Liebe Franzi,
Bevor man etwas gegen das Jagdverhalten unternimmt, wäre es interessant, zu erfahren, warum sich dein Hund draußen so außenorientiert verhält.
Wie lange lebt dein Hund bei dir?
Warum ist er so stark mit anderen Reizen beschäftigt?
Bist du über Leine und Stimme so stark mit ihm im Gespräch, dass es nicht nötig ist, nach dir zu schauen?
Ist er über- oder unterfordert?
Wieviel Ruhe bekommt dein Hund insgesamt am ganzen Tag? Ruht er tatsächlich oder bleibt er im Liegen auch übermäßig auf Empfang?
Könntest du ihn ohne Leine von einer 0815-Schnüffelstelle abrufen oder auch ohne Abruf bitten weiterzugehen ohne das die Stelle zu Ende untersucht wurde?
Wie würdest du diese Fragen für dich beantworten?
Ablenken empfinde ich als langfristige Strategie nicht sinnvoll. Ablenken hilft dir nicht, wenn dein Hund meterweit entfernt ist und dann plötzlich Wild(geruch) auftaucht. Möglicherweise ist da der Zug fürs Ablenken lange abgefahren.
Zwischen den Zeilen hört es sich ein wenig so an, als würdest du eine Menge ausprobieren, aber die Strategien schnell verwerfen, wenn sich nicht augenblicklich Erfolg einstellt.
Finde Methoden, die du ethisch und tierschutzrechtlich mit dir vereinbaren kannst und ziehe diese durch. (Für mich persönlich wäre die Futter-ausschließlich-für-Arbeit-Strategie raus, weil sie sehr pauschal ist und vieles nicht berücksichtigt. U.a. ob die geforderte Leistung überhaupt durch den Hund erbracht werden kann).
Fair zum Hund zu sein, bedeutet sich verbindlich zu zeigen, also Aufgaben nur dann zu stellen, wenn sie für den Hund auch durchführbar sind, gleichzeitig aber auch einzufordern, dass es passiert.
Leckereien zu werfen, nachdem einen der Hund erfolgreich ignoriert hat, um die Aufmerksamkeit zurückzubekommen, finde ich lerntheoretisch schwierig.
Was nimmt der Hund denn daraus mit?
Selber wichtiger zu sein als zu Jagen, bzw. immer das wichtigste für den Hund zu sein, finde ich vom Anspruch sehr hoch. Ich finde, dass es oft einen gewissen Druck mit sich bringt in dem Punkt, wo der Hund sich gegen einen entscheidet, das Patentrezept gegen Jagen auszupacken und umzusetzen. Das hat Heiner vermutlich gar nicht so gemeint, aber ich habe oft das Gefühl das es so ankommt.
Ich weiß genau, würde ich versuchen gegen den Reiz gegen zu halten, würde ich bei meinem Terrier verlieren.
Was bei uns hilft, ist dafür zu Sorgen, dass der Hund lernt in einem Zustand zu bleiben, in der sie sich selbst regulieren kann. Rückruf und Impulskontrolle ist definitiv wichtig, aber für uns nur der Notnagel, den wir dann nutzen, wenn der Rest versagen sollte.