Ich glaube Will to please wird einfach oft falsch verstanden.
Es heißt ja nicht "Ich mache sofort alles was du willst, so wie du es willst und wann du es willst".
Sondern beschreibt ein grundsätzliches, intrinsisches Interesse des Hundes an Kooperation.
Das bedeutet nicht einfach aufs Wort hören, wird aber manchmal so dargestellt.
Dennoch kann man nicht abstreiten, dass es sehr unabhängige Rassen gibt und Rassen, die einfach Kooperationsbreit sind und ihnen die Zusammenarbeit selber, nicht nur die Belohnung, Freude bereitet und es fast schon ein Grundbedürfniss ist.
Genauso werden sie aber auch langfristig unzufrieden, wenn man ihnen Zusammenarbeit verwehrt.
Es ist also auch eine Verpflichtung bzw eine Aufgabe auf menschlicher Seite, solchen Hunden die Möglichkeit zur Zusammenarbeit zu bieten.
In einer Studie wurden die Top 10 der "Kooperationbereitesten" und "unabhängigsten" von den untersuchten Rassen (also nicht alle Rassen, die es weltweit gibt, sondern die in der Studie untersuchten) zusammengestellt.
Zu den kooperationbereitesten zählten: Belgian Malinois, Vizsla, Border Collie, Australian Cattle dog, German shepherd dog, Australian shepherd, Golden Retriever, Bernese mountain dog, Catahoula leopard dog, Labrador Retriever.
Zu den unabhängigsten: Basset hound, Alaskan Malamute, Shiba Inu, Miniature pinscher, Great Pyrenees, Siberian husky, Beagle, West highland white terrier, Dachshund, Yorkshire terrier.
Ganz ehrlich, hättest du auch nur eine Rasse intuitiv anders eingestuft?
Wenn man mit einem Labrador und einem Dackel interagiert, dann merkt man eigentlich recht schnell den Unterschied.
Jemand der unabhängige Rassen mag und sein Leben lang vielleicht ein Husky Rudel hatte, kann sich durch einen Hund mit hohem will to please sicher fast schon eingeengt oder belastet fühlen. Will to please ist nicht per se "besser".
Ich glaube die Phrase „Will to please“ wird oft falsch interpretiert.
Es gibt Rassen die gezüchtet wurden, um mit dem Mensch zusammenzuarbeiten.
Ebenso gibt es Rassen, die wurden gezüchtet um eigenständig zu arbeiten.
Ob es mein eigenständiger Beagle war, oder der menschenbezogener Border Collie ist.
Keine der beiden Kategorien Hund handelt uneigennützig.
Also hinter einer Aktion steht ein Ziel.
Beispiel Spazierengehen:
Beide haben gewisse Aktionen ausgeführt, mit welchen sie mich zum Spazierengehen aufgefordert haben. Das Ziel dabei war nicht mir zu gefallen. Das war/ist nur der Weg zum Ziel.
Das Spazierengehen fühlte sich beim Beagle eher nach „Beagle geht spazieren. Ich darf dabei sein“ an.
Beim Border ist es eher „ich geh spazieren, Border ist dabei“.
Der Beagle hat einfach nur sein Ding gemacht. Laufen, schnüffeln und Spuren suchen.
Dem Border reicht stupides Laufen und Schnüffeln nicht aus. Er will meistens, dass ich was mit ihm mache, was er gut findet.
Ist sein Kumpel der Aussie mit dabei, erwartet der Border das von seinem Kumpel. Ich spiele dann nur eine sekundäre Rolle und bin halt dabei.
Das Ziel hinter seinen Handlungen ist nicht dem aktuellen Begleiter (Mensch oder Hund) zu gefallen, sondern seinen Willen durchzusetzen.
Auf dem Trainingsplatz war das ähnlich.
Der Beagle hat seine Aufgaben erfüllt, weil er wusste es gibt danach was leckeres.
Bei Border ist das erstmal nicht anders. Bis auf einen Unterschied. Der Border hat zusätzlich noch Spaß an der Interaktion mit mir.
Einen „Will to please“, also den Wunsch mir zu gefallen, würde ich da nicht hineininterpretieren.
Auch wenn sich das cool anhört.
Mein Border Collie will mir also nicht gefallen, sondern höchsten mit mir arbeiten.
Dafür wurde die Rasse auch gezüchtet.