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Nadine
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 163
zuletzt 29. Okt.

Hündisch sinnvoll handeln

Ganz oft empfehle ich unter verschiedensten Fragen, hündisch sinnvoll zu handeln. Aber was verbirgt sich eigentlich dahinter? Im Grunde geht es darum, im Sinne des Hundes zu handeln und so, dass es für ihn nachvollziehbar ist. Und dadurch ein verlässlicher Partner zu werden. Ich versuche das mal mit Beispielen zu erklären, es zieht sich allerdings durch das komplette Zusammenleben. Im Grunde fragt man sich, was wäre für einen Hund eine nachvollziehbare, verlässliche, souveräne Reaktion? Und das tut man dann. (Natürlich muss keiner am Hintern von jemandem schnüffeln 😉 und nur, wenn es in unserer Menschenwelt eine Option ist) Im Umkehrschluss tut man aber auch möglichst nichts, was konträr zu hündischem Verhalten ist, und vor allem zwingt man seinem Hund so etwas nicht auf. Natürlich müssen wir alle arbeiten, einkaufen, Menschendinge tun. Aber wenn wir mit unseren Hunden unterwegs sind, macht es Sinn, möglichst "hündisch sinnvoll" und für ihn nachvollziehbar und verlässlich zu sein. Das einfachste Beispiel sind wohl Begegnungen. Nur ein sehr unhöflicher, distanzloser Hund würde frontal auf andere zu laufen. Das ist einfach unhöflich und für das Gegenüber auch unangenehm. Stattdessen werden in der Hundewelt Bögen gegangen oder, wenn sich einer unwohl fühlt, auch weiträumig ausgewichen. Wir Menschen laufen aber meistens auf unseren Straßen und Wegen stur aufeinander zu und zwingen unsere Hunde damit, es auch zu tun. Sie sollen ja schließlich brav bei Fuß mit uns vorbei gehen, ist doch schließlich kein Hexenwerk. Für die Hunde ist das aber unangenehm, für den einen mehr, für den anderen weniger. Wenn es die Situation also irgendwie erlaubt, gehe ich hier leichte Bögen (geht andeutungsweise auch auf dem engsten Weg). Wenn ich sehe, mein Hund oder auch das Gegenüber fühlt sich unwohl, gehe ich nach Möglichkeit nicht in die Situation, sondern weiche aus oder drehe um. Wie ein Hund es tun würde. Nächstes Beispiel, Thema Leinenführigkeitstraining. Oft werden hier unangekündigte Richtungswechel oder stehen bleiben, wenn der Hund zieht, empfohlen. Schauen wir uns mal an, warum ein Hund stehen bleibt. Aus meiner Beobachtung meist, weil er entweder etwas gutes gerochen hat und sich festschnüffelt oder weil er etwas beobachtet. Letzteres ist oft mit Gefahren einschätzen und der Sicherheit verbunden. Bleibe ich stehen, macht mein Hund das auch. Und sucht nach dem Auslöser. Mache ich es jedes Mal, wenn er in der Leine hängt, wird mein Hund recht schnell feststellen: es gibt aus hündischer Sicht keinen sinnvollen Grund! Und als Folge zwar vielleicht auf mich achten, weil ihm das dauernde in die Leine rennen unangenehm ist, aber nicht weil er mein Handeln als sinnvoll versteht. Mein Hund im speziellen (und das will ich jetzt explizit nicht verallgemeinern) würde sich zusätzlich aber denken, dass ich überhaupt keinen Plan vom Leben habe, und sich zukünftig nicht mehr an mir orientieren, wenn ich (im Freilauf) stehen bleibe. Richtung wechseln funktioniert ähnlich. Das macht ein Hund nicht, wenn er nicht irgendwas strategisch abschnüffelt. Meinem Hund würde ich in unserem Fall also wieder zeigen, dass ich sinnlos handele, und würde damit Minuspunkte in Sachen Orientierung und Vertrauen sammeln. Wenn ich dagegen aufgrund eines bestimmten Auslösers die Richtung wechsele und Abstand rein bringe, und ihm das auch fair ankündige wenn er gerade anderweitig beschäftigt ist, gibt es bei meinem Hund viele Pluspunkte dafür. Mein Hund hört etwas Gruseliges (und sei es nur der Nachbar vor der Tür). Ich bedanke mich bei ihm freundlich fürs melden und gehe nachschauen. Und sage ihm dann, dass es ok ist. Oder wenn nicht, kümmere ich mich natürlich drum 😉 Mit zunehmendem Vertrauen in meine Urteilsfähigkeit muss ich auch gar nicht mehr aufstehen, meine Bestätigung wird ihm reichen. Der nicht hündisch sinnvolle Gegenpart wäre das Strafen (wie zum Beispiel weg schicken), was leider oft praktiziert wird. Abgesehen davon, dass es das Bedürfnis vom Hund so überhaupt nicht befriedigt, würde ein souveräner Hund so etwas nicht machen. Eine Meldung/Warnung hat schließlich den Zweck, die Gruppe zu schützen. Ein weiteres großes Thema war bei uns Besuch. Mein Hund hat ein Problem mit fremden Menschen, und wenn sie dann noch im seinen sicheren Ort - unsere Wohnung - "eindringen" natürlich erst recht. Ganz oft habe ich den Ratschlag bekommen, ihn auf seinen Platz zu schicken und da muss er bleiben. Da will ich jetzt erst mal gar nichts gegen sagen, solange der Hund sich da wohl und sicher fühlt (bei uns tut er das am meisten in meiner Nähe, darum behalte ich ihn auch bei Besuch bei mir). Würde ein Hund so halt nicht tun, aber wenn es dem Hund hilft, ok. Der deutlich größere Punkt bei dem Thema, den mir aber damals keiner gesagt hat, ist, dass mein Hund meinte einen Job zu haben. Weil keiner sonst ihn gemacht hat. Irgendjemand muss den Besuch kontrollieren, ihn durch die Wohnung lenken, ihm Plätze zuweisen. Mein Hund ist sowohl gestresst wenn er das machen muss (es überfordert ihn nämlich) als auch, wenn er irgendwo liegen soll und keiner macht den Job. Also muss ich ihn übernehmen: den Besuch in die Wohnung einladen, ihn durch die Wohnung dirigieren und ihm einen Platz zuweisen. Alles mit deutlicher Körpersprache. Anfang bin ich auch immer aufgestanden, wenn der Besuch aufstehen wollte, und habe ihn dann weiter begleitet oder dirigiert. Mit zunehmendem Vertrauen des Hundes darein, dass ich den Job gut mache, ist das nicht mehr nötig. Aber je nach Hund - lässt man ihn mit dem "Fremden" alleine, kann es gut sein, dass er glaubt den Job wieder übernehmen zu müssen. Ich versuche mir also immer die Frage zu stellen, was würde ein souveräner Hund tun (oder auch definitiv nicht tun) und dann entsprechend zu handeln. Und habe dabei auch speziell meinen Hund im Kopf und handele orientiert an seinen Bedürfnissen. Seine Körpersprache sagt mir zum Beispiel, wie groß der aktuelle Bogen sein muss, ob wir die Begegnung gemeinsam meistern, oder ob wir lieber umdrehen. Natürlich klappt das nicht 100% in jeder Situation, aber dann muss ich mich nicht wundern, wenn er übernimmt und auf seine Art regelt. Was bellen, in die Leine springen etc heißen kann. Dieser Ansatz hat bei uns zu einer sehr guten Orientierung an mir geführt und einer guten Bindung und Vertrauen. Ich versuche, ein jederzeit verlässlicher Sozialpartner zu sein. Viele unserer Probleme haben sich dadurch von selbst gelöst. Mein Hund rennt zum Beispiel nicht mehr zu anderen Hunden, die weit entfernt sind, sondern fragt erst bei mir ab. Begegnungen, die für ihn eigentlich viel zu viel sind, steht er auch mal mit mir durch. Weil er mir vertrauen kann. Natürlich darf ich das Vertrauen nicht überstrapazieren 😉 Ich würde mich sehr über eure Gedanken und Erfahrungen zu dem Thema freuen. Wie weit man mit dem Ansatz kommt und wie sehr der Hund "sinnloses" Verhalten verzeiht, ist sicher auch eine Sache des Charakters. Bei meinem Herdi-Charakter habe ich darüber zum Beispiel viele Pluspunkte gesammelt, in seinen Augen sinnloses Verhalten führt aber auch schnell dazu, dass schon behobene Probleme wieder aufleben. Natürlich nicht direkt, aber ich muss die Minuspunkte definitiv bald wieder ausgleichen. Habt ihr bei euren Hunden auch solche Erfahrungen gemacht? Oder habt ihr das Gefühl, es ist ihnen relativ egal? Auch über weitere Beispiele freue ich mich sehr. Vielleicht kann ich ja auch noch etwas in unserem Umgang optimieren oder habe an manche Situationen schlicht noch gar nicht gedacht 😊
 
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Sabine
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12. Okt. 20:51
Hündisch sinnvoll ist ein schöner Begriff, hatte ich noch nicht gehört... Für Obi ist es sinnvoll, sicher durch diese Welt zu laufen. Er kann sich darauf verlassen, dass ich für Sicherheit sorge, in jeder Situation. Wenn ich es mal nicht schnalle, dann stellt er sich hinter mich. Dann weiß ich es wieder 🫣 Für Obi ist es sinnvoll, mich zu fragen, ob er was zu essen bekommen kann. Das tut er nur, wenn die Chancen gut stehen für ihn. Nicht am Tisch, da nie. Aber unterwegs stupst er schonmal meine Hand an. Um 12 Uhr mittags werde ich angestarrt: es ist soweit! 🥳 Für Obi ist es sinnvoll, andere Hunde zu begrüßen. Das ist für mich ok, wenn es passt. Wenn er einen Bogen laufen möchte, sagt er Bescheid. Dann machen wir das 👍 Handel ich immer hündisch sinnvoll? Mit Sicherheit nicht! Bin ja keiner. Auch geht es oft einfach auch gar nicht (Öffi fahren, Veranstaltungen...) Obi hat mir aber die Grundlagen seiner Sprache erklärt und sagt mir, wenn was anders laufen muss. Als Gegenleistung habe ich ihm versprochen, dafür zu sorgen, daß er in der Menschenwelt nicht unter die Räder kommt. Im Moment ist es sehr sinnvoll für uns beide, auf dem Sofa zu liegen. Nebeneinander. Streicheln unerwünscht. Er hat vorher gefragt und ich sage immer ja, aber er fragt trotzdem. Er ist sehr höflich, also bin ich es auch. Vielleicht ist das das Sinnvollste was ich für ihn tun kann!
 
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Vanessa
12. Okt. 16:14
Mega spannendes Thema. Ja, ich denke dass es um die Nachvollziehbarkeit von Handlung und Reaktion insbesondere geht. Kann man das so grob zusammenfassen? Zuerst dachte ich hündisch sinnvoll heißt im Hund-Hund-Kontakt. Aber die Übersetzung Mensch-Hund ist ja das schwierige, klar grob gesprochen. Wir Menschen denken halt mega kompliziert aufgrund der Größe unseres Gehirns und der Fähigkeit dazu so zu handeln, dass wir nicht nur individuelle, sondern auch juristische und/oder Gesellschaftliche Folgen dabei miteinbeziehen, auch wenn das bedeutet gegen einen Trieb zu handeln. Also das denke ich mir gerade laienhaft dazu. Natürlich spielt bei uns, wie bei Hunden auch, da Prägung und gemachte Erfahrung eine Rolle. Beispielsweise hat Mathilda ein Futtertrauma, da sie während der Fütterungen damals im Rudel in Griechenland immer Dresche bekommen hat und frisst deshalb trotz des Triebes Hunger nicht so wie sie sollte. Für sie steht wohl die Angst um die unmittelbare Bedrohung ihres Lebens dann höher als die langfristige Folge zu verhungern. Für mich bedeutet hündisch sinnvoll handeln dann ihr durch bestimmte Maßnahmen die Angst vor dem Napf zu nehmen. Und zwar nicht durch logisches Argumentieren, es ginge keine Gefahr für sie aus weil a, b, c, sondern eben durch Maßnahmen, die ihr das Gefühl geben beim Fressen sicher zu sein. Aber da merke ich gerade gibt es auch mega die Schnittstellen im Bereich Arbeit mit Phobie bei Menschen. Ich weiß das zum Beispiel auch dass von der Kellerspinne hier keine Gefahr ausgeht und brauche da einfach meine Schlüsselerfahrungen. Aber ich bin weder Hundetrainerin noch Psychologin. Vielleicht macht es trotzdem Sinn. Für mich geht es um den Dialog.
 
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Susanne
12. Okt. 16:29
Ich finde deinen Beitrag super und würde mir so sehr wünschen, dass viele Leute, die ich so kenne, das lesen würden. Damit will ich sagen: ich bin völlig deiner Meinung. Dazu muss man halt auch erstmal gut bescheid wissen über hundisches Denken und seine Kommunikation. Grad als Anfänger braucht man finde ich, lange, um schnell genug zu sein und Hunde zu lesen. Habe unzählige Videos angeschaut und auf jedem Gassi gang beobachtet und Bücher gelesen. Für mich ist das wichtiger als bestimmte Methoden, um meinen Hund zu sein einem bestimmten Verhalten zu bringen. Klar mach ich das auch mit klassischer Konditionierung, zB beim Tricks lernen und wenn ich ihm aus hundischer Sicht so unsinnige Dinge wie sich die Zähne putzen lassen oder sich scheren lassen beigebracht habe. Du wolltest Beispiele hören: also mein Yorkie hat kein Retrievet gen. Wenn ich etwas werfe und er soll es holen, dann findet er das extrem bescheuert. Er kann es mittlerweile, aber es hat ewig gedauert und man merkt immer noch, dass er eigentlich nicht nachvollziehen kann, was das soll. Andere Sache: wie viele Hunde hasst er es wie die Pest, wenn von oben eine Hand kommt, die ihn am Kopf streicheln will. Passanten, die es versuchen, denken, er will nicht gestreichelt werden oder hat Angst vor Menschen. Er liebt aber Menschen und ist extrem neugierig, weswegen er eigentlich immer höflich und neugierig auf jeden Menschen zugeht. Trifft er auf einen Hunde Kenner, der sich nach unten begibt und von unten seine Hand zum kraulen genießt er das IMMER und bleibt da ewig stehen und flirtet rum. Da er schlecht sozialisiert war, hatte er extrem Angst vor Hunden ( hab ihn erst mit 8 Monaten bekommen). Da war es dann nötig, dass ich mit daher laufenden Hunden kommuniziere, was mittlerweile klappt, am Anfang ging einiges schief. Aber dadurch ist er sicherer geworden, weil er weiß, dass ich das kontrolliere und andere wenns sein muss, auch wirklich von ihm abhalten kann.
 
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Nadine
12. Okt. 16:55
Mega spannendes Thema. Ja, ich denke dass es um die Nachvollziehbarkeit von Handlung und Reaktion insbesondere geht. Kann man das so grob zusammenfassen? Zuerst dachte ich hündisch sinnvoll heißt im Hund-Hund-Kontakt. Aber die Übersetzung Mensch-Hund ist ja das schwierige, klar grob gesprochen. Wir Menschen denken halt mega kompliziert aufgrund der Größe unseres Gehirns und der Fähigkeit dazu so zu handeln, dass wir nicht nur individuelle, sondern auch juristische und/oder Gesellschaftliche Folgen dabei miteinbeziehen, auch wenn das bedeutet gegen einen Trieb zu handeln. Also das denke ich mir gerade laienhaft dazu. Natürlich spielt bei uns, wie bei Hunden auch, da Prägung und gemachte Erfahrung eine Rolle. Beispielsweise hat Mathilda ein Futtertrauma, da sie während der Fütterungen damals im Rudel in Griechenland immer Dresche bekommen hat und frisst deshalb trotz des Triebes Hunger nicht so wie sie sollte. Für sie steht wohl die Angst um die unmittelbare Bedrohung ihres Lebens dann höher als die langfristige Folge zu verhungern. Für mich bedeutet hündisch sinnvoll handeln dann ihr durch bestimmte Maßnahmen die Angst vor dem Napf zu nehmen. Und zwar nicht durch logisches Argumentieren, es ginge keine Gefahr für sie aus weil a, b, c, sondern eben durch Maßnahmen, die ihr das Gefühl geben beim Fressen sicher zu sein. Aber da merke ich gerade gibt es auch mega die Schnittstellen im Bereich Arbeit mit Phobie bei Menschen. Ich weiß das zum Beispiel auch dass von der Kellerspinne hier keine Gefahr ausgeht und brauche da einfach meine Schlüsselerfahrungen. Aber ich bin weder Hundetrainerin noch Psychologin. Vielleicht macht es trotzdem Sinn. Für mich geht es um den Dialog.
Ich finde du hast das gut zusammengefasst 👍🏻 und über diese Nachvollziehbarkeit wird man als Mensch verlässlich. Ich bin in der Psychologie auch überhaupt nicht bewandert, hab mich nur sehr viel über Hunde und Hundeverhalten gelesen. Und was ich geschrieben habe, klingt für mich so einfach logisch und jedenfalls bei uns im Zusammenleben klappt es super. Mein verrückter Herdi-Mix (😍) zeigt mir aber auch sehr deutlich, wenn etwas komplett daneben war. Es wirft natürlich nicht alle Fortschritte sofort über den Haufen, aber bisschen aufpassen muss ich schon. Euer Futter-Thema klingt echt kompliziert und ich wüsste da jetzt auch spontan nicht, was die sinnvolle Handlungsweise ist. Normal würde ich sagen, über hündisch sinnvolles Handeln im Alltag dem Hund Sicherheit geben, sodass er sich in deiner Anwesenheit auch beim Fressen sicher fühlt. Nur ist so etwas ja auch ein Prozess und im Gegensatz zur Spinne (oder unserem Angstauslöser Männer) kann man dem auch nicht aus dem Weg gehen, sich in Bögen annähern etc. Sondern das Fressen muss in den Hund rein. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr das hin bekommt und sie irgendwann angstfrei ihr Futter genießen kann!
 
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Vanessa
12. Okt. 16:59
Ich finde du hast das gut zusammengefasst 👍🏻 und über diese Nachvollziehbarkeit wird man als Mensch verlässlich. Ich bin in der Psychologie auch überhaupt nicht bewandert, hab mich nur sehr viel über Hunde und Hundeverhalten gelesen. Und was ich geschrieben habe, klingt für mich so einfach logisch und jedenfalls bei uns im Zusammenleben klappt es super. Mein verrückter Herdi-Mix (😍) zeigt mir aber auch sehr deutlich, wenn etwas komplett daneben war. Es wirft natürlich nicht alle Fortschritte sofort über den Haufen, aber bisschen aufpassen muss ich schon. Euer Futter-Thema klingt echt kompliziert und ich wüsste da jetzt auch spontan nicht, was die sinnvolle Handlungsweise ist. Normal würde ich sagen, über hündisch sinnvolles Handeln im Alltag dem Hund Sicherheit geben, sodass er sich in deiner Anwesenheit auch beim Fressen sicher fühlt. Nur ist so etwas ja auch ein Prozess und im Gegensatz zur Spinne (oder unserem Angstauslöser Männer) kann man dem auch nicht aus dem Weg gehen, sich in Bögen annähern etc. Sondern das Fressen muss in den Hund rein. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr das hin bekommt und sie irgendwann angstfrei ihr Futter genießen kann!
Ich danke dir! Wir waren was das Thema angeht auch schon richtig weit. Jetzt hat sie momentan eine Phase, in der es wieder schlechter wird. Aber für uns als Menschen sind auch nicht immer alle Auslöser klar erkennbar. Ich weiß jedoch, was geholfen hat und werde jetzt wieder da mehr Sicherheit aufbauen 🥰
 
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Nadine
12. Okt. 17:03
Ich finde deinen Beitrag super und würde mir so sehr wünschen, dass viele Leute, die ich so kenne, das lesen würden. Damit will ich sagen: ich bin völlig deiner Meinung. Dazu muss man halt auch erstmal gut bescheid wissen über hundisches Denken und seine Kommunikation. Grad als Anfänger braucht man finde ich, lange, um schnell genug zu sein und Hunde zu lesen. Habe unzählige Videos angeschaut und auf jedem Gassi gang beobachtet und Bücher gelesen. Für mich ist das wichtiger als bestimmte Methoden, um meinen Hund zu sein einem bestimmten Verhalten zu bringen. Klar mach ich das auch mit klassischer Konditionierung, zB beim Tricks lernen und wenn ich ihm aus hundischer Sicht so unsinnige Dinge wie sich die Zähne putzen lassen oder sich scheren lassen beigebracht habe. Du wolltest Beispiele hören: also mein Yorkie hat kein Retrievet gen. Wenn ich etwas werfe und er soll es holen, dann findet er das extrem bescheuert. Er kann es mittlerweile, aber es hat ewig gedauert und man merkt immer noch, dass er eigentlich nicht nachvollziehen kann, was das soll. Andere Sache: wie viele Hunde hasst er es wie die Pest, wenn von oben eine Hand kommt, die ihn am Kopf streicheln will. Passanten, die es versuchen, denken, er will nicht gestreichelt werden oder hat Angst vor Menschen. Er liebt aber Menschen und ist extrem neugierig, weswegen er eigentlich immer höflich und neugierig auf jeden Menschen zugeht. Trifft er auf einen Hunde Kenner, der sich nach unten begibt und von unten seine Hand zum kraulen genießt er das IMMER und bleibt da ewig stehen und flirtet rum. Da er schlecht sozialisiert war, hatte er extrem Angst vor Hunden ( hab ihn erst mit 8 Monaten bekommen). Da war es dann nötig, dass ich mit daher laufenden Hunden kommuniziere, was mittlerweile klappt, am Anfang ging einiges schief. Aber dadurch ist er sicherer geworden, weil er weiß, dass ich das kontrolliere und andere wenns sein muss, auch wirklich von ihm abhalten kann.
Dankeschön 😊 Ich wurde in einem anderen Beitrag, in dem kurz das hin-und herlaufen für Leinenführigkeit thematisiert wurde, gebeten, einen eigenen Thread dazu aufzumachen. Es würde mich sehr freuen, wenn sich hier viele beteiligen oder auch einfach nur im stillen etwas für sich mitnehmen. Ich arbeite auch nicht ausschließlich über die oben beschriebenen Methoden, sondern zusätzlich auch über Konditionierung. Mein Hund und haben nämlich auch viel Spaß am tricksen etc. Jedenfalls, wenn das Umfeld passt und es für ihn gerade sinnvoll ist. Deine Beispiele finde ich sehr spannend, das beobachte ich bei meinem ähnlich (nur dass er Menschen gegenüber tatsächlich sehr skeptisch eingestellt ist). Zum apportieren ist mir letztens aufgefallen, dass er es gerne macht, wenn alle Bedingungen passen. Da hab ich echt lange gebraucht zu begreifen, was er braucht, um mein Angebot zum apportieren annehmen zu können. Natürlich Sicherheit. Aber erst dachte ich, nur in bekannter begrenzter Umgebung (zu Hause und auch bei meiner Familie ist er mit Feuereifer dabei). Auf den normalen Gassi-wegen macht er es nämlich nicht, auch nicht auf den bekannten. Aber nein: jetzt im Urlaub ist er mit Feuereifer dabei, wenn wir es an einem weitläufigem Ort machen, wo er alles überblicken kann. Ein großer leerer Strand, auf einem Hügel im Moor,... Da kann es keine Überraschungen geben, man sieht kilometerweit, also ist der Kopf frei zum Spaß haben. Ich schäme mich tatsächlich bisschen, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu begreifen 🙈 Ich habe es ihm dann natürlich auch sehr selten nur angeboten, weil er sowieso nie Lust hatte. Vielleicht ist es bei deinem ja ähnlich? Natürlich nur wenn er manchmal, zb daheim, Spaß dran hat.
 
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Elke
12. Okt. 17:15
Hm,das was du beschreibst ..ist erziehen. Und leben über den sozialverband. Bin total bei dir, das schöne es gibt immer mehr Trainer die über den .Sozialverband trainieren und nicht wie alle die vielen Jahre zu vor....
 
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Sina
12. Okt. 17:35
Ein sehr guter und wichtiger Beitrag 🙏 Ich würde noch das hündische Spielen ergänzen. Für uns Menschen bedeutet Spiel mit dem Hund ja meistens Bälle zu werfen, apportieren, Suchspiele, etc. Daran ist prinzipiell nichts verkehrt und alles Auslastung, aber für den Hund ist richtiges Spiel etwas anderes. Nämlich gemeinsam rennen, fangen Spielen, dabei auch mal körperlich werden. (Je nach Hund natürlich im Rahmen) Ich finde das machen immer noch viel zu wenige Hundehalter, dabei macht es den Hunden soviel Spass und stärkt die Bindung ungemein.
 
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Alex
12. Okt. 17:44
Super spannend. Grade das Thema Begegnungen: bei uns geht es soweit das ein einfacher Bogen zwar hilfreich ist, am liebsten geht mein Hund aber schnüffeln- was ja unter Hunden auch als Beschwichtigungssignale gilt. Seitdem ich meinem Hund das erlaube und nicht verlange das er top an der Leine läuft und am besten noch nach vorne steht ist er deutlich entspannter in Begegnungen. Mein Hund ist mittlerweile super gut darin geworden mit mir zu kommunizieren. Ist dein Wassernapf mal leer und ich habe ihn nicht aufgefüllt geht er hin und schleckt über den Boden und schaut mich dann an- er weiß, dass es funktioniert und ich seinen Napf auffülle. Wenn er aufs Sofa möchte stellt er sich davor und schaut mich an. Er wartet auf meine Bestätigung und wenn ich nein sage akzeptiert er dies auch. Er weiß, dass sein Bedürfnis verstanden wurde und akzeptiert dann meine Entscheidung. Ich liebes das.
 
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Susanne
12. Okt. 19:49
Dankeschön 😊 Ich wurde in einem anderen Beitrag, in dem kurz das hin-und herlaufen für Leinenführigkeit thematisiert wurde, gebeten, einen eigenen Thread dazu aufzumachen. Es würde mich sehr freuen, wenn sich hier viele beteiligen oder auch einfach nur im stillen etwas für sich mitnehmen. Ich arbeite auch nicht ausschließlich über die oben beschriebenen Methoden, sondern zusätzlich auch über Konditionierung. Mein Hund und haben nämlich auch viel Spaß am tricksen etc. Jedenfalls, wenn das Umfeld passt und es für ihn gerade sinnvoll ist. Deine Beispiele finde ich sehr spannend, das beobachte ich bei meinem ähnlich (nur dass er Menschen gegenüber tatsächlich sehr skeptisch eingestellt ist). Zum apportieren ist mir letztens aufgefallen, dass er es gerne macht, wenn alle Bedingungen passen. Da hab ich echt lange gebraucht zu begreifen, was er braucht, um mein Angebot zum apportieren annehmen zu können. Natürlich Sicherheit. Aber erst dachte ich, nur in bekannter begrenzter Umgebung (zu Hause und auch bei meiner Familie ist er mit Feuereifer dabei). Auf den normalen Gassi-wegen macht er es nämlich nicht, auch nicht auf den bekannten. Aber nein: jetzt im Urlaub ist er mit Feuereifer dabei, wenn wir es an einem weitläufigem Ort machen, wo er alles überblicken kann. Ein großer leerer Strand, auf einem Hügel im Moor,... Da kann es keine Überraschungen geben, man sieht kilometerweit, also ist der Kopf frei zum Spaß haben. Ich schäme mich tatsächlich bisschen, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu begreifen 🙈 Ich habe es ihm dann natürlich auch sehr selten nur angeboten, weil er sowieso nie Lust hatte. Vielleicht ist es bei deinem ja ähnlich? Natürlich nur wenn er manchmal, zb daheim, Spaß dran hat.
Sehr interessant! Werde mal experimentieren
 
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Sophia
12. Okt. 19:56
Super Thema! Für mich heißt hündisch sinnvoll auch, dass mein Hund in der Situation mitdenken soll. Einfaches Beispiel ist das Signal "auf geht's" - das heißt, genug geschnüffelt, ich gehe weiter. Ich seh immer so viele Leute die ihren Hund kommentarlos mitzerren und das tut mir einfach leid, weil der Hund gar nicht die Chance hat zu reagieren. Die kleinen Hund fliegen da fast durch die Gegend... Klar, wenn Senna nicht weitergeht kommt die Leine auch auf Spannung, aber ich gehe dann langsam weiter, nicht ruckartig. Sie bekommt aber immer einen Hinweis darauf, dass ich weiter gehe, abbiege oder stehen bleibe.