In den Treibjagden, die ich als Kind erlebt habe, gab es nur wenige Jäger als Hundeführer.
Einzig diese wenigen Mensch-Hund-Teams haben dann auch Aufgaben „leinenlos“ erledigt, also z.B. die Nachsuche.
Der Rest waren freiwillige Dorfbewohner, teilweise auch mit Hund, die eingewiesen wurden mit ausnahmslos angeleintem Hund auf vorab besprochenen Strecken ruhig durch den Wald zu laufen.
Eine direkte Hetze des Wilds war absolut nicht erwünscht.
Wie diese freiwilligen Treiber mit Ihren Hunden letztlich umgingen, weiß ich nicht für jeden, es gab immer mal auch Deppen, die ihre Hunde abgeleint haben.
Die Jagden gingen mit enormer Vorarbeit der Jahdgemeinschaft einher und einer umfangreichen Bestandsprüfung vorab. Es wurde genau festgelegt, was und wieviel davon geschossen werden sollte und durfte. Ein einziges Mal habe ich es erlebt, dass ein Jäger versehentlich ein Mufflon statt der zu bejagenden Dammer geschossen hatte und danach war richtig was los - im negativen Sinn - und zwar vor 20 Jahren. Auch, nur nebenbei gesagt, war es in so einem Fall z.B. untersagt, eine Trophäe zurückzubehalten, um absichtlichen Fehlabschüssen entgegenzuwirken.
Ob in dem Video also Jäger oder freiwillige Treiber ohne Jagdschein zu sehen sind, kann ich jedenfalls gar nicht sagen.
Auch vegan zu leben, garantiert keine Lebensmittel ohne Tierleid. Wieviele Rehe, Wilschweine und Dammwild in der Mähsaison in den Traktoren verenden, weiß nur, wer in einer landwirtschaftlichen Region wohnt. Ich habe da noch keinen veganen Tierschützer morgens um 4:00 durchs Feld gehen sehen, um das Wild vor dem Mähen rauszutreiben. Das machen wenn man ehrlich ist nur die Jagdgemeinschaften und einige wenige naturverbundene Anwohner - entgeltlos.
Selbst die viel kritisierten „gekauften Jagden“ - also Jäger, die wirklich nur zur Jagd anreisen und keiner Jagdgemeinschaft mit Pflichten zur Wildpflege angehören - finanzieren letztlich die zum Teil hohen Ausgaben im Bereich Wildpflege der Jagdgemeinschaften, werden aber auch durch die Revierjäger reguliert. Da läuft kein Mensch „rumballernd durch den Wald“.
Die Frage ist, ob man bereit und willens ist, zu differenzieren. Ich muss allerdings bemerken, dass hier in diesem Forum eine sehr differenzierte Meinung herrscht, was sehr angenehm ist.
Ein tollen Buch ist übrigens „der Dominoeffekt“. Bestände regulieren sich nicht unbedingt selbst. Ein Buch, dass zwar mit Jagd nichts zu tun hat, aber sehr lesenswert ist.