Home / Forum / Welpen & Junghunde / Bellen aus Frust

Verfasser
Dogorama-Mitglied
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 46
zuletzt 27. Juli

Bellen aus Frust

Meine Kleine ist nun 16 Wochen alt und seit 2 Wochen bei uns. Zuvor hatte sie schon eine andere Familie. Diese musste sie leider abgeben, da ihr Ersthund mit der neuen Situation nicht klar kam. Nun ist sie bei uns und wir müssen uns erstmal kennenlernen. Ich habe schon einige Welpen großgezogen aber kenne es nicht, dass ein Welpe/Junghund bei Frust oder wenn sie gerade keine Aufmerksamkeit bekommt, bellt. Es geht nicht schnell voran....sie bellt, ich möchte ihr das Geschirr anlegen....sie bellt, das Gras ist nass und ich bleibe darauf stehen....sie bellt, man sagt Nein....sie bellt, man beachtet sie nicht....sie bellt. Wir ignorieren das komplett und wenn sie ruhig ist, bekommt sie die Aufmerksamkeit oder es geht weiter. Ich bin mir nicht sicher, ob das so richtig ist bzw. habe ich Angst Fehler zu machen und sie zu einem hibbeligen Hund heranwächst. Sie beginnt dann auch sämtlichen Mist anzustellen und wir können das dann so nicht laufen lassen/ignorieren, ergo bekommt sie dadurch Aufmerksamkeit. Ich empfinde das als Teufelskreis. Unsere Katzen fordert sie auch durch bellen zum Spiel auf, dass stoppe ich dann aber, weil sie das auch frustet und dann aufdreht. Sie muss dann auf ihrem Platz bleiben, wenn sie dann entspannt ist, gibt es einen neuen Versuch im richtigen Umgang mit unseren Katzen. Bis jetzt sehe ich da keine Verbesserung. Vielleicht gibt es hier ein paar Tipps, wie ich das besser hinbekomme.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Sandra
Beliebteste Antwort
26. Juli 13:31
Bellen muss nicht zwingend aus Frust oder Ungeduld heraus begründet sein. Dein neuer Hund hat innerhalb kürzester Zeit (was sind schon 2 Wochen?) drei Haushalte inkl Trennung vom Rudel, in das er hineingeboren wurde, kennenlernen müssen. Andere „Bezugspersonen“, Gerüche, Futter, Regeln, Mitbewohner, Räume, Umgebung, usw. Ich stelle mir das beängstigend und verunsichernd vor. Ich könnte mir daher vorstellen, dass er schlicht überfordert ist mit diesen Eindrücken, die wahrscheinlich für so ein kleines Hirn viel zu viel sind?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nadine
26. Juli 11:02
Aus der Ferne finde ich das extrem schwer zu beurteilen. Ich würde raten, jemanden vor Ort drauf schauen zu lassen (Trainer). Ich kann ein wenig aus meiner Erfahrung berichten. Ob das für eure Situation passend ist, weiß ich allerdings nicht, aber vielleicht hilft es ja ein wenig. Wayne kam komplett ohne Frustrationstoleranz zu mir. Zusätzlich ist er ein generell sehr unsicherer Hund, der sehr schnell in ein hohes Erregungslevel rutscht. Kommunikativ ist er auch 🙈 Ihn ignorieren, wenn er in ein hohes Erregungslevel kommt und aus Aufregung oder Frust bellt, macht es nur schlimmer. Er dreht dann total hoch und kommt aus seinem Tunnel nicht mehr von alleine raus, dreht sich, beißt sich in den schwanz etc. Jedenfalls früher, mittlerweile lasse ich es definitiv nicht mehr so weit kommen! Mein Ansatz war, seine Trigger zu identifizieren und ihn gar nicht erst in diesen Stress rein rutschen zu lassen. Ich nehme ihn also schon aus der Situation, bevor er aus dem denkenden Bereich raus ist, und wir gehen oder er bekommt etwas zum schlecken - oder eine Aufgabe, die ihn ablenkt. Aber er wird dabei nicht komplett in Watte gepackt, sondern darf mitbekommen was gerade passiert, und wird dann durch Abstand oder Auflösung der Situation belohnt. Auf die Situation auf der Wiese übertragen hieße das, von dem unangenehmen Untergrund runter zu gehen, bevor er bellt. Und das immer ein wenig steigern (wobei ich akzeptieren würde, wenn der Hund das nicht mag - ich finde es auch super unangenehm auf nasser Wiese!). Beim Geschirr anziehen (er war beim raus gehen extrem aufgeregt) hat uns zum Beispiel geholfen, das unabhängig von raus gehen als Trick aufzubauen. Einen ruhigen Moment abwarten, Geschirr nehmen, leckerli fürs ruhig bleiben in den Hund und Geschirr wieder weg. Irgendwann das Kopf durch stecken üben. Wenn wayne eine Aufgabe hat, auf die er sich konzentrieren kann, bleibt er oft im Denkenden Bereich. Wir haben mittlerweile auch einen Ruhegriff etabliert, der ihm beim runterfahren hilft, wenn ich zu spät bin. Oder wenn es grenzwertig ist, darf er leckerli suchen, um sich selbst wieder runter zu regulieren.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
26. Juli 11:09
Aus der Ferne finde ich das extrem schwer zu beurteilen. Ich würde raten, jemanden vor Ort drauf schauen zu lassen (Trainer). Ich kann ein wenig aus meiner Erfahrung berichten. Ob das für eure Situation passend ist, weiß ich allerdings nicht, aber vielleicht hilft es ja ein wenig. Wayne kam komplett ohne Frustrationstoleranz zu mir. Zusätzlich ist er ein generell sehr unsicherer Hund, der sehr schnell in ein hohes Erregungslevel rutscht. Kommunikativ ist er auch 🙈 Ihn ignorieren, wenn er in ein hohes Erregungslevel kommt und aus Aufregung oder Frust bellt, macht es nur schlimmer. Er dreht dann total hoch und kommt aus seinem Tunnel nicht mehr von alleine raus, dreht sich, beißt sich in den schwanz etc. Jedenfalls früher, mittlerweile lasse ich es definitiv nicht mehr so weit kommen! Mein Ansatz war, seine Trigger zu identifizieren und ihn gar nicht erst in diesen Stress rein rutschen zu lassen. Ich nehme ihn also schon aus der Situation, bevor er aus dem denkenden Bereich raus ist, und wir gehen oder er bekommt etwas zum schlecken - oder eine Aufgabe, die ihn ablenkt. Aber er wird dabei nicht komplett in Watte gepackt, sondern darf mitbekommen was gerade passiert, und wird dann durch Abstand oder Auflösung der Situation belohnt. Auf die Situation auf der Wiese übertragen hieße das, von dem unangenehmen Untergrund runter zu gehen, bevor er bellt. Und das immer ein wenig steigern (wobei ich akzeptieren würde, wenn der Hund das nicht mag - ich finde es auch super unangenehm auf nasser Wiese!). Beim Geschirr anziehen (er war beim raus gehen extrem aufgeregt) hat uns zum Beispiel geholfen, das unabhängig von raus gehen als Trick aufzubauen. Einen ruhigen Moment abwarten, Geschirr nehmen, leckerli fürs ruhig bleiben in den Hund und Geschirr wieder weg. Irgendwann das Kopf durch stecken üben. Wenn wayne eine Aufgabe hat, auf die er sich konzentrieren kann, bleibt er oft im Denkenden Bereich. Wir haben mittlerweile auch einen Ruhegriff etabliert, der ihm beim runterfahren hilft, wenn ich zu spät bin. Oder wenn es grenzwertig ist, darf er leckerli suchen, um sich selbst wieder runter zu regulieren.
Herzlichen Dank für den Einblick. Unsere Hundeschule hat gemeint, dass wir es ignorieren sollen. Nochmal zu der nassen Wiese. Es ist die Wiese, wo sie immer Pischi macht und ich wusste, dass sie muss. Sie hat dann auch gemacht und mich fast umgezogen, weil sie von der Wiese so schnell wie möglich weg wollte.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Rim
26. Juli 11:25
Aus der Ferne finde ich das extrem schwer zu beurteilen. Ich würde raten, jemanden vor Ort drauf schauen zu lassen (Trainer). Ich kann ein wenig aus meiner Erfahrung berichten. Ob das für eure Situation passend ist, weiß ich allerdings nicht, aber vielleicht hilft es ja ein wenig. Wayne kam komplett ohne Frustrationstoleranz zu mir. Zusätzlich ist er ein generell sehr unsicherer Hund, der sehr schnell in ein hohes Erregungslevel rutscht. Kommunikativ ist er auch 🙈 Ihn ignorieren, wenn er in ein hohes Erregungslevel kommt und aus Aufregung oder Frust bellt, macht es nur schlimmer. Er dreht dann total hoch und kommt aus seinem Tunnel nicht mehr von alleine raus, dreht sich, beißt sich in den schwanz etc. Jedenfalls früher, mittlerweile lasse ich es definitiv nicht mehr so weit kommen! Mein Ansatz war, seine Trigger zu identifizieren und ihn gar nicht erst in diesen Stress rein rutschen zu lassen. Ich nehme ihn also schon aus der Situation, bevor er aus dem denkenden Bereich raus ist, und wir gehen oder er bekommt etwas zum schlecken - oder eine Aufgabe, die ihn ablenkt. Aber er wird dabei nicht komplett in Watte gepackt, sondern darf mitbekommen was gerade passiert, und wird dann durch Abstand oder Auflösung der Situation belohnt. Auf die Situation auf der Wiese übertragen hieße das, von dem unangenehmen Untergrund runter zu gehen, bevor er bellt. Und das immer ein wenig steigern (wobei ich akzeptieren würde, wenn der Hund das nicht mag - ich finde es auch super unangenehm auf nasser Wiese!). Beim Geschirr anziehen (er war beim raus gehen extrem aufgeregt) hat uns zum Beispiel geholfen, das unabhängig von raus gehen als Trick aufzubauen. Einen ruhigen Moment abwarten, Geschirr nehmen, leckerli fürs ruhig bleiben in den Hund und Geschirr wieder weg. Irgendwann das Kopf durch stecken üben. Wenn wayne eine Aufgabe hat, auf die er sich konzentrieren kann, bleibt er oft im Denkenden Bereich. Wir haben mittlerweile auch einen Ruhegriff etabliert, der ihm beim runterfahren hilft, wenn ich zu spät bin. Oder wenn es grenzwertig ist, darf er leckerli suchen, um sich selbst wieder runter zu regulieren.
Deine Beiträge finde ich sehr konstruktiv / hilfreich! Wie sieht so ein Ruhegriff bei dir aus?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nadine
26. Juli 11:57
Herzlichen Dank für den Einblick. Unsere Hundeschule hat gemeint, dass wir es ignorieren sollen. Nochmal zu der nassen Wiese. Es ist die Wiese, wo sie immer Pischi macht und ich wusste, dass sie muss. Sie hat dann auch gemacht und mich fast umgezogen, weil sie von der Wiese so schnell wie möglich weg wollte.
Ich schätze, ihr habt Gruppenstunden? Da kann man natürlich nicht auf jeden Hund einzeln eingehen und es kommen oft nur Standardlösungen. Was ja auch verständlich ist. Wenn du das Gefühl hast, das klappt für euch so nicht, wäre es vielleicht trotzdem eine Einzelstunde wert. Falls du den Eindruck hast, der Trainer dort hat keinen alternativen Ansatz, vielleicht auch bei einem anderen Trainer. Das wirst du am Besten beurteilen können 😉 Meine Trainerin hat auch anfangs ignorieren empfohlen, es klappt ja auch oft. Wir haben es dann irgendwann mal in einer Einzelstunde demonstriert (aber nicht bis zum schwanz beißen kommen lassen!) und sie hat dann schnell gemerkt, dass alterative Ansätze her müssen 😃 Also hör auf dein Bauchgefühl und wenn ignorieren nichts bringt, schau, wie du deinen Hund am besten unterstützen kannst 😊
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nadine
26. Juli 11:58
Deine Beiträge finde ich sehr konstruktiv / hilfreich! Wie sieht so ein Ruhegriff bei dir aus?
Dankeschön 😊 Ich halte wayne an der Brust und drücke ihn in der hocke leicht an mich. Wenn er ruhiger wird, streichle ich langsam (!) an der Brust runter. Das haben wir aber erst ohne Aufregung und Ablenkung aufgebaut, damit er es positiv und mit Ruhe verknüpft.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
26. Juli 12:55
Ich schätze, ihr habt Gruppenstunden? Da kann man natürlich nicht auf jeden Hund einzeln eingehen und es kommen oft nur Standardlösungen. Was ja auch verständlich ist. Wenn du das Gefühl hast, das klappt für euch so nicht, wäre es vielleicht trotzdem eine Einzelstunde wert. Falls du den Eindruck hast, der Trainer dort hat keinen alternativen Ansatz, vielleicht auch bei einem anderen Trainer. Das wirst du am Besten beurteilen können 😉 Meine Trainerin hat auch anfangs ignorieren empfohlen, es klappt ja auch oft. Wir haben es dann irgendwann mal in einer Einzelstunde demonstriert (aber nicht bis zum schwanz beißen kommen lassen!) und sie hat dann schnell gemerkt, dass alterative Ansätze her müssen 😃 Also hör auf dein Bauchgefühl und wenn ignorieren nichts bringt, schau, wie du deinen Hund am besten unterstützen kannst 😊
Jap sind Gruppenstunden. Diese sind aber auf den Alltag ausgelegt wie z.B. aussteigen aus dem Kofferraum, Anti-Jagdtraining, Frust aushalten müssen usw... Eigentlich genau unsere Themen.😅
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Sandra
26. Juli 13:31
Bellen muss nicht zwingend aus Frust oder Ungeduld heraus begründet sein. Dein neuer Hund hat innerhalb kürzester Zeit (was sind schon 2 Wochen?) drei Haushalte inkl Trennung vom Rudel, in das er hineingeboren wurde, kennenlernen müssen. Andere „Bezugspersonen“, Gerüche, Futter, Regeln, Mitbewohner, Räume, Umgebung, usw. Ich stelle mir das beängstigend und verunsichernd vor. Ich könnte mir daher vorstellen, dass er schlicht überfordert ist mit diesen Eindrücken, die wahrscheinlich für so ein kleines Hirn viel zu viel sind?
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
26. Juli 14:49
Bellen muss nicht zwingend aus Frust oder Ungeduld heraus begründet sein. Dein neuer Hund hat innerhalb kürzester Zeit (was sind schon 2 Wochen?) drei Haushalte inkl Trennung vom Rudel, in das er hineingeboren wurde, kennenlernen müssen. Andere „Bezugspersonen“, Gerüche, Futter, Regeln, Mitbewohner, Räume, Umgebung, usw. Ich stelle mir das beängstigend und verunsichernd vor. Ich könnte mir daher vorstellen, dass er schlicht überfordert ist mit diesen Eindrücken, die wahrscheinlich für so ein kleines Hirn viel zu viel sind?
Das würde einiges erklären und macht mir Hoffnung.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Sandra
26. Juli 14:52
Das würde einiges erklären und macht mir Hoffnung.
Findet die Kleine denn zur Ruhe? Hat sie genug Schlaf? Magst Du ggf. über ein Tagebuch nachdenken, in dem Du Schlaf- und Ruhephasen sowie Situationen z. B., die zu dem Bellen führen, einträgst? Dann wird sich möglicherweise ein klareres „Muster“ daraus ergeben bzw. für Euch ersichtlicher werden?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Sandra
26. Juli 15:01
Ich habe ehrlicherweise 0 Ahnung von Welpen. Ich habe immer Hunde, die niemand sonst will. Seltenst Jungspunde. Aber ich erinnere mich an die Anfänge mit meinem jetzigen Hund: sie konnte nichts außer bellen, schreien und beißen mit 21 Monaten (also 1 + 3/4 Jahr) und ich war vollkommen mit den Nerven runter. Wir waren die 7. Stelle in dieser kurzen Zeit und ich hatte da einen „ausgewachsenen (Körper) Welpen (Kopf)“ im Haus. Es waren unglaublich schwere 2 Jahre, die folgten, in der ich ihr alles, wirklich alles, neu zeigen musste in ihrer Welt und die Festplatte vollkommen neu beschreiben (damit sind wir tw. noch heute beschäftigt, aber das ist ein anderes Thema …). Ich bitte daher aus Erfahrung darum, mehr Geduld und Verständnis mit „abgeschobenen“ Hunden zu haben, die vielleicht nie wirklich Bindung und Sicherheit aufbauen konnten. Ich habe damals lernen müssen: weniger ist mehr und mein Hund wird nie ein „Vorzeigehund“ werden, aber dafür in seinem eigenen Tempo lernen dürfen. Sie kann doch nichts dafür, was ihr widerfahren ist. Ich schreibe dir noch eine kurze PN.