Das erinnert mich jetzt wirklich ziemlich an meine Hündin die auch aus dem Tierschutz kommt.
Wir haben das inzwischen wirklich sehr gut in den Griff gekriegt. Aber das Training hängt hauptsächlich davon ab, warum dein Hund sich so verhält.
So im Vergleich würde ich sagen, dass deiner auch total unsicher ist
Wenn andere ihn anschauen, ist es wahrscheinlich nicht so, dass er sich darüber ärgert, sondern weil er überfordert ist und nicht weiß was jetzt passiert. Unsichere Hunde leben mit der ständigen Angst, dass ihnen oder dem Rudel etwas passieren könnte. Sobald sie eine Situation nicht einschätzen können (und das ist so ziemlich jede Situation), gehen sie auf Angriff um die potentielle Gefahr von sich fern zu halten.
Meine Hundetrainerin meinte Mal, dass die meisten Hunde, die das von dir beschriebene Verhalten zeigen, eigentlich total unsicher und nicht gestört Aggro sind.
Wir haben das inzwischen ziemlich gut im Griff, daher fasse ich dir einfach Mal zusammen wie wir trainiert haben.
Zunächst ist es ultra wichtig, dass dein Hund dich als sicheren Anker erkennt. Draußen geht das, indem du immer zwischen ihm und der potenziellen Gefahr bist. Generell soll dein Hund nur noch hinter oder maximal neben dir gehen. Wenn jemand an euch vorbei geht, geht er an dir und nicht am Hund vorbei. Du gehst dabei total tiefenentspannt weiter und schenkst deinem Hund so wenig Beachtung wie möglich. Du drehst dich nicht mit deinem Körper zum Hund, sondern zu dem Passanten oder nachvorne. In dem Moment wo du dich deinem Hund zu drehst erkennt der das als Hilfeersuchen deinerseits bei ihm.
Wenn du merkst, dass er dabei ist sich rein zu steigern geht ihr entweder einen Bogen um die Gefahr herum. Oder ihr bleibt stehen und macht sowas wie das, was du schon beschrieben hast. Du lässt ihn Sitz machen und er soll sich voll auf dich konzentrieren. Kannst auch ein paar andere Tricks mit ihm machen. Das ist dann das Alternativverhalten.
Den allermeisten unsicheren Hunden hilft dieses Hinten-Training schon so sehr, dass draußen kaum noch Stress entsteht.
Zuhause würde ich anders an das Thema Besuch heran gehen. Sperre ihn nicht weg sobald es klingelt sondern nehme ihn mit. In dem Moment wo du ihn weg sperrst entziehst du ihm den sicheren Anker, und zwar dich.
Wenn es klingelt nimmst du ihn an die Leine. Dann gehst du mit ihm zur Tür. Genau so wie draußen darf er dabei nicht an dir vorbei ziehen. Du machst die Tür auf und gehst direkt ein bisschen auf Abstand zum Besuch. Er muss die ganze Zeit hinter dir bleiben.
Erst wenn der Besuch sich hin gesetzt hat und Ruhe eingekehrt ist, kannst du ihn entweder ableinen und er darf sich den Besuch anschauen. Oder du gehst mit ihm an der Leine kurz hin und er darf Mal gucken
Ansonsten gilt für deinen Besuch, den Hund komplett ignorieren. Erst wenn er Mal hin geht um zu schauen
Gehe ganz entspannt mit ihm um und schimpfe ihn nicht aus (das bestärkt ihn nur wenn er bellt). Trete souverän auf, zeige ihm dass du ihn beschützt und er nicht dich beschützen muss.
Manchmal hilft es, wenn es brenzlig wird, dem Hund einfach irgendetwas zu erzählen. Über die Stimme spüren sie die Emotionen und ob du aufgeregt bist oder nicht. Erzähle ihm was du heute gelesen oder erlebt hast, wenn jemand an euch vorbei geht. Und wenn die andere Person sich ihm direkt zuwendet, sage ihm/ihr, dass sie das bitte nicht tun sollen. Achja und lobe ihn für alles was er richtig macht als hätte er gerade das erste Mal nicht ins Haus gepinkelt. Auch wenn es nur was ganz kleines ist. Dadurch stärkst du sein Selbstbewusstsein
Jetzt hab ich aber genug geschrieben. Vorausgesetzt, dein Hund ist wirklich"nur" sehr unsicher, würde ich so vorgehen.
Ich wünsche euch viel Erfolg beim Training!