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Jaqueline
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zuletzt 6. Dez.

Verrückt nach Wild

Hallo zusammen, bis vor kurzem konnte ich mit Elly ohne Leine spazieren gehen. Sie ließ sich gut abrufen. Das funktioniert leider nicht mehr, seit sie im Wald vor meinem Urlaub nun doch einmal einem Reh nach gejagt ist. Sie kam dann zwar auch wieder zu mir zurück und ließ von dem Reh ab, hat aber scheinbar Gefallen am Hetzen gefunden. In meinem Urlaub war sie dann bei meiner Freundin, die sie ausschließlich an der Leine hatte. Zur Ino: Sie ist ca. 11 Monate alt und könnte auch in der Pubertät sein. Jedenfalls lässt sie sich seither kaum noch abrufen, weshalb ich sie nun ausschließlich an der Leine führe. Leider besteht ein Spaziergang durch den Wald (wir wohnen direkt am Wald) für sie beinahe nur noch darin, Wild aufzuspüren und an der Leine Richtung Waldinneren zu ziehen. Ich baue jetzt viele Aufgaben für sie ein, wie Leckerlies suchen, mal ein Stück mit ihr zu rennen, Sitz und Platz machen lassen usw. Ich habe allerdings das Gefühl, dass, sobald ich damit aufhöre, das "Aufspüren" wieder los geht. Ich komme mir schon vor wie ein Dauerbespaßer 😥 Nur noch im Dorf spazieren gehen, möchte ich nicht, denn ich will dem Problem ja nicht aus dem Weg gehen, sondern es beheben. Ich habe jetzt noch eine Reizangel bestellt, um das Jagen in kontrollierte Bahnen zu lenken. Mein Plan ist, mit der Schleppleine den Rückruf wieder zu stärken, das Wegverlassen zu unterbinden und mit der Reizangel die Impulskontrolle auszubauen und das Jagen (natürlich nur der Reizangel) kontrolliert zu erlauben. Hatte jemand von Euch schonmal ein ähnliches Problem und hat noch Tipps für mich? Kann doch nicht sein, dass der Hund jetzt nur eins im Kopf hat: jagen 🥺 Ich fühle mich etwas hilflos. Ich freue mich auf Eure Tipps 😊
 
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Dogorama-Mitglied
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29. Sept. 01:02
Mein Hund hat auch einen ausgeprägten Jagdtrieb. Dieser kann auch nicht abtrainiert werden. Er wird immer das Reh oder den Hasen den Leckerlies oder irgendeinem Ersatzspielzeug vorziehen. Es ist ein Irrglaube zu meinen, man könnte seine Vorliebe ändern. Es gibt natürlich Hunde ohne oder mit wenig Jagdtrieb von denen die Halter berichten, wie einfach es war, den Hund vom Jagen abzuhalten. Nachdem ich feststellen musste, wie gerne mein Hund auf die Jagd geht, blieb zunächst nur die Schleppleine. In diesem Zusammenhang wurde ein Wort eingeführt (Sitz) , welches bei jeder Gelegenheit - auch auf Entfernung - geübt und mit dem besten Leckerli belohnt wurde. Ich habe festgestellt, dass es meinem Hund leichter fällt, mit dem Hasen im Blick Sitz zu machen, als sich abzuwenden und zurückzukommen. So vorbereitet sind wir täglich in den Wald gegangen und haben Hasen und Rehe gesucht. Die Schleppleine zur Sicherheit, falls er nicht Sitz macht. Parallel dazu haben wir beim Freilauf die Entfernung zu mir verringert. Zur Unterstützung anfangs auch mit Schleppleine. Er geht entweder Fuss, "Bei mir" (max. 5 m Abstand ) oder Lauf (keine Beschränkung). Hier ist 100 % ige Konsequenz angesagt. Stehenbleiben, bis der Hund genau da ist, wo er sein soll. Immer wieder korrigieren. Mein Hund merkt sofort, wenn ich es einmal nicht so genau nehme und nutzt es aus. Wir sind jetzt so weit, dass er Fuss, ohne Leine , mit mir durch den Wald geht. "Bei mir" im Wald geht noch, aber nicht mehr zu 100%. Alles was darüber geht, ist reines Lottospiel. Mein Hund ist jetzt 3 Jahre alt. Wir üben täglich und haben einen Stand erreicht, wonach es zumindest unwahrscheinlich ist, daß er einen Hasen abschleppt. Der Vorgängerhund war übrigens auch ein Appenzeller, dessen Jagdtrieb mit zunehmendem Alter erloschen ist.
 
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Fee
28. Sept. 18:49
Mein Hund hatte von Anfang an einen unglaublich hohen Jagdtrieb. In ihm steckt wohl auch eine in dieser Hinsicht sehr ausgeprägte Rasse. Hat er die Nase zum schnüffeln in den Wind gehoben, habe ich das an der Schleppleine sofort unterbunden. Hat er sie gesenkt, wurde das ebenfalls direkt unterbunden. Er läuft bei mir mittlerweile nur noch ohne Leine im Wald. :) Wenn ich merke, dass es mal ganz schlimm ist, dann ist beim 2. Versuch loszusprinten meine Grenze erreicht und er kommt an die Leine. Da er sich mittlerweile auch beim jagen abrufen lässt, kann ich es drauf ankommen lassen, ob er sich selber beherrscht oder ob es mit ihm durchgeht. :) Da kommt eine Menge Arbeit auf einen zu und da musst du selber entscheiden, ob es dir das wert ist - klingt allerdings schon so. xD
 
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Andrea-L
28. Sept. 18:52
Jagen (alles, auch Blätter, Vögel, Fliegen etc.) gilt es komplett zu unterbinden. Es ist ein selbsterfüllendes Erlebnis. Der Hund braucht keine Beute zu machen! Er jagt und hetzt um den Hormoncocktail zu erspüren... Junkie!
 
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Jaqueline
28. Sept. 18:56
Mein Hund hatte von Anfang an einen unglaublich hohen Jagdtrieb. In ihm steckt wohl auch eine in dieser Hinsicht sehr ausgeprägte Rasse. Hat er die Nase zum schnüffeln in den Wind gehoben, habe ich das an der Schleppleine sofort unterbunden. Hat er sie gesenkt, wurde das ebenfalls direkt unterbunden. Er läuft bei mir mittlerweile nur noch ohne Leine im Wald. :) Wenn ich merke, dass es mal ganz schlimm ist, dann ist beim 2. Versuch loszusprinten meine Grenze erreicht und er kommt an die Leine. Da er sich mittlerweile auch beim jagen abrufen lässt, kann ich es drauf ankommen lassen, ob er sich selber beherrscht oder ob es mit ihm durchgeht. :) Da kommt eine Menge Arbeit auf einen zu und da musst du selber entscheiden, ob es dir das wert ist - klingt allerdings schon so. xD
Ich danke Dir für Deine schnelle Antwort Fee D. Es baut mich auf zu hören was möglich ist. Wie hast Du es hinbekommen und wie lange hat es gedauert? Ausschließlich durch das Unterbinden von Schnüffeln?
 
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Dogorama-Mitglied
28. Sept. 19:01
Die Jagd beginnt nicht erst wenn der Hund hetzt, es gibt schon vorherige Anzeichen, nicht bei allen gleich, diese gilt es klar heraus zu arbeiten. Je früher du reagierst desto eher kannst du deinen Hund abfangen damit er nicht erst in diesem Tunnel ist. Das Hetzen ist selbstbelohnend, je öfter es gelingt desto schwieriger wirds. Meine läuft momentan auch nur an der Schleppi im Wald, wir gehen viel in einen kleinen Wildpark wo sie lernen soll sich zurückzunehmen und es auszuhalten. Manchmal setzen wir uns einfach dazu und tun nichts. Es ist ein natürlicher Instinkt, den kann man nicht weg trainieren
 
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Jaqueline
28. Sept. 19:02
Jagen (alles, auch Blätter, Vögel, Fliegen etc.) gilt es komplett zu unterbinden. Es ist ein selbsterfüllendes Erlebnis. Der Hund braucht keine Beute zu machen! Er jagt und hetzt um den Hormoncocktail zu erspüren... Junkie!
Mein Idee ist es, ihr beizubringen, dass sie dieses Gefühl gerne im Spiel kontrolliert verspüren darf. Allerdings nur mit mir und wenn ich es erlaube. Sie soll lernen, dass Wild jagen verboten ist, sie den Spaß aber trotzdem mit mir haben kann, in dem wir gemeinsam rennen, sie den Dummy holen oder der Reizangel nach darf. Ist das realistisch oder total absurd? Ich bin unsicher....
 
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Fee
28. Sept. 19:03
Ich danke Dir für Deine schnelle Antwort Fee D. Es baut mich auf zu hören was möglich ist. Wie hast Du es hinbekommen und wie lange hat es gedauert? Ausschließlich durch das Unterbinden von Schnüffeln?
Meinen habe ich relativ spät und aus dem Tierschutz bekommen. Er ist ziemlich robust und hatte einige Verhaltensstörungen. Deshalb musste ich teilweise härter durchgreifen, als es normalerweise üblich ist. Normalerweise reicht das einfache unterbinden. So haben wir es am Anfang auch gemacht. :) Das hat super funktioniert! Sobald er von irgendeinem Geruch interessierter war, als nur ein wenig schnüffeln, wurde es streng unterbunden. Irgendwann haben sich dann aber leider auch andere Verhaltensprobleme bei meinem Hund nach draußen getraut, weshalb ich beim Training sogenannte "Trainingsdiscs" einsetzen musste. Die würde ich aber nur in den wenigsten Fällen empfehlen! Das wurde mit dem Trainer und noch den Hundeleuten meines Vertrauens besprochen, bis ich mich darauf eingelassen habe. :) So habe ich es dann hinbekommen. Die Discs beeindrucken meinen nur mäßig und waren deshalb nur eine kleine Verstärkung, die mir aber genau gefehlt hat. Die meisten anderen Hunde würden daran wahrscheinlich zerbrechen und es würde mehr Probleme erschaffen, als man verhindern will.😬Deswegen würde ich es nur bei dem unterbinden belassen. :) Gedauert hat es bei mir ca. 9 Monate, sind aber auch immer noch dabei. Jagdansätze macht er halt noch. xD Aber nach 9 Monaten konnte ich zu 100% unbesorgt ohne Leine gehen. :)
 
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Thomas-dot
28. Sept. 19:04
Der Ansatz ist schon sehr schön das du ihr eine kontrollierte Jagd bieten möchtest. Hierzu kann ich dir noch Natural Dogmanship empfehlen... Es wird über Futterdummys eine Ersatz-Jagd kreiert wo ihr beide gemeinsam jagen könnt und sie dabei lernt das nur mit deiner Hilfe ein Jagderfolg garantiert ist. Dies kannst am Anfang gut mit Schleppleine aufbauen und später auch ohne Leine sehr viel Spaß mit deiner kleinen haben. Viel Glück
 
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Fee
28. Sept. 19:04
Mein Idee ist es, ihr beizubringen, dass sie dieses Gefühl gerne im Spiel kontrolliert verspüren darf. Allerdings nur mit mir und wenn ich es erlaube. Sie soll lernen, dass Wild jagen verboten ist, sie den Spaß aber trotzdem mit mir haben kann, in dem wir gemeinsam rennen, sie den Dummy holen oder der Reizangel nach darf. Ist das realistisch oder total absurd? Ich bin unsicher....
Vielleicht ein wenig von beidem? 😂 Meinem lasse ich den Spaß auch. Er darf schnüffeln und Spuren mittlerweile kontrolliert verfolgen. Solange er dabei abrufbar bleibt! Er kann auch schon mal ins Unterholz wetzen, hauptsache er hört direkt. (Natürlich nicht zu Zeiten von Rehkitzen, etc.)
 
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Andrea-L
28. Sept. 19:13
Mein Idee ist es, ihr beizubringen, dass sie dieses Gefühl gerne im Spiel kontrolliert verspüren darf. Allerdings nur mit mir und wenn ich es erlaube. Sie soll lernen, dass Wild jagen verboten ist, sie den Spaß aber trotzdem mit mir haben kann, in dem wir gemeinsam rennen, sie den Dummy holen oder der Reizangel nach darf. Ist das realistisch oder total absurd? Ich bin unsicher....
Die Reizangel hätte ich Dir auch vorgeschlagen! Leider ist Keena der erste große Jagdterrier und ich auch noch zu unerfahren. Ich werde es ihr nie anbieten. Ball jagen auch nicht. Sie wird mit Fährtensuche, Mantrail, Agility ausgelastet werden. Sonst läuft es aus dem Ruder. Meine Trainerin sagte sogar, dass man mit den Welpen nicht zu früh in den Wald gehen soll. Das seien zu viele Reize zu früh 🤔
 
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Jaqueline
28. Sept. 19:15
Der Ansatz ist schon sehr schön das du ihr eine kontrollierte Jagd bieten möchtest. Hierzu kann ich dir noch Natural Dogmanship empfehlen... Es wird über Futterdummys eine Ersatz-Jagd kreiert wo ihr beide gemeinsam jagen könnt und sie dabei lernt das nur mit deiner Hilfe ein Jagderfolg garantiert ist. Dies kannst am Anfang gut mit Schleppleine aufbauen und später auch ohne Leine sehr viel Spaß mit deiner kleinen haben. Viel Glück
Oh super! Danke! Das ist mir neu. Habe jetzt mal schnell gegoogelt und es klingt wirklich sehr gut 👍