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Celine
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Anzahl der Antworten 104
zuletzt 20. Okt.

Kommunikation unter "Hundefreunden"

Guten Morgen ihr lieben, inwieweit lasst ihr eure Hunde mit Hundekumpels kommunizieren? Lasst ihr auch unangenehme Situationen bewusst zu? Wenn ja, welche? Ich habe nämlich das Gefühl, dass Hunde keine Konflikte mehr austragen dürfen und viele Hunde es schlichtweg nicht können. Ein Beispiel aus unserer täglichen Runde. Es gab Hundekekse für 7 Hunde, diese sehen sich täglich auf 1-2 Hunderunden. Meine Ronja wollte der ältesten Hündin (10 Jahre) das Futter wegmopsen. Ich habs wahrgenommen aber war der Meinung, dass sie mal eine Ansage von einem Hund bekommen muss. Jojo die Hündin hat es getan, natürlich ohne beißen, sonst hätte ich es nicht zugelassen. Ronja quiekte natürlich und Jojo bekam den Ärger. Ich fand das nicht gut, dass ein Hund dafür „bestraft“ wurde, weil dieser seine Ressource verteidigte. Dadurch kam erst das Thema auf. Ich lese auch immer wieder unter Videos von Sozialstunden, wo intakte Rüden mit Maulkorb ihren Konflikt austragen, dass viele Menschen gegen Konfliktsituationen sind und alles der Mensch regeln müsste. Aber verlernen Hunde dann nicht erst recht die feine Kommunikation? Die Kommunikation, wie Konflikte entschärft und geregelt werden? Meistens entsteht durch die Energie der Besitzer ein viel schlimmerer Konflikt. Wie seht ihr das?
 
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Dogorama-Mitglied
16. Okt. 13:09
Also ich beobachte hier in Berlin auch, dass viele Hunde keine Konflikte austragen können, sondern dass es zunehmend direkt eskaliert! Ich führe das aber darauf zurück, dass hier nur wenig Hunde überhaupt abgeleint werden (ist ja hier auch verboten) und so nie lernen, frei zu kommunizieren… bzw. selbst wenn sie es am Anfang können, sie es über sie Zeit wieder verlernen. Sehe ich hier auch immer wieder… so schade. Wir haben zum Glück ne Gassi-Gruppe, die diesbezüglich illegal unterwegs ist… und da passiert jeden Morgen soooo viel hündische Kommunikation… einfach nur toll! Und wer überfordert ist oder dominiert, wird zur Not auch von den Menschen beschützt bzw. eingebremst! Allerdings sehen wir auch, dass andere (ich spreche viele an, ob sie nicht mal mitkommen wollen) sich oft erstmal nen Schubs geben müssen, ums mit uns mal auszuprobieren … oder aber den Wald wegen der freilaufenden Hunde ganz meiden und lieber an der Leine um den Block tingeln. Echt schade!
Ich kann das schon verstehen, dass man sich nicht traut.

Wie oft man hier liest welchen regelrechten Hass Leute auf fremde Hunde haben und sich nur zu festen Spielgruppen verabreden. Dann geht man mit Wasserflaschen, Schütteldosen oder sogar Pfeffersprays bewaffnet aus dem Haus und ist sogar stolz darauf, wenn man mal einen wilden Junghund erwischt und mit körperlicher Gewalt und Tritten zur Hölle geschickt hat.
Und Anzeige ist auch natürlich auch raus!

Nero hatte mal einen kurzen Kommentkampf mit einem intakten Husky Rüden auf der Hundewiese. Das waren maximal 5 Sekunden und beide Hunde ließen sich problemlos blocken und aus der Situation rausholen, es war also ganz deutlich keine Beschädigungsabsicht auf beiden Seiten.
Aber was die anwesenden Leute für eine riesiges Drama daraus gemacht haben. Mein Hund eine absolute wilde Killerbestie, ich verantwortungslos mit so einem Hund überhaupt das Haus zu verlassen. Der ander Rüde war aber ok, denn der war Stammgast.
Und das hatte mich leider so beeindruckt, dass ich monatelang jeglichem Hundekontakt aus dem Weg gegangen und das Rückruftraining komplett aufgegeben habe.
Jetzt mit mehr Erfahrung und Abstand kann ich natürlich sehen, dass das eine komplette Fehlinterpretation der Leute dort war und ich meinem Hund überhaupt keinen Gefallen mit meiner Reaktion gemacht habe. Aber ich denke auch, dass ich nicht die Einzige bin, die so reagiert und dann fristen die Hunde ein Leben in Isolation und an der Leine. Die einen kürzer, weil der Halter zur Besinnung kommt und die anderen leider länger.
 
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Josie
16. Okt. 13:13
Bei uns kommt es darauf an. Wenn mir mit Mios Kumpel unterwegs sind und er nervt Mio, dann macht Mio eine kurze Ansage. Sein Kumpel lässt ihn dann auch direkt in Ruhe und Mio guckt bestätigungsuchend zu mir oder kommt sogar hinter meine Beine. Wenn er hinter mich kommt, achte ich darauf, seinen Kumpel zu blocken, falls er nochmal ankommt. Denn dann hat Mio mich ja explizit um Hilfe gebeten. Tut er das nicht, schaffen die beiden das auch alleine. Wenn Mio sicher mit einem anderen Hund ist, kommuniziert er auch sehr gut. Mit der Hündin meiner Eltern reichen da auch ganz kleine Nuancen. Sie stellt sich quer vor ihr Lieblingskissen und er sucht sich direkt einen anderen Platz. Würde er da ihre Grenze nicht akzeptieren, greife ich ein.
Manchmal hat er es in Situationen, in denen er unsicher ist, dass er die Hündin meiner Eltern anblafft. Dabei kann sie gar nichts dafür, sie ist nur zufällig neben ihm (z.B. mit beidem im Treppenhaus). Dann nehme ich ihn einfach auf die andere Seite, damit er seinen Platz bekommt.
Wenn er knurrt, weil jemand seiner Kaustange zu nahe kommt, soll er das bitte tun. Besser als eine Eskalationsstufe zu überspringen.
Ich sehe es bei Hunden ähnlich wie bei Kindern. Sie müssen lernen, wie man einen Konflikt regelt. Am Besten lernen sie das schon im Welpenalter. Wenn sie nicht die Möglichkeit haben, es von anderen gut sozialisierten Hunden zu lernen, müssen wir auch mal moderieren. Aber definitiv soll mein Hund auch zeigen, wenn er etwas nicht möchte. Da wird auch nicht gemaßregelt von meiner Seite.
 
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Dogorama-Mitglied
16. Okt. 13:15
Das spüren Hunde natürlich und kranke Hunde werden dann auch gerne mal zum „Opfer“. Man muss die Gegebenheiten abwägen. Fremdhunde die einen Konflikt anzetteln, sind bei uns auch nicht willkommen. Viele Fremdhunde laufen aber lieber in unserer großen Hundegruppe einfach mit😂
Man kann ja leider nicht mit einer voll geschriebenen Tafel umher laufen..."Achtung, mein Hund ist alt und krank und es wäre schön, wenn stürmische Hunde sich fernhalten könnten"....oder so ähnlich 😂. Am besten noch mit Blinklicht und Musik.
 
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Katrin
16. Okt. 13:18
An der Leine vermeide ich Kontakt mit anderen Hunden da Holly doch sehr in den Beschützermodus wechselt. Wenn es für den anderen Hundebesitzer ok ist das sie zusammen spielen dürfen dann kommt die Leine ab. Meistens regeln die Hunde das untereinander, da habe ich noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn ich schon vorher an Holly's Körpersprache merke, dass sie den anderen nicht mag, halten wir Abstand oder machen einen großen Bogen. So habe ich das auch in der Hundeschule gelernt. Kommunikation unter Hunden ist total wichtig
 
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Sonja
16. Okt. 13:39
Ja das vergessen viele, dass es eben Tiere sind, die auf ihre Art und Weise kommunizieren. Es ist schade, dass man Hunden die unangenehme Kommunikation, die auch dazugehört, oft abspricht. Gigi macht zum Beispiel ganz viel übers knurren. Meinem ersten Hund wurde das abgesprochen und dieser ist direkt raufgegangen.
Das Knurren einem Hund abzugewöhnen finde ich auch komplett falsch. Ein Hund hat das Recht "Nein" zu sagen also zu Knurren...Leider trifft man immer mal wieder Hundebesitzer die sagen/ der Meinung sind "..mein Hund hat niemanden und nichts anzuknurren..." Das Knurren wird dann abttrainiert und/oder sogar bestraft. Und genau das sind dann die Hundebesitzer die sich wundern wenn ihr Hund aus irgend welchen Gründen "ohne Vorwarnung " dann mal zuschnappt oder sogar beißt ....🤗
 
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Katja
16. Okt. 14:33
Ich kann das schon verstehen, dass man sich nicht traut. Wie oft man hier liest welchen regelrechten Hass Leute auf fremde Hunde haben und sich nur zu festen Spielgruppen verabreden. Dann geht man mit Wasserflaschen, Schütteldosen oder sogar Pfeffersprays bewaffnet aus dem Haus und ist sogar stolz darauf, wenn man mal einen wilden Junghund erwischt und mit körperlicher Gewalt und Tritten zur Hölle geschickt hat. Und Anzeige ist auch natürlich auch raus! Nero hatte mal einen kurzen Kommentkampf mit einem intakten Husky Rüden auf der Hundewiese. Das waren maximal 5 Sekunden und beide Hunde ließen sich problemlos blocken und aus der Situation rausholen, es war also ganz deutlich keine Beschädigungsabsicht auf beiden Seiten. Aber was die anwesenden Leute für eine riesiges Drama daraus gemacht haben. Mein Hund eine absolute wilde Killerbestie, ich verantwortungslos mit so einem Hund überhaupt das Haus zu verlassen. Der ander Rüde war aber ok, denn der war Stammgast. Und das hatte mich leider so beeindruckt, dass ich monatelang jeglichem Hundekontakt aus dem Weg gegangen und das Rückruftraining komplett aufgegeben habe. Jetzt mit mehr Erfahrung und Abstand kann ich natürlich sehen, dass das eine komplette Fehlinterpretation der Leute dort war und ich meinem Hund überhaupt keinen Gefallen mit meiner Reaktion gemacht habe. Aber ich denke auch, dass ich nicht die Einzige bin, die so reagiert und dann fristen die Hunde ein Leben in Isolation und an der Leine. Die einen kürzer, weil der Halter zur Besinnung kommt und die anderen leider länger.
Super, dass Du Dich wieder traust!😀

Genau deswegen frage ich oft Leute, ob sie nicht mal in unsere Hunderunde dazukommen wollen, um es auszuprobieren.

Klar muss man dann schon gucken, was passiert, aber da bei uns jede Größen-, Temperaments- und Altersklasse vertreten ist, findet sich für jeden Topf der passende (Erziehungs-)Deckel!😉
Und wir spazieren, d.h. sind in Bewegung… das ist nochmal was anderes als auf dem Platz oder im Auslauf.

PS: Sind öfter auch mal sehr kleine Hunde dabei, die einfach nur ihre Ruhe haben wollen. Faszinierenderweise reicht denen ein leichtes Lefzen-Hochziehen und sie können ihrer Wege gehen. Da muss man dann nur aufpassen, dass sie nicht doch mal im Eifer des Gefechts umgerannt werden… aber da kann man ja bisschen gucken bzw. sich taktisch gut positionieren…😬
 
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Dogorama-Mitglied
16. Okt. 15:20
Also ich finde es schon sehr stimmig was du schreibst. Ich frage mich aber, wenn die Hündin immer nach der 1. Stufe oder maximal 2. Stufe rausgeholt wird, wie soll sie Stufe 3 oder 4 kommunizieren lernen, bevor er zur Eskalation kommt? Genauso der Rüde im Beispiel, wenn er immer nur Stufe 1 und 2 erlebt, wie kann er lernen auf Stufe 4 oder 5 zu reagieren. Kommt jetzt natürlich auch darauf an wie viele Stufen es gibt. Klar wenn Stufe 5 Eskalation bedeutet, muss man es nicht auf Stufe 4 ankommen lassen.
Die Frage ist natürlich gut jetzt :) :P … wenn ich so drüber nachdenke frage ich mich „wann sind die anderen Stufen denn notwendig“ oder „will ich das mein Hund diese Stufen zeigt“

Er ist ja nie ohne mich unterwegs, das heißt ich könnte ja im Zweifel jede Situation für ihn regeln…

Von daher ist es doch okay, dass er lernt, die ersten zwei Stufen zu zeigen und ab Stufe 3 geh ich mal zu Mutti und frag was die so dazu sagt :P

Ich finde auch alles darüber möchte ich meinem Hund gar nicht so wirklich zumuten… ich komme mit ihm ja auch gut durchs Leben ohne diese Dinge. Und auch bei mir gibt es Grenzen die er akzeptieren muss (mein Raum, mein Futter) und da reicht es auch wenn ich ihn mal drohfixiere (Stufe 1) und er haut dann ab :) … wenn er das bei nem anderen Hund macht und dieser die Grenze nicht akzeptiert bin ich zur Stelle :)

Anders herum wäre es ja auch nicht nötig weiter zu gehen wenn jeder Hundehalter seinen Hund bspw abruft, wenn ein anderer Hund ihn drohfixiert, weil dieser seinen Space haben will… und die nötigen aggressionsstufen lernt der Hund doch auch sogar im Umgang mit Menschen... die wo Beschädigung im Spiel ist braucht tatsächlich kein Mensch und sollte auch kein Hund lernen aus meiner Sicht.
 
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Norman
16. Okt. 15:58
Hallo. Ein sehr interessantes Thema. Leider sind die Meinungen dazu auch sehr unterschiedlich. Wir haben Hundekommunikation bei Hela immer zugelassen. Natürlich immer im Rahmen der Situation. Als Welpe und Junghund konnte und sollte sie auch Schutz bei uns finden wenn ihr eine Situation zuviel war. Da haben wir das geregelt. Aber insgesamt bin ich der Meinung, daß Hunde (wenn gut sozialisiert) sehr wohl auch ihre Reibereien untereinander austragen sollen und können. In 99 Prozent entsteht ja keine Beißerei. Hunde haben ein sehr fein abgestimmtes Repertoire an Gestik, Mimik und Lauten. Wie sollte ein Welpe sonst so etwas lernen zu verstehen? Hela mit jetzt fast 3 Jahren hat auch gelernt, anderen Hunden ihre Meinung mitzuteilen. Früher war sie fast immer nur unterwürfig und legte sich auf den Rücken. Wenn ihr jetzt was nicht passt, werden auch mal die Lefzen hochgezogen oder geknurrt. Die meisten Hunde werden dann mit einem Schlag umgänglicher und freundlicher.
Das klappt leider aber auch nicht immer. Am Wochenende kamen mir und Hela 2 freilaufende Hunde entgegen ohne Besitzer in Sicht. Das war ihr dann auch wieder zu viel, da die beiden recht aufdringlich waren und ich hab dann die Situation geregelt. Sie saß dabei zwischen meinen Beinen. Sie muß zumindest immer wissen, daß sie sich auf ihre " Eltern" verlassen kann.
Wenn ein Hund keinen Umgang mit Artgenossen pflegt, verlernt er die eigene Sprache.
 
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Dogorama-Mitglied
16. Okt. 16:18
Je nach Situation lasse ich es mal laufen und mal nicht. Mein Hund mag keine aufdringlichen, wilden Hunde. Wenn er auf fremde Hunde trifft, die so sind, gehe ich dazwischen. Heute aber z. B. haben wir uns mit einer Freundin getroffen, bei der eine absolut distanzlose Labbiwelpin eingezogen ist. Mein Hund startet immer schön weit unten auf der Eskalationsskala zunächst mit Kopf wegdrehen, dann irgendwann Lefzen ziehen, dann knurren, wenn das Gegenüber es immernoch nicht versteht, und bei ganz aufdringlichen Hunden schließlich mit abschnappen. Weil besagte Welpin ruhig ein bisschen hündische Kommunikation lernen soll und die beiden sich regelmäßig sehen werden ohne dass man permanent ein Auge drauf haben kann/will, war das Kennenlernen heute eine bewusste Übungsstunde. Wie erwartet hat die kleine die ersten Signale ignoriert, sich aber beim Knurren sehr schön zurückgenommen und anschließend auch verstanden, dass mein Hund wirklich keine Lust auf sie hat, auch wenn er nur den Kopf wegdreht. Im Rahmen unter Beobachtung und der Möglichkeit jederzeit einzugreifen, finde ich hündische Kommunikation definitiv sinnvoll und sollte nicht immer unterbunden werden.
 
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Karin
16. Okt. 16:21
Ich persönlich lasse zu was ich auch kontrollieren kann.
Mittlerweile kenne ich meine Hündin so gut das ich die Zeichen gut einschätzen kann. So kann ich sie aus gewisse Situationen rausnehmen wo ich mir sicher bin das es gleich kippt. Ich denke das ist das Hauptproblem das viele Hundehalter sich nicht mit der Körpersprache des eigenen Hundes auseinandersetzen.
Roxy mag z.b. nicht das körperbetonte spielen und schnappt sehr schnell quietschend ab wenn der andere ihr keinen Raum lässt. Ich seh immer das die Leute da nach Luft schnappen, ich weiß aber das da nix weiter passiert.
So lasse ich es gerne laufen und es ist schön anzusehen wenn der andere Hund das dann nach dem 2. oder 3. Mal respektiert.