Mein erster Labbi Sandy war genauso in dem Alter. Sie hat zwar auf "Nein" reagiert, aber in der nächsten Sekunde woanders reingebissen. Das ist junghundtypisch und labbitypisch.
Zum Teil ist es Spielerei, Erkunden und Übermut. Mit Beginn des Zahnwechsels kommen Schmerzen und gesteigertes Kaubedürfnis dazu. Weitere mögliche Ursachen sind Unterforderung, Überforderung und Frust.
Ihr solltet zunächst mal Management betreiben. Wenn Ernie unbeaufsichtigt ist, darf er nicht an die Sachen dran kommen können, die unbedingt heile bleiben müssen. Entweder wird ein Zimmer so eingerichtet, dass er vorhandene Dinge ruhig zerstören kann, und mit einem Türgitter gesichert. Oder ein Welpenauslauf wird aufgestellt.
Denkt dabei auch an den Schutz von Tapeten Türrahmen und Teppichen (Sandy hatte uns damals mit so was überrascht).
Wenn Ernie sich frei bewegen darf, muss immer jemand ein Auge auf ihn haben. In jeder Sekunde. Und dafür sorgen, das Eure Regeln eingehalten werden. Und die lauten unter anderem, dass er nicht wahllos alles anknabbern darf.
Euer Nein funktioniert aus 2 Gründen nicht. Erstens fehlt die Alternative. Und zweitens ist es ein Labbi, das heißt, wenn das Nein befolgt wurde (aufgehört zu Knabbern), macht er das Erste, was ihm in den Sinn kommt, und das ist - etwas anknabbern.
Das ist ein Grund, warum Labbis extrem anstrengend sein können. Sie haben jede Sekunde eine neue Idee, da muss man als Mensch erst mal mental mithalten können.
Um zu erreichen, dass das wahllose Anknabbern aufhört, gibt es mehrere Dinge, die Ihr tun könnt.
Ihr könnt abwarten und das Ganze nicht so ernst nehmen. Und es als das sehen, was es ist - eine Phase, die vorbei geht.
Natürlich wird dabei nach und nach Eure Wohnung zerstört, daher ist klar, dass das keine Option ist. Ich finde es aber sehr wichtig zu erwähnen, dass das auch von selbst weg gehen würde, wenn man abwartet und dem keine Bedeutung beimisst. Ich war bei Sandy damals nur wenig erfolgreich (Hundeanfängerin), sie hat die Wohnung auseinandergenommen. Als sie 2 Jahre alt war, bin ich umgezogen, und der Spuk war vorbei. Sie hat nie wieder etwas von der Einrichtung zerstört, ganz ohne mein Zutun.
Bei Eurem Nein solltet Ihr darauf achten, dass es bei jedem Knabber-Versuch kommt. Nichts Anknabbern ist eine Hausregel, und Hausregeln gelten IMMER, nicht nur, wenn Ihr grad Lust auf Erziehung habt, nicht nur, wenn Ihr grad 5 Minuten Zeit habt, darauf zu achten. Deshalb ist das Management die erste und wichtigste Maßnahme.
Euer Nein muss zum richtigen Zeitpunkt kommen. Wenn Ernie dazu ansetzt, zu knabbern, nicht, wenn er schon 2 Sekunden dabei ist. BEVOR er etwas zwischen den Zähnen hat.
Noch besser wäre es allerdings, wenn Ihr gar nicht Nein sagen müsstet. Denn Nein sagen bedeutet, auf ein Fehlverhalten zu warten, um es dann zu unterbinden. Das finde ich irgendwie widersinnig. Wenn Ihr Ernie gut beobachtet, werdet Ihr Anzeichen für seine Knabberabsicht erkennen. Einen bestimmten Blick, vielleicht ein Anschleichen, oder ein ganzer Bewegungsablauf. Das ist ein guter Zeitpunkt, um ihm zu sagen, was er statt wahllosem Knabbern denn eigentlich tun soll. Ihm eine Alternative anzubieten.
Eine Alternative zum wahllosen Knabbern anzubieten ist auf jeden Fall wichtig, entweder vor dem Knabberversuch oder direkt mit dem Nein zusammen. Denn sonst denkt er sich selbst was aus. Was er sich selbst ausdenkt, KANN eine super Alternative sein aber es kann auch der nächste Blödsinn sein.
Grundsätzlich bin ich eine Freundin davon, den Hund selbst Alternativen finden zu lassen, denn so ist der Lerneffekt am größten. Das solltet Ihr daher zulassen, wann immer das für Euch praktikabel ist. In den anderen Fällen müsst IHR das Alternativverhalten vorgeben.
Welches Alternativverhalten das Richtige ist, hängt vom Grund für sein Verhalten ab. Um das aber abzukürzen: Bei den meisten Gründen ist es gut, ihm etwas anzubieten, wo er drauf rumkauen darf.
Gefrorene Handtücher funktionieren, aber er zerstört sie? Dann gebt ihm billige Hundehandtücher, die zerstört werden dürfen. Aber Vorsicht, dass er keine Fäden verschluckt, das kann gefährlich werden.
Versucht herauszufinden, was er in den betreffenden Situationen gut annimmt. Es muss sich für ihn lohnen, seine eigenen Ideen nicht umzusetzen.
Ich hoffe, Ihr könnt mit den Tipps etwas anfangen. Noch mehr hoffe ich, dass Ihr nicht denen folgt, die aversive Methoden propagieren. Es ist unnötig und unfair, sie anzuwenden, und vor allem geht es auch anders - rein positiv.