kontrolliert, helikoptert und gemanagt. Das ist an vielen Stellen auch gut so, aber verwehren wir unseren Hunden damit nicht auch ein Stück weit Sozialverhalten selbst zu lernen? Jede Reaktion führt zu einer Gegenreaktion. Wenn Hund diese Erfahrung nie machen kann weil Mensch alles regelt ist das immer so gut? P.S. Das soll jetzt nicht heißen das ich gut finde das Carl den anderen gebissen hat!
Das Kopfauflegen auf den anderen Hund ist der Versuch zu dominieren wird vom zweiten ja gleich abgewehrt es passt solange keiner Grenzen überschreitet aber Carl ist dem anderen Frauchen für sein Empfinden zu nahe gekommen männlicher Besitzanspruch 🤣 ich würde das langsam angehen lassen und beim Treffen überhaupt den andere Hund ignorieren irgendwann merken dann beide es passiert nichts und dann werden die auch entspannter sein
 
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Dogorama-Mitglied
30. Juni 10:21
ja.. mir ist klar, daß Hunde nicht mit jedem verträglich sein können und auch nicht müssen.. mein Fokus liegt darauf, dass Hunde mit den verschiedensten Situationen umgehen können sollen und müssen. Die Situationen kann ich nicht zu 100 % vermeiden.. aber den angemessenen Umgang damit kann man trainieren.
Absolut, da stimme ich zu 100% zu.
Ein angemessener Umgang ist für den Halter und auch den Hund selber enorm wichtig. Ein Hund der jedesmal komplett ausrastet, wenn er Artgenossen sieht hat kein schönes Leben und sein Mensch sowieso nicht.

Ich hab zum Beispiel so einen Kandidaten, der mit fremden Hunden nicht klar kommt. Ob es jetzt an Sozialisierung, Erziehung, individueller Genetik oder rassetypischem Verhalten liegt kann letztendlich keiner genau sagen.
Er ist aber nicht "unverträglich". Nach einer kontrollieren Zusammenführung über Zeit kommt er mit Hündinnen, Kastraten und intakten Rüden sehr gut zurecht.
Aber halt nicht mit den spontanten 10 Sekunden Begegnungen.
Es fiel mir lange sehr schwer das zu akzeptieren und ich war schon fast zu grenzwertigen aversiven Mitteln bereit, um ihn "verträglich" zu bekommen (dabei ist er ja sozialverträglich mit Artgenossen, nur eben nicht mit Fremden. Weiß nicht, ob er sie als Bedrohung wahrnimmt oder nicht. Von unsicher bis viel zu dominant wird ihm alles nachgesagt).

Inzwischen akzeptiere ich es und konzentriere mich ausschließlich auf Artgenossen "Neutralität". Also Artgenossen in einem vertrebaren Abstand tolerieren und ruhig bleiben ohne Auszurasten. Es wird aber vermutlich nie ein Hund, in den ein anderer reinbrettern kann, ohne dass er sich aufregt (beißen tut er zum Glück eh nicht, wir haben trotzdem zur Sicherheit einen Maulkorb) oder der in großen fremden Hundegruppen glücklich wird (selbst wenn man ihn durch Obedience oder aversive Mittel zwingen würde sich zu benehmen).
 
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Katharina
30. Juni 10:26
gibt es andere Mittel zB Geräusche oder Düfte?
Jein, situationsabhängig.
Man kann probieren den Hund mit einem sehr lauten Geräusch zu erschrecken und hoffen, dass er dadurch loslässt.
Gerüche werden vermutlich nicht funktionieren.
Ganz generell ist das eine Ernstsituation wenn ein Hund einen anderen im Maul hat und das Vorgehen beim trennen ist abhängig von der Gesamtsituation. Aber ganz prinzipiell ist das eine Ernstsituation und man sollte den effizientesten Weg nehmen um beide Hunde lebend rauszuholen
 
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Kerstin
30. Juni 10:35
Jein, situationsabhängig. Man kann probieren den Hund mit einem sehr lauten Geräusch zu erschrecken und hoffen, dass er dadurch loslässt. Gerüche werden vermutlich nicht funktionieren. Ganz generell ist das eine Ernstsituation wenn ein Hund einen anderen im Maul hat und das Vorgehen beim trennen ist abhängig von der Gesamtsituation. Aber ganz prinzipiell ist das eine Ernstsituation und man sollte den effizientesten Weg nehmen um beide Hunde lebend rauszuholen
Ich hatte eine Situation vor Jahren, ein Hund hatte sich im Hals meiner Hündin festgebissen und es brauchte drei Männer ihn zu lösen und zu bändigen. Nun hat man nicht immer so zahlreiche Hilfe. Könnte eine Trillerpfeife helfen?
 
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Katrin
30. Juni 10:37
gibt es andere Mittel zB Geräusche oder Düfte?
Probieren kann man alles mögliche. Was wirkt hängt vom Hund ab. Ein scheppernder Eimer kann reichen, muss aber nicht. Düfte stelle ich mir schwierig vor. Sprayhalsbänder bringen nix wenn der Hund sich verbissen hat.
 
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Katharina
30. Juni 10:38
Wir hatten auch schon einen Beißvorfall bei dem ein freilaufender, wie sich später herausgestellt hat, jagdlich geführter Jagdterrier alleine ohne Herrchen auf unserer Gassirunde unterwegs war und sich in unseren Jack Russell Terrier verbissen hat. Mein Mann war alleine mit unseren beiden unterwegs. Unser Pablo hat geschrien wie verrückt und mein Mann (wirklich kräftig) konnte den Jagdterrier nicht lösen. Er hatte sich so fies verbissen. Ein Passant der vorbeikam hat dann den Jagdterrier getreten bis er losließ. Ich denke manche Hunde verbeißen sich derart dass auch ein Schwall Wasser sie nicht dazu bringt loszulassen. Ich habe mir einen Break Stick zugelegt.
Gerade wenn der Hund jagdlich geführt wird, kennt er ja Situationen in denen die Beute sich wehrt und er sich trotzdem durchsetzen soll. Da ist es schwer sie human voneinander zu lösen.
Aber das Beute erlegen (in dem Fall leider andere Hunde) gehört zu den selbstbelohnenden Verhaltensweisen, demnach können Hunde da durchaus in einen Tunnel rutschen und sich kaum noch rausholen lassen