Mich lässt die Tatsache nicht los, dass Hundebegnungen bei einem so jungen Hund schon so lange ein Thema sind, und es trotz Welpenschule und Einzeltraining kaum besser wird. Vielleicht ist ja gar nicht Unsicherheit die Ursache, und deshalb greifen die bisherigen Trainingsansätze nicht so richtig.
Es könnte auch sein, dass Du zu viel mit Rusty machst.
Dass er reizüberflutet ist, und sich das bei Hundebegegnungen entlädt.
Oder dass sein Quantum Frustrationstoleranz erschöpft ist. Das würde auch eine Erklärung dafür liefern, dass er immer mehr Distanz braucht. Vielleicht möchte er zu den Hunden hin, ist gefrustet, weil die Leine ihn hindert, und beim nächsten Hund ist er schon eher gefrustet, weil die Zündschnur immer kürzer wird.
Man darf nicht vergessen, dass die Hunde im Alltag sehr viel Frust aushalten und Impulskontrolle aufbringen müssen. Beides steht nicht unendlich zur Verfügung. Irgendwann ist das Maß voll. Wenn dann ein Spaziergang für eine aufgeregte Grundstimmung sorgt, reicht eine Kleinigkeit, und der Hund explodiert.
Das ist nur eine Möglichkeit. Du müsstest Euren Alltag daraufhin analysieren, wie oft Rusty fremdbestimmt nicht seinen Willen bekommt, also ohne dass er selbst Einfluss darauf hat. Und dann überlegen, wie Ihr diese Situationen reduzieren könnt. Also zum Beispiel unnötiges Warten lassen. Manches ist da sinnvoll, manches nicht, und manches kann man auf später verschieben.
Speziell bezüglich Hundebegegnungen hast Du geschrieben, dass Begegnungen ohne Leine unproblematisch sind. Vielleicht würde es helfen, diese öfter als bisher zuzulassen - sofern ihr die Möglichkeit habt. Dagegen könnte es helfen, Rusty anzukündigen, wenn ein Kontakt nicht möglich ist, also zum Beispiel "wir gehen weiter" zu sagen. Das musst Du dann auch ohne zu zögern und ohne Beachtung des anderen Hundes tun.
Mein Gedanke ist, wenn Rusty - egal in welcher Entfernung - andere Hunde immer wieder beobachten kann, aber nicht hin darf, bedeutet das jedes Mal Frust. Er verbindet das vielleicht sogar schon mit der Situation, angeleint anderen Hunden zu begegnen.
Besprich diese Möglichkeit am besten mit den Trainern, die Rusty in den Situationen sehen. Ihr müsst seine Motivation für die Pöbelei herausfinden, um den richtigen Trainingsansatz wählen zu können.