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Vic
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Anzahl der Antworten 24
zuletzt 29. Nov.

Ultimative Tipps zur Leinenführigkeit

Hallo zusammen, welche Tipps zum Thema Leinenführigkeit haben euch wirklich weiter gebracht? Ich habe das Gefühl, dass bei uns nichts so richtig funktionieren will. Wir haben schon zwei online Kurse gekauft und besuchen auch die MR Hundeschule aber irgendwie kommen wir nicht weiter. Remy ist jetzt 1,5 Jahre alt, hat einen Hormonchip und ist extrem umweltorientiert. Derzeit auch wieder sehr stark mit der Nase unterwegs. Wenn wir aktiv etwas zusammen machen draußen, Übungen, Tricks oder so, ist er total bei der Sache und aufmerksam aber neben mir an der lockeren Leine laufen? Nö Im Gegenteil. Er springt häufig wenn er was spannendes sieht richtig rein und reißt mich irgendwohin. Je nachdem was man sonst noch in der Hand hat, ist das auch generell einfach unangenehm. Er ist generell sehr quirlig, fährt problemlos von 0 auf 300 hoch (kann zum Glück aber auch gut zur Ruhe kommen) und hat viel Power. Ich hab im Januar eine Einzelstunde in der Hundeschule mit ihm gebucht, aber es wurmt mich, dass wir so gar nicht weiter kommen, was das Thema angeht. Liegt es vielleicht auch einfach am Alter? Muss ich geduldiger sein? Er ist seit Januar diesen Jahres bei mir. Habt ihr Tipps?
 
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Vic
19. Nov. 21:08
Bei mir hat Orientierung und ordentliche Führung extrem viel gebracht. Lernen Grenzen zu setzen und keine Angst vor Korrekturen zu haben nur weil iwelche ungebildeten Leute einen dann steinigen und meinen man würd den Hund verstören. Einfach aufs Bauchgefühl hören und nicht auf Leute die sich nie mit den 4 Säulen des Lernens auseinandergesetzt haben. Seitdem ich besser führe ist er viel entspannter, holt sich Hilfe bei mir wenn nötig statt alles selbst regeln zu wollen und er hört viel besser zu, steigt nicht einfach aus unserer Konversation aus. Aber ja, n Stück weit liegts auch an der Pubertät. Seit er erwachsen ist wurde es nochmal besser und er eben auch zuverlässiger.
Orientierung und Führung ist bei uns definitiv auch ein Thema.
Ich denke oft ich bin schon zu streng, zu dominant und motze den armen Hund nur an.
Die Trainerin in der Hundeschule sagte vor einigen Wochen ich sei viel zu nett 😅 ah… Mist 😅😂
Finde es aber wirklich oft schwer ordentlich zu führen und einen guten Mittelweg zu finden.
Dazu gehört ja auch korrigieren aber manchmal korrigiere ich so viel, dass das auch nicht gut fürs Verhältnis sein kann. Dann macht ihm ja der Umgang mit mir keinen Spaß mehr und das Ziel ist es ja eigentlich, dass ich toller und spannender als alles andere bin 😅
 
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Vic
19. Nov. 21:24
Ich bin bei Ilona und würde nicht einzeln an der Leinenführigkeit trainieren, sondern am grundsätzlichen Erregungslevel. Ruhig und orientiert an der Leine laufen ist für einen Hund exztem anstrengend, vor allem wenn alles so aufregend ist und überall so spannende Dinge locken. Mir ist darum zunächst mal wichtig, dass mein Hund Zeit bekommt, seine Dinge zu erledigen. Und dass er sich wohl fühlt und nicht um seine Sicherheit bangen muss, nicht gestresst ist, nicht mit der Situation überfordert ist. Wenn das alles gegeben ist, kann ich dann langsam anfangen, mit ihm an der Leinenführigkeit zu arbeiten und ihn einzuladen, bei mir im Nahbereich zu bleiben (wobei meine Leine 3m lang ist -> je länger die Leine, desto angenehmer für Mensch und Hund, weil man nicht durchgehend konzentriert sein muss und daran auch mal seinen Interessen nachgehen kann). Wobei ich das ab dem Punkt bei meinem Hund nicht mehr trainieren musste, er hatte nämlich schlichtweg keinen Grund mehr, zu ziehen. Und angenehm ist das Leine ziehen für den Hund ja auch nicht. Wenn ihn etwas stresst, läuft er auch heute nicht perfekt leinenführig. Aber das ist ok für mich - ich möchte in der Situation nicht noch einen zusätzlichen Stressfaktor hinzufügen, indem ich auf Leinenführigkeit bestehe, sondern ihn unterstützen seinen Stress los zu werden. Und wenn mir das gelungen ist, läuft er dann auch wieder entspannt 🙃 Mein konkreter Tipp wäre also: wenn die Situation erlaubt lange Leine, eine Weile lang die immer gleiche langweilige Strecke Gassi gehen mit gleichem Hin und Rückweg, ihm ausreichend Zeit geben für "sein Ding machen" (und sich dabei auch gern auch dafür interessieren!) und ihm helfen, sich zu entspannen (Inselspaziergänge, Möglichkeiten zum Stressabbau wie Leckerlisuche oder zergeln,...). Und jede Kontaktaufnahme, und sei es nur ein zu dir gedrehte Ohr, beantworten. Wenn das Erregungslevel dann niedrig genug ist, kannst du auch gezielt in deiner Nähe laufen belohnen. Ich mag dafür den Ansatz, Leckerli hinter dich zu werfen (nicht zu schwungvoll), denn dann hast du mehr Zeit zum belohnen bevor er wieder weit vor dir ist 🙃
Vielen Dank für deinen Beitrag!
Das allermeiste was du beschreibst mach ich tatsächlich schon, hat uns aber bisher noch nicht weitergebracht 😕
Die Leinenlänge zB beeindruckt ihn gar nicht. Der brettert auch in die 10m Schleppleine rein und zieht dann, wenn man ihn lässt.
Habe auch den Ansatz versucht, dass er dem Druck der Leine weichen soll und dann belohnt wird, damit er lernt dass es seine Aufgabe ist, keinen Druck auf der Leine aufkommen zu lassen.
Nö, keine Chance.

Er ist schon ehrlicherweise ein kleiner ADHS-Hund. Extrem klug und sehr viel will-to-please aber auch extrem reizempfindlich und umweltorientiert. Er spult wenn er nicht weiß was er machen soll sofort sein ganzes Repertoire an Tricks ab und hüpft manchmal herum wie ein Flummi 😅
Manchmal denk ich, dass er einfach noch nicht die notwendige Frusttoleranz und Impulskontrolle hat, um es aushalten zu können, einfach nur ruhig neben mir zu laufen.
 
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Karin
19. Nov. 21:35
Erstmal muss man verstehen was für dich Leinenführigkeit heißt?
Mir ist z.b. nur wichtig das Roxy nicht an der Leine zieht. Das haben wir gut hin bekommen indem ich sie immer belohnte für das Verhalten was ich gut finde.
Dabei habe ich mich interessant gemacht , es etwas spannend gestaltet.
Hat sie gezogen bin ich stehen geblieben und habe gewartet bis sie sich selbst in meine Richtung hin wieder korrigierte. Möchtest du das dein Hund streng bei Fuß gehst so bedenke das dies anstrengend für deinen Hund ist . Für kurze Strecken okay, für weitere Wege finde ich persönlich es nicht gut. Auch hat dein Hund da überhaupt keinen Spaß dran.
Lernen kann dein Hund das gut indem ihr z.b. an einer Mauer entlang lauft und du darauf achtest das er neben dir bleibt. Dies wird dann oft über blocken unterstützt. Damit musst du aber auch vorsichtig sein, denn jeder Hund ist da unterschiedlich. Da musst du langsam starten und schauen was du ihm zumuten kannst. Je sensibler dein Hund ist umso schwach dosiert sollte man es anwenden.
Bei Roxy z.b. genügt es bereits wenn ich mich kurz zu ihr eindrehe und sofort wieder weiter laufe.
 
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Lisa-Eileen
20. Nov. 00:59
Orientierung und Führung ist bei uns definitiv auch ein Thema. Ich denke oft ich bin schon zu streng, zu dominant und motze den armen Hund nur an. Die Trainerin in der Hundeschule sagte vor einigen Wochen ich sei viel zu nett 😅 ah… Mist 😅😂 Finde es aber wirklich oft schwer ordentlich zu führen und einen guten Mittelweg zu finden. Dazu gehört ja auch korrigieren aber manchmal korrigiere ich so viel, dass das auch nicht gut fürs Verhältnis sein kann. Dann macht ihm ja der Umgang mit mir keinen Spaß mehr und das Ziel ist es ja eigentlich, dass ich toller und spannender als alles andere bin 😅
Ist auch schwierig die Balance zu finden, grad in der Pubertät wenn noch viel mehr getestet wird ist man gefühlt nurnoch am meckern.
Da ists wichtig immer wieder kleine Momente zu schaffen die gut laufen oder man dann eben weniger trainiert und mehr kuschelt oder so.
Da hatte ich ne Zeit lang auch echt Probleme.
Bei mir in der Trainingsgruppe hab ich auch oft Leute, grad die Anfänger die sich nicht wirklich trauen, die muss ich auch immer wieder mal dran erinnern.
Ist halt auch viel Übungssache, wenn man es verinnerlicht hat wirds leichter wenns automatisch läuft.
 
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Lisa-Eileen
20. Nov. 01:06
Vielen Dank für deinen Beitrag! Das allermeiste was du beschreibst mach ich tatsächlich schon, hat uns aber bisher noch nicht weitergebracht 😕 Die Leinenlänge zB beeindruckt ihn gar nicht. Der brettert auch in die 10m Schleppleine rein und zieht dann, wenn man ihn lässt. Habe auch den Ansatz versucht, dass er dem Druck der Leine weichen soll und dann belohnt wird, damit er lernt dass es seine Aufgabe ist, keinen Druck auf der Leine aufkommen zu lassen. Nö, keine Chance. Er ist schon ehrlicherweise ein kleiner ADHS-Hund. Extrem klug und sehr viel will-to-please aber auch extrem reizempfindlich und umweltorientiert. Er spult wenn er nicht weiß was er machen soll sofort sein ganzes Repertoire an Tricks ab und hüpft manchmal herum wie ein Flummi 😅 Manchmal denk ich, dass er einfach noch nicht die notwendige Frusttoleranz und Impulskontrolle hat, um es aushalten zu können, einfach nur ruhig neben mir zu laufen.
War bei Rocket genauso.
Ich musste sehr viel die Energie korrigieren, mittlerweile ists schon viel besser geworden.
Wenn er neben mir läuft tippe ich ihn an oder ditsche leicht mit der Leine an falls er nicht nah genug ist.
Und im Freilauf hilft das "Stop and Go" Spiel sehr gut.
Wenn er bei Freigabe losbrettert, generell anfängt eilig zu werden und zu stressen oder seinen Radius gleich überschreitet geb ich ihm das Stop Signal.
Das checkt er meist nach 3-5 Stops das er ruhig bleiben soll und nicht hochdrehen soll.
Je höher die Erregung desto mehr schaltet das Gehirn aus, daher grad bei Hunden die zu Aufregung neigen ists wichtig die runterzuholen.
Das war bei mir der Schlüssel.
 
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Jochen
20. Nov. 05:59
Es gibt wohl kaum ein Thema, was in der Hundewelt mehr diskutiert wird als Leinenführigkeit (höchstens vllt. noch Leinenaggression)

Ilona und Nadine haben die wesentlichen Punkte schon angesprochen, eigentlich immer wenn ich so überlege 😀.

Leider ist mangelnde Leinenführigkeit (für mich ist Leinenführigkeit nur darüber definiert, dass die Leine nicht stramm ist) immer auch ein Beziehungsproblem, denn es geht auch um gegenseitige Achtsamkeit.

Nun überlege mal, seit einem Jahr arbeitet ihr bei jedem Spaziergang gegeneinander! Bei jedem Spaziergang bist du die blöde Spaßbremse, die aus Perspektive des Hundes einfach nur nervt.

Das gilt es aufzubrechen. Und zwar nicht über Angst, sondern über Kooperation. Werde Partner von dem Hund und sei nicht sein Feind.

Dazu:
-Leine mindestens 4 Meter
-Beobachte ihn genau dabei, was ihn interessiert und lobe ihn dann und sei es nur, wenn er einfach nur markiert oder ein Grasbüschel beschnüffelt. Dann fühlt sich dein Hund verstanden und respektiert.
- Den Hund immer ausschnüffeln lassen. Du gehst für ihn!
- Auch mal Blödsinn machen, Hunde lieben das, also auch mal rennen oder plötzlich in einen Schleichweg abbiegen, oder was fallen lassen und er soll es finden ... es gibt unzählige Möglichkeiten Fun in den Spaziergang zu integrieren. Gehe hier zum Trickspiel und schaue zB. mal den Baumstammlauf an.
- Du hast einen reizoffenen Hund, also schaue genau, dass du damit nicht Stress auf- sondern abbaust (dazu Nadines Tipps beachten)
- Niemals tust du es ihm gleich und ziehst deinerseits an der Leine

Nun zur Leinenführigkeit an sich, es gibt ja unzählige Möglichkeiten, die auch alle funktionieren würden, wäre der Halter konsequent.

Ich bin ein Fan vom Stehenbleiben. Aber nicht nur stehenbleiben, sondern den Hund zu sich bitten. Kommt er, geht es weiter, sonst nicht. Wenn es dann weitergeht die Zeitspanne nutzen, wenn die Leine noch zwangsweise locker ist, weil er noch nicht vorn angekommen ist, um ihn zu loben, dass er so toll an der Leine läuft. Du kommst dann auch vollkommen ohne Leckerli aus, weil das Weiter eine große Belohnung ist.

Wird die Leine wieder stramm, wieder stehenbleiben und das IMMER IMMER UND NIEMALS NICHT. Am Anfang werdet ihr wenig Strecke machen, das ist auch gut, weil das natürlich am Anfang auch nervig und stressig für den Hund ist, also lieber die Stecken kurz halten.

Das Ziel ist, dass ihr gegenseitig aufeinander achtet und aufmerksam seid (also du auch kein Handygeklimper), dass ihr geneinsam tolle und spannende Erlebnisse haben könnt, dann wird das schnell klappen, viel Erfolg!
 
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Nadine
20. Nov. 06:23
Vielen Dank für deinen Beitrag! Das allermeiste was du beschreibst mach ich tatsächlich schon, hat uns aber bisher noch nicht weitergebracht 😕 Die Leinenlänge zB beeindruckt ihn gar nicht. Der brettert auch in die 10m Schleppleine rein und zieht dann, wenn man ihn lässt. Habe auch den Ansatz versucht, dass er dem Druck der Leine weichen soll und dann belohnt wird, damit er lernt dass es seine Aufgabe ist, keinen Druck auf der Leine aufkommen zu lassen. Nö, keine Chance. Er ist schon ehrlicherweise ein kleiner ADHS-Hund. Extrem klug und sehr viel will-to-please aber auch extrem reizempfindlich und umweltorientiert. Er spult wenn er nicht weiß was er machen soll sofort sein ganzes Repertoire an Tricks ab und hüpft manchmal herum wie ein Flummi 😅 Manchmal denk ich, dass er einfach noch nicht die notwendige Frusttoleranz und Impulskontrolle hat, um es aushalten zu können, einfach nur ruhig neben mir zu laufen.
Wenn ein Hund regelmäßig und ohne starken Reiz in 10m Schleppleine brettert, spricht das für mich für starken Frust oder Überforderung.

"Dem Druck der Leine weichen" bedeutet ja wieder, auch mehr Druck in die Situation zu bringen, und damit den Stress für den Hund nur zu steigern. Ist der Stress zu hoch, KANN der Hund aber überhaupt nicht lernen.

Wie gut kannst du seine Körpersprache lesen? Kannst du Anzeichen erkennen, bevor er (bei langer Leine) wieder in die Leine rennt? Das wäre der Punkt einzugreifen. Nicht mit blocken, korrigieren etc. Wer das machen muss, hat vorher schon viel zu viel übersehen. Sondern, indem du ihm hilfst, mehr in die Entspannung zu kommen.

Klar steckt das Wort Führung in Leinenführigkeit. Aber wenn man genau liest, steht da "Führigkeit" - also die Bereitschaft des Hundes, sich führen zu lassen. Die basiert nicht auf Grenzen und Druck. Auch gute Führung basiert nicht auf Grenzen und Druck - Wer damit führen muss, dem fehlt echte Führungskompetenz!
Ich vermenschliche mal stark, zum Verständnis. Stell dir vor, du bist im einem fremden Land, mit fremder Sprache und Kultur. Bei dir ist ein Freund, der sich dort auskennt, und hat dich an der Hand. Du bist aufgeregt und auch ein wenig überfordert und fühlst dich gleichzeitig ein wenig unsicher, weil du nicht verstehst, was die Menschen dort tun. Wenn du also wieder mal was richtig spannendes siehst läufst du los und willst es dir genauer anschauen. Der Freund stellst sich aber vor dich um dich zu stoppen, schimpft, zieht dich an der Hand zurück und will weiter gehen. Jedes Mal.
Ist das Führung? Hilft das dir, dich dort zurecht zu finden? Wirst du dich so mit der Zeit entspannen können? Oder wirst du lediglich gehemmt und frustriert?

Echte Führung basiert auf Kompetenz. Wenn der Freund dir bewiesen hat, dass er sich auskennt und vertrauenswürdig ist, wirst du seiner Führung freiwillig folgen, ohne dass er jeden deiner Schritte kontrollieren muss. Er kann dich Dinge in Ruhe ansehen lassen - vor allem so lange wie du dafür brauchst -, du wirst sie verstehen und dadurch entspannter werden, und wenn er dann aber sagt ihr müsst weiter oder vorgibt wie ihr eine komplizierte situation regelt, wirst du trotzdem auf ihn hören. Weil er weiß, was er tut. Diese Kompetenz wird auch nicht dadurch geschmälert, wenn du ihn mal wohin ziehst, weil du es dir anschauen möchtest - was ohnehin immer seltener nötig sein wird, je besser du dich auskennst und je eher er sich mit dir dafür interessiert.

Genauso ist das mit der Leinenführigkeit. Der Hund muss ausreichend die Umgebung wahrnehmen und vor allem zu Ende schauen/schnüffeln dürfen, um mit den Reizen entspannter zu werden. Ohne dass der Mensch dauernd dazwischen funkt und zurück hält. Und den Menschen dabei als verlässlichen Rückhalt wahrnehmen, nicht als jemanden, der immer nur gegen ihn arbeitet. Sonst bekommt man einen Hund, der irgendwann vielleicht aufgegeben hat und gehemmt durch die Gegend läuft - aber sicher keinen entspannten Hund. Und je nach Hundetyp muss der Frust halt trotzdem irgendwie raus - was sich dann zum Beispiel in grundlos in die Leine rennen oder in Reaktivität äußern kann.
 
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Kirsten
20. Nov. 08:50
Hey Vicky,
Ilona, Nadine, Jochen,… haben ja schon viele tolle Tipps gegeben. Ergänzend dazu:
Einen Hund, der dazu neigt in die Leine zu springen, würde ich beidhändig führen. Eine Hand hält den Hund, die andere passt durchgehend die Leine so an, dass der Hund genau die Länge zur Verfügung hat, die er braucht, oder die der Situation angemessen ist.
So kannst du darauf achten, dass die Leine wie ein lächelnder Mund leicht durchhängt.
Ich würde schauen, dass sich sonst möglichst nichts anderes in der Hand befindet, was gerade nicht notwendig ist. Dinge die man sonst so beim Spaziergang zwischendurch benötigt, kann man alternativ in Taschen oder an Karabinern verstauen.

Mit beidhändiger Leinenführung kannst du deinen Hund sanft am Brustgeschirr einbremsen, falls es mal nötig wird, Druck abfedern, und es haut nicht so rein, wie wenn zuvor mehrere Meter einfach am Boden mitgeschliffen wurden. Genau so bist du in der Lage ein paar Millimeter bis Zentimeter an Leine nachzugeben, wenn dein Hund steht, damit er Reize in Ruhe und ohne Zug auf der Leine verarbeiten kann.

Einem Hund, der sich nur schwer konzentrieren kann, kann man ein wenig unter die Arme greifen, in dem man ihm wichtige Informationen zur Verfügung stellt, wie zum Beispiel wenn man die Richtung wechselt, oder in dem man ihm andere Dinge ankündigt, die für ihn besonders relevant sind und ggf. sogar Triggerthemen für ihn darstellen. So kannst du ihm zeigen, dass du die Situation erkannt hast, und ihm kommunizieren, auf welche Art du damit umgehen möchtest. Das kann Transparenz und Sicherheit schaffen und ein wenig Hektik aus dem Spaziergang nehmen.

Wer auf Fortschritte bezüglich der Leinenführigkeit fair hinarbeiten mag, dem kann ich das Buch von Turid Rugaas „Hilfe, mein Hund zieht!“ empfehlen ☺️
Sie baut die Leinenführigkeit über ein Aufmerksamkeitssignal auf, sie beschreibt viele Fehlerquellen und wie man damit umgeht und was alles in die Leinenführigkeit mit reinspielt.
 
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Yvonne
20. Nov. 09:18
Es gibt wohl kaum ein Thema, was in der Hundewelt mehr diskutiert wird als Leinenführigkeit (höchstens vllt. noch Leinenaggression) Ilona und Nadine haben die wesentlichen Punkte schon angesprochen, eigentlich immer wenn ich so überlege 😀. Leider ist mangelnde Leinenführigkeit (für mich ist Leinenführigkeit nur darüber definiert, dass die Leine nicht stramm ist) immer auch ein Beziehungsproblem, denn es geht auch um gegenseitige Achtsamkeit. Nun überlege mal, seit einem Jahr arbeitet ihr bei jedem Spaziergang gegeneinander! Bei jedem Spaziergang bist du die blöde Spaßbremse, die aus Perspektive des Hundes einfach nur nervt. Das gilt es aufzubrechen. Und zwar nicht über Angst, sondern über Kooperation. Werde Partner von dem Hund und sei nicht sein Feind. Dazu: -Leine mindestens 4 Meter -Beobachte ihn genau dabei, was ihn interessiert und lobe ihn dann und sei es nur, wenn er einfach nur markiert oder ein Grasbüschel beschnüffelt. Dann fühlt sich dein Hund verstanden und respektiert. - Den Hund immer ausschnüffeln lassen. Du gehst für ihn! - Auch mal Blödsinn machen, Hunde lieben das, also auch mal rennen oder plötzlich in einen Schleichweg abbiegen, oder was fallen lassen und er soll es finden ... es gibt unzählige Möglichkeiten Fun in den Spaziergang zu integrieren. Gehe hier zum Trickspiel und schaue zB. mal den Baumstammlauf an. - Du hast einen reizoffenen Hund, also schaue genau, dass du damit nicht Stress auf- sondern abbaust (dazu Nadines Tipps beachten) - Niemals tust du es ihm gleich und ziehst deinerseits an der Leine Nun zur Leinenführigkeit an sich, es gibt ja unzählige Möglichkeiten, die auch alle funktionieren würden, wäre der Halter konsequent. Ich bin ein Fan vom Stehenbleiben. Aber nicht nur stehenbleiben, sondern den Hund zu sich bitten. Kommt er, geht es weiter, sonst nicht. Wenn es dann weitergeht die Zeitspanne nutzen, wenn die Leine noch zwangsweise locker ist, weil er noch nicht vorn angekommen ist, um ihn zu loben, dass er so toll an der Leine läuft. Du kommst dann auch vollkommen ohne Leckerli aus, weil das Weiter eine große Belohnung ist. Wird die Leine wieder stramm, wieder stehenbleiben und das IMMER IMMER UND NIEMALS NICHT. Am Anfang werdet ihr wenig Strecke machen, das ist auch gut, weil das natürlich am Anfang auch nervig und stressig für den Hund ist, also lieber die Stecken kurz halten. Das Ziel ist, dass ihr gegenseitig aufeinander achtet und aufmerksam seid (also du auch kein Handygeklimper), dass ihr geneinsam tolle und spannende Erlebnisse haben könnt, dann wird das schnell klappen, viel Erfolg!
Super gut erklärt! 👍

@VicKy:
Zu Vic Ky möchte ich noch sagen, das laut werden keine Korrektur ist. Auch grob werden ist keine Korrektur.
Korrektur ist eine innere Einstellung, wie ernst ich etwas meine und wie wichtig mir etwas ist. Das kann ich durch Ruhe kommunizieren, durch ein steif werden meines Körpers und einen festen Blick. Das ist Kommunikation, die ankommt.

Aber vorrangig arbeite wirklich an einer guten Beziehung, bei der Du gutes Verhalten, ruhiges Verhalten lobst. Dein Hund muss einen Unterschied erkennen können, zwischen „das ist toll“ und „das ist unerwünscht“.
Ist etwas unerwünscht, wirst Du distanzierter (das ist nicht das richtige Wort dafür, mir fällt nur gerade kein anderes dazu ein).
Und Du forderst wieder Aufmerksamkeit durch z.B das angesprochene Einladen ein.

Sei und bleib in Kommunikation mit Deinem Hund. Dazu gehört auch, dass er Dich nicht ignoriert und dazu gehört dann zwangsläufig, dass eine Konsequenz erfolgt. Aber eben kein Brüllen oder wütend werden, sondern einen Blick „erzwingen“, damit man diesen sofort wieder zur Kommunikation (z.B. das Wiedereinladen herzukommen) nutzt.

Schriftlich Tipps zu geben, bzw. ein Verständnis für die Kommunikation mit Hund zu wecken, ist echt schwer, da jeder etwas anderes in die Worte interpretiert 😅🫣

Ergänzung:
Achte auch darauf, wie belastbar Dein Hund ist. Auch ein Hund ist irgendwann einfach durch und dann kann er nicht mehr lernen.
Für einen reizempfindlichen Hund, kann dieser Punkt sehr schnell erreicht sein.
Schließe immer mit etwas Positiven ab, das Du loben kannst. Dein Hund benötigt Wertschätzung und positives Feedback, um ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen, was wiederum eurer Beziehung gut tut.
 
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Kirsten
20. Nov. 15:58
Ich habe nochmal die bisherigen Texte durchgelesen.

Wenn du merkst, dass du dich selber in einer Korrekturschleife aufhängst und gar hektisch wirst, dann kann es dir vielleicht helfen, den Fokus vom Hund und seinem Verhalten wegzurichten und sich für einen kurzen Moment mehr dir selbst zuzuwenden.
Wir reden von Leinenführigkeit, der Hund ist angeleint und gesichert, passieren kann also vermutlich eh gerade nicht viel. Atme tief durch und horch mal rein, was deine Emotionen gerade mit dir machen und in Gang setzen.

Manch einer fühlt sich unter Druck gesetzt den „Hund im Griff“ zu haben und wenn das nun gefühlt nicht der Fall ist, fühlt sich das nach Kontrollverlust an. Blödes Gefühl, das dafür sorgt, dass man nun übereilt irgendeinen Quatsch anstellt, um Kontrolle wiederzuerlangen oder vielleicht auch vor unliebsamen Zuschauern nicht so hilflos oder blöde dazustehen 🙃 Ist sicher jeder Person schon einmal passiert.
Der Vorteil ist, wenn du dir dessen bewusst bist, kannst du auch leichter draus aussteigen und es ermöglicht dir wieder sinnvoller aus der Ruhe heraus zu handeln.
Wenn sich Hund und Halter gegenseitig hochschaukeln und aneinander reiben ist niemandem geholfen.

Nach einer aufregenden Situation bietet es sich an, sich nicht direkt ins nächste wilde Abenteuer zu stürzen, sondern euch beiden eine kleine Pause zu gönnen. So kann Remy zuvor Geschehenes sacken lassen und verarbeiten. Das können kleine ruhige Aktionen sein, Schnüffeleien, vielleicht ein paar gestreute Kekse, eine Kuscheleinheit, oder etwas anderes das nicht so sehr pusht, je nach dem was zu euch beiden passt.

Du schreibst „Dann macht der Umgang mit mir keinen Spass mehr.“. Unheimlich gut, dass du erkennst wenn es in diese Richtung kippt, klasse! Denn das bedeutet ja, dass du etwas daran verändern kannst, da hat Jochen ja schon sehr viel zu geschrieben. Wenn’s gerade häufiger nicht so läuft, neigt man dazu sich auf negative Dinge zu konzentrieren. Dabei entgehen einem leider sehr viele tolle Möglichkeiten Dinge anders zu gestalten. Weißt du was dein Hund besonders mag? Statt drauf zu warten, dass er es von sich aus tut, kannst du diese Dinge gerne von dir aus anbieten. Mag er Mauselöcher, zeigt ihm welche. Hüpft er gern über Dinge, nimm freudig Anlauf und springe gemeinsam mit ihm drüber, geht er gern ins Wasser, zeige, dass du eine tolle Idee hast, geh zielstrebig drauf zu und freue dich mit ihm, wenn er deinen Einfall versteht ☺️

Vielleicht gelingt es dir den Druck gehen zu lassen, spannender als alles andere sein zu müssen.
Bei meinen Partner bemühe ich mich auch nicht, um jeden Preis spannender als das Videospiel beim Endgegner oder sein Sport sein zu müssen. Ist doch schön, wenn er daran Freude hat, die meisten Dinge machen mehr Spaß, wenn man sie teilt oder selber auch Interesse dafür aufbringen kann, als wenn man anfängt, darum zu konkurrieren.

Für die Personen, die sich wirklich aufrichtig für einen selbst und die Art wie man ist interessieren und einem das Beste wünschen, ist man auch bereit so manch eine Gelegenheit verstreichen zu lassen, wenn es das Nervensystem eben hergibt. Das ist zwar in der Pubertät ein wenig schwieriger 😬, weil Entscheidungsfindung, Impulskontrolle und die Regulation von Emotionen nicht ganz so hoch im Kurs stehen, aber grundsätzlich sind unsere Hunde dahingehend genau so soziale Lebewesen wie wir selber auch 🤗