Na klar haben Worte eine Bedeutung. Wenn es egal ist wie man etwas bezeichnet kann man sich die ganze Kommunikation auch einfach sparen.
Und der Trend alles anders zu benennen, damit es netter klingt ist aus meiner Sicht in der Welt des Hundetrainings sehr ausgeprägt.
Wer an der Leine ruckt, sollte es Leinenruck und nicht Impuls nennen. Wer eine positive Strafe einsetzt, sollte es betrafen nennen und nicht Korrektur.
Man verarscht doch alle anderen und vor allem sich selber.
Wenn man sich unwohl damit fühlt, die Dinge beim Namen zu nennen, sollte man anstatt Euphemismen zu nutzen vielleicht auf Methoden zurückgreifen, die man mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Andernfalls, ich wiederhole mich, verarscht man sich nur selbst.
Jetzt nehmen wir mal an du würdest deinen Hund positiv bestrafen (ich unterstelle dir nicht, dass du das tust) und dann behaupten, du würdest rein positiv erziehen, aber auch mal Grenzen setzen, natürlich nicht aversiv (Grenzen sind eigentlich per se aversiv aber egal). Weil es ist so fair wie möglich und du fühlst dich damit wohl. Welchen Wahrheitsgehalt hat denn überhaupt noch deine Aussage? Grenzen setzen, betrafen, positiv, aversiv, ist doch egal, so lange es aus deiner Sicht fair ist und du dich wohl fühlst ?
Mir ist die Theorie der Hundeerziehung vollkommen lattenhagen egal. Aber sowas von. Positive Strafe, negative Strafe, aversive Trainingsmethode, positive Trainingsmethode, Management, kleinschrittig. Hier in über 1 Jahr bei Dogorama habe ich von Dingen und Theorien gehört (die mich gar nicht interessieren) und habe mein eigenes Handeln hier mittlerweile einigermaßen einsortiert. Bei mir gibt es eine Schnittmenge, aus der ich mich bewusst und auch intuitiv bediene. Immer wenn ich hier was beschreibe, dann ist das keine Theorie, sondern das, was ich mache oder gemacht habe, um ein Problem zu lösen. Ich bin hier immer ehrlich. Gelernt habe ich hier auch, dass ich wohl auch aversive Methoden anwende und auch Fehler mache. Kritisiert werde ich deshalb zumeist von Mitgliedern, die meine Probleme überhaupt nicht haben. Oder vielleicht auch unfähig sind, bestimmte Dinge zu erreichen. Der Hit war mal, dass mir vorgeworfen wurde, meine Hunde dürften rein gar nix selbst bestimmt tun. Weil meine Hunde auf Kommando pinkeln KÖNNEN. Dass sie es KÖNNEN heißt nicht im Umkehrschluss, dass sie es auch MÜSSEN.
Wenn also schon so etwas dazu führt, dass du ein Brutalo bist, der seine Hunde psychisch und damit sicherlich auch physisch brutal führst - also bitte 🤣. Ich hab so ein dickes Fell, das glaubt ihr gar nicht. Ich klopfe mir eher vor Lachen auf die Schenkel, wenn ich sowas lese und verorte solche Mitglieder zusehends in die Ecke, in die sie gehören. Zarter besaitete Menschen neigen dann aber vielleicht eher dazu, sich vorsichtshalber in Wortwahlen zu ergehen, die die Dinge mehr und mehr umschreiben, bis sie kaum noch zu erkennen sind. Was dann wieder zu Fehlinterpretationen bei der Leserschaft führt - und dann haben wir hier noch mehr den Salat.
Ich bin auch dafür, die Dinge zu nennen wie sie sind:
- Ein Ruck ist ein Ruck. Tut oft weh.
- Zuppeln ist Zuppeln. Erregt Aufmerksamkeit, ist ein „huhu!“
- Strafe ist Strafe ist Strafe.
-Korrektur ist Korrektur. Ist eine Hilfe. Ein „Mach es bitte so!“
Wer einen Ruck Zuppeln nennt und eine Strafe eine Korrektur der bezeichnet die Farbe Türkis auch als grün und die Farbe himbeerrot als lila. Mag aus Sicht der Person subjektiv das gleiche sein, ist objektiv aber vollkommen falsch.
Warum reden wir eigentlich hier darüber? Weil ein Zuppeln ein Leinenruck genannt wurde.
Was zeigt, dass Leute etwas mit ihren Worten erklären, es beim Empfänger aber falsch ankommen kann. Nicht muss. Es gibt Menschen, die sich gut zurücknehmen können und sehr gut zwischen den Zeilen lesen können und gut erfassen, was gemeint ist. Sprich, die kommen mit YouTube Videos gut klar und können hier auch gut Antworten rausfiltern, die richtig gut sind und das als Handlungsalternative umsetzen.
Andere sollten aber wirklich einfach einen Trainer vor Ort zurate ziehen und sich ihm anvertrauen. Denn sonst wird aus dem angeratenen „Zuppeln“ der nicht gemeinte Leinenruck und aus der gemeinten Korrektur eine Strafe.