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Nadine
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 176
zuletzt 13. März

"Dein Hund kontrolliert dich"

...liest man hier im Forum sehr oft und die Konsequenz daraus ist "Das musst du unterbinden!". Aber wollen uns Hunde wirklich kontrollieren oder laufen sie uns aus anderen Gründen hinterher? Möchte ein Hund wirklich über uns "bestimmen" oder einfach gerne dabei sein? Haben wir das hinterher laufen vielleicht unbewusst verstärkt, durch Aufmerksamkeit, Ansprache oder nur einen Blick, und er macht es darum? Ich persönlich kenne keinen Hund, der seinen Menschen kontrollieren möchte. Das anfängliche hinterher Laufen dagegen kenne ich von vielen Hunden, mit zunehmender Sicherheit (in den Menschen und/oder die Umgebung) hat sich das aber immer von alleine gelegt. Je nach Hund konnte das natürlich auch eine ganze Weile dauern. "Das musst du unterbinden" wird vermutlich oft so ausgelegt, dass der Hund weg geschickt wird oder fix an einem Platz bleiben muss, damit er nicht folgen kann. Dieses weg schicken erachte ich persönlich nicht als sinnvoll und gehe sogar so weit, dass es der Bindung schaden kann (Ausschluss aus dem Sozialverband ist die höchste Strafe). Sollte der Hund wirklich kontrollieren, müsste ich ihm dann nicht eher erklären, dass er das nicht muss, dass ich durchaus auf mich aufpassen kann? Und ihm vielleicht ein paar andere Plätze schmackhaft machen und zeigen, auf die er sich alternativ zurück ziehen kann? Mich würde interessieren, wie ihr dazu steht. Hat(te) hier jemand einen Kontrolletti? Und wenn ja, wie genau äußert sich das und wie habt ihr den Kontrollzwang diagnostiziert? Woran macht ihr fest, dass es nichts anderes ist? Und wie geht ihr damit um, bzw wie arbeitet ihr daran? Was hilft bei euch und was nicht?
 
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Sil
12. Okt. 20:09
Hüten ist kontrollieren 😉
 
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Sabine
12. Okt. 20:11
Hüten ist kontrollieren 😉
Ich dachte bis eben, Hüten ist jagen , ohne Tötungsvorgang??
 
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Claudi
12. Okt. 20:14
Meine ist ne Handaufzucht und läuft mir deswegen überall nach denn wir haben ne mega enge Bindung zueinander. Wie würde Mann sagen die Nabelschnur verbindet uns . Und will nicht getrennt werden . Grins . Ich schicke sie natürlich auch immer auf ihren Platz wenn es gerade nicht geht oder ich was machen muss . Dass geht aber sonst ist sie mein Schatten und dass wird sich nie ändern und dass will ich auch nicht .
 
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Ines
12. Okt. 20:16
Ich habe hier einen Kontrolletti. Das äußert sich aber weniger darin, dass er mich den ganzen Tag in der Wohnung verfolgt und draußen dann nur noch ein Kondensstreifen zu sehen ist, wenn ich ihn ableine (das hört und liest man ja oft im Internet). Ganz im Gegenteil! Koya bleibt die meiste Zeit in der Wohnung liegen und draußen orientiert er sich wunderbar an mir und entfernt sich keine 40 Meter von mir. Bei uns äußert sich das Kontrollieren hauptsächlich darin, dass er mich zwickt, wenn ich etwas tue, was ihn stört. Z.B. läuft er mir nach und zwickt mir in die Waden oder Hände, wenn ich in der Wohnung etwas suche und öfter hin und her laufe. Ich denke schon, dass sehr selbstbewusste Hunde dazu neigen zu „bestimmen“. Aber nicht unbedingt, weil sie es wollen, sondern weil wir sie in diese Position drängen und sie sich deshalb dazu gezwungen fühlen, den Menschen zu kontrollieren und zu maßregeln.
👍
 
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Anja
12. Okt. 20:21
Hailey kontrolliert mich nicht, sie ist gerne in meiner Nähe, sowohl drin wie auch draußen 🤗 wir haben eine sehr sehr starke Bindung mich stört es nicht das sie meine Nähe sucht, weil ich weiß sie kann alleine bleiben und wenn sie müde ist bleibt sie liegen. Sie ist nie drüber vom Verhalten also übermüdet. Von dem her ich freue mich das mein Seelenhund immer an meiner Seite sein möchte 😍😍
Bei uns ist es genauso, Ich finde es nicht, das Diesel mich kontrollieren will, wenn er mir nach läuft, er möchte halt dabei sein, das merke ichwenn er sich entspannt hinlegt, wenn ich z. B. im Bad o. Küche bin. Genauso geht er auch weg u. legt sich hin, wo ich nicht dabei bin. Er bleibt auch ohne Probleme allein, in der Zeit schläft er.,
 
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Dogorama-Mitglied
12. Okt. 20:24
Kannst du die Arbeit mit nondirektiven Methoden bitte genauer ausführen? Ich habe das schon öfter von dir gelesen und finde es sehr spannend. Und habe glaube ich auch eine grobe Vorstellung davon, wie es gemeint ist. Eine genauere Ausführung wäre aber sicher für viele interessant.
Ich hab das so betitelt, weil man dabei nicht direkt mit dem Hund in Kontakt geht. Mann könnte quasi den ganzen Tag mit den Hunden trainieren, ohne sie dabei einmal angesehen zu haben (was man natürlich nicht machen sollte). Von unserem Trainer kam die 3A-Regel bei der Arbeit mit den Hunden, also nicht angucken, ansprechen oder anfassen. Dazu kommt, dass man immer vom Hund wegagiert, also auf Distanz und Winkel achtet. Für das Verfolgen in der Wohnung bedeutet es, dass man in einem Raum, in dem sich der Hund befindet, anfängt hin und her zu laufen + 3A-Regel. Sollte der Hund etwas anknabbern, um Aufmerksamkeit zu kriegen, sucht man sich etwas anderes interessantes und spielt damit rum, macht interessante Geräusche usw. Wenn der Hund dann sehen möchte, was man da Tolles hat, weggehen, also Distanz erhöhen und im Winkel weg vom Hund. Je nachdem wie hartnäckig der Hund ist, kann es dauern, aber irgendwann wird er dieses Spiel leid. Wenn man sich dann irgendwann frei in diesem Zimmer bewegen kann und der Hund weiß, dass er nicht dran ist, kann man die ersten Schritte ins nächste Zimmer machen usw. Die Methode kennt man vielleicht von Allein-bleiben-Training. Ich fand diese Grafik sehr schön. Da finden sich alle nondirektiven Reaktionen eines Hundes im grünen Bereich. Edit: Management würde ich auch dazurechnen.
 
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Nadine
12. Okt. 20:30
Zu 1.: Der Hund glaubt, er müsse alles kontrollieren und im Blick haben. Sobald sich jemand bewegt, springt er auf und trabt hinterher. Das ist stressig für den Hund (und nervig für den Mensch). Da sollte man ihn aus der Verantwortung nehmen. Zu 2.: Ein ängstlicher/unsicherer Hund würde im Hintergrund bellen, wäre aber nicht der erste an der Tür. Wenn sich jedoch ein unsicherer Hund verantwortlich fühlt und nach vorne geht, ist es umso ungünstiger. Unsichere Hunde sollte man erst Recht in die zweite Reihe schicken, das nehmen sie bei entsprechender Führung auch gerne an.
Würde ich so nicht unterschreiben. Punkt 1 kann auch darauf hin deuten, dass der Hund einfach noch nicht angekommen ist. Das haben alle meine Pflegehund und 90% meiner Urlaubshunde am Anfang gemacht, und auch mein unsicherer Hund macht es noch die ersten Stunden (mittlerweile eher Minuten) in neuer Umgebung. Weil der Mensch den Hunden in ungewohnter Umgebung Sicherheit gibt, wenn sie nicht selbst souverän genug sind. Ja, das ist Stress, aber hat nichts mit Kontrolle zu tun und diese Hunde brauchen einfach nur Sicherheit. Ich will damit nicht sagen, dass Kontrollettis das Verhalten nicht auch zeigen. Aber für die Diagnose Kontrolletti fehlt da in meinen Augen noch was. Punkt 2: unsichere Hunde haben in Stresssituationen 4 Möglichkeiten zu reagieren: flight, freeze, fiddle und fight. Meiner entscheidet sich an der Leine gerne für fight, wenn es ihm doch mal zu viel wird. Er geht also bellend nach vorne. Aus Unsicherheit, weil er in dem Moment im Stress nicht auf andere Strategien zurück greifen kann. Hätte er anfangs auch an der Wohnungstür gemacht und auch jetzt arbeiten wir noch beständig dran, dass er gar nicht erst in das Stresslevel kommt. Auch hier wieder: Stress ja, aber für mich kein Indikator für Kontrollverhalten. Meiner will damit in erster Linie sich selbst schützen und würde genauso reagieren, wenn ich nicht da wäre.
 
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Sil
12. Okt. 20:39
Würde ich so nicht unterschreiben. Punkt 1 kann auch darauf hin deuten, dass der Hund einfach noch nicht angekommen ist. Das haben alle meine Pflegehund und 90% meiner Urlaubshunde am Anfang gemacht, und auch mein unsicherer Hund macht es noch die ersten Stunden (mittlerweile eher Minuten) in neuer Umgebung. Weil der Mensch den Hunden in ungewohnter Umgebung Sicherheit gibt, wenn sie nicht selbst souverän genug sind. Ja, das ist Stress, aber hat nichts mit Kontrolle zu tun und diese Hunde brauchen einfach nur Sicherheit. Ich will damit nicht sagen, dass Kontrollettis das Verhalten nicht auch zeigen. Aber für die Diagnose Kontrolletti fehlt da in meinen Augen noch was. Punkt 2: unsichere Hunde haben in Stresssituationen 4 Möglichkeiten zu reagieren: flight, freeze, fiddle und fight. Meiner entscheidet sich an der Leine gerne für fight, wenn es ihm doch mal zu viel wird. Er geht also bellend nach vorne. Aus Unsicherheit, weil er in dem Moment im Stress nicht auf andere Strategien zurück greifen kann. Hätte er anfangs auch an der Wohnungstür gemacht und auch jetzt arbeiten wir noch beständig dran, dass er gar nicht erst in das Stresslevel kommt. Auch hier wieder: Stress ja, aber für mich kein Indikator für Kontrollverhalten. Meiner will damit in erster Linie sich selbst schützen und würde genauso reagieren, wenn ich nicht da wäre.
Nur, weil dir ein Hund folgt, heißt das natürlich nicht automatisch, dass er kontrolliert ! An der Leine geht dein Hund nach vorne, weil er nicht weg kann und vermutlich (meistens) sozial motiviert. Wäre er lose würde er das Verhalten dann auch zeigen ? An der Haustür: wenn dein Hund weiß, dass DU alles regelst und er sich auf dich verlassen kann, geht er nicht nach vorne. Pauschal kann man gar nix "diagnostizieren", man muß immer den Kontext sehen ! Eine möglich Strategie an der Leine wäre, sich hinter seinen Menschen zu stellen und dieser schickt andere Hunde weg. 😉
 
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Nadine
12. Okt. 20:44
Nur, weil dir ein Hund folgt, heißt das natürlich nicht automatisch, dass er kontrolliert ! An der Leine geht dein Hund nach vorne, weil er nicht weg kann und vermutlich (meistens) sozial motiviert. Wäre er lose würde er das Verhalten dann auch zeigen ? An der Haustür: wenn dein Hund weiß, dass DU alles regelst und er sich auf dich verlassen kann, geht er nicht nach vorne. Pauschal kann man gar nix "diagnostizieren", man muß immer den Kontext sehen ! Eine möglich Strategie an der Leine wäre, sich hinter seinen Menschen zu stellen und dieser schickt andere Hunde weg. 😉
Ich weiß sehr genau, warum mein Hund das macht (und es kommt sowieso kaum mehr vor, außer ich verpenne eine Situation oder handele unüberlegt). Es ist definitiv nicht sozial motiviert, bei mir macht er es sogar deutlich weniger als bei anderen und wäre er einfach alleine fest gebunden (und/oder würde ich weg gehen), wäre es auch deutlich schlimmer. An der Tür ist das Problem die Erregung und in Folge dessen geht/ging er nach vorne, weil das seine Strategie für alles ist (wo er nicht mehr im denkenden Bereich ist). Ich will aber hier gar nicht diskutieren, warum mein Hund das macht. Mir geht es nur darum, dass es kein sicheres Indiz für Kontrollverhalten ist, aber natürlich eines sein KANN. Ich würde einfach gerne abgrenzen, woran man GANZ SICHER Kontrollverhalten erkennt (was Rim Ma ja auch in ihrem zweiten Punkt wissen wollte). Da fand ich zum Beispiel die Beschreibungen von Ines und Miriam sehr gut.
 
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Sil
12. Okt. 20:55
"Ganz sicher" kann man das pauschal nicht sagen. Das ist individuell und immer kontextbezogen. Der eine kontrolliert und begrenzt seinen Menschen, der andere ist mega neugierig und daher der Erste bei Begegnungen. Der junge Hütehund probiert sein Talent aus und zwickt in die Wade. Verhalten kann mehrere Gründe haben ...