Ich finde es gut, dass Du schon einen Hundetrainer kontaktiert hast, denn vor Ort sehen, was los ist, ist immer besser, als hier blind Tipps zu bekommen. Bei allem, was hier geschrieben wird, musst Du herausfinden, was auf Eure Situation passt.
Ich bin mir zum Beispiel nicht sicher, wie problematisch die Auseinandersetzungen tatsächlich waren. Dieser Teil der Hundekommunikation sieht oft sehr gefährlich aus, da muss man Hunde gut lesen können, um zu merken, wann es kippt.
Da aber nichts passiert ist, vermute ich mal stufenweise ernster werdende Ansagen, vor allem in der ersten Situation. Aber Ansagen, deren Ziel Abstand ist und nicht Beschädigung.
Hör das nächste Mal auf Dein Bauchgefühl. Es muss für beide Hunde passen, dass sie zusammen gelassen werden. Die Frau wollte ihre Hündin trainieren, aber Du wolltest eigentlich nicht. Und hattest Recht.
Hundebegegnungen müssen Hunde lernen, aber nicht mit jedem Hund, und vor allem möglichst positiv. Es geht dabei auch nicht um Spielen, sondern um höfliche, friedliche Begegnungen mit angemessener Kommunikation.
Da Lucia anscheinend sehr aufgeregt in Hundebegegnungen geht, würde ich Social Walks empfehlen.
Lucia's ungestüme Spielaufforderung war höchstwahrscheinlich Fiddeln (genau wie das Rennspiel mit dem Rüden). Das wird oft von anderen Hunden gemaßregelt.
Lucia kam dann zu Dir, das war die Frage nach Hilfe bzw. Anleitung. Du hast sie weiter machen lassen, daher ist sie wieder zu der Hündin gegangen, aber ohne zu wissen, wie sie mit der Situation umgehen soll.
Als sie zu Dir kam, hättest Du sie aus der Situation nehmen sollen. Deeskalierend und lenkend wäre es gewesen, mit der Frau ein paar Schritte zu gehen, dann hätten auch die Hunde etwas sinnvolles zu tun gewusst (einfach mitlaufen).
Wenn Du Lucia ableinst und zu anderen Hunden hin lässt, sollte sie aus der Situation abrufbar sein, das würde ich unbedingt üben. Und anwenden, wenn Du meinst, dass es zu heftig wird. Oder wenn einer der Hunde sich hilfesuchend umschaut.
Lucia kam nach der letzten Ansage zu Dir (das ist gut!), da war es völlig richtig, einfach normal mit ihr weiter zu gehen.
Du solltest Dich von dem Gedanken frei machen, wer Schuld ist. Wenn hündische Kommunikation eskaliert, sind in der Regel beide gleich daran beteiligt, dann wollte keiner nachgeben. Für alle Fragen, wie man damit umgeht, ist die Schuldfrage völlig irrelevant.
Bei der 2. Begegnung stand die Ressource Ball im Vordergrund. Dass Lucia den Ball für sich beansprucht und verteidigt hat, würde ich auf ihre altersgemäße Entwicklung schieben.
Du solltest aber auch daran arbeiten, sie von solchen Ressourcen abrufen zu können. Denn viele Hunde verteidigen ihr Spielzeug, und das kann sehr schnell böse werden.
Außerdem solltest Du dringend klarstellen, dass Du die Ressourcen verwaltest. Es ist Dein Ball, sobald Du ihn für Dich beanspruchst. Und Lucia hat zu akzeptieren, was immer Du mit dem Ball machst.
Ressourcen sind neben Spielzeug, Futter und Leckerli auch andere Dinge, wie Deine Aufmerksamkeit, Räume (wo man sich aufhält), das Recht auf Bewegung (Hunde begrenzen oft schnell rennende Hunde), ...
Und DU verwaltest das alles. Du darfst andere Hunde streicheln, da darf sie nicht zwischen gehen. Das sollten die Hunde dann auch nicht unter sich regeln müssen, sondern Du regelst das.
Deine Angst vor einer ernsthaften Auseinandersetzung mit Verletzungen kann ich gut verstehen. Du hast eine selbstbewusste Hündin, die ungestüm ist und bei Ansagen nicht sofort nachgibt. Da ist das Eskalationsrisiko leider etwas größer. Umso wichtiger ist, dass sie lernt, vernünftig zu kommunizieren, und dass Du lernst, Hunde in Auseinandersetzungen zu lesen. Dein Bauchgefühl ist gut, lass Dir da nicht reinreden.
Isolier sie nicht vor lauter Sorge, dann lernt sie nichts. Aber such Dir die Situationen aus, in denen Du Begegnungen zulässt.
Tausch Dich hier auch mal mit Haltern von nordischen Rassen aus. Ich habe mitbekommen, dass Nordische in mancher Hinsicht speziell sind, da gelten eventuell auch andere Regeln als bei anderen Hunden.