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Kenny
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Anzahl der Antworten 355
zuletzt 26. März

Junghund Aggression andere Hunde

Hi zusammen, ich bin seit 1 1/2 Monaten stolzer Besitzer eines 10 monatigen Cane Corso Rüden. Wir sind eine vierköpfige Familie (2 Söhne, 8 und 5) aus dem Sauerland. Sein Name ist Nacho und ich habe ihn von einer Familie mit 4 Kindern und zwei weiteren Hunden (junger Boxer und älterer Spitz-Rudelführer). Was soll ich sagen? Er ist perfekt mit einem Haken: Aggression gegenüber anderen Hunden Er ging in die Leine, bellt manchmal und manchmal auch nicht, fängt an sich auf die Hinterläufe zu stellen etc. Es kam auch schon zu einer Beißerei. Sein Ziel ist es definitiv zuzubeißen. Nach der genannten Beißerei habe ich Konsequenzen gezogen und einen Zahn zugelegt, was Strenge und Disziplin angeht (zu Hause kein Spielzeug, nur auf dem Platz bleiben, nur streicheln, wenn ich es will etc.). Dazu bin ich wesentlich deutlicher mit Kommandos und habe ihm bei 2-3 darauf folgenden Hundebegegnungen, wo er in die Leine ging, deutlich und mit einer gewissen Härte zu verstehen gegeben, dass ich das nicht will und ich der Entscheider bin. Danach hatte er tatsächlich den Fokus bei mir, wenn wir anderen Hunden begegnet sind und nun kann ich auch mit positiver Verstärkung arbeiten. Es ist mit der Kombination viel viel besser geworden und wir können mittlerweile viel entspannter an anderen Hunden vorbei. Er schaut mich automatisch an (hab viel mit ihm geübt) und wird entsprechend belohnt. Was noch bleibt ist eben sein grundsätzlich aggressives Verhalten gegenüber anderen Hunden, zum Beispiel wenn ein anderer Hund fixiert oder bellt, aber auch manchmal eben ohne ersichtlichen Grund. Hierzu übe ich am Rand von eingezäunten Hundewiesen. Ich lasse ihn ca. 1m an den Zaun ran und dann kommen auch meist schon die ganzen Hunde zu uns/ihm. Da reagiert er dann ebenfalls aggressiv (mehrere Hunde, teils frontaler Zulauf von der anderen zwei Seite, teils Hunde mit großer Klappe hinter dem Zaun etc.). Auch hier gebe ich ihm zu verstehen, dass ich das Verhalten nicht dulde, beruhige ihn und arbeite anschließend wieder mit positiver Verstärkung, wenn er in Anwesenheit dieser Hunde ruhig bleibt. Dazu muss man auch noch wissen, dass er nur bei der ersten Begegnung aggressiv reagiert hat: Wenn ich mit dem anderen Halter und Hund für ein paar Minuten parallel laufe bis er sich beruhigt hat, dann geht es wieder. Vereinzelt spielt er dann sogar mit dem anderen Hund, wenn der andere sicher ist und beide von der Leine gelassen werden. Da mache ich zur Sicherheit immer erstmal einen Maulkorb dran, der dann ab kommt, wenn beide Halter sicher sein können, dass er cool bleibt. Manchmal funktioniert es und manchmal eben auch nicht, trotz intensiver Vorbereitung (nebeneinander her laufen, quatschen mit dem andern Besitzer etc.). Das letzte Mal war mit einer Boarder Collie Dame, die als Therapie Hund für Menschen eingesetzt wird. Sie ist die Ruhe selbst, aber auch bei ihr ging er nach ein paar Minuten Ruhe in den Angriffsmodus. Ich lese hier viele Beiträge von Haltern, die das gleiche Problem (Aggression bei anderen Hunden) haben. Drei Fragen dazu: 1. Gibt es unter euch Leute, die das komplett in den Griff bekommen haben? Es geht mir nicht darum, dass der Hund mit jedem spielt sondern nur, dass er nicht mehr (so stark) reagiert. 2. Die Frage gilt sowohl für die, die es komplett in den Griff bekommen haben, aber auch die die, die noch dran arbeiten: Wie trainiert ihr mit den Hunden Hundebegegnungen? Bin für jede Anregung dankbar. 3. Gibt es irgendeinen unter euch, der seinen Cane Corso sorglos fremde Hunde, evtl. auch mehrere gleichzeitig, kennenlernen lassen kann? Er braucht wie gesagt nicht mit ihnen zu spielen und kann sich gerne abwenden oder zeigen, dass er kein Bock hat...Nur soll er halt nicht beißen oder aggressiv werden. Mein ultimatives Ziel ist es, dass er sich durch andere Hunde, egal wie blöd sie sich verhalten (außer natürlich, wenn sie ihn angreifen etc.), nicht aus der Ruhe bringen lässt, bzw. die in ihm brodelnde Aggression durch Neutralität, gesunde Neugier und Offenheit anderen Hunden gegenüber zu ersetzen. Ansonsten ist Nacho einfach ein Traumhund! Freu mich auf eure Rückmeldungen und Tipps! LG Kenny
 
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Kirsten
15. März 22:31
Hi, danke für deine Fragen. Ich korrigiere mit der Leine, zum Beispiel kurzen Ruck, aber auch viel körperlich. Wenn er zum Beispiel fixiert und nicht rauszuholen ist, dann bekommt er mit dem Knie einen hieb in den hinteren Körperbereich oder ich mache meine Hand spitz und steche ihn in den Schulterbereich. Alles ohne Schmerz natürlich. Und ja, ich kann bestätigen, dass CCs relativ abgestumpft sind. Kommandos definitiv mit Körpersprache. Wenn er nicht hört oder ich merke, dass er woanders ist, dann trete ich immer nach einem Kommando an ihn ran und schaue ihn eindringlich an bis er ausführt. Das klappt gut. Grenzen akzeptiert er wirklich super. Er ist orientiert an meiner Freigabe. Das definitiv! Zu 100 Prozent orientiert an mir ist er nach 2 Monaten natürlich noch nicht. Da ist noch viel Luft. Haus verlassen und Auto aussteigen klappt super und da richtet er sich nach mir.
Ich verstehe, dass das kurzfristig nach Fortschritt aussehen mag.

Sich physisch und psychisch in für den Hund schwierigen Situationen mit den beschriebenen Maßnahmen gegen ihn zu wenden ist genau das Gegenteil davon eine vertrauensvolle Basis zwischen Mensch und Hund zu bilden.

Zu der ohnehin schon problematischen Situation kommt nun zusätzlich Druck durch den Menschen hinzu. Ruhe, Neutralität müssen sich durch Erfahrungen etablieren.
Offenheit kann sich ggf. zeigen, wenn Vertrauen und Sicherheit in sich selbst, den Besitzer, die Situation da ist.

Wie sollen sich durch Hiebe und Stechen Vertrauen und Sicherheit etablieren?
 
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Lena
15. März 23:03
Ich verstehe, dass das kurzfristig nach Fortschritt aussehen mag. Sich physisch und psychisch in für den Hund schwierigen Situationen mit den beschriebenen Maßnahmen gegen ihn zu wenden ist genau das Gegenteil davon eine vertrauensvolle Basis zwischen Mensch und Hund zu bilden. Zu der ohnehin schon problematischen Situation kommt nun zusätzlich Druck durch den Menschen hinzu. Ruhe, Neutralität müssen sich durch Erfahrungen etablieren. Offenheit kann sich ggf. zeigen, wenn Vertrauen und Sicherheit in sich selbst, den Besitzer, die Situation da ist. Wie sollen sich durch Hiebe und Stechen Vertrauen und Sicherheit etablieren?
Ich bin zwar definitiv FÜR körpersprachliches Arbeiten mit dem Hund und je nach Hundetyp find ich auch (körperliche) Korrekturen sinnvoll, aber alles in einem vernünftigen Maße (nicht so wie es hier beschrieben wurde) und vor allem nur in Situationen, die mein Hund bereits leisten kann, wo er dann aber ausnahmsweise doch nicht tut, was er eigentlich bereits gelernt hat!
Wenn die Situation aber einfach noch zu viel für meinen Hund ist, dann bin ich nicht so unfair, verlange nichts was er noch nicht kann und versuche ihn auch nicht zu deckeln mit harten Maßnahmen. Sondern ich habe Verständnis, nehme Rücksicht und bringe meinem Hund das Ganze erstmal vernünftig bei!
Und in dem Moment selbst geh ich dann halt erstmal raus aus der Situation. Alles andere hat dann eh keinen Sinn mehr, wenn der Hund so im Tunnel ist (außer eben massiv Deckeln und den Hund brechen, aber das ist für mich keine Option!).
 
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Dogorama-Mitglied
16. März 01:29
Ich stimme Kirsten und Lena zu, vor Allem weil es ja noch keinerlei solide Vertrauensbasis zwischen Hund und Halter gibt.

Körperliche Ruppigkeiten sind mir nicht fremd, ich seh die aber höchstens im Notfall als sinnvoll und ansonsten als eindeutige Schwäche im Massnahmenkatalog

Als bewusst gewählte Trainingsbasis sind sie meiner Meinung und Erfahrung nach definitiv nicht geeignet.
 
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Melli
16. März 05:22
Ich bin zwar definitiv FÜR körpersprachliches Arbeiten mit dem Hund und je nach Hundetyp find ich auch (körperliche) Korrekturen sinnvoll, aber alles in einem vernünftigen Maße (nicht so wie es hier beschrieben wurde) und vor allem nur in Situationen, die mein Hund bereits leisten kann, wo er dann aber ausnahmsweise doch nicht tut, was er eigentlich bereits gelernt hat! Wenn die Situation aber einfach noch zu viel für meinen Hund ist, dann bin ich nicht so unfair, verlange nichts was er noch nicht kann und versuche ihn auch nicht zu deckeln mit harten Maßnahmen. Sondern ich habe Verständnis, nehme Rücksicht und bringe meinem Hund das Ganze erstmal vernünftig bei! Und in dem Moment selbst geh ich dann halt erstmal raus aus der Situation. Alles andere hat dann eh keinen Sinn mehr, wenn der Hund so im Tunnel ist (außer eben massiv Deckeln und den Hund brechen, aber das ist für mich keine Option!).
Da stimmt ich dir zu, dass man von dem Hund nur etwas abverlangen kann, dass er gelernt hat.
Bei einem Hund dieser Größe, kommt man vermutlich nicht um eine körperliche Korrektur herum.
Unsere Bullmastiff-Hündin hat bei nichts böse Absichten, dafür ist sie zu freundlich zu allem und jedem. Wenn sie allerdings einen (meist kleineren) Hund fokussiert, weil sie ihn anspielen möchte, hilft auch nur ein „anstupsen“ mit der Hand, zum Beispiel am Oberschenkel, um wieder die Orientierung an uns zu lenken. Weis nicht wie ich das am einfachsten verbalisieren soll, um es verständlich zu erklären.
Für mich klingt Kennys Handlung auch danach, um dem Hund ein kurzes taktiles Zeichen zu geben, nach dem Motto „Hallo hier spielt die Musik“
Da wir nicht in den Situationen dabei sind, ist es zudem schwer zu sagen, ob es ggf. schon eine automatisierte Reaktion des Hundes ist (Reiz -> Reaktion). Da kann ein taktiles Zeichen die Gedankenkette des Hundes manchmal auch beeinflussen, sodass er wieder ins aktive denken kommen (Reiz -> Überlegen -> Reaktion).
Wenn er allerdings bewusst in diese Reaktion fällt, kann es das Verhalten ggf. pushen.
Wir kennen weder Kenny noch den Hund persönlich und wenn Kenny bereits mit seinen anderen Hunden mehrere Trainingsmethoden in verschiedenen Bereichen aufgesucht hatte (so klingt es für mich in einer Erklärung von ihm), scheint ja auch Hintergrundwissen rund um den Hund da zu sein.
Trotzdem stimme ich dir voll und ganz zu, dass man die Korrekturen nicht zu sehr, zu heftig und zu häufig einsetzen sollte - gerade bei einem Hund der schnell abstumpft. Manchmal ist es tatsächlich hilfreich in kleinen Schritten zu arbeiten und gutes Verhalten (zum Beispiel auf weitere Entfernung) zu festigen.
 
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SandrA
16. März 06:46
Hi, danke für deine Fragen. Ich korrigiere mit der Leine, zum Beispiel kurzen Ruck, aber auch viel körperlich. Wenn er zum Beispiel fixiert und nicht rauszuholen ist, dann bekommt er mit dem Knie einen hieb in den hinteren Körperbereich oder ich mache meine Hand spitz und steche ihn in den Schulterbereich. Alles ohne Schmerz natürlich. Und ja, ich kann bestätigen, dass CCs relativ abgestumpft sind. Kommandos definitiv mit Körpersprache. Wenn er nicht hört oder ich merke, dass er woanders ist, dann trete ich immer nach einem Kommando an ihn ran und schaue ihn eindringlich an bis er ausführt. Das klappt gut. Grenzen akzeptiert er wirklich super. Er ist orientiert an meiner Freigabe. Das definitiv! Zu 100 Prozent orientiert an mir ist er nach 2 Monaten natürlich noch nicht. Da ist noch viel Luft. Haus verlassen und Auto aussteigen klappt super und da richtet er sich nach mir.
Korrekturen führen rasch dazu, dass unerwünschtes Verhalten weniger gezeigt wird bzw. abgebrochen wird.

Korrigiert wird aber eben nur das Verhalten, nicht die Stimmung, die das Verhalten auslöst!

Wichtiger als die Korrekturmaßnahmen selbst, deren Erforderlichkeit eigentlich immer anzeigt, dass der Hund eben noch nicht soweit ist, ist also der Rahmen, den Du erzeugst, damit Dein Hund - vor allem nach Anspannung - entspannen kann.

Dass Dein Hund Kommandos (noch) ausführt, weil Du ihn körpersprachlich bedrohst (anstarren, starre Körperhaltung) erzeugt Druck und kann - wie schon von Jörg erwähnt wurde - je nach Erregungslage des Hundes, das Fass zum überlaufen bringen und nach hinten losgehen - mein Rüde ist so ein Kandidat.
Situationen zu schaffen, in denen Dein Hund Kommandos freiwillig, ohne Druck und gerne ausführt sind geeigneter, um Gehorsam zu trainieren und zu festigen.

Beziehungsarbeit und Vertrauensbildende Maßnahmen sollten die Weichen einer souveränen Führung stellen, nicht Korrekturen. Diese fördern im ungünstigen Fall Misstrauen, Hilflosigkeit und Unsicherheit.
 
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Melli
16. März 06:54
Korrekturen führen rasch dazu, dass unerwünschtes Verhalten weniger gezeigt wird bzw. abgebrochen wird. Korrigiert wird aber eben nur das Verhalten, nicht die Stimmung, die das Verhalten auslöst! Wichtiger als die Korrekturmaßnahmen selbst, deren Erforderlichkeit eigentlich immer anzeigt, dass der Hund eben noch nicht soweit ist, ist also der Rahmen, den Du erzeugst, damit Dein Hund - vor allem nach Anspannung - entspannen kann. Dass Dein Hund Kommandos (noch) ausführt, weil Du ihn körpersprachlich bedrohst (anstarren, starre Körperhaltung) erzeugt Druck und kann - wie schon von Jörg erwähnt wurde - je nach Erregungslage des Hundes, das Fass zum überlaufen bringen und nach hinten losgehen - mein Rüde ist so ein Kandidat. Situationen zu schaffen, in denen Dein Hund Kommandos freiwillig, ohne Druck und gerne ausführt sind geeigneter, um Gehorsam zu trainieren und zu festigen. Beziehungsarbeit und Vertrauensbildende Maßnahmen sollten die Weichen einer souveränen Führung stellen, nicht Korrekturen. Diese fördern im ungünstigen Fall Misstrauen, Hilflosigkeit und Unsicherheit.
Kannst du mir bitte erläutern, warum du der Meinung bist, dass Korrekturen Misstrauen, Hilflosigkeit und Unsicherheit fördern?
Möchte deinen Hintergrund hierzu gerne nachvollziehen können.
 
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SandrA
16. März 07:01
Kannst du mir bitte erläutern, warum du der Meinung bist, dass Korrekturen Misstrauen, Hilflosigkeit und Unsicherheit fördern? Möchte deinen Hintergrund hierzu gerne nachvollziehen können.
Kann ich gern versuchen:

Wenn ich einen Hund habe, der wie meiner zB nie gelernt hat, mit anderen Hunden adäquat zu interagieren und der für sich die Strategie entwickelt hat, dass Angriff die beste Verteidigung ist, dann nehme ich ihm mit der Korrektur eben diese für ihn ja sinnvolle Reaktion weg. Wenn er (noch) keine Alternativen Reaktionsmuster zur Verfügung hat, löst das Hilflosigkeit aus.
Misstrauen entsteht, wenn ich ihn in seinem Bedürfnis nach Sicherheit nicht wahrnehme und nicht entsprechend reagiere.
 
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Melli
16. März 07:26
Kann ich gern versuchen: Wenn ich einen Hund habe, der wie meiner zB nie gelernt hat, mit anderen Hunden adäquat zu interagieren und der für sich die Strategie entwickelt hat, dass Angriff die beste Verteidigung ist, dann nehme ich ihm mit der Korrektur eben diese für ihn ja sinnvolle Reaktion weg. Wenn er (noch) keine Alternativen Reaktionsmuster zur Verfügung hat, löst das Hilflosigkeit aus. Misstrauen entsteht, wenn ich ihn in seinem Bedürfnis nach Sicherheit nicht wahrnehme und nicht entsprechend reagiere.
Danke für deine Erklärung. Kann deinen Gedankengang auch nachvollziehen. Es stimmt auch leider, dass heutzutage viele Hunde nicht lernen, sinnvoll zu interagieren und ich sehe auch häufig, dass viele Menschen ihre Hunde nicht richtig lesen können.
Die Suche nach einem alternativen Verhalten in dieser Situation setzt allerdings voraus, dass der Hund in der Lage ist sein Verhalten zu überdenken. Bei einer automatisierten Aggression findet dies zum Beispiel schon gar nicht mehr statt. Auch ohne Automatisierung kann ein aggressives Verhalten aus einer Hilflosigkeit entstanden sein, z.B. weil der Hund seinen Halter nicht dazu in der Lage sieht zu führen und nicht darauf vertraut, dass der Halter die Situation unter Kontrolle hat.
In einem solchen Fall macht es natürlich in erster Linie Sinn mit stellvertretenden Konflikten zu arbeiten.
Trotzdem bin ich der Ansicht, dass man nicht um angemessene Korrekturen drum rum kommt. Und die Betonung liegt ganz klar auf angemessen.
Unerwünschtes Verhalten zieht nunmal Konsequenzen mit sich. Ist unter uns Menschen genau so.
Als Beispiel: Stell dir vor ich ziehe dich am Arm. Was wäre deine erste Reaktion (vorausgesetzt du bist ein höflicher Mensch, wovon ich ausgehe, da du dich auf eine sachliche Diskussion einlässt): du bittest mich, das Verhalten sein zu lassen.
Wenn ich jetzt aber ein sturer Mensch bin (es gibt schließlich auch sehr sture Hunderassen - ich hab ein solches Beispiel zuhause), ist meine Antwort: nett dass du mich bittest, aber Nö.
Deine nächste Reaktion ist vielleicht, dass du versuchst aus der Situation raus zu gehen und einen Schritt zur Seite trittst. Angenommen ich bin wirklich wirklich stur und denke „mir gehört die Welt (was Hunde, die nicht auf die Führung vom Haltervertrauen oft denken), was wird wohl meine Reaktion sein: Ich trete auch einen Schritt weiter auf dich zu und mache weiter. Irgendwann denkst du dir: hey Fräulein, ich möchte nicht, dass du die ganze Zeit an meinem Arm ziehst und trennst mit deiner anderen Hand meine ziehende Hand und schiebst mich sanft einen Schritt zurück. Damit hat du mir sehr klar und konsequent gezeigt: Hey, es reicht jetzt. Bestenfalls hast du eine tolle Präsenz, welche mich zusätzlich beeindruckt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich das unerwünschte Verhalten zeige relativ niedrig im Vergleich zu den anderen Methoden. Du hast in diesem Fall klar kommuniziert, eine Grenze gezogen, mir allerdings nicht wehgetan.
Ich hoffe du kannst das Beispiel nachvollziehen und in die Verbindung zwischen Hund und Mensch übertragen.
Das Thema Führung soll nicht auf die veraltete Dominanztheorie anspielen. Sondern auf das, was du erwähnt hast: Beziehung zwischen Hund und Mensch.
Manchmal müssen wir überdenken, in welcher Beziehung wir mit unserem Hund stehen und wer wen bewegen sollte.
Außerdem stimme ich dir zu, dass zusätzliche Vertrauensarbeit, gerade in Kennys Sinn das Training an dem Problem der Hundebegegnung auch abrundet. Vertrauen bildet sich auch durch eine klare Führung, da der Hund dadurch auch entspannen kann, die Kontrolle abgibt und nicht permanent auf der Suche nach Gefahren ist.
 
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Kenny
16. März 08:59
Ich finde es merkwürdig, dass viele sich ausschließlich auf die Korrektur stürzen, aber überlesen, dass ich direkt nach einem guten verhalten auch positive Verstärke. Also, ich zeige ihm, was falsch ist und eben anschließend was richtig ist. Hol ich ihn mit einem leichten Ruck oder Piekser in die Seite aus dem Tunnel raus und er schafft es dann mich anzuschauen und/oder ruhig zu bleiben, dann belohne ich ihn. Hab ich oben auch so beschrieben, aber da ich gezielt gefragt wurde, wie ich korrigiere, habe ich auch nur das beantwortet. Und schwupps wird das Thema komplett auseinander genommen.

Wir waren gestern erneut an der Hundewiese. Diesmal habe ich mehr Abstand zum Zaun gelassen und ihm mehr Freiheit gegeben selbst zu entscheiden. Zwar war er erregt, aber er hat kein einziges Mal ausgelöst. Dafür habe ich ihn gelobt. Nach etwa 2 oder 3 Minuten hat er sich sogar von selbst hingelegt, sowohl mit dem Rücken zu den Hunden als auch mit hin zu den Hunden. Er war folglich entspannt. Auch als ein Hund frontal von der anderen Seite des Zauns auf ihn zuging blieb er ruhig. Zwar ist er aufgestanden, aber nachdem ich ihm das Sitz Kommando gegeben hatte, hat er sich langsam wieder hingesetzt. Wir gingen dann um den ganzen Zaun herum, wo immer wieder Hunde an ihm vorbei liefen, mal näher, mal weiter weg, und er blieb ruhig. Ab und zu blieben wir stehen, näherten uns dem Zaun und Nacho legte sich immer wieder hin, und zwar von selbst. Was meint ihr, was für ein Belohnungs- und Lobregen es da gab?

Danach sind wir auf einen Schotterweg. An uns schoss ein Fahrrad mit einem weißen Schäferhund vorbei, ziemlich nah sogar. Nacho hat nicht aggressiv reagiert. Dann kam ein Herrchen mit Dackel frontal auf uns zu. Ich nahm Nacho auf die andere Seite und wir gingen vorbei. Als wir auf gleicher Höhe waren hat Nacho dann einen Start gemacht und wollte auslösen...ABER, er hat von selbst abgebrochen. Er ist losgeschossen und hat abrupt angehalten, aber ohne mich anzuschauen oder sich vor irgendeiner Reaktion von mir zu fürchten. Er schaute mich dann kurz an und wir gingen ganz ruhig und normal weiter.

Ich weiß nicht...aber für mich sieht das alles gewaltig nach Fortschritt aus und ich sehe, dass die Kombination zwischen Korrektur und Belohnen Früchte trägt.
 
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Lena
16. März 09:08
Ich finde es merkwürdig, dass viele sich ausschließlich auf die Korrektur stürzen, aber überlesen, dass ich direkt nach einem guten verhalten auch positive Verstärke. Also, ich zeige ihm, was falsch ist und eben anschließend was richtig ist. Hol ich ihn mit einem leichten Ruck oder Piekser in die Seite aus dem Tunnel raus und er schafft es dann mich anzuschauen und/oder ruhig zu bleiben, dann belohne ich ihn. Hab ich oben auch so beschrieben, aber da ich gezielt gefragt wurde, wie ich korrigiere, habe ich auch nur das beantwortet. Und schwupps wird das Thema komplett auseinander genommen. Wir waren gestern erneut an der Hundewiese. Diesmal habe ich mehr Abstand zum Zaun gelassen und ihm mehr Freiheit gegeben selbst zu entscheiden. Zwar war er erregt, aber er hat kein einziges Mal ausgelöst. Dafür habe ich ihn gelobt. Nach etwa 2 oder 3 Minuten hat er sich sogar von selbst hingelegt, sowohl mit dem Rücken zu den Hunden als auch mit hin zu den Hunden. Er war folglich entspannt. Auch als ein Hund frontal von der anderen Seite des Zauns auf ihn zuging blieb er ruhig. Zwar ist er aufgestanden, aber nachdem ich ihm das Sitz Kommando gegeben hatte, hat er sich langsam wieder hingesetzt. Wir gingen dann um den ganzen Zaun herum, wo immer wieder Hunde an ihm vorbei liefen, mal näher, mal weiter weg, und er blieb ruhig. Ab und zu blieben wir stehen, näherten uns dem Zaun und Nacho legte sich immer wieder hin, und zwar von selbst. Was meint ihr, was für ein Belohnungs- und Lobregen es da gab? Danach sind wir auf einen Schotterweg. An uns schoss ein Fahrrad mit einem weißen Schäferhund vorbei, ziemlich nah sogar. Nacho hat nicht aggressiv reagiert. Dann kam ein Herrchen mit Dackel frontal auf uns zu. Ich nahm Nacho auf die andere Seite und wir gingen vorbei. Als wir auf gleicher Höhe waren hat Nacho dann einen Start gemacht und wollte auslösen...ABER, er hat von selbst abgebrochen. Er ist losgeschossen und hat abrupt angehalten, aber ohne mich anzuschauen oder sich vor irgendeiner Reaktion von mir zu fürchten. Er schaute mich dann kurz an und wir gingen ganz ruhig und normal weiter. Ich weiß nicht...aber für mich sieht das alles gewaltig nach Fortschritt aus und ich sehe, dass die Kombination zwischen Korrektur und Belohnen Früchte trägt.
Ich bin auch für eine Kombi aus positiver Verstärkung und auch mal angemessene Korrekturen. Nur ist es (meiner Meinung nach) wichtig, dass ich die Situation so gestalte, dass Korrekturen eher selten nötig sind. Und wenn ich meinen Hund in eine Situation bringe, die einfach noch zu viel für ihn ist und wo ich Dinge verlange, die ich ihm noch gar nicht beigebracht habe, dann muss ich einfach zu viel korrigieren und das ist dann eher weniger sinnvoll.. da würde ich dann eher aus der Situation raus gehen, wenn ich den Moment vorher leider verpasst hab. Aber ich würde dann nicht versuchen es mit Korrekturen durchzusetzen.
Das ist glaube ich das worum es den meisten hier geht, dass man nicht gezielt Situationen schafft, wo man immer wieder korrigieren muss, weil das dann einfach noch zu früh/zu viel für den Hund ist.
(Ich sag nicht, dass Du (Kenny) das machst, aber teilweise kam es halt so rüber mit der Situation am Zaun. Aber wie du es jetzt beschreibst klingt es ja schon viel besser 😉👍🏻)