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Lara
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zuletzt 3. Juni

Neues Territorialverhalten (?)

Hallo zusammen, ich nutze mal das geballte Wissen hier, um eine Frage zu stellen: Seit der Kastration vor einem Jahr hat sich meine dreijährige Hündin verändert. Sie bellt andere Hunde an, hauptsächlich, wenn sie an der Leine oder an einem „festen“ Platz ist. Grundsätzlich hat sie Schwierigkeiten, außerhalb der Wohnung zur Ruhe zu kommen. Sie legt sich nicht wie andere Hunde ab, sondern muss immer gefühlt alles überwachen und auf alles reagieren. Beispiel: Sie ist auf ihrer Platzdecke, während wir klettern. Wenn Menschen vorbeikommen wird laut gekläfft, bei anderen Hunden ebenso. Wenn Menschen zu ihr kommen, ist das aber kein Thema. Sie liebt Menschen. Wenn sie irgendein Geräusch hört, wird sofort darauf reagiert (und gebellt). Ich habe das Gefühl, dass sie unsicherer als früher ist und weiß nicht, wie ich ihr Sicherheit vermitteln soll. Wir machen verstärkt Training am Liegeplatz, aber irgendwie fruchtet das noch nicht. Vielleicht hat ja jemand einen hilfreichen Tipp, auch wenn es schwer aus der Entfernung heraus ist. Danke! Lara und Asja
 
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Steffi
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3. Juni 00:25
Rein von der Erzählung her klingt ihr Verhalten recht gewöhnlich. Gerade bei Unsicherheit oder Angst ist Bellen ja häufig ein gewähltes Verhalten. Hunde versuchen so entweder ihre 'Gefährten' aufmerksam zu machen oder ihr Gegenüber zu verschrecken. Es kann natürlich auch aus dem Schreck heraus geschehen, quasi als nicht steuerbaren Impuls. Gerade an der Leine bleibt einem Hund ja oft nichts anderes übrig. Was sollte sie stattdessen tun, wenn sich vermeintliche Gefahr nähert und sie ihre Wohlfühldistanz nicht wahren kann? Gerade in Situationen an fremden Orten ohne Hilfe (sie ist angebunden und ihr geht klettern) ist es besonders schwer. Sie kennt sich dort nicht aus, weiß nicht wohin und Unterstützung fehlt ihr auch. Dass sie bei Menschen nicht anschlägt, kann daran liegen, dass sie diese besser einschätzen kann oder in ihnen weniger Gefahrenpotential sieht. Meine Hündin ist ganz ähnlich. Insbesondere fremde Hunde verunsichern sie sehr. Auch ungewöhnliche Geräusche oder nicht erkennbare Personen. Ihr hilft es sehr, wenn ich mit ihr gemeinsam die Distanz zum Reiz vergrößere und sie dann ein wenig mit Keksen ablenke. Ich streue ihr dann oft was zu Naschen, sodass sie kauen und beobachten kann. Meist genügt das. Manchmal vergrößern wir die Distanz dann noch ein wenig. Auch Unterschlupf in einen vertrauten Ort (bei uns der Bus) hilft ihr sehr oder zu jemanden eingeladen werden, der ihr aktiv Schutz bietet. Durch all diese gemeinsamen Bewältigungen lernt sie auch langsam selbst besser mit solchen Situationen umzugehen. Manchmal schafft sie es sogar liegen zu bleiben und zu schauen, sich alternativ Kekse abzuholen oder mit ihrem Blick um Hilfe zu bitten. Das war vor einigen Monaten noch nicht möglich :)
 
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Steffi
3. Juni 00:25
Rein von der Erzählung her klingt ihr Verhalten recht gewöhnlich. Gerade bei Unsicherheit oder Angst ist Bellen ja häufig ein gewähltes Verhalten. Hunde versuchen so entweder ihre 'Gefährten' aufmerksam zu machen oder ihr Gegenüber zu verschrecken. Es kann natürlich auch aus dem Schreck heraus geschehen, quasi als nicht steuerbaren Impuls. Gerade an der Leine bleibt einem Hund ja oft nichts anderes übrig. Was sollte sie stattdessen tun, wenn sich vermeintliche Gefahr nähert und sie ihre Wohlfühldistanz nicht wahren kann? Gerade in Situationen an fremden Orten ohne Hilfe (sie ist angebunden und ihr geht klettern) ist es besonders schwer. Sie kennt sich dort nicht aus, weiß nicht wohin und Unterstützung fehlt ihr auch. Dass sie bei Menschen nicht anschlägt, kann daran liegen, dass sie diese besser einschätzen kann oder in ihnen weniger Gefahrenpotential sieht. Meine Hündin ist ganz ähnlich. Insbesondere fremde Hunde verunsichern sie sehr. Auch ungewöhnliche Geräusche oder nicht erkennbare Personen. Ihr hilft es sehr, wenn ich mit ihr gemeinsam die Distanz zum Reiz vergrößere und sie dann ein wenig mit Keksen ablenke. Ich streue ihr dann oft was zu Naschen, sodass sie kauen und beobachten kann. Meist genügt das. Manchmal vergrößern wir die Distanz dann noch ein wenig. Auch Unterschlupf in einen vertrauten Ort (bei uns der Bus) hilft ihr sehr oder zu jemanden eingeladen werden, der ihr aktiv Schutz bietet. Durch all diese gemeinsamen Bewältigungen lernt sie auch langsam selbst besser mit solchen Situationen umzugehen. Manchmal schafft sie es sogar liegen zu bleiben und zu schauen, sich alternativ Kekse abzuholen oder mit ihrem Blick um Hilfe zu bitten. Das war vor einigen Monaten noch nicht möglich :)
 
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Dogorama-Mitglied
3. Juni 07:38
Hallo Lara. Die meisten Hunde sind erst 3 jährig wirklich erwachsen (geistig ausgereift) Der eigentliche Schutzt/Wachtrieb entsteht erst zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr. In dieser Phase steckt z.b. gerade meine Ina. Ich muss wirklich mit Fingerspitzengefühl daran arbeiten, dass nicht ständig bewacht werden muss, dass nicht alles gefährlich ist. Oft wird das in diesem Alter noch mit Unsicherheit begleitet. Da ich schon viele Hunde hatte, achte ich da auf die ersten Anzeichen und lenke das in die für mich akzetaple Richtung. Es ist also nicht abhängig von der Kastration, es ist der Entwicklung, der Reife, der Erziehung, dem Vertrauen geschuldet wie sich solche Verhalten zeigen und leider auch festigen. Das auf den Liegeplatz "zwingen" würde bei Ina ihr Verhalten noch verstärken. Sie will ausweichen, wenn ich nicht in unmittelbarer Nähe bin. Die Situation wie du sie beschreibst würde sie in ihrer jetzigen Phase total überfordern. Sie würde mir auch nicht mehr vertrauen, da ich sie in einer Situation lasse, mit der sie jetzt nicht klar kommt. Verstärktes Training würde genau das Gegenteil bedeuten. Es gibt durchaus Charaktere die aufgrund ihres Wesens mit solchen Situationen einfach total überfordert sind und viele Jahre benötigen um Gelassenheit zu lernen. Die Gelassenheit erreichen sie aber nur wenn sie menschliche Unterstützung erfahren. Du lässt deinen Hund aber alleine, überfordert, verzweifelt, versucht sie über bellen und Abwehrverhalten ihre Umwelt auf Abstand zu halten. Der Absatz während wir klettern ... Sie bellt, wenn Menschen zu ihr kommen ist das kein Thema...sie liebt Menschen .... Evtl. ist sie nur froh dass sie jemand gefunden hat der sie nicht alleine lässt, so lässt sie sich sehr einfach klauen, lernt sie nicht, was du von ihr willst. Derzeit würde ich die Hündin nicht alleine lassen. Einer klettert, der andere ist in der Nähe vom Hund und überwacht die Ruhe ...so lange mit Nachsicht und Feingefühl üben bis sie den Situationen gewachsen ist.
 
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Sabine
3. Juni 10:36
Hallo Lara, die Kastration und die dadurch fehlenden Hormone können schon eine Erklärung des Verhaltens (Unsichheit, statt Terrotorialverthalten, weil angeleint und ihr seid nicht bei ihr) sein. Vielleicht hilft ihr ein bisschen "Höhlengefühl" für die Sicherheit? Es gibt doch Popupmuscheln oder Popupzelte.
 
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Lara
3. Juni 19:20
Rein von der Erzählung her klingt ihr Verhalten recht gewöhnlich. Gerade bei Unsicherheit oder Angst ist Bellen ja häufig ein gewähltes Verhalten. Hunde versuchen so entweder ihre 'Gefährten' aufmerksam zu machen oder ihr Gegenüber zu verschrecken. Es kann natürlich auch aus dem Schreck heraus geschehen, quasi als nicht steuerbaren Impuls. Gerade an der Leine bleibt einem Hund ja oft nichts anderes übrig. Was sollte sie stattdessen tun, wenn sich vermeintliche Gefahr nähert und sie ihre Wohlfühldistanz nicht wahren kann? Gerade in Situationen an fremden Orten ohne Hilfe (sie ist angebunden und ihr geht klettern) ist es besonders schwer. Sie kennt sich dort nicht aus, weiß nicht wohin und Unterstützung fehlt ihr auch. Dass sie bei Menschen nicht anschlägt, kann daran liegen, dass sie diese besser einschätzen kann oder in ihnen weniger Gefahrenpotential sieht. Meine Hündin ist ganz ähnlich. Insbesondere fremde Hunde verunsichern sie sehr. Auch ungewöhnliche Geräusche oder nicht erkennbare Personen. Ihr hilft es sehr, wenn ich mit ihr gemeinsam die Distanz zum Reiz vergrößere und sie dann ein wenig mit Keksen ablenke. Ich streue ihr dann oft was zu Naschen, sodass sie kauen und beobachten kann. Meist genügt das. Manchmal vergrößern wir die Distanz dann noch ein wenig. Auch Unterschlupf in einen vertrauten Ort (bei uns der Bus) hilft ihr sehr oder zu jemanden eingeladen werden, der ihr aktiv Schutz bietet. Durch all diese gemeinsamen Bewältigungen lernt sie auch langsam selbst besser mit solchen Situationen umzugehen. Manchmal schafft sie es sogar liegen zu bleiben und zu schauen, sich alternativ Kekse abzuholen oder mit ihrem Blick um Hilfe zu bitten. Das war vor einigen Monaten noch nicht möglich :)
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. So gehe ich aktuell auch vor, dass ich ihr Schutz biete und sie für ruhiges Verhalten belohne. Schön zu hören, dass das auch irgendwann fruchtet. 😀
 
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Lara
3. Juni 19:25
Hallo Lara. Die meisten Hunde sind erst 3 jährig wirklich erwachsen (geistig ausgereift) Der eigentliche Schutzt/Wachtrieb entsteht erst zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr. In dieser Phase steckt z.b. gerade meine Ina. Ich muss wirklich mit Fingerspitzengefühl daran arbeiten, dass nicht ständig bewacht werden muss, dass nicht alles gefährlich ist. Oft wird das in diesem Alter noch mit Unsicherheit begleitet. Da ich schon viele Hunde hatte, achte ich da auf die ersten Anzeichen und lenke das in die für mich akzetaple Richtung. Es ist also nicht abhängig von der Kastration, es ist der Entwicklung, der Reife, der Erziehung, dem Vertrauen geschuldet wie sich solche Verhalten zeigen und leider auch festigen. Das auf den Liegeplatz "zwingen" würde bei Ina ihr Verhalten noch verstärken. Sie will ausweichen, wenn ich nicht in unmittelbarer Nähe bin. Die Situation wie du sie beschreibst würde sie in ihrer jetzigen Phase total überfordern. Sie würde mir auch nicht mehr vertrauen, da ich sie in einer Situation lasse, mit der sie jetzt nicht klar kommt. Verstärktes Training würde genau das Gegenteil bedeuten. Es gibt durchaus Charaktere die aufgrund ihres Wesens mit solchen Situationen einfach total überfordert sind und viele Jahre benötigen um Gelassenheit zu lernen. Die Gelassenheit erreichen sie aber nur wenn sie menschliche Unterstützung erfahren. Du lässt deinen Hund aber alleine, überfordert, verzweifelt, versucht sie über bellen und Abwehrverhalten ihre Umwelt auf Abstand zu halten. Der Absatz während wir klettern ... Sie bellt, wenn Menschen zu ihr kommen ist das kein Thema...sie liebt Menschen .... Evtl. ist sie nur froh dass sie jemand gefunden hat der sie nicht alleine lässt, so lässt sie sich sehr einfach klauen, lernt sie nicht, was du von ihr willst. Derzeit würde ich die Hündin nicht alleine lassen. Einer klettert, der andere ist in der Nähe vom Hund und überwacht die Ruhe ...so lange mit Nachsicht und Feingefühl üben bis sie den Situationen gewachsen ist.
Hallo, danke für die lange Antwort. Das hilft mir schon mal, das „neue“ Verhalten einzuordnen. Habe mir auch schon überlegt, künftig zu dritt zu klettern, damit einer bei ihr bleiben kann. 😊