Für das "weg wollen" geht man ja den Bogen, so wie Hunde das auch tun würden. Man lebt dem Hund eine andere Strategie vor, nicht Angriff sondern Ausweichen.
Bei manchen Hunden reicht der Bogen aber nicht, die Distanz ist trotzdem zu kurz. Da muss der Halter kreativ werden. In Hauseinfahrten oder Nebenstraßen ausweichen oder umdrehen. Und an dieser Stelle werden viele Hundehalter unnötig stur, und meinen, sie wollen aber ihre Runde gehen. Man komme ja gar nicht vorwärts und nie ans Ziel. Denen kann ich nur ans Herz legen, Ihr Ziel zu überdenken. Ich gehe mit den Hunden für die Hunde raus, nicht für mich. Wenn der Hund mich nur begleitet bei dem, wo ich hin will, bin ich - nach meiner ganz persönlichen Meinung - erst recht in der Pflicht, ihm das so angenehm wie möglich zu machen. Den Spazierweg in einer angemessenen Zeit zu laufen zum höchsten Ziel zu erklären, finde ich einfach nur rücksichtslos.
Wenn mein Hund mit Begegnungen nicht klar kommt, muss ich sie anders gestalten oder vermeiden. Ich kann Dinge trainieren, auf die ich im Ernstfall zurückgreifen kann. Aber ich kann nicht den Hund immer wieder der Situation aussetzen, die er nicht meistern kann, und dann erwarten, dass es besser wird.
Würde ein Hund sich in die Richtung bewegen in der das Objekt ist, von dem er weg will? Glaube ich irgendwie nicht.
Der Bogen dient doch eher der Höflichkeit dachte ich, wenn man von natürlichen Begegnungen spricht. Man wahrt damit zwar mehr Distanz als straight forward, aber vorwärts gehen, wenn man weg möchte schein intuitiv nicht das zu sein, was ein Hund machen würde.
Hunde laufen ja auch keine Wege bzw von A nach B. Das ist ja was wir Menschen machen, wie du gesagt hast.
Ich habe die letzten Wochen noch ein bisschen rumprobiert mit dem "wir gehen weiter" und es wieder gelassen (mit so viel Distanz wie der Weg eben zulässt und unterschiedlich viel Leine). Nero fällt es definitiv einfacher, wenn er sitzen kann, während der andere vorbeigeht oder wenn der andere sitzt, wenn wir vorbeigehen. Daher bleiben wir vorerst weiter dabei.
Seine natürliche Reaktion sobald er einen Hund sieht ist auch stehen zu bleiben. Daher forciere ich keine vorwärts Bewegung rein.
Grundsätzlich ist es so, je mehr Zeit er hat die Situation zu bewerten und zu beobachten, umso besser kann er sich regulieren. Die Vorwärtsbewegung scheint ihn in eine Art Zugzwang zu bringen.
Wobei Nero ja weder einer ist, der weg möchte weil er Angst hat, noch einer, der hin möchte weil er sich so freut.
Im Freilauf würde er nach dem initialen Stehen bleiben zu den Hunden hinrennen, aber nicht weil er sich freut und Kontakt will, sondern eher um zu stellen und abzuchecken.
Zumindest war das früher so, jetzt darf er ja schon ziemlich lange nicht zu fremden Hunden, daher ist es schwer zu sagen, ob sich in dem Verhalten etwas geändert hat.
Vielleicht versuchen wir es in Zukunft irgendwann noch mal mit dem "wir gehen weiter".