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Kenny
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Anzahl der Antworten 355
zuletzt 26. März

Junghund Aggression andere Hunde

Hi zusammen, ich bin seit 1 1/2 Monaten stolzer Besitzer eines 10 monatigen Cane Corso Rüden. Wir sind eine vierköpfige Familie (2 Söhne, 8 und 5) aus dem Sauerland. Sein Name ist Nacho und ich habe ihn von einer Familie mit 4 Kindern und zwei weiteren Hunden (junger Boxer und älterer Spitz-Rudelführer). Was soll ich sagen? Er ist perfekt mit einem Haken: Aggression gegenüber anderen Hunden Er ging in die Leine, bellt manchmal und manchmal auch nicht, fängt an sich auf die Hinterläufe zu stellen etc. Es kam auch schon zu einer Beißerei. Sein Ziel ist es definitiv zuzubeißen. Nach der genannten Beißerei habe ich Konsequenzen gezogen und einen Zahn zugelegt, was Strenge und Disziplin angeht (zu Hause kein Spielzeug, nur auf dem Platz bleiben, nur streicheln, wenn ich es will etc.). Dazu bin ich wesentlich deutlicher mit Kommandos und habe ihm bei 2-3 darauf folgenden Hundebegegnungen, wo er in die Leine ging, deutlich und mit einer gewissen Härte zu verstehen gegeben, dass ich das nicht will und ich der Entscheider bin. Danach hatte er tatsächlich den Fokus bei mir, wenn wir anderen Hunden begegnet sind und nun kann ich auch mit positiver Verstärkung arbeiten. Es ist mit der Kombination viel viel besser geworden und wir können mittlerweile viel entspannter an anderen Hunden vorbei. Er schaut mich automatisch an (hab viel mit ihm geübt) und wird entsprechend belohnt. Was noch bleibt ist eben sein grundsätzlich aggressives Verhalten gegenüber anderen Hunden, zum Beispiel wenn ein anderer Hund fixiert oder bellt, aber auch manchmal eben ohne ersichtlichen Grund. Hierzu übe ich am Rand von eingezäunten Hundewiesen. Ich lasse ihn ca. 1m an den Zaun ran und dann kommen auch meist schon die ganzen Hunde zu uns/ihm. Da reagiert er dann ebenfalls aggressiv (mehrere Hunde, teils frontaler Zulauf von der anderen zwei Seite, teils Hunde mit großer Klappe hinter dem Zaun etc.). Auch hier gebe ich ihm zu verstehen, dass ich das Verhalten nicht dulde, beruhige ihn und arbeite anschließend wieder mit positiver Verstärkung, wenn er in Anwesenheit dieser Hunde ruhig bleibt. Dazu muss man auch noch wissen, dass er nur bei der ersten Begegnung aggressiv reagiert hat: Wenn ich mit dem anderen Halter und Hund für ein paar Minuten parallel laufe bis er sich beruhigt hat, dann geht es wieder. Vereinzelt spielt er dann sogar mit dem anderen Hund, wenn der andere sicher ist und beide von der Leine gelassen werden. Da mache ich zur Sicherheit immer erstmal einen Maulkorb dran, der dann ab kommt, wenn beide Halter sicher sein können, dass er cool bleibt. Manchmal funktioniert es und manchmal eben auch nicht, trotz intensiver Vorbereitung (nebeneinander her laufen, quatschen mit dem andern Besitzer etc.). Das letzte Mal war mit einer Boarder Collie Dame, die als Therapie Hund für Menschen eingesetzt wird. Sie ist die Ruhe selbst, aber auch bei ihr ging er nach ein paar Minuten Ruhe in den Angriffsmodus. Ich lese hier viele Beiträge von Haltern, die das gleiche Problem (Aggression bei anderen Hunden) haben. Drei Fragen dazu: 1. Gibt es unter euch Leute, die das komplett in den Griff bekommen haben? Es geht mir nicht darum, dass der Hund mit jedem spielt sondern nur, dass er nicht mehr (so stark) reagiert. 2. Die Frage gilt sowohl für die, die es komplett in den Griff bekommen haben, aber auch die die, die noch dran arbeiten: Wie trainiert ihr mit den Hunden Hundebegegnungen? Bin für jede Anregung dankbar. 3. Gibt es irgendeinen unter euch, der seinen Cane Corso sorglos fremde Hunde, evtl. auch mehrere gleichzeitig, kennenlernen lassen kann? Er braucht wie gesagt nicht mit ihnen zu spielen und kann sich gerne abwenden oder zeigen, dass er kein Bock hat...Nur soll er halt nicht beißen oder aggressiv werden. Mein ultimatives Ziel ist es, dass er sich durch andere Hunde, egal wie blöd sie sich verhalten (außer natürlich, wenn sie ihn angreifen etc.), nicht aus der Ruhe bringen lässt, bzw. die in ihm brodelnde Aggression durch Neutralität, gesunde Neugier und Offenheit anderen Hunden gegenüber zu ersetzen. Ansonsten ist Nacho einfach ein Traumhund! Freu mich auf eure Rückmeldungen und Tipps! LG Kenny
 
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SandrA
11. März 06:27
Hallo Kenny,
Erstmal möchte ich sagen, dass ich es total verstehen kann, dass das aggressive Verhalten Deines Hundes und vor allem der Beißvorfall Dich erschreckt und bestimmt auch sehr verunsichert haben. Genauso kann ich nachvollziehen, dass Du das Verhalten abstellen willst und dass das für Dich sicher auch Priorität hat.
Dennoch möchte ich - wie einige Vorschreiberinnen - dringend appellieren, dass Du nun nicht aus Aktionismus handelst sondern erst einmal Ruhe reinbringst und zunächst analysierst, was Deinen Hund überhaupt dazu motiviert, sich anderen Hunden gegenüber aggressiv zu verhalten.

Liegt dem Verhalten Unsicherheit zugrunde?
Hat er einfach nie gelernt, wie Hunde sozial und angemessen miteinander interagieren und kommunizieren ?
Ist sein Verhalten territorial oder sexuell motiviert?
Uvm.

Es gibt wirklich viel gute Literatur zum Thema Aggressionsverhalten und speziell zu HSH; lies Dich da rein.

Ansonsten wäre ich gerade bei HSH sehr vorsichtig mit ‚Strenge und Härte‘. Wesentlich zielführender und wirksamer sind Souveränität und Führung (das bedeutet nicht, alles schönzukeksen, sondern macht eine Haltung aus).
Ich habe selbst einen Rüden mit HSH Anteilen und kann Dir sagen, dass dieser auf Dominanz und Strenge mit Unsicherheit, Misstrauen und Aggression reagiert. Auch er hat ein Problem mit Fremdhundekontakten und reagiert aggressiv.
Neben dem Erlernen von alternativen Verhaltensweisen im Rahmen einer geleiteten Interaktionsgruppe war es auch meine veränderte Haltung, die sein Verhalten positiv beeinflusst haben.
Schon das Maulkorbtraining hat für mich Ruhe reingebracht und ich war wesentlich entspannter bei spontanen, ungewollten Hundebegegnungen.
Aber auch das, was Joe beschrieben hat, darauf zu achten, dass der Hund nicht in Überforderung und Stress gerät, ihn so zu führen dass er nicht auslösen muss, ICH Situationen einschätze und entsprechend reagiere und nicht er, haben ihn immer wieder die Erfahrung machen lassen, dass ich ihn kompetent durch die Umwelt leite und er eben nicht einzuschreiten braucht.
 
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Julia 🐾Nero
11. März 07:29
Überzeugungskraft; In Bezug auf Hunde ist die garnicht so subjektiv - es bedeutet selbst eine sehr klare Vorstellung vom gewünschten Verhalten zu haben und das fokussiert, konzentriert und souverän im eigenen Verhalten vorzugeben. Wenn man offensives Verhalten aus dem Hund rausbekommen will, sollte man ihm keines entgegenbringen, weil wie man in den Wald hineinruft, so kommt's heraus und Druck erzeugt Gegendruck etc. Auch das hab ich aus eigener Erfahrung gelernt - mein Rüde hat eine Leinenreaktivität gegen Rivalen entwickelt und wenn ich dem mit eigener Reaktivität auf ihn begegne, kann ich ihn damit zwar tw von einem Verhalten abbringen, ändere aber nichts an seiner Erregungslage und Befindlichkeit (bzw verschärfe die womöglich noch) Nur wenn ich es schaffe, entspannt, konfliktvermeidend und deeskalierend damit umzugehen, verbessert sich seine Grundhaltung merklich. Beisserei: - hast du eine Vermutung, warum Nacho von "noch nie gebissen" zu so einem Angriffsbedürfnis eskaliert ist? Das ist ja auch bei Hunden, die sich erschrecken und plötzlich aufeinandertreffen nicht die Standardreaktion. Gab es da davor Stressauslöser? War er in den Minuten, Stunden, Tagen davor von etwas überfordert? Wie sahen die Hundebegegnungen in der Zeit davor bei dir aus? (War da nicht auch etwas mit einem Border Collie, wo es einen Konflikt gab?) Wie hast du die Begegnungen im Vergleich zum Vorbesitzer gehändelt, bzw was hat sich im Umgang damit geändert? Könnte da etwas daran sein, was die Situationen für Nacho schwieriger macht? - Bist du sicher, dass er "Tötungsabsicht" hatte? Wenn ja wundert mich, dass der Malteser noch lebt... Die Frage soll die Begebenheit nicht verharmlosen, aber ich fände eine akkurate Einschätzung von Nachos tatsächlicher Eskalationsstufe sehr wichtig. Trigger, Vorzeichen, Korrektur etc: Den Hund immer wieder absichtlich in Situationen zu führen, in denen er auslösen muss, nur um ihn dafür daraufhin zu korrigieren und wieder daraufhin zu belohnen, ist keine gute Taktik. Nicht nur, dass es ziemlich unfair ist, ihn immer wieder gezielt in "falsches" Verhalten zu drängen, trainierst du damit auch noch eine Verhaltenskette auf: Auslösen - Korrektur - Klappe Halten - Belohnung. Viel besser wäre proaktive Verstärkung, wo du ihn nur soweit bringst, wie er es aushalten kann und ihn belohnst BEVOR er auslöst. Schrittweise wird dann abwechselnd Distanz, Dauer oder Schwierigkeitsgrad der Exposition verringert/erhöht. Damit bringst du ihm eine Alternative nahe, ohne ihn ständig in Konflikte mit Artgenossen und mit dir zu bringen. Die Notwendigkeit zur Korrektur ist wirklich nichts, was man gezielt provozieren sollte. Die ergibt sich im Alltag ohnehin immer mal, idealerweise reagiert man aber zunehmend schon bei den Vorzeichen und lässt es garnicht zur Eskalation kommen.
Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass Nacho von "ich finde Hunde dubios" zu "ich kill dich" aufgrund von Schreck übergegangen ist.
Was nicht heißt, dass es nicht möglich ist.
Die Tötungsabsicht würde ich gar nicht in Frage stellen, sondern die Motivation dahinter.

Mir fallen zwei Gründe ein, die für mich schlüssiger als Schreck sind.

1) Kenny hat sich selber erschreckt und einen Schutzangriff getriggert. (eher unwahrscheinlich aus meiner Sicht)

2) Beuteverschiebung bzw der Malteser hat einen Jagdinstinkt ausgelöst. (finde ich fast schon wahrscheinlicher).

Wir hatten nämlich kürzlich auch einen Zwischenfall, bei dem meiner einen kleinen, weißen Hund ohne Vorwarnung angegriffen hat.
Das war beim Dogwalker (ausgebildete Hundetrainerin).
Sie meinte er hat ihn gesehen und sich direkt auf ihn gestürzt. Keine Warnung, keine Vorzeichen, sehen und direkt drauf.
Daher schließt sie nicht aus, dass es Jagdverhalten war. Denn einfach so von Spaziergang in der Gruppe zu "Hund, muss ich töten" macht im Kontext von Artgenossenaggression kaum Sinn.

Selbst für sie als Trainerin war das ein ganz schlimmer Moment, ich glaube wenn man sowas selber nicht gesehen hat, dann kann man sich das auch schwer vorstellen (das hat nichts mit pöbeln oder bellen zu tun).
Zum Glück hatte meiner Maulkorb auf und dem kleinen Hund ist, bis auf einen sehr großen Schreck, nichts passiert. Sie hat es auch überhaupt nicht kommen sehen. Das macht es viel schwieriger und man entwickelt natürlich grundsätzlich eine Angst, ob bzw eher wann und wie sich das wiederholen wird.
 
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Dogorama-Mitglied
11. März 07:50
Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass Nacho von "ich finde Hunde dubios" zu "ich kill dich" aufgrund von Schreck übergegangen ist. Was nicht heißt, dass es nicht möglich ist. Die Tötungsabsicht würde ich gar nicht in Frage stellen, sondern die Motivation dahinter. Mir fallen zwei Gründe ein, die für mich schlüssiger als Schreck sind. 1) Kenny hat sich selber erschreckt und einen Schutzangriff getriggert. (eher unwahrscheinlich aus meiner Sicht) 2) Beuteverschiebung bzw der Malteser hat einen Jagdinstinkt ausgelöst. (finde ich fast schon wahrscheinlicher). Wir hatten nämlich kürzlich auch einen Zwischenfall, bei dem meiner einen kleinen, weißen Hund ohne Vorwarnung angegriffen hat. Das war beim Dogwalker (ausgebildete Hundetrainerin). Sie meinte er hat ihn gesehen und sich direkt auf ihn gestürzt. Keine Warnung, keine Vorzeichen, sehen und direkt drauf. Daher schließt sie nicht aus, dass es Jagdverhalten war. Denn einfach so von Spaziergang in der Gruppe zu "Hund, muss ich töten" macht im Kontext von Artgenossenaggression kaum Sinn. Selbst für sie als Trainerin war das ein ganz schlimmer Moment, ich glaube wenn man sowas selber nicht gesehen hat, dann kann man sich das auch schwer vorstellen (das hat nichts mit pöbeln oder bellen zu tun). Zum Glück hatte meiner Maulkorb auf und dem kleinen Hund ist, bis auf einen sehr großen Schreck, nichts passiert. Sie hat es auch überhaupt nicht kommen sehen. Das macht es viel schwieriger und man entwickelt natürlich grundsätzlich eine Angst, ob bzw eher wann und wie sich das wiederholen wird.
Interessanter Punkt...🤔

Ich wollte damit auch nicht sagen, dass ich eine Tötungsabsicht völlig ausschließe, sondern dass man sich bei derartigen Vorfällen nicht spontane Interpretationen verlassen sondern erstmal ohne Wertungen und Zuschreibungen ganz genau hingucken sollte, was tatsächlich abgelaufen ist.
 
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Kirsten
11. März 08:26
Hallo Kenny,
Ich habe gesehen, dass du in meine Social Walk Gruppe eingetreten bist und nach Walks in deiner Umgebung suchst. Aus deiner Ecke haben wir leider keine (aktiven) Hundehalter, d.h. wenn dich über die Gruppe verabredest, wird es wahrscheinlich mit ein bisschen mehr Fahrzeit für dich verbunden sein.

Der Julia kann ich mich anschließen, Social Walks machen auch in meinen Augen dann Sinn, wenn man gute Handlungsansätze hat die der Hund auch verpackt bekommt und umsetzen kann. Auch dort ist es sinnvoll einen Abstand zu wählen in dem der Hund klarkommt und sich damit in einem Zustand befindet, in dem Lernen gut möglich ist.
Läuft man überwiegend nur am oberen Stresslimit, ist fraglich ob und wieviel der Hund profitiert.

Meine Hündin hat früher in Hundebegegnungen rückgerichtet gegen die Person reagiert, die die Leine hält. Aus der Erfahrung raus, kann ich nur raten mit Ansätzen wie „Hund soll lernen, dass ich so ein Verhalten nicht dulde“ sehr vorsichtig umzugehen. Bekommt dein Hund den Eindruck, dass du beim Anblick von Hunden gegen ihn arbeitest, und er sich zusätzlich zum anderen Hund zuerst gegen dich wehren muss, wird es deutlich schwieriger daran zu arbeiten. Vor allem dann wenn er anfängt so zu reagieren, wenn ihr überrascht werdet und wenig Zeit zum Handeln habt.

Bei Mira war der Griff ins Geschirr (zum Sichern) lange Zeit ein Thema, so extrem, dass beim reingreifen garantiert war, dass sie Auslösen wird.
Nun kommt man allerdings nicht immer drum herum den Hund zu sichern, gerade wenn jemand recht eng vorbeigeht und keinen Kontakt wünscht.
Um vorzubeugen, dass der Hund gegen dich reagiert, kann man zuvor in ruhiger und angenehmer Umgebung den Griff ins Geschirr trainieren und diesen später mit Ankündigung nutzen.
Hätte ich das in einem frühen Stadium getan, wäre mir vermutlich der blöde Umweg über die rückgerichtete Aggression erspart geblieben.
 
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Ilona
11. März 08:32
Hallo Kenny, Ich habe gesehen, dass du in meine Social Walk Gruppe eingetreten bist und nach Walks in deiner Umgebung suchst. Aus deiner Ecke haben wir leider keine (aktiven) Hundehalter, d.h. wenn dich über die Gruppe verabredest, wird es wahrscheinlich mit ein bisschen mehr Fahrzeit für dich verbunden sein. Der Julia kann ich mich anschließen, Social Walks machen auch in meinen Augen dann Sinn, wenn man gute Handlungsansätze hat die der Hund auch verpackt bekommt und umsetzen kann. Auch dort ist es sinnvoll einen Abstand zu wählen in dem der Hund klarkommt und sich damit in einem Zustand befindet, in dem Lernen gut möglich ist. Läuft man überwiegend nur am oberen Stresslimit, ist fraglich ob und wieviel der Hund profitiert. Meine Hündin hat früher in Hundebegegnungen rückgerichtet gegen die Person reagiert, die die Leine hält. Aus der Erfahrung raus, kann ich nur raten mit Ansätzen wie „Hund soll lernen, dass ich so ein Verhalten nicht dulde“ sehr vorsichtig umzugehen. Bekommt dein Hund den Eindruck, dass du beim Anblick von Hunden gegen ihn arbeitest, und er sich zusätzlich zum anderen Hund zuerst gegen dich wehren muss, wird es deutlich schwieriger daran zu arbeiten. Vor allem dann wenn er anfängt so zu reagieren, wenn ihr überrascht werdet und wenig Zeit zum Handeln habt. Bei Mira war der Griff ins Geschirr (zum Sichern) lange Zeit ein Thema, so extrem, dass beim reingreifen garantiert war, dass sie Auslösen wird. Nun kommt man allerdings nicht immer drum herum den Hund zu sichern, gerade wenn jemand recht eng vorbeigeht und keinen Kontakt wünscht. Um vorzubeugen, dass der Hund gegen dich reagiert, kann man zuvor in ruhiger und angenehmer Umgebung den Griff ins Geschirr trainieren und diesen später mit Ankündigung nutzen. Hätte ich das in einem frühen Stadium getan, wäre mir vermutlich der blöde Umweg über die rückgerichtete Aggression erspart geblieben.
Ja, den Geschirrgriff nutze ich auch . Yuna hatte damals auch die rückwärts gewandte Aggression. Da hab ich das immer abbekommen. Mit dem G- Griff kommt sie jetzt gut klar. Und ich kann sie im Nortfall sicher aus einer schwierigen Situation führen.
 
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Jörg
11. März 08:57
Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass Nacho von "ich finde Hunde dubios" zu "ich kill dich" aufgrund von Schreck übergegangen ist. Was nicht heißt, dass es nicht möglich ist. Die Tötungsabsicht würde ich gar nicht in Frage stellen, sondern die Motivation dahinter. Mir fallen zwei Gründe ein, die für mich schlüssiger als Schreck sind. 1) Kenny hat sich selber erschreckt und einen Schutzangriff getriggert. (eher unwahrscheinlich aus meiner Sicht) 2) Beuteverschiebung bzw der Malteser hat einen Jagdinstinkt ausgelöst. (finde ich fast schon wahrscheinlicher). Wir hatten nämlich kürzlich auch einen Zwischenfall, bei dem meiner einen kleinen, weißen Hund ohne Vorwarnung angegriffen hat. Das war beim Dogwalker (ausgebildete Hundetrainerin). Sie meinte er hat ihn gesehen und sich direkt auf ihn gestürzt. Keine Warnung, keine Vorzeichen, sehen und direkt drauf. Daher schließt sie nicht aus, dass es Jagdverhalten war. Denn einfach so von Spaziergang in der Gruppe zu "Hund, muss ich töten" macht im Kontext von Artgenossenaggression kaum Sinn. Selbst für sie als Trainerin war das ein ganz schlimmer Moment, ich glaube wenn man sowas selber nicht gesehen hat, dann kann man sich das auch schwer vorstellen (das hat nichts mit pöbeln oder bellen zu tun). Zum Glück hatte meiner Maulkorb auf und dem kleinen Hund ist, bis auf einen sehr großen Schreck, nichts passiert. Sie hat es auch überhaupt nicht kommen sehen. Das macht es viel schwieriger und man entwickelt natürlich grundsätzlich eine Angst, ob bzw eher wann und wie sich das wiederholen wird.
Von Punkt zwei würde ich nicht ausgehen da der Cane Corso eher zu den Hüte Hunden gehört und sind bekannt für ihren hohen Schutz trieb. Ganz ausschließen kann man es natürlich nicht. Ich gehe eher davon aus das er einschränken wollte. Und das er seine Kraft nicht richtig einschätzen kann. In der Familie vorher war ein Spitz die neigen auch gerne zu diesem Schutztrieb. Also hat Nacho es eventuell auch schon so vorgelebt bekommen. Aber das was wir alles hier aufzählen können sind nur Vermutungen und bringen eigentlich rein gar nichts dazu müsste man den Hund in verschiedenen Situationen sehen.
 
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Mig
11. März 11:09
Zwei Dinge stoßen mir hier auf
Erstens, der Hund ist erst ! Zwei Monate beim neuen Besitzer, mitten in der Pubertät und wird jetzt mit einem Gewitter aus, Zuneigung, strenge, Massregelung, Strafen und stressigen Situationen überzogen. Wow. Ich hätte erstmal einige Zeit eine gute Verbindung aufgebaut, das geschieht sicher nicht in 2 Monaten. In dieser Zeit wäre ich unliebsamen Begegnungen aus dem Weg gegangen um einfach negatives außen vor zu lassen. Dann wenn eine Verbindung da ist langsam mit einem Trainer anfangen zu arbeiten. Und vor allem den Hund auslasten.
Zweitens: das Projekt - WOW!
Mal darüber nachgedacht das es ein Lebewesen ist? Das ist kein Projekt an dem man wie ein besessener arbeitet. Das ist ein Weg den man gemeinsam geht, Schritt für Schritt. Das dauert. Die Geduld sollte man haben.
Richtig ist, es gibt, wie bei der Kindererziehung, leider keinen Königsweg. Dennoch sollte man kritikfähig sein und sich selbst auch mal zur Seite nehmen, inne halten und den eigenen Weg überprüfen.
Noch ein Satz zur Tötungsabsicht. Hätte er den anderen Hund töten wollen, wäre der jetzt Tod .
 
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Kenny
11. März 11:32
Zwei Dinge stoßen mir hier auf Erstens, der Hund ist erst ! Zwei Monate beim neuen Besitzer, mitten in der Pubertät und wird jetzt mit einem Gewitter aus, Zuneigung, strenge, Massregelung, Strafen und stressigen Situationen überzogen. Wow. Ich hätte erstmal einige Zeit eine gute Verbindung aufgebaut, das geschieht sicher nicht in 2 Monaten. In dieser Zeit wäre ich unliebsamen Begegnungen aus dem Weg gegangen um einfach negatives außen vor zu lassen. Dann wenn eine Verbindung da ist langsam mit einem Trainer anfangen zu arbeiten. Und vor allem den Hund auslasten. Zweitens: das Projekt - WOW! Mal darüber nachgedacht das es ein Lebewesen ist? Das ist kein Projekt an dem man wie ein besessener arbeitet. Das ist ein Weg den man gemeinsam geht, Schritt für Schritt. Das dauert. Die Geduld sollte man haben. Richtig ist, es gibt, wie bei der Kindererziehung, leider keinen Königsweg. Dennoch sollte man kritikfähig sein und sich selbst auch mal zur Seite nehmen, inne halten und den eigenen Weg überprüfen. Noch ein Satz zur Tötungsabsicht. Hätte er den anderen Hund töten wollen, wäre der jetzt Tod .
Und wieder diese passive Aggressivität.

1. Offener Thorax, ein Lungenlappen weg, Biss in die Wirbelsäule, mehrere Bisse in den Brustbereich. Operationskosten in Höhe von knapp 10.000 Euro. Wenn keine Tötungsabsicht, was dann? Fahrlässige Tötung?

2. Ja, Projekt. Und das hat nichts mit Lebewesen oder nicht zu tun. Ich hatte extra geschrieben, dass der Hund KEIN Problem ist, aber sein VERHALTEN ein PROJEKT. PROJEKT weil es eine langwierige Angelegenheit ist, die mit einem (Zeit)Plan anzugehen ist.

3. Kritikfähig? Was meinst du, was ich mir hier hole? Lies doch bitte meine Reaktionen und sag mir noch einmal ich sei nicht kritikfähig. Es geht hier um den Ton und um Wertungen!

Mein Gott...Manchmal hab ich echt das Gefühl, das nicht nur mein Hund reaktiv ist. 😵 Was hat dein Beitrag jetzt für einen Mehrwert gehabt? Und womit hast du mir geholfen? Und was wurde von dir gesagt, was andere nicht schon (in einem vernünftigen Ton) gesagt haben?
 
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Kenny
11. März 11:35
Von Punkt zwei würde ich nicht ausgehen da der Cane Corso eher zu den Hüte Hunden gehört und sind bekannt für ihren hohen Schutz trieb. Ganz ausschließen kann man es natürlich nicht. Ich gehe eher davon aus das er einschränken wollte. Und das er seine Kraft nicht richtig einschätzen kann. In der Familie vorher war ein Spitz die neigen auch gerne zu diesem Schutztrieb. Also hat Nacho es eventuell auch schon so vorgelebt bekommen. Aber das was wir alles hier aufzählen können sind nur Vermutungen und bringen eigentlich rein gar nichts dazu müsste man den Hund in verschiedenen Situationen sehen.
Hi Joe, die Begegnung mit einem Boarder Collie war erst letztes Wochenende. Es ist der Hund eines Freundes. Im ursprünglichen Text habe ich das beschrieben. Der Malteser Angriff war vor 3 Wochen.
 
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Kenny
11. März 11:35
Überzeugungskraft; In Bezug auf Hunde ist die garnicht so subjektiv - es bedeutet selbst eine sehr klare Vorstellung vom gewünschten Verhalten zu haben und das fokussiert, konzentriert und souverän im eigenen Verhalten vorzugeben. Wenn man offensives Verhalten aus dem Hund rausbekommen will, sollte man ihm keines entgegenbringen, weil wie man in den Wald hineinruft, so kommt's heraus und Druck erzeugt Gegendruck etc. Auch das hab ich aus eigener Erfahrung gelernt - mein Rüde hat eine Leinenreaktivität gegen Rivalen entwickelt und wenn ich dem mit eigener Reaktivität auf ihn begegne, kann ich ihn damit zwar tw von einem Verhalten abbringen, ändere aber nichts an seiner Erregungslage und Befindlichkeit (bzw verschärfe die womöglich noch) Nur wenn ich es schaffe, entspannt, konfliktvermeidend und deeskalierend damit umzugehen, verbessert sich seine Grundhaltung merklich. Beisserei: - hast du eine Vermutung, warum Nacho von "noch nie gebissen" zu so einem Angriffsbedürfnis eskaliert ist? Das ist ja auch bei Hunden, die sich erschrecken und plötzlich aufeinandertreffen nicht die Standardreaktion. Gab es da davor Stressauslöser? War er in den Minuten, Stunden, Tagen davor von etwas überfordert? Wie sahen die Hundebegegnungen in der Zeit davor bei dir aus? (War da nicht auch etwas mit einem Border Collie, wo es einen Konflikt gab?) Wie hast du die Begegnungen im Vergleich zum Vorbesitzer gehändelt, bzw was hat sich im Umgang damit geändert? Könnte da etwas daran sein, was die Situationen für Nacho schwieriger macht? - Bist du sicher, dass er "Tötungsabsicht" hatte? Wenn ja wundert mich, dass der Malteser noch lebt... Die Frage soll die Begebenheit nicht verharmlosen, aber ich fände eine akkurate Einschätzung von Nachos tatsächlicher Eskalationsstufe sehr wichtig. Trigger, Vorzeichen, Korrektur etc: Den Hund immer wieder absichtlich in Situationen zu führen, in denen er auslösen muss, nur um ihn dafür daraufhin zu korrigieren und wieder daraufhin zu belohnen, ist keine gute Taktik. Nicht nur, dass es ziemlich unfair ist, ihn immer wieder gezielt in "falsches" Verhalten zu drängen, trainierst du damit auch noch eine Verhaltenskette auf: Auslösen - Korrektur - Klappe Halten - Belohnung. Viel besser wäre proaktive Verstärkung, wo du ihn nur soweit bringst, wie er es aushalten kann und ihn belohnst BEVOR er auslöst. Schrittweise wird dann abwechselnd Distanz, Dauer oder Schwierigkeitsgrad der Exposition verringert/erhöht. Damit bringst du ihm eine Alternative nahe, ohne ihn ständig in Konflikte mit Artgenossen und mit dir zu bringen. Die Notwendigkeit zur Korrektur ist wirklich nichts, was man gezielt provozieren sollte. Die ergibt sich im Alltag ohnehin immer mal, idealerweise reagiert man aber zunehmend schon bei den Vorzeichen und lässt es garnicht zur Eskalation kommen.
P.S. Nein, er war vor dem Angriff auf den Malteser ruhig und nicht überfordert.