Zunächst einmal kann ich Dich beruhigen, Labbis sind grundsätzlich distanzlos und nehmen gerne was ins Maul. Sein Verhalten ist zwar rüpelhaft, aber rassetypisch. Nun musst Du ihm Höflichkeit beibringen.
Ich schließe mich denen an, die Dir geraten haben, so viel wie möglich mit Tempel zu machen, während Dein Partner sich komplett zurückhält. Das würde ich aber auf die Dinge beschränken, bei denen Tempel merkt, dass es bei Dir immer gut ist. Dinge wie zum Beispiel Krallen schneiden sollte Dein Partner machen. Dass Du ihn in der Hundeschule übernimmst, ist eine sehr gute Idee.
Ebenfalls wichtig ist, zu erreichen, dass er Dich für voll nimmt. Das erreichst Du nur, wenn Du aus seiner Sicht gute Entscheidungen triffst, und zwar für alle gut. Wenn Du Dich als verlässlich erweist. Wenn Du ihn nicht in eine unangenehme Lage bringst.
Dafür hilft es überhaupt nicht, ihm sein Futter vorzuenthalten, das würde eher das Gegenteil bewirken. Wenn Du ihn fütterst, soll er Dir natürlich nicht den Napf aus der Hand schlagen. Das tut er, weil er aufgeregt und ungeduldig ist. Also musst Du alles tun, damit er weniger aufgeregt ist. Ironischerweise hilft dabei am meisten, wenn man so wenig Vorgaben wie möglich macht (Sitz oder Platzzuweisung) und das Futter so zügig wie möglich hinstellt. Impulskontrolle üben mit Futter geht gar nicht. Es fördert die Aufregung, der Hund lernt allenfalls sich zu beherrschen. Nahrung ist ein Grundbedürfnis. Wenn Du seine Grundbedürfnisse bedingungslos erfüllst, steigert das sein Vertrauen in Deine Fähigkeiten und mindert seine Erregung.
Gegen das Anspringen, auch beim Füttern, hilft es, ihm "Abstand" beizubringen. Ist er zu impulsiv, schickst Du ihn 1-2 m von Dir weg. Er soll nur auf Abstand gehen, wenn er sich nicht benimmt, oder wenn er so aufgeregt ist, dass schon erkennbar ist, dass er sich zu wenig beherrschen kann. Schaffst Du es nicht, ihn auf Abstand zu bringen, gehst Du weg, oder sorgst durch Management für Distanz. Wichtig ist, dass er nicht mit rüpelhaftem Verhalten zu seinem Willen kommt, zum Beispiel gekrault zu werden.
Ihn nichts entscheiden zu lassen ist ebenfalls kontraproduktiv. Es gibt einen viel besseren Lerneffekt, wenn Tempel selbst auf Problemlösungen kommt. Deshalb auch nur auf Abstand bringen, aber kein Kommando und keine Raumverwaltung. Gibst Du ihm genau vor, wie er sich verhalten soll, lernt er nichts, sondern führt nur ein Kommando aus. Das nächste Mal musst Du ihm dann wieder ein Kommando geben. Weil er nicht lernt, dass sein rüpelhaftes Verhalten unerwünscht ist. Das kann er nur lernen, wenn Du ihm durch ein "Aua" oder " Nein" im Moment des Fehlverhaltens klar machst, was unerwünscht ist, und ihn dann entweder lobst, weil er von sich aus höflich wird, oder Du hilft ihm durch ein Kommando wie "Abstand" auf die Sprünge.
Bei all dem ganz wichtig: Loben, loben, loben für höfliches, erwünschtes Verhalten. Nicht auf das Fehlverhalten und die Korrektur warten, sondern schon im Vorfeld loben, wenn er sich mal zurücknimmt. Dadurch lernt er, dass seine aktuelle Strategie richtig ist.
Ebenfalls absolut wichtig: Arbeite an Deinem Mindset. Wenn Du unsicher bist, mach Dich gerade, Brust raus, Kopf hoch. Wenn Du wütend bist, atme ein Mal tief ein und aus, und lächle, bevor Du reagierst. Bevor Du etwas zu ihm sagst / mit ihm machst, formuliere es in Deinem Kopf und sprich es als Ankündigung aus "wir machen das jetzt" (z. B. "Wir gehen jetzt weiter"), und dann machst Du das. Du kündigst ihm an, was DU als nächstes machst (gibt ihm Sicherheit), zum Beispiel Richtungswechsel beim Spaziergang. Gleichzeitig reduzierst Du Vorgaben und Kommandos auf das absolut Notwendige.
Und wie schon geschrieben wurde: Hab Spaß mit ihm. Mach kleine, einfache Tricks mit ihm, und freu Dich ehrlich über seine Erfolge. Interessier Dich für das, was er spannend findet. Läuft es grad nicht gut (wie auf Euren Spaziergängen), mach spontan etwas, wovon Du weißt, es macht Euch beiden Spaß. Sieh ihn nicht als Gegner, sondern als Junghund, der noch Anleitung und Hilfe braucht. Er macht nichts, nur um Dich zu ärgern. Er weiß einfach nicht, was Du von ihm erwartest. Du musst also Deine Kommunikation verbessern und wahrscheinlich auch Deine Erwartungshaltung zurückschrauben.
Und ja, wenn es ihm hilft, etwas zu tragen, dann nutz das, auf jeden Fall. Aber nicht mit Stöckchen, wegen der Verletzungsgefahr. Nimm ein Dummy mit zum Spaziergang und lass ihn das mal apportieren, mal suchen und auch ein Stück tragen. Labbis hilft es, etwas im Maul zu haben, wenn sie aufgeregt sind.
Ich empfehle Dir / Euch die kostenlosen Podcasts
"Good Vibrations" und
"Rund um Hund",
Denn der positive bedürfnisorientierte Umgang mit Hunden ist ein Gesamtkonzept, bei dem man nicht einzelne Themen rauspicken kann.