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Lars
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zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
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Katja
6. Dez. 19:30
Ich habe das Video nicht zu Ende geschaut, aber die Frau hat in dem Video gleich die Leckerlies im Einsatz und in dem Moment ist es schon extrinsisch.
Das sagt sie aber auch, dass die dazu dienen, die Aufmerksamkeit zu erregen. Und dass es auf den Hund ankommt, was man da wählt: kann genauso gut ein Spiel o.ä. sein. Oder beim Jagdhund eine gemeinsame Suche. Es soll halt Spaß machen. Das ist das Intrinsische für mich!
 
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Katja
6. Dez. 19:35
Also ich weiß nicht wie ihr Gassi geht aber ich bespaße meine nicht die ganze Zeit, kann ich gar nicht. So würde ich sie in eine Erwartungshaltung pushen.
Also es geht ja im Video drum, erstmal die grundsätzliche Beziehung zu definieren und dem Zuschauer klarzumachen, worauf‘s ankommt. So läuft‘s bei uns natürlich auch nicht beim Spazierengehen. Und, ehrlich gestanden: so wie ich Deine Beiträge hier bisher kenne, findet Dich Suki bestimmt ausreichend interessant, dass das bei euch auch ohne so plakative Maßnahmen funktioniert!😉
 
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Katrin
6. Dez. 19:36
Darum heißt das bei mir "Alltagsfuß"
Alltagsfuß, das ist gut. Suki zog ja ein als meine Kids Sommerferien hatten. Das bedeutete 6W lang Gassi gehen mit Welpen und 2-3Kids von denen 2 ebenfalls einen hohen Aufmerksamskeitbedarf haben. Erziehung und Training startet bei mir ab dem Moment wo ich den Hund vom Züchter hole. Das erste Jahr hatten wir da echt ein straffes Programm. Vieles geht über Spiel und Spaß, manches über Leckerlis. Aber eine ,,grobe Leinenführigkeit" musste hier schnell sitzen (grundsätzlich versuche ich alles so großschrittig wie möglich zu trainieren) denn spätestens wenn der Hund 20kg wiegt was beim Labbi fix geht kann ich keinen Leinenchaoten mehr gebrauchen wenn ich dann mit den Kindern unterwegs bin. Da muss das bis auf dem Feinschliff echt sitzen. Da Suki zu den angstfreien und neugierigen Hunden zählt die sich auch nicht gerade die Butter vom Brot nehmen lässt und durchaus auch eine gewisse ,,Meinungsstabilität" besitzt hätte ich bei ihr rein intrinsisch sicher ewig gebraucht und wäre spätestens bei der zweiten Läufigkeit an eine Grenze gekommen.
 
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Maike
6. Dez. 19:38
Das sagt sie aber auch, dass die dazu dienen, die Aufmerksamkeit zu erregen. Und dass es auf den Hund ankommt, was man da wählt: kann genauso gut ein Spiel o.ä. sein. Oder beim Jagdhund eine gemeinsame Suche. Es soll halt Spaß machen. Das ist das Intrinsische für mich!
Das ist ein interessanter Punkt, aber leider wird der Begriff intrinsisch falsch verwendet. Wenn Leckerlies, ein Spiel oder sogar eine gemeinsame Suche eingesetzt werden, um die Aufmerksamkeit des Hundes zu erregen, dann handelt es sich immer um extrinsische Motivation – der Hund tut etwas, weil er von einem äußeren Reiz (Belohnung, Aktivität) gelenkt wird. Intrinsische Motivation bedeutet hingegen, dass der Hund ein Verhalten zeigt, weil es ihm selbst Freude bereitet oder für ihn Sinn ergibt, unabhängig von äußeren Anreizen. Ein Hund, der von sich aus schnüffelt oder ruhig bleibt, weil es für ihn entspannter ist, handelt intrinsisch motiviert. Sobald wir jedoch etwas einsetzen, um das Verhalten auszulösen, sei es ein Spiel, eine Suche oder Leckerlies, sprechen wir von extrinsischer Motivation – denn wir lenken das Verhalten aktiv. Dass es Spaß machen soll, ist natürlich ein wichtiger Aspekt im Training, aber das allein macht es nicht intrinsisch.
 
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Katrin
6. Dez. 19:40
Also es geht ja im Video drum, erstmal die grundsätzliche Beziehung zu definieren und dem Zuschauer klarzumachen, worauf‘s ankommt. So läuft‘s bei uns natürlich auch nicht beim Spazierengehen. Und, ehrlich gestanden: so wie ich Deine Beiträge hier bisher kenne, findet Dich Suki bestimmt ausreichend interessant, dass das bei euch auch ohne so plakative Maßnahmen funktioniert!😉
Aber da geht es aus meiner Sicht los. In dem Moment wo ich den Hund so manipuliere das er in eine Erwartungshaltung kommt (folgen lohnt sich) kann ich nicht mehr von Freiwilligkeit bzw von einem von sich aus reden. Von sich aus wäre wenn der Hund ohne unser bemühen bei uns bleibt.
 
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Olli
6. Dez. 19:44
Also bei meinem ist es definitiv das er keinerlei Druck am Halsband oder Geschirr mag, deshalb hat der sich schon im Welpenalter dazu entschieden freiwillig die Leine im lockeren Bereich zu lassen, keineswegs um mir zu gefallen. Auch ist er kein Angsthund ohne Leine wurde er am liebsten den Deal mit uns abschließen, das wir uns in 2-3 Stunden ja zu Hause treffen könnten. Er weiß alleine Rassebedingt das er uns nicht braucht und sehr gut alleine klar kommt. Bis 2 jährig war sogar Ableinen unmöglich, da er sofort einen Jagdausflug gestartet hat und uns sobald die Leine ab war komplett ignoriert hat.
Ohne das unterstellen zu wollen, wäre das ja ein Beispiel für Strafe, denn dem Hund ist es unangenehm in die Leine zu laufen. Damit wäre das auch ein externer Reiz.
 
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Katja
6. Dez. 19:45
Das ist ein interessanter Punkt, aber leider wird der Begriff intrinsisch falsch verwendet. Wenn Leckerlies, ein Spiel oder sogar eine gemeinsame Suche eingesetzt werden, um die Aufmerksamkeit des Hundes zu erregen, dann handelt es sich immer um extrinsische Motivation – der Hund tut etwas, weil er von einem äußeren Reiz (Belohnung, Aktivität) gelenkt wird. Intrinsische Motivation bedeutet hingegen, dass der Hund ein Verhalten zeigt, weil es ihm selbst Freude bereitet oder für ihn Sinn ergibt, unabhängig von äußeren Anreizen. Ein Hund, der von sich aus schnüffelt oder ruhig bleibt, weil es für ihn entspannter ist, handelt intrinsisch motiviert. Sobald wir jedoch etwas einsetzen, um das Verhalten auszulösen, sei es ein Spiel, eine Suche oder Leckerlies, sprechen wir von extrinsischer Motivation – denn wir lenken das Verhalten aktiv. Dass es Spaß machen soll, ist natürlich ein wichtiger Aspekt im Training, aber das allein macht es nicht intrinsisch.
Spannender Punkt!😀 Für mich ging es bei intrinsischer MOTIVATION bisher immer darum, ein von sich aus gezeigtes Verhalten zu verstärken… so kenn ich’s zumindest von Kindern…🤔
 
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Olli
6. Dez. 19:48
Ich kenne das Buch nicht, hört sich für mich sehr philosophisch an in Richtung ob es Altruismus gibt. Echten Altruismus gibt es vermutlich nicht, weil jede Handlung – auch eine scheinbar selbstlose – oft mit einem inneren Gewinn verbunden ist, wie dem Gefühl, etwas Gutes zu tun. Das gilt zumindest für Menschen. Das Beispiel mit Mutter Theresa verdeutlicht dieses Problem: Wenn ihr Verhalten extrinsisch motiviert wäre, stellt sich die Frage, ob sie weiterhin helfen würde, wenn sie keine Anerkennung dafür bekäme. Genau dieser Aspekt – die Anerkennung als “Belohnung” – wird in helfenden Berufen oft diskutiert. Es kann zu großer Unzufriedenheit führen, wenn diese Form der Belohnung ausbleibt. Aber nicht alles intrinsisch motivierte ist immer altruistisch motiviert. Bei einem Hund, der schnüffelt, ist die Motivation jedoch eindeutig intrinsisch. Eine spannende Parallele findet sich in der Forschung mit Kindern: Wenn Kinder, die gerne malen, für ihre Tätigkeit eine Belohnung erhalten und diese Belohnung später wegfällt, sinkt ihre Motivation deutlich. Dieses Phänomen ist als Korrumpierungseffekt bekannt und zeigt, wie extrinsische Anreize die intrinsische Motivation untergraben können. Was die Leinenführung angeht: Ja, es ist möglich, sie intrinsisch zu motivieren.
Ich beziehe mich nur auf deinen letzten Satz und frage: Und wie?
 
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Maike
6. Dez. 19:48
Spannender Punkt!😀 Für mich ging es bei intrinsischer MOTIVATION bisher immer darum, ein von sich aus gezeigtes Verhalten zu verstärken… so kenn ich’s zumindest von Kindern…🤔
Wenn man das selbst gezeigte Verhalten verstärkt, motiviert man etwas intrinsisches extrinsisch. 😃 Bedenken sollte man hier den Korrumperierungseffekt, den ich unten weiter schon mal mit den malenden Kindern beschrieben habe.
 
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Katja
6. Dez. 19:49
Aber da geht es aus meiner Sicht los. In dem Moment wo ich den Hund so manipuliere das er in eine Erwartungshaltung kommt (folgen lohnt sich) kann ich nicht mehr von Freiwilligkeit bzw von einem von sich aus reden. Von sich aus wäre wenn der Hund ohne unser bemühen bei uns bleibt.
Aber was sollte den Hund motivieren, uns zu folgen? Wir riechen Nix, hören Nix und sind generell an völlig falschen Dingen interessiert, z.B. diesen komischen Kästchen, die wir immer mit uns rumschleppen. Und körpersprachlich sind wir wahrscheinlich in seinen Augen die absoluten Grobmotoriker… und haben noch nichtmal nen Schwanz! Wäre ich Hund, würde mich da maximal fernhalten!