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P.
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Anzahl der Antworten 239
zuletzt 16. Okt.

Frage: Wieviele Kommandos zwingend notwendig?

Wie viele Kommandos müssen eure Hunde kennen und können? Und welche? Ich finde 7 sind vollkommen ausreichend... Sitz, hier, Stopp, bleib, Fuß, Pfui und Nein - meiner kennt natürlich noch mehr, aber die Frage ist ja ob ein Hund wirklich so viele zwingend braucht. An alle einen schönen Sonntag.
 
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Lisa-Eileen
9. Okt. 06:32
Das Verhalten. Das Zittern hat mich zum Überlegen gebracht. "Suchtverhalten". War aber nur ein flüchtiger Gedanke.
Er zeigts ja nur wenn man ihn in der Situation quasi allein lässt daher denke ich eher nicht das das sowas ist.
Wenn ich ihn dann zu mir nehme und streichel / kraule kommt er iwann runter.
Das ist ja eher so ein im Stress hängen bleiben und dann überfordert sein iwie.
 
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Lisa-Eileen
9. Okt. 06:37
Als Milo noch sehr jung war, wollte er einmal sein Frühstück nicht fressen. War das erste Mal und wir haben uns ein bißchen Sorgen gemacht. Ich habe ihm dann das Trockenfutter aus der Hand gegeben und das hat er genommen. Eine Freundin mit Hundeerfahrung meinte, er habe das nur aus Will to please mir zu Liebe gemacht. Ich habe daraufhin für mich beschlossen, dass ich nie wieder versuchen werde, Milo zum Fressen zu animieren, ausser er ist krank und muss dringend fressen. Ich möchte nicht, dass er sich mir zu Liebe zwingt, etwas zu fressen. Wir haben auch manchmal keinen Appetit und sich dann zum Essen zu zwingen ist nicht gesund.
Kenn ich von Rocket auch.
Schon als Welpe hat er auch voll seine Ängste überwunden oder Dinge die er nicht mag gemacht, einfach weil er wusste das ich das gerne möchte.
Oft macht er auch einfach Dinge weil er denkt das ich das wollen würde was halt nicht immer so richtig ist.
 
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Friedel
9. Okt. 07:15
Ich sag ja nicht immer "komm mal her", sondern auch "wir gehen zur Seite", "wir weichen aus" oder was auch immer. Eigentlich immer irgendein Satz was wir machen 😅 Ich rede halt einfach mit ihm, weil sich das in meiner Körpersprache dann automatisch nieder schlägt. Das "lass" einzeln aus meinem Beispiel im vorherigen Kommentar hätte zb auch eine ganz andere Bedeutung, nämlich etwas loslassen/ausgeben (und das ist dann natürlich wieder konditioniert). Wayne kann generell Hörzeichen nicht gut. Bis heute kann der kein "Platz" ohne Sichtzeichen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dann meine 10-20 verschiedenen sich abwechselnden Phrasen zum herkommen als Kommandoworte wahrnimmt.
Ich bin voll bei dir. Bisher habe ich Moppy mit schlecht konditionierten Kommandos geführt 🫣
Mit Außnahme eines Markerwort (entspricht Klick beim Klickertraining) zum Loben (ok ich lobe erwünschtes Verhalten nicht nur über soziales Lob - also tatsächlich auch Konditionierung) eines Securitysignals für den notfallmäßigen Rückruf (z.B. wenn er sich von mir zuweit entfernt hat, geht noch garnicht, da er auf Grund seiner Reaktivität noch nicht von der Leine kann) und noch ein (Notfall-)Signal für "bleib wo du gerade bist" (damit er mir beim direkten zu mir Kommens per SecuritySignal nicht vor's Auto/Fahrrad/Erzfeind rennt) baue ich das Führen jetzt neu über Bindung auf und war total überrascht, dass er sofort auf ihm völlig unbekannte Körpersignale meinerseits (nach einer ebenfalls körpersprachlichen verbindlichen Ansprache evtl. mit vorherigem Aufmekrsamkeitssignal = sein Name) reagiert. Ich kann ihn ohne jegliches vorheriges Training in reizarmer Umgebung tatsächlich körpersprachlich zu mir einladen, und an einen beliebigen Platz in oder außerhalb meines Individualraumes plazieren (vor, neben mir, Seitenwechsel, auf die Decke schicken,
oder woanders parken, ins Sitz oder Platz, ...), ihn beim Kommen körpersprachlich stoppen (also eigentlich wäre auch hier das "Bleib wo du gerade bist" nicht nötig, aber sicher ist sicher), ihn aus meinen Individualraum schicken oder seinen gerade eingenommenen Raum beansprichen (schiebende körpersprachliche Hilfe), Raumverwaltung.
Und ja, das braucht einige Zeit, damit er mir als Entscheidungsträger vertrauen kann und , dass nicht mehr so Etliches (wie z.B. anderen Hund oder Mensch a Abstand halten, das Eichhörnchen zur Ruhe rufen, Territorium oder andere Ressourcen zu verteidigen,...) für uns regeln muss, womit das kleine Kerlchen ja total überfordert ist und dadurch unter Dauerstress steht. Das er mir vertraut, dass ich diese Kompetenzen habe und immer für uns entscheiden kann und werde, dass er mir als Entscheidungsträger vertrauen kann, er sich sicher und geborgen fühlen kann und für seine Bedürfnisse gesorgt ist --> Stess lass nach entspannter fröhlicher Hund.
 
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Michi
9. Okt. 07:17
Da ist es wieder. Das Märchen vom „Will to please“ 🙄
Wenn du meinst, dass das ein Märchen ist, dann lerne mal einen Shar Pei kennen und vergleiche ihn dann mit zB einem Border Collie.
Ersetze doch die englische Bezeichnung durch " Ich möchte dir gefallen " oder " ich mache gern etwas für dich ".
Natürlich gibt es soetwas.
Je nach Rasse, mehr oder weniger oder halt garnicht ausgeprägt 😁
 
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Jörg
9. Okt. 07:20
Mit seinem Lieblingsspielzeug können wir auch nicht trainieren, da schaltet das Hirn auch ab. Haben wir mal versucht im Verein. Er fängt dann an mich anzuspringen und so war das ganz schnell wieder weg. Ich würde sagen bei Nero ist er wie bei einem Auto, wenn man zu viel Gas gibt, drehen die Reifen durch und man bewegt sich nicht vorwärts. Er braucht eine bessere Erklärung/ einen besseren Aufbau und nicht eine bessere Belohnung (ich bin aber scheinbar ungeschickt oder ungenau, wenn es um präzise Sachen geht). Die Lernerfahrung musste ich aber auch erst mal machen. Daher profitieren wir sehr von Hilfsmitteln wie Klicker, die andere Teams gar nicht brauchen.
Mir geht's da eigentlich weniger um die Belohnung selbst ich glaube einfach das du die Belohnung im einer Höhe hast wo er springen muss um dran zu kommen. Halt sie ihm vor die Nase zwischen Daumen und Zeigefinger. Und führ ihn mit erstmal mit der Hand. Wenn er das ordentlich macht kannst du sie anfangen kurz hoch und direkt wieder vor die Nase. Usw. Wenn ich dazu komme und meine Mutter dazu überreden kann das zu filmen mach ich dir gerne mal ein Video dazu. Ich nutze dafür Fleischwurst oder Käse.
 
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Friedel
9. Okt. 07:48
Okay, dann hab ich das anders verstanden. Wenn es immer unterschiedliche Dinge sind die du sagst. Aber das Platz oder andere Sichtzeichen sind ja dann trotzdem Kommandos, die müssen ja nicht zwingend Hörzeichen sein.
Nicht alle Sichtzeichen müssen konditioniert werden. Hunde verstehen etliche Zeichen unabhängig von Konditionierung. z.B. wenn du dich seitlich mit der Schulter öffnest, dabei etwas zurückgehst und deine offene Hand einladend zu der offenen Seite führst dorthinführst, wo du deinen Hund hin haben möchtest und dabei deinem Blick ebenfalls dorthin führst - also weg von deinem Hund, wird er dieser körpersprachlichen Geste folgen. Du kannst dabei deinen Hund von einer Seite zur anderen führen und ihn in einem Bogen neben dir füheren, so dass er neben dir zu sitzen kommt. Du musst dich am Ende aber unbedingt aufrichten und deinen Köperschwerpunkt auf das vom Hund abgewandte Bein verlagern um den Druck rauszunehmen.
Als Beispiel für Sichtzeiche n, die ein Hund intuitiv versteht dieses Minivideo. Es ist knapp 1 Jahr alt. An dem Tag habe ich es zum ersten Mal ausprobiert. Es fehlt noch die verbindliche körpersprachliche Ansprache und ich habe mit der Kamera zu ihm geschaut. Das hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht mitbekommen, dass die verbindliche Ansprache immer dazugehört. Daher das Ansprechen mit Namen. Und trotz des groben Fehlers, dass ich zu ihm (was ja eher einer Raumforderung entspricht) und nicht zum Ziel der Bewegung geschaut habe, hat schon die einladende Handbewegung und das Öffnen des seitlichen Raumes gereicht.
 
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Friedel
9. Okt. 07:51
Sehe ich auch so. 🙂 Zum Kommando “Sitz”: das kann im Alter zu Physio-Zwecken sinnvoll werden. Hab mal gehört, dass es für Hunde so wirkt wie für uns eine Kniebeuge. Deswegen ist Hinsetzen und Aufstehen bei uns immer ein kleiner Teil des Physioprogramms.
Ja, medical Training und auch für Physiotherapie braucht es Komandos. Hatte ich garnicht dran gedacht.
 
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Julia 🐾Nero
9. Okt. 08:00
Ja, medical Training und auch für Physiotherapie braucht es Komandos. Hatte ich garnicht dran gedacht.
Wir haben das ganze "Hopp" Kommando zum Beispiel auch nur konditioniert, weil Nero beim ersten Tierarzt Besuch nicht auf den Untersuchungstisch drauf wollte und mich die Tierärztin mega zusammen geschissen hat, wie ich so einen Hund nicht im Griff haben kann (er war da ja schon 2 Jahre alt und 40kg, ich hatte ihn aber erst seit 2 oder 3 Wochen).
Sie hat ihn dann zwar am Boden untersucht, hat mir aber noch eine Standpauke gehalten.

Dann haben wir draufspringen auf alle möglichen Plattformen, Felsen und Bänke geübt und das mit dem "Hopp" belegt.

Natürlich kann man einen Hund sicher auch körsprachlich auf so eine Liege leiten.
Aber bei Stress und womöglich sogar Angst glaube ich geben konditionierte Kommandos dem Hund auch einfach Sicherheit und er macht es quasi fast "automatisch".
Und tatsächlich war er beim nächten Tierarzt Besuch (ein anderer Tierarzt verständlicherweise 😅) auch sehr aufgeregt, sprang aber wie ne 1 auf den dummen Tisch.
 
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Babs
9. Okt. 08:11
Wir haben das ganze "Hopp" Kommando zum Beispiel auch nur konditioniert, weil Nero beim ersten Tierarzt Besuch nicht auf den Untersuchungstisch drauf wollte und mich die Tierärztin mega zusammen geschissen hat, wie ich so einen Hund nicht im Griff haben kann (er war da ja schon 2 Jahre alt und 40kg, ich hatte ihn aber erst seit 2 oder 3 Wochen). Sie hat ihn dann zwar am Boden untersucht, hat mir aber noch eine Standpauke gehalten. Dann haben wir draufspringen auf alle möglichen Plattformen, Felsen und Bänke geübt und das mit dem "Hopp" belegt. Natürlich kann man einen Hund sicher auch körsprachlich auf so eine Liege leiten. Aber bei Stress und womöglich sogar Angst glaube ich geben konditionierte Kommandos dem Hund auch einfach Sicherheit und er macht es quasi fast "automatisch". Und tatsächlich war er beim nächten Tierarzt Besuch (ein anderer Tierarzt verständlicherweise 😅) auch sehr aufgeregt, sprang aber wie ne 1 auf den dummen Tisch.
Ich habe mit Newton toter Hund (Peng) antrainiert. Fand unser TA gut, da er ihn auch gut unten am Bauch untersuchen konnte. Und da bin ich voll bei Dir. Gut aufgebaute Kommandos können Sicherheit geben.
 
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Julia 🐾Nero
9. Okt. 08:14
Da ist es wieder. Das Märchen vom „Will to please“ 🙄
Ich glaube Will to please wird einfach oft falsch verstanden.
Es heißt ja nicht "Ich mache sofort alles was du willst, so wie du es willst und wann du es willst".
Sondern beschreibt ein grundsätzliches, intrinsisches Interesse des Hundes an Kooperation.
Das bedeutet nicht einfach aufs Wort hören, wird aber manchmal so dargestellt.

Dennoch kann man nicht abstreiten, dass es sehr unabhängige Rassen gibt und Rassen, die einfach Kooperationsbreit sind und ihnen die Zusammenarbeit selber, nicht nur die Belohnung, Freude bereitet und es fast schon ein Grundbedürfniss ist.
Genauso werden sie aber auch langfristig unzufrieden, wenn man ihnen Zusammenarbeit verwehrt.
Es ist also auch eine Verpflichtung bzw eine Aufgabe auf menschlicher Seite, solchen Hunden die Möglichkeit zur Zusammenarbeit zu bieten.

In einer Studie wurden die Top 10 der "Kooperationbereitesten" und "unabhängigsten" von den untersuchten Rassen (also nicht alle Rassen, die es weltweit gibt, sondern die in der Studie untersuchten) zusammengestellt.

Zu den kooperationbereitesten zählten: Belgian Malinois, Vizsla, Border Collie, Australian Cattle dog, German shepherd dog, Australian shepherd, Golden Retriever, Bernese mountain dog, Catahoula leopard dog, Labrador Retriever.

Zu den unabhängigsten: Basset hound, Alaskan Malamute, Shiba Inu, Miniature pinscher, Great Pyrenees, Siberian husky, Beagle, West highland white terrier, Dachshund, Yorkshire terrier.

Ganz ehrlich, hättest du auch nur eine Rasse intuitiv anders eingestuft?
Wenn man mit einem Labrador und einem Dackel interagiert, dann merkt man eigentlich recht schnell den Unterschied.

Jemand der unabhängige Rassen mag und sein Leben lang vielleicht ein Husky Rudel hatte, kann sich durch einen Hund mit hohem will to please sicher fast schon eingeengt oder belastet fühlen. Will to please ist nicht per se "besser".