Also es klingt so, als ob ihr schon vieles richtig macht. Ein halbes Jahr ist zwar schon ne Weile, aber für einen unsicheren Hund auch noch nicht sooooo lange.
Es gilt also, weiterhin Vertrauen und Bindung aufzubauen. Das geht am besten mit vielen gemeinsamen und positiven Erlebnissen und Erfahrungen. Das kann Sport sein, gemeinsames Tricktraining, Grundkommandos üben, Wanderungen, kleine Abenteuer bestehen usw.
Wenn der Hund merkt, dass ihr die Entscheidungen trefft, und zwar für Leni die richtigen, wenn ihr den Kurs und die Regeln vorgebt und auch durchsetzt - immer fair und nett und besonnen - lernt sie automatisch, dass auf euch verlass ist. Das gibt ihr tatsächlich einen kalkulierbaren Rahmen, an dem sie sich orientieren kann. Das dauert aber etwas und bedeutet auch tägliche Wiedeholungen.
Ihr selbst müsst dabei immer ruhig, cool, souverän und für den Hund lesbar sein. Ein fremder Hund darf euch nicht im geringsten aus der Ruhe bringen. Der Tipp vom Trainer mit Leinenruck, Halsband greifen oder "die Gefahr mit Käse ausblenden" ist kontraproduktiv. Spannung auf der Leine oder am Halsband spürt der Hund sofort und er wird unruhig. Das bedeutet für ihn: Gefahr im Anmarsch! Habachtstellung, Verteidigungsmodus...
Entweder ihr vermeidet momentan solche Begegnungen (bis die Bindung und das Vertrauen da ist) oder ihr macht die Begegnung zu etwas Neutralem (Ja, da ist ein anderer Hund, das macht aber nix, denn ich bin bei dir) oder sogar zu was Positivem (Cool, guck mal, da ist ja der Hund von den doofen Nachbarn, da gehen wir mal hin und unterhalten uns nett ein paar Minuten...)! Wenn du selbst bei Begegnungen gut gelaunt bist, überträgt sich das. Besser geht es gar nicht, du signalisierst: Alles cool, easypeasy, die Leute sind nett...
Den Mops hälst DU! aber schön auf Distanz und bietest deinem Hund Schutz ODER wenn sie vor rauscht eine Korrektur! Du kannst sie dann an der Brust blockieren und eine unsichtbare Grenze zeigen. Stell dir ne imaginäre Linie vor. "Bis hier hin und nicht weiter!" Aber wie gesagt kein Leinenruck oder ins Halsband greifen. Idealerweise bleibt die Leine sogar locker, du begrenzt sie nur körpersprachlich. Du bildest quasi die Front und schickst sie hinter dich. Genau das selbe an der Tür. Es ist DEINE Tür und du verwaltest, wer rein darf und wer nicht und zeigst ihr am besten ein Alternativverhalten. Zb auf ihren Platz zu gehen. Früher hat Neo gebellt und mich alarmiert (es war tatsächlich nur ein Melden, kein Besitzanspruch), wenn Geräusche im Treppenhaus waren oder es gar geklingelt hat. Heute geht er sofort auf seinen Platz und schaut mich an. Inzwischen ist das Geräusch der Trigger für: Geh ins Körbchen. So eine Alternative aufbauen geht eigentlich recht schnell, ein paar Wochen. Ebenso draussen: Ein anderer Hund, auch bekannte Kumpels, bedeutet erstmal: Hinsetzen. Wenn alles okay ist und Ruhe herrscht, darf geschnüffelt oder gar gespielt werden. Bei Unruhe nicht.
Appropos andere Hunde... Sucht euch am besten ein paar coole, nette Hunde mit guten Gehorsam und lasst die Hunde zusammen laufen. Wenn sie merkt, dass die anderen relaxt sind, wird sie nichts tun. Und in Bewegung und ohne Leine klappt es meistens prima und die Hunde können richtig kommunizieren. Eine Gruppe von 3 oder 4 Hunden wäre bestimmt gut. Die Hunde schauen sich viel voneinander ab und wenn sie merkt, dass da 3 andere Hunde cool miteinander sind, wird sie wohl kaum reingrätschen. Zur Not (und zu deiner Beruhigung) Maulkorb drauf...
Das wird schon mit der Zeit, es ist eben ein Puzzle, wo alle Teile stimmen müssen.
Viel Spaß!