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Sophie
Sophie
2022-05-06T08:03:35.458Z
Einleitungs-Beitrag
137

Leben mit "Problemhund" 🐾

Hallo liebe Leute, dieser Thread soll dazu dienen sich über das Leben mit einem herausfordernden Hund auszutauschen. Geschichten über das Leben und die Erziehung von schwierigen Hunden sollen motivieren und stark machen. War jemand von euch schon an dem Punkt eine Pro-Contra-Liste zu erstellen ob der Hund bleibt oder nicht? Ist jemand gescheitert? Wie fühlt es sich an, wenn man endlich den Hund versteht und ihm das bieten kann, was er braucht? Ich freue mich immer riesig über Erfahrungsberichte und hoffe anderen geht es auch so. Ich hoffe auf einen netten Austausch ohne Vorwürfe. Wir fangen an. Unsere Geschichte ist sehr lang. Ich versuche mich kurzzuhalten... Meine Hündin Ginny kam vor etwas mehr als einem Jahr mit 6 Monaten zu uns in ein ruhiges Dorf am Rand von Berlin. Sie ist ein Schäferhund-Mix, 65cm groß und 35kg schwer. Sie dürfte als Welpe keine Erfahrungen sammeln und wurde im Shelter stark zerbissen. Ein großes Paket. Ginny ist stark verunsichert und teilweise ängstlich. Sie ist sehr eigenständig und neigt dazu Dinge zu kontrollieren. Wenn ihr etwas Angst macht, reagiert sie mit Aggression. Nach harter Arbeit wurde es besser. Wir hatten eine ganz liebe Hündin der ich auch im Freilauf voll vertrauen konnte. Dann kamen die Rückschläge. Im Urlaub wurde sie von einem Husky gebissen der einen leeren Tisch verteidigte (mein Freund musste nach dem Versuch die Hunde zu trennen ins Krankenhaus). Ein großes Loch im Hals und Salz in der Wunde einer eh traumatisierten Hündin. Im Herbst 2021 riss sie sich beim Sturm los und hinterließ nichts als blutige Hände. Nach zwei Tagen wurde sie verletzt gefunden und operiert. Eine Rutenamputation und ein ordentliches psychisches Trauma. Irgendwann wurden wir von einem ausgebüxten Boxer-Rüden gestellt. Er begrenzte meine Hündin stark und ging auf mich los, als ich versuchte ihn von der Straße zu drängen. Ja, ich hatte Angst. Meine Hündin auch. Ihr Vertrauen zu mir hat hier ordentlich gelitten. Die Aggression an der Leine kam zurück. Sie versucht sich mit allen Mitteln und vollem Körpereinsatz vor entgegenkommenden Hunden zu schützen. So passierte es im Winter 2021, als ich die Leine für eine Minute an einem Marktplatz aus der Hand gab, dass Ginny beim Hundekontakt losstürzte, meine Schwiegermama nieder riss, sie über den Platz schliff und ihr die Hüfte brach. Um der Vollständigkeit halber alle Baustellen zu nennen, ist Ginny sehr futteraggressiv und verteidigt sonstige Ressourcen. Gegenüber anderen Hunden nutzt sie Dominanz als Strategie um sich zu schützen. Vor souveränen Hunden zeigt sie Angst, ängstliche Hunde möchte sie mobben. Fest stand, der Hund läuft nurnoch mit Maulkorb. Das war nun die Sahnehaube. Alle im Dorf mieden uns, gaben Ratschläge über den Zaun und fluchten über unser "Vieh" hinter der Hecke. Wir durften Ginny nicht mehr mit zu Familienfeiern nehmen aus Angst, dass sie jemandem etwas antut. Während all der Zeit hatten wir immer Hundetrainer an der Seite. Einige haben uns geholfen, andere nicht. Unsere jetzige Trainerin bat uns um eine Pro-Contra-Liste. Können wir Ginny das geben was sie braucht? Ich werde es versuchen. Ich durfte lernen meine Emotionen zu kontrollieren und Ginny durchs Leben zu führen, wie sie es braucht. Außerdem habe ich gelernt meinem Bauchgefühl zu vertrauen und die Kommentare und Blicke anderer zu ignorieren. Ginny und ich stehen und näher als jemals zuvor. Es ist für mich okay wie sie ist. Momentan wird alles in unserem Zusammenleben besser und ich weiß, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir werden alle Traumata langsam angehen und achten immer darauf, dass Spaß an erster Stelle steht. Ich freue mich riesig über eure Geschichten und Erfahrungsberichte 😊🐾 vielleicht können wir dem Einen oder Anderen Mut machen...
Leben mit "Problemhund" 🐾
Dogorama-Mitglied
Dogorama-Mitglied
2022-05-06T09:40:38.388Z
Mutiger Thread, aber eine tolle und wichtige Idee, um mal zu verdeutlichen, was Rückschläge bedeuten und dass man mit Problemen nicht allein ist und dass Trainer und Training nicht gleich bedeutet, dass alles perfekt ist. Meinen großen Respekt auch, dass ihr Ginny weiterhin bei euch habt, an euch und mit ihr arbeitet. Wenn Rückschläge mit körperlichen Schäden eingehen, ist das wirklich ein Brett und auch ein Punkt, an dem ich Menschen niemals einen Vorwurf machen könnte, wenn sie das Handtuch werfen. Aber umso schöner, wenn doch jemand (mit Sinn und Verstand, nicht nur aus Trotz und Stolz) weitermacht. Snow war mein Gassi-Schützling, als ich ehrenamtlich im TH geholfen habe. Ich habe lange gehofft, dass sie das perfekte Zuhause bekommt. Nach fast drei Jahren Tierheim und erfolglosen Vermittlungen, habe ich die Hoffnung aufgegeben und ihr ein Zuhause gegeben. Es ist alles andere als perfekt, aber eine Verbesserung. Schlechte Erfahrungen hatte sie kaum welche gesammelt, von der Abgabe abgesehen, aber es gibt nicht viele Haushalte, in die ein ausgewachsener HSH reinpasst, der genau das tut, für das er gezüchtet wurde. Wir haben nur eine Pro-Liste. Für die schlechten Tage, wenn wir für die Contras nicht lange überlegen müssen. Wenn unser HotSpot Champion in einer unbeobachteten Sekunde sich wieder was aufgeleckt hat, was dann wieder Wochen zum Heilen braucht und Alleinlassen nahezu komplett unmöglich macht. Eine Angewohnheit aus TH Zeiten. Wenn ich nach Besuch in der Wohnung nervlich durch und für den Rest des Tages zu nix mehr zu gebrauchen bin, weil ich 100% Konzentration für den Hund und nochmal 50% für den Gast brauche, um ein halbwegs normales, ruhiges Gespräch zustande zu bringen. Immerhin inzwischen möglich, aber anstrengend für alle Beteiligten. Training, von Entspannung weit entfernt. Wenn ich sämtliche sozialen Anlässe abwägen muss, ob es mit Hund und meiner Energie klappt, Alleinbleiben vertretbar ist oder ich dann doch absagen muss. Als sie in den ersten Wochen jede einzelne Regel infragegestellt hat, pöbelnd und geifernd mit MK in der Leine hing und die neuen Nachbarn zusahen. Es gibt quasi keinen Tag, der völlig reibungslos und ohne Kompromisse läuft. Aber sie bleibt, weil es keinen besseren Platz gibt. Hilfsvereine für HSHs, Lebenshofprojekte etc sind heillos überbucht (ja, es gab Tage, an denen ich aktiv nach Alternativen gesucht habe, steinigt mich meinetwegen), kein Bauer oder Gewerbler kann einen erwachsenen, unausgebildeten HSH gebrauchen und TH ist keine Option für mich, solange ich mich kümmern kann. Inzwischen haben wir (wieder) einen sehr ruhigen Hund, der wunderschön an der Leine läuft und sich draußen von fast nichts mehr beeindrucken lässt. Geschlossene Räume bleiben schwierig, sobald fremde Menschen dazukommen. Trotz Trainer. Trotz Training. Trotz dass es in allen anderen Bereichen fluppt. Mein Sozialleben, mit wem ich mich wann in welchem Rahmen und wie lange treffe, bestimmt zu 70% mein Hund. Immerhin: dieses Risiko kannte ich vorher, dennoch reibt es auf. Dennoch flammt deshalb immer wieder Wut in mir auf, wenn HSHs als Familienhunde beworben werden, denn nicht wenigen blüht eine Karriere wie Snow. Als Junghund abgeschoben, im TH 'gereift' und dann zu schwierig für die Vermittlung. TH-Zwinger 4ever – oder täglich viel Arbeit und Energie für Halter, die diese Herausforderung trotzdem annehmen. Viele schreiben an diesem Punkt von Dankbarkeit der Hunde, die es das wett macht. Den Pros, die auch bei mir gut sichtbar am Kühlschrank hängen, damit ich sie sehe, wenn ich eig schreien oder heulen könnte. Ich weiß allerdings nicht, ob diese Pros all die Kompromisse für Snow je wett machen. Das maße ich mir nicht an. Ich weiß nicht, ob Snow dankbar ist, dass sie Fremde in der Wohnung nun dulden muss, was ihr offensichtlich massiv schwer fällt, denn in sonst keinem Bereich ist unsere Lernkurve derart schwach. Was ich weiß: Dass sie fröhlich ist, wenn sie mit ihren Hundefreunden unterwegs oder in der Huta zocken kann. Dass sie Spaß in den Backen hat, wenn wir zusammen spielen oder die Welt erkunden. Dass sie Streicheleinheiten absolut genießt und sich ein Loch in den Bauch freut, wenn 'ihre Familie' zusammen ist. Dass sie Spaß, hat, Neues zu lernen und zu entdecken. Dass sie schnell lernt, solange es nichts mit ihrem Schutztrieb zutun hat. Dass sie es genießt, in Ruhe in der Sonne liegen zu können, ohne dass dauerhaft Gebell über den Flur hallt. Was ich auch weiß: Dass ich aufgegeben hätte, wenn das TH mich nicht unterstützt und gesagt hätte, ich könne mich jederzeit melden. Wenn meine Familie nicht hinter mir gestanden hätte, insbesondere meinem Freund, der in den ersten Tagen quasi täglich vom Hund in der eigenen Wohnung angegangen wurde und so quasi selbst in einem Mienenfeld lebte. Wenn ich keine Hilfe, vor allem moralischen Beistand, von meiner Trainerin gehabt hätte. Wenn sich meine Freunde abgewendet hätten, statt nach Alternativen mit mir zu suchen wie zB Wandern statt Filmabend. Oder wenn ich hier im Forum mit 'Das ist der falsche Hund!', 'Tja, man weiß ja, welches Ende der Leine Schuld hat ...' oder 'Du kannst dich halt nicht durchsetzen' und was für einfühlsamen Tipps sonst noch konfrontiert gewesen wäre, am besten von Leuten, die ihrem Labbi seit Welpe haben. Ich hätte aufgegeben. Definitiv. Das hätte mir den Rest gegeben. Und definitiv ist Snow nicht der perfekte Hund. Für niemanden. Sie wäre der perfekte Welpe für einen Schäfer gewesen. Aber dass es anders gekommen ist, ist weder ihre noch meine Schuld. Und so machen wir halt das Beste draus, was unter ihren Voraussetzungen möglich ist. Weil ich es irgendwie doch hingekriegt habe und weil ich das Privileg habe, auch finanziell und zeitlich genügend Ressourcen zu haben. Ich verstehe trotzdem, dass andere aufgegeben haben und mache ihnen keinen Vorwurf mehr.
Sophie
Sophie
2022-05-06T13:56:49.365Z
Mutiger Thread, aber eine tolle und wichtige Idee, um mal zu verdeutlichen, was Rückschläge bedeuten und dass man mit Problemen nicht allein ist und dass Trainer und Training nicht gleich bedeutet, dass alles perfekt ist. Meinen großen Respekt auch, dass ihr Ginny weiterhin bei euch habt, an euch und mit ihr arbeitet. Wenn Rückschläge mit körperlichen Schäden eingehen, ist das wirklich ein Brett und auch ein Punkt, an dem ich Menschen niemals einen Vorwurf machen könnte, wenn sie das Handtuch werfen. Aber umso schöner, wenn doch jemand (mit Sinn und Verstand, nicht nur aus Trotz und Stolz) weitermacht. Snow war mein Gassi-Schützling, als ich ehrenamtlich im TH geholfen habe. Ich habe lange gehofft, dass sie das perfekte Zuhause bekommt. Nach fast drei Jahren Tierheim und erfolglosen Vermittlungen, habe ich die Hoffnung aufgegeben und ihr ein Zuhause gegeben. Es ist alles andere als perfekt, aber eine Verbesserung. Schlechte Erfahrungen hatte sie kaum welche gesammelt, von der Abgabe abgesehen, aber es gibt nicht viele Haushalte, in die ein ausgewachsener HSH reinpasst, der genau das tut, für das er gezüchtet wurde. Wir haben nur eine Pro-Liste. Für die schlechten Tage, wenn wir für die Contras nicht lange überlegen müssen. Wenn unser HotSpot Champion in einer unbeobachteten Sekunde sich wieder was aufgeleckt hat, was dann wieder Wochen zum Heilen braucht und Alleinlassen nahezu komplett unmöglich macht. Eine Angewohnheit aus TH Zeiten. Wenn ich nach Besuch in der Wohnung nervlich durch und für den Rest des Tages zu nix mehr zu gebrauchen bin, weil ich 100% Konzentration für den Hund und nochmal 50% für den Gast brauche, um ein halbwegs normales, ruhiges Gespräch zustande zu bringen. Immerhin inzwischen möglich, aber anstrengend für alle Beteiligten. Training, von Entspannung weit entfernt. Wenn ich sämtliche sozialen Anlässe abwägen muss, ob es mit Hund und meiner Energie klappt, Alleinbleiben vertretbar ist oder ich dann doch absagen muss. Als sie in den ersten Wochen jede einzelne Regel infragegestellt hat, pöbelnd und geifernd mit MK in der Leine hing und die neuen Nachbarn zusahen. Es gibt quasi keinen Tag, der völlig reibungslos und ohne Kompromisse läuft. Aber sie bleibt, weil es keinen besseren Platz gibt. Hilfsvereine für HSHs, Lebenshofprojekte etc sind heillos überbucht (ja, es gab Tage, an denen ich aktiv nach Alternativen gesucht habe, steinigt mich meinetwegen), kein Bauer oder Gewerbler kann einen erwachsenen, unausgebildeten HSH gebrauchen und TH ist keine Option für mich, solange ich mich kümmern kann. Inzwischen haben wir (wieder) einen sehr ruhigen Hund, der wunderschön an der Leine läuft und sich draußen von fast nichts mehr beeindrucken lässt. Geschlossene Räume bleiben schwierig, sobald fremde Menschen dazukommen. Trotz Trainer. Trotz Training. Trotz dass es in allen anderen Bereichen fluppt. Mein Sozialleben, mit wem ich mich wann in welchem Rahmen und wie lange treffe, bestimmt zu 70% mein Hund. Immerhin: dieses Risiko kannte ich vorher, dennoch reibt es auf. Dennoch flammt deshalb immer wieder Wut in mir auf, wenn HSHs als Familienhunde beworben werden, denn nicht wenigen blüht eine Karriere wie Snow. Als Junghund abgeschoben, im TH 'gereift' und dann zu schwierig für die Vermittlung. TH-Zwinger 4ever – oder täglich viel Arbeit und Energie für Halter, die diese Herausforderung trotzdem annehmen. Viele schreiben an diesem Punkt von Dankbarkeit der Hunde, die es das wett macht. Den Pros, die auch bei mir gut sichtbar am Kühlschrank hängen, damit ich sie sehe, wenn ich eig schreien oder heulen könnte. Ich weiß allerdings nicht, ob diese Pros all die Kompromisse für Snow je wett machen. Das maße ich mir nicht an. Ich weiß nicht, ob Snow dankbar ist, dass sie Fremde in der Wohnung nun dulden muss, was ihr offensichtlich massiv schwer fällt, denn in sonst keinem Bereich ist unsere Lernkurve derart schwach. Was ich weiß: Dass sie fröhlich ist, wenn sie mit ihren Hundefreunden unterwegs oder in der Huta zocken kann. Dass sie Spaß in den Backen hat, wenn wir zusammen spielen oder die Welt erkunden. Dass sie Streicheleinheiten absolut genießt und sich ein Loch in den Bauch freut, wenn 'ihre Familie' zusammen ist. Dass sie Spaß, hat, Neues zu lernen und zu entdecken. Dass sie schnell lernt, solange es nichts mit ihrem Schutztrieb zutun hat. Dass sie es genießt, in Ruhe in der Sonne liegen zu können, ohne dass dauerhaft Gebell über den Flur hallt. Was ich auch weiß: Dass ich aufgegeben hätte, wenn das TH mich nicht unterstützt und gesagt hätte, ich könne mich jederzeit melden. Wenn meine Familie nicht hinter mir gestanden hätte, insbesondere meinem Freund, der in den ersten Tagen quasi täglich vom Hund in der eigenen Wohnung angegangen wurde und so quasi selbst in einem Mienenfeld lebte. Wenn ich keine Hilfe, vor allem moralischen Beistand, von meiner Trainerin gehabt hätte. Wenn sich meine Freunde abgewendet hätten, statt nach Alternativen mit mir zu suchen wie zB Wandern statt Filmabend. Oder wenn ich hier im Forum mit 'Das ist der falsche Hund!', 'Tja, man weiß ja, welches Ende der Leine Schuld hat ...' oder 'Du kannst dich halt nicht durchsetzen' und was für einfühlsamen Tipps sonst noch konfrontiert gewesen wäre, am besten von Leuten, die ihrem Labbi seit Welpe haben. Ich hätte aufgegeben. Definitiv. Das hätte mir den Rest gegeben. Und definitiv ist Snow nicht der perfekte Hund. Für niemanden. Sie wäre der perfekte Welpe für einen Schäfer gewesen. Aber dass es anders gekommen ist, ist weder ihre noch meine Schuld. Und so machen wir halt das Beste draus, was unter ihren Voraussetzungen möglich ist. Weil ich es irgendwie doch hingekriegt habe und weil ich das Privileg habe, auch finanziell und zeitlich genügend Ressourcen zu haben. Ich verstehe trotzdem, dass andere aufgegeben haben und mache ihnen keinen Vorwurf mehr.
Vielen Dank für diesen mutigen und emotionalen Beitrag. Beim lesen hatte ich einen Kloß im Hals. Auch bei mir gibt es Tage wo ich verzweifeln möchte. Es ist nicht lange her, da bin ich beim Spaziergang in Tränen ausgebrochen, während Ginny an der Leine tobte. Kinder waren der Auslöser. Was mir vorher nicht klar war, wie emotional Hundehaltung sein kann. Ich drücke euch ganz doll die Daumen und wünsche auch viel Kraft und Durchhaltevermögen im Training. Vielleicht seid ihr die beste Chance für Snow und er gibt dir die Möglichkeit über dich hinaus zu wachsen.
Dogorama-Mitglied
Dogorama-Mitglied
2022-05-06T14:41:42.444Z
Vielen Dank für diesen mutigen und emotionalen Beitrag. Beim lesen hatte ich einen Kloß im Hals. Auch bei mir gibt es Tage wo ich verzweifeln möchte. Es ist nicht lange her, da bin ich beim Spaziergang in Tränen ausgebrochen, während Ginny an der Leine tobte. Kinder waren der Auslöser. Was mir vorher nicht klar war, wie emotional Hundehaltung sein kann. Ich drücke euch ganz doll die Daumen und wünsche auch viel Kraft und Durchhaltevermögen im Training. Vielleicht seid ihr die beste Chance für Snow und er gibt dir die Möglichkeit über dich hinaus zu wachsen.
Ja, manchmal sind es dann die kleinen Dinge, die einen dann doch wieder aus der Bahn werfen, auch wenn man sie schon tausendfach erlebt hat. Nicht nur der Hund ist sensibel und feinfühlig, man selbst als Mensch hat auch Gefühle und Grenzen, die man nicht jederzeit weglieben und wegsouveränen kann. Das sagt sich so leicht, ›Du musst deinen Hund nur lieben‹ oder ›Du musst Geduld haben‹, aber es gibt Tage, da hat man die nicht, weil es einfach auf gut Deutsch scheiße läuft. Mir hat geholfen, das dann auch so zu sagen, kein Training zu machen und dass wir beide - Hund und Mensch - erstmal wieder runterkommen. Nicht als Strafe, a la ›Ignorier den Hund‹ oder ›Setz dich durch‹, sondern um dann nicht in Aktionismus oder irgendeinem Alphawahnsinn zu verfallen und wieder klare, vernünftige Entscheidungen treffen zu können. Was meine Selbstbeherrschung und meine Präsenz angeht, ist Snowflake jedenfalls ein sehr guter Lehrer, das ist schon wahr. Mein Hausarzt hat da stresstechnisch ne andere Meinung zu, aber nun ... Geht ja in vielen Belangen wieder aufwärts. Dir und Ginny auch noch viel Erfolg, dass es irgendwann auch mal mit den Kinderbegegnungen wird und euch nicht wieder ein Angriff in die Quere kommt. Es wird sich ja oft beschwert, dass 'andere' einem das Training kaputt machen, aber bei einer handfesten Attacke ist nix schön zu reden. Aber es gibt Hunde, die auch das verarbeiten und wieder lernen, zu vertrauen. Ich wünsche euch, dass eure Hündin das bei euch auch schafft.
Jana
Jana
2022-05-06T14:58:08.096Z
Hallo Sophie, Danke für deine Thread. Ja, auch ich habe eine Problemhündin. Ja, wir haben viel erlebt und ich wurde sehr oft belächelt und kommentiert. Ja, ich habe viel mit, von ihr und durch sie gelernt. Ja, ich saß auch heulend daheim und habe mich verflucht. Ja, ich möchte Amy um nichts mehr hergeben. Ja, ohne den passenden Trainer hätte ich keine Chance gehabt. Wir hatten vor einiger Zeit einen ähnlichen Thread, der mich sehr zum Weinen und grübeln gebracht hat. LG Jana https://dogorama.app/de-de/forum/Erziehung_Training/Erfolgsgeschichten_gesucht-svoFDSlbNoJAZEnQYkio/
Claudia
Claudia
2022-05-06T15:09:35.089Z
Ich habe auch einen Hund aus dem Tierschutz. In der Sozialisierungsphase war sie im Tierheim und wieder beim Züchter und wieder im Tierheim. Was dazwischen passiert war, wissen wir nicht. Wir haben sie trotzdem zu uns genommen, weil sie so entspannt war. Sie kannte nichts und wir haben sie ganz langsam ins Leben geführt. Wir haben 3 Jahre intensiv geübt. Ich war oft am Rande der Verzweiflung. Sie zog mich auf die Strasse, Autos und Motorräder hinterher. Das gleiche auf Feldwegen hinter Traktoren und Fahrräder, oft lag ich auf der Erde und die Hosen waren kaputt. Auch dachte ich zeitweise an das zurückgeben. Aber man tauscht ja auch nicht seine Kinder aus. Also haben wir immer weitergearbeitet. Inzwischen haben wir nur noch Hundebegegnungen als große Herausforderung. Wir arbeiten mit Leckerlis und ganz viel Lob. Die Blicke der anderen stören mich nicht mehr. Es gibt so viele Dumme unter den Hundebesitzern, daß ich diese einfach anlächel und stolz weitergehe. Erziehung im Welpenalter ist einfach, aber einen Hund zu resozialisieren ist eine grosse Herausforderung . Es sollten viel mehr Menschen daß anerkennen was du täglich auf dich nimmst. Mir hat auch das Buch siehe Bild geholfen. Mach weiter es lohnt sich.
Ich habe auch einen Hund aus dem Tierschutz. 
In der Sozialisierungsphase war sie im Tierheim und wieder beim Züchter und wieder im Tierheim. Was dazwischen passiert war,  wissen wir nicht. 
Wir haben sie trotzdem zu uns genommen,  weil sie so entspannt war.
Sie kannte nichts und wir haben sie ganz langsam ins Leben geführt. Wir haben 3 Jahre intensiv geübt. Ich war oft am Rande der Verzweiflung. 
Sie zog mich auf die Strasse,  Autos und Motorräder hinterher. Das gleiche auf Feldwegen hinter Traktoren und Fahrräder,  oft lag ich auf der Erde und die Hosen waren kaputt.
Auch dachte ich zeitweise an das zurückgeben. 
Aber man tauscht ja auch nicht seine Kinder aus. Also haben wir immer weitergearbeitet.
Inzwischen haben wir nur noch Hundebegegnungen als große Herausforderung. 
Wir arbeiten mit Leckerlis und ganz viel Lob.
Die Blicke der anderen stören mich nicht mehr. 
Es gibt so viele Dumme unter den Hundebesitzern, daß ich diese einfach anlächel und stolz weitergehe.
Erziehung im Welpenalter ist einfach, aber einen Hund zu resozialisieren ist
eine grosse Herausforderung .
Es sollten viel mehr Menschen daß anerkennen was du täglich auf dich nimmst.
Mir hat auch das Buch siehe Bild geholfen. 
Mach weiter es lohnt sich.
Claudia
Claudia
2022-05-06T15:19:46.675Z
Lass dich nicht von anderen Besserwissern runter ziehen. Nur du weißt was dein Hund schon alles mitgemacht hat und du bist auch keinen Rechenschaft schuldig. Jeder Hundebesitzer kann in eine Situation kommen mit der der Hund nicht klar kommt. Wie sollte er sich denn sonst ausdrücken als mit seinem Verhalten. Es gibt auch keine Problemhunde sondern Hunde die ein Problem haben. Für mich ist das ein großer Unterschied. Aber es lohnt sich immer daran zu arbeiten und dem Hund bei seinem Problem zu helfen. Und ich finde es so klasse dass du nicht aufgibst. Wie du siehst gibt es hier auch Menschen die sich trauen zuzugeben dass sie auch Probleme mit ihrem Hund haben oder hatten. Du bist nicht alleine damit. Also Kopf hoch und weiter zu deinem Hund halten…egal was die anderen sagen.
Sophie
Sophie
2022-05-06T15:26:07.093Z
Ja, manchmal sind es dann die kleinen Dinge, die einen dann doch wieder aus der Bahn werfen, auch wenn man sie schon tausendfach erlebt hat. Nicht nur der Hund ist sensibel und feinfühlig, man selbst als Mensch hat auch Gefühle und Grenzen, die man nicht jederzeit weglieben und wegsouveränen kann. Das sagt sich so leicht, ›Du musst deinen Hund nur lieben‹ oder ›Du musst Geduld haben‹, aber es gibt Tage, da hat man die nicht, weil es einfach auf gut Deutsch scheiße läuft. Mir hat geholfen, das dann auch so zu sagen, kein Training zu machen und dass wir beide - Hund und Mensch - erstmal wieder runterkommen. Nicht als Strafe, a la ›Ignorier den Hund‹ oder ›Setz dich durch‹, sondern um dann nicht in Aktionismus oder irgendeinem Alphawahnsinn zu verfallen und wieder klare, vernünftige Entscheidungen treffen zu können. Was meine Selbstbeherrschung und meine Präsenz angeht, ist Snowflake jedenfalls ein sehr guter Lehrer, das ist schon wahr. Mein Hausarzt hat da stresstechnisch ne andere Meinung zu, aber nun ... Geht ja in vielen Belangen wieder aufwärts. Dir und Ginny auch noch viel Erfolg, dass es irgendwann auch mal mit den Kinderbegegnungen wird und euch nicht wieder ein Angriff in die Quere kommt. Es wird sich ja oft beschwert, dass 'andere' einem das Training kaputt machen, aber bei einer handfesten Attacke ist nix schön zu reden. Aber es gibt Hunde, die auch das verarbeiten und wieder lernen, zu vertrauen. Ich wünsche euch, dass eure Hündin das bei euch auch schafft.
Oh, ich stimme dir ja so zu! Ich erkenne mich ein bisschen wieder. Vielen lieben Dank 🙂 es fühlt sich so an, als wären wir auf dem richtigen Weg
Sophie
Sophie
2022-05-06T15:29:02.252Z
Hallo Sophie, Danke für deine Thread. Ja, auch ich habe eine Problemhündin. Ja, wir haben viel erlebt und ich wurde sehr oft belächelt und kommentiert. Ja, ich habe viel mit, von ihr und durch sie gelernt. Ja, ich saß auch heulend daheim und habe mich verflucht. Ja, ich möchte Amy um nichts mehr hergeben. Ja, ohne den passenden Trainer hätte ich keine Chance gehabt. Wir hatten vor einiger Zeit einen ähnlichen Thread, der mich sehr zum Weinen und grübeln gebracht hat. LG Jana https://dogorama.app/de-de/forum/Erziehung_Training/Erfolgsgeschichten_gesucht-svoFDSlbNoJAZEnQYkio/
Hallo Jana, das was du beschreibst könnte ich mit meiner Hündin Ginny sein. Alles trifft auch auf uns zu. Danke für den Link. Ich habe lange nach einem ähnlichen Thread geschaut und keinen gefunden. Ich bin gespannt was es dort zu lesen gibt.
Sophie
Sophie
2022-05-06T15:31:11.765Z
Ich habe auch einen Hund aus dem Tierschutz. In der Sozialisierungsphase war sie im Tierheim und wieder beim Züchter und wieder im Tierheim. Was dazwischen passiert war, wissen wir nicht. Wir haben sie trotzdem zu uns genommen, weil sie so entspannt war. Sie kannte nichts und wir haben sie ganz langsam ins Leben geführt. Wir haben 3 Jahre intensiv geübt. Ich war oft am Rande der Verzweiflung. Sie zog mich auf die Strasse, Autos und Motorräder hinterher. Das gleiche auf Feldwegen hinter Traktoren und Fahrräder, oft lag ich auf der Erde und die Hosen waren kaputt. Auch dachte ich zeitweise an das zurückgeben. Aber man tauscht ja auch nicht seine Kinder aus. Also haben wir immer weitergearbeitet. Inzwischen haben wir nur noch Hundebegegnungen als große Herausforderung. Wir arbeiten mit Leckerlis und ganz viel Lob. Die Blicke der anderen stören mich nicht mehr. Es gibt so viele Dumme unter den Hundebesitzern, daß ich diese einfach anlächel und stolz weitergehe. Erziehung im Welpenalter ist einfach, aber einen Hund zu resozialisieren ist eine grosse Herausforderung . Es sollten viel mehr Menschen daß anerkennen was du täglich auf dich nimmst. Mir hat auch das Buch siehe Bild geholfen. Mach weiter es lohnt sich.
Ich stimme dir voll und ganz zu. Danke für den Buchtipp 🙏
Silke
Silke
2022-05-06T15:34:34.704Z
Hallo Sophie, ich finde es super das du den Mut hast hier zu schreiben. Es gehen einen so viele Gedanken durch den Kopf wenn man ein Tier hat ,was traumatisiert ist . Man fühlt sich hilflos, denkt menschlich und all die guten Ratschläge. Unsere Hündin ist seit 3 1/2 ein Problem Hund und ich habe mich oft als versagerin gefühlt. Habe es auch überlegt ihr einen besseren Platz zu suchen, weil ich nicht mehr konnte. Ich konnte es auch nicht mehr verantworten.. war also auch ganz schwierig..jetzt mit neuen Trainer bin ich froh durchgehalten zu haben. Sie wird immer schwierig sein aber wir lernen immer mehr wie wir ihr die Verantwortung abnehmen und keiner ihr was Böses will.