Home / Forum / Erziehung & Training / Kommando "Falsch" - Sinnvoll oder Nicht?

Verfasser-Bild
Sarah
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 42
zuletzt 16. Feb.

Kommando "Falsch" - Sinnvoll oder Nicht?

Ein paar Mal ist mir nun das Kommando "Falsch" begegnet. Dieses soll eingesetzt werden, wenn der Hund etwas falsches macht, wie zum Beispiel an der Leine ziehen, wenn er Fuß gehen soll; neben einem laufen, wenn er eigentlich hinter einem laufen soll oder wenn er Sitz anstatt Platz macht. Bsp.: Man sagt dem Hund "Platz", doch er macht "Sitz". Also fügt man ein "Falsch" ein und korrigiert den Hund in ein "Platz". Was haltet ihr von so einem Kommando? Ist das sinnvoll? Würde der Hund das überhaupt verknüpfen können? Ich lasse meine Meinung erstmal außen vor und bin gespannt auf Eure Ideen dazu😊
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Kirsten
14. Feb. 22:02
Genau das Schade meine ich. Ich kannte es bisher nur als Falsch, habe es aber selbst nie genutzt oder aufgebaut
Ah, also als no reward Marker.
Da arbeitet man mit Strafe.

Kann man machen, mag ich aber nicht so. Mein Hund neigt leider eh schon dazu sehr hastig oder frustriert zu reagieren 🫣 wenn wir mal tricksen oder ähnliches, hab ich eher das Ziel das wir uns konzentriert miteinander beschäftigen, Spaß haben und nicht unnötig Druck reinbringen.

Das fällt (mir) oft schon schwer genug und ich gestehe, ich verpasse leider ohnehin schon manchmal den Moment rechtzeitig aufzuhören, wenn’s noch gut läuft.
In unserem Fall wäre es wohl ehr kontraproduktiv.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Julia 🐾Nero
15. Feb. 00:55
Ich glaube, das Wort "Kommando" im Eingangstext führt zu dem Mißverständnis. Es ist ja schließlich kein Kommando, sondern ein Markerwort, dass dem Hund sagt, dass er gerade etwas falsch macht. Richtig aufgebaut verringert es auch nicht eigenständiges Problemlösen, sondern gibt dem Hund nur einen Anhaltspunkt. Ich habe Hunde gesehen, die "free geshapt" werden sollten, und durfte auch in einem Seminar mal erleben wie frustrierend es sein kann, wenn du weißt, dein Gegenüber will was von Dir - aber Du weißt nicht, was! Da gebe ich meinem Hund lieber mit "Nein, falsch, Fehler,.." einen deutlichen Hinweis.
Von dieser Kritik an free shaping habe ich auch bereits mehrfach gehört.

Free shaping wird ja gerne als positives Training beworben, funktioniert aber im Endeffekt durch kontinuierliche negative Strafe.
Der Hund bietet Verhalten in der Erwartung/Hoffnung auch Bestätigung durch Lob oder Belohnung (Futter) an, die ihm verwehrt bleibt. Per klassischer Lerntheorie ist das negative Strafe.
Dadurch entsteht Enttäuschung und Frust.

Interessanterweise gab es auch eine oder mehrere Studien glaube ich, die gezeigt haben, dass bei Zweifel bzw fehlender Klarheit beim Hund mehr Stresshormone ausgeschüttet werden, als bei einem Stromschlag. Finde ich schon ziemlich krass.

Also wenn man Angst davor hat ein "Nein" zu verwenden, sollte man sich vielleicht auch vor Augen führen, dass das Ausbleiben von Kommunikation bereits Kommunikation ist. Und zwar eine negative.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Joe
15. Feb. 02:43
Von dieser Kritik an free shaping habe ich auch bereits mehrfach gehört. Free shaping wird ja gerne als positives Training beworben, funktioniert aber im Endeffekt durch kontinuierliche negative Strafe. Der Hund bietet Verhalten in der Erwartung/Hoffnung auch Bestätigung durch Lob oder Belohnung (Futter) an, die ihm verwehrt bleibt. Per klassischer Lerntheorie ist das negative Strafe. Dadurch entsteht Enttäuschung und Frust. Interessanterweise gab es auch eine oder mehrere Studien glaube ich, die gezeigt haben, dass bei Zweifel bzw fehlender Klarheit beim Hund mehr Stresshormone ausgeschüttet werden, als bei einem Stromschlag. Finde ich schon ziemlich krass. Also wenn man Angst davor hat ein "Nein" zu verwenden, sollte man sich vielleicht auch vor Augen führen, dass das Ausbleiben von Kommunikation bereits Kommunikation ist. Und zwar eine negative.
Diese Kritik find ich jetzt aber irgendwie überzogen.
Da dürfte ja kein Lebewesen jemals über Trial und Error, dem Ausschlussprinzip oder selber Nachdenken lernen...?
Und was ist dann mit der scheinbar so wichtigen Frustrationstoleranz?

Als Alternative bleibt nur ständige, deppensichere, Vorgabe, damit ja kein Misserfolg entsteht...Das klingt für mich aber auch nicht lebensnah oder sinnvoll...
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Kirsten
15. Feb. 08:18
Von dieser Kritik an free shaping habe ich auch bereits mehrfach gehört. Free shaping wird ja gerne als positives Training beworben, funktioniert aber im Endeffekt durch kontinuierliche negative Strafe. Der Hund bietet Verhalten in der Erwartung/Hoffnung auch Bestätigung durch Lob oder Belohnung (Futter) an, die ihm verwehrt bleibt. Per klassischer Lerntheorie ist das negative Strafe. Dadurch entsteht Enttäuschung und Frust. Interessanterweise gab es auch eine oder mehrere Studien glaube ich, die gezeigt haben, dass bei Zweifel bzw fehlender Klarheit beim Hund mehr Stresshormone ausgeschüttet werden, als bei einem Stromschlag. Finde ich schon ziemlich krass. Also wenn man Angst davor hat ein "Nein" zu verwenden, sollte man sich vielleicht auch vor Augen führen, dass das Ausbleiben von Kommunikation bereits Kommunikation ist. Und zwar eine negative.
Ist jetzt ein bisschen her, dass ich’s mich damit befasst habe.
Nach dem was ich zum freien Formen gelesen habe, wurde häufig drauf verwiesen, dass gerade wenn der Hund freies Formen nicht kennt, mit simplen Aufgaben gestartet werden soll.
Also, dass man den den Hund erstmal in die Welt des freien Formens einführt, sodass er unheimlich schnell Erfolgserlebnisse mit dieser Methode hat, das Konzept versteht und so gearbeitet werden soll, dass er ehrgeizig dran bleibt.
Und quasi mit zunehmendem Biss dranzubleiben und Freude Aufgaben auf diese Art und Weise zu lösen auch die Aufgaben schwieriger werden.
Das scheint wohl in der Umsetzung nicht überall so zu laufen.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
15. Feb. 09:11
Diese Kritik find ich jetzt aber irgendwie überzogen. Da dürfte ja kein Lebewesen jemals über Trial und Error, dem Ausschlussprinzip oder selber Nachdenken lernen...? Und was ist dann mit der scheinbar so wichtigen Frustrationstoleranz? Als Alternative bleibt nur ständige, deppensichere, Vorgabe, damit ja kein Misserfolg entsteht...Das klingt für mich aber auch nicht lebensnah oder sinnvoll...
Ich würde sagen, es ist wie immer der Mittelweg, den man findet, indem man einfach ein Gefühl für seinen Hund hat. 😉
Deswegen mag ich keine "Methoden".
Ich merke das immer dann, wenn ich mir tolle, neue, innovative Dinge durchlese und feststelle: Hab ich schon mal gemacht, mache ich seit Jahrzehnten so oder hab ich bei dem ein oder anderen Hund / Kommando schon mal so gemacht. Bsp. "intrinsische Motivation".
Ich denke, dass alles seine Berechtigung hat. Ja, auch die böse Strafe, ggfls. sogar der Schmerzreiz.
Es treffen so viele Faktoren zusammen... Warum sollte ich mich da auf eine "Methode" beschränken?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Joe
15. Feb. 09:30
Ich würde sagen, es ist wie immer der Mittelweg, den man findet, indem man einfach ein Gefühl für seinen Hund hat. 😉 Deswegen mag ich keine "Methoden". Ich merke das immer dann, wenn ich mir tolle, neue, innovative Dinge durchlese und feststelle: Hab ich schon mal gemacht, mache ich seit Jahrzehnten so oder hab ich bei dem ein oder anderen Hund / Kommando schon mal so gemacht. Bsp. "intrinsische Motivation". Ich denke, dass alles seine Berechtigung hat. Ja, auch die böse Strafe, ggfls. sogar der Schmerzreiz. Es treffen so viele Faktoren zusammen... Warum sollte ich mich da auf eine "Methode" beschränken?
Das wird immer dann zum Problem, wenn aus einer Methode eine Philosophie oder Ideologie gebastelt wird.
Da kann ich auch sehr wenig damit anfangen.

Um Strafe im Sinne der Lerntheorie kommt man eh nicht wirklich herum, der bewusst und gezielt gesetzte Schmerzreiz ist imho aber der letzte Ausweg wenn ansonsten wirklich garnix geht.
Und auch dann so moderat wie möglich und eigentlich nur von einem Vollprofi, der das Timing nicht vesaut.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
15. Feb. 09:49
Das wird immer dann zum Problem, wenn aus einer Methode eine Philosophie oder Ideologie gebastelt wird. Da kann ich auch sehr wenig damit anfangen. Um Strafe im Sinne der Lerntheorie kommt man eh nicht wirklich herum, der bewusst und gezielt gesetzte Schmerzreiz ist imho aber der letzte Ausweg wenn ansonsten wirklich garnix geht. Und auch dann so moderat wie möglich und eigentlich nur von einem Vollprofi, der das Timing nicht vesaut.
Oder vom Hund selbst. Unbezahlbar.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Julia 🐾Nero
15. Feb. 10:04
Diese Kritik find ich jetzt aber irgendwie überzogen. Da dürfte ja kein Lebewesen jemals über Trial und Error, dem Ausschlussprinzip oder selber Nachdenken lernen...? Und was ist dann mit der scheinbar so wichtigen Frustrationstoleranz? Als Alternative bleibt nur ständige, deppensichere, Vorgabe, damit ja kein Misserfolg entsteht...Das klingt für mich aber auch nicht lebensnah oder sinnvoll...
Neee es geht ja gar nicht darum, dass man NIE free shaped oder der Hund NIE frustriert sein darf 😅.
Und Hunde lernen und probieren ja den ganzen Tag, nicht nur wenn wir mit ihnen trainieren.

Es geht eher darum sich bewusst zu machen, dass Ausbleiben von Belohnung oder Ausbleiben von Kommunikation bereits ein Feedback an den Hund ist.
Und zwar negatives Feedback.
Bewusstsein ist der Schlüssel zum Verständnis, wie unsere Hunde die Welt wahrnehmen.
Also was positiv klingt, kann exzessiv eingesetzt durchaus negativ sein.

Viele Trainer, die positiv arbeiten, raten zum Beispiel zum Ignorieren von Fehlverhalten. Das klingt für uns Menschen ja erst mal netter, als eine Korrektur oder ein Nein. Aber für den Hund kann es im Zweifelsfall viel mehr Stress erzeugen und Frust auslösen.
Free shaping war zeitweise auch so ein Hype. Weil jegliche Anweisung an den Hund (von Korrekturen noch nicht mal die Rede) als Druck empfunden wurde.

Ich arbeite seit ein paar Wochen ziemlich viel mit dem Klicker und das bringt super viel Klarheit bei uns ins Training. Mein Hund profitiert da sehr davon (weil mein verbales timing einfach schlecht ist und ihn verbales Lob bei mehrschrittigem Aufbau rausbringt/ablenkt. Motorisch bin ich viel schneller und es bestätigt ihn, ohne dass er durch meine Stimme rausgebracht wird).
Wenn wir nicht trainieren, probiert er rum und lernt durch Trial and Error.
Beispiel: wenn ich arbeite und er ankommt. Bin ich im Meeting gibt es keine Reaktion meinerseits (wäre ja auch reichlich unprofessionell). Habe ich gerade kein Meeting wende ich mich ihm zu und er kriegt mal den Kopf gekrault, bevor ich ihn wieder auf seinen Platz schicke.
So hat er ganz von alleine gelernt, Kopfhörer auf = brauch ich nicht versuchen, Kopfhörer nicht auf = bissle Aufmerksamkeit ist mir sicher.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Ulla
15. Feb. 18:57
Dieses Kommando habe ich auch jetzt schon öfter gehört, und wenn der Hund etwas. Gut gemacht hat, worauf das Kommando "Richtig" kam.
Ob das sinnvoll oder nicht ist, kann ich nicht beurteilen, aber ich denke mal das das Wort als Kommando keine so große Rolle spielt, sondern eher wie man es sagt. So das der Hund das dann genauso verknüpft, wie als wenn man z.B. "super" oder " prima" sagt.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Carola
16. Feb. 16:56
Dieses Kommando habe ich auch jetzt schon öfter gehört, und wenn der Hund etwas. Gut gemacht hat, worauf das Kommando "Richtig" kam. Ob das sinnvoll oder nicht ist, kann ich nicht beurteilen, aber ich denke mal das das Wort als Kommando keine so große Rolle spielt, sondern eher wie man es sagt. So das der Hund das dann genauso verknüpft, wie als wenn man z.B. "super" oder " prima" sagt.
Die Ansage Fehler oder schade oder so ist ja kein Befehl oder Kommando sondern es ist für den Hund lediglich ein Hinweis dass das was er gerade macht nicht korrekt ist. Es ist auch kein Abbruchsignal. Im Prinzip so wie du sagst das Gegenstück zu feiiiin, super oder so.
Ich benutze es wie gesagt im Training und spreche es aber eigentlich kurz und emotionslos aus, dennoch wissen die Hunde dass ich nicht einverstanden bin. Ich setze dann sofort die Korrektur hinterher. Da die Hunde das kennen korrigieren Sie sich oftmals auch selber wenn die Ansage Fehler kommt und dann kommt natürlich sofort das Lob.