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Franka
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Anzahl der Antworten 36
zuletzt 5. Jan.

Wild anbellen

Hallo (: Meine 2 Jahre alte Mischlingshündin hat leider einen sehr starken Jagdtrieb und deshalb gehe ich mit ihr an der 10m Schleppleine spazieren. Sie ist sehr selbstständig und hat power. Bis zum Sommer möchte ich mir eine kompetente Hundetrainerin suchen und ein Antijagdtraining starten. Den auch beim Spazieren hat sie null interesse an mir sobald es auf die Wiese geht. An der fußgängerzone und im garten läuft sie sogar bei fuß, ist abrufbar und alles aber auf der wiese keine chance. Nun möchte ich natürlich nichts falsch machen und deshalb meine 3 Fragen: Wie sollte ich reagieren wenn sie in die Leine rennt, Wild anbellt und nicht ansprechbar ist sprich tunnelblick (ich vermute aus Frust da sie nicht hinterher kann) Was kann man tun wenn der hund aktivitäten wie futtersuche und apportieren drinnen und im garten liebt, aber beim spazieren null annimmt. Ich weiß es heißt immer man soll Geduld haben aber ist das ständige anbieten die einzige Möglichkeit? Und was gebt ihr euren hund als belohnung fürs herkommen. Yuna ist mega verfressen aber wie gesagt, draußen intressiert sie gefühlt nichts. Leberwurst, naturjoghurt, apfelmus mag sie zwar aber das non plus ultra hatte ich irgendwie noch nicht....ich habe extra eine futtertube
 
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Sonja
27. Dez. 19:08
Ah okay jetzt verstehe ich ^^ ja das klingt sinnvoll sie kurz zu nehmen wenn der tunnelblick kommt und um allg. Ihre aufmerksamkeit zu bekommen. Körperlich eingeschränkt ist sie aber nicht 😀 Vielen Dank für die Tipps ^^
Sorry, das habe ich mit Ilonas Yuna verwechselt. Am Wirksamsten ist es, die Jagdleidenschaft gar nicht erst aufkommen zu lassen. Yoshi hat eine Weile jede Wiese durchkämmt, um nach Spuren von Wild zu suchen. Ich habe ihn an die Schleppleine genommen, und intensiv Wildbegegnungen geübt (davon haben wir hier genug). Er konnte aber sehr gut unterscheiden, ob er frei läuft oder eine Schleppleine dran hat. Der Durchbruch kam erst mit intensivem Dummy-Training, apportieren und verstecktes Dummy suchen, mal alleine, mal in Konkurrenz mit den Labbis. Dadurch ist er kaum noch auf den Gedanken gekommen, nach Wildspuren zu stöbern. Parallel haben wir intensiv am Rückruf mit Pfeife gearbeitet. Jetzt kann er wieder frei laufen. Die Phase an der Schleppleine hat ein paar Wochen gedauert, und es war nicht viel mehr Aufwand als sonst.
 
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Esther
27. Dez. 22:58
Niemand rät Dir hier, sie nur noch an die kurze Leine zu nehmen. Da hast Du etwas missverstanden. Aber so, wie Du Leinenführigkeit niemals mit der Schleppleine trainieren würdest, ist auch das Anti-Jagd-Training zu Anfang mit der kurzen Leine besser aufzubauen. Wenn sie dann an der kurzen Leine bei Dir ist, und Du auch beim Festschnüffeln an Wildpfaden ihre Aufmerksamkeit auf Dich lenken kannst, kannst Du die Leine nach und nach verlängern. Wenn Du sie weiter selbstständig an der Schleppleine toben lässt und sie dabei immer wieder Wildgeruch in die Nase bekommt, wird sich nichts ändern. Zwischen den Trainingseinheiten an der kurzen Leine (5-10 Minuten) kannst Du sie an der Schleppleine rennen lassen. Vielleicht gezielt an einer Strecke mit weniger Wildwechsel. Probier es mal aus, Du wirst sehr schnell ein bisschen mehr Aufmerksamkeit bekommen. Nicht so wie Drinnen und im Garten, aber Du wirst kleine Erfolge sehen. Da sie sehr gerne schnüffelt und körperlich eingeschränkt ist und Du auch nicht 24h trainieren kannst, schlage ich ZOS (Zielobjektsuche) vor. 10 Minuten konzentriertes Suchen kleiner Objekte lastet sie in jeder Hinsicht aus, als hätte sie einen langen Spaziergang gemacht. Durch die Konzentration fährt sie runter und lernt, insgesamt ruhiger an die Dinge heranzugehen. Etwas weniger aufwändig, aber mit ähnlicher Wirkung sind Schnüffelspiele wie der Schnüffelteppich oder Intelligenzspielzeug. Wir machen immer solche Spiele, wenn wir aus irgendwelchen Gründen nicht so lange Spazierengehen oder dabei nicht so viel toben und spielen können. Benny ist dadurch insgesamt schon viel ruhiger geworden und alle sind anschließend völlig KO.
Genau! Und die Kopfarbeit macht auch richtig müde. Wenn ich tobe oder lange Spaziergänge mache, ist meiner nicht unbedingt müde, aber das Schnüffeln und die Kopfarbeit sind anstrengend. Wichtig ist auch wirklich geduldig zu sein. Ich hatte massive Probleme mit der Leinenführigkeit und von der Frustrationstoleranz brauch ich gar nicht reden, aber mit Geduld, positiver Verstärkung, aber auch klaren Grenzen hat es jetzt nach ca. 9 Monaten auch geklappt. War halt auch mitten in der Pubertät der Kleine. Das hat verhältnismäßig lange gedauert, aber jeder hat da seinen eigenen Weg zu gehen. Ich wünsch dir ganz viel Geduld und Kraft da dranzubleiben, wenn ihr zusammen dran arbeitet, dann lernt ihr euch immer noch besser kennen und versteht euch auch immer mehr.
 
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Roswitha
28. Dez. 13:31
Wenn Yuna in die Leine rennt und Wild anbellt, dann bleibe ruhig und hole sie sanft zu dir zurück. Es kann helfen, dass du sie an der Brust hältst und beruhigend auf sie einwirkst. Auch der Geschirrgriff (bitte von einer positiv trainierenden Fachperson zeigen lassen) kann hier hilfreich sein. Achte aber vorher schon darauf, ob sie eine Fährte finden könnte, um solche Situationen frühzeitig umzulenken und unnötigen Stress beiderseits zu vermeiden. Du kannst akzeptieren, dass Yuna draußen andere Aktivitäten vorzieht und ihren eigenen Hobbies nachgehen möchte. Du kannst dir ansehen, welche Interessen sie hat und diese gemeinsam mit ihr ausleben, um ihr somit schöne Erlebnisse zu bescheren. Wenn dir derlei Aktivitäten aber sehr wichtig sind, dann solltest du tatsächlich viel Geduld mitbringen und die Sachen erst einmal an weniger aufregenden Orten (Parkplatz z.Bsp.) anbieten und dann langsam den Schwierigkeitsgrad steigern. Dabei würde ich auch darauf achten, dass die Belohnungen besonders hochwertig sind. Um herauszufinden, was Yuna am liebsten isst, kannst du ganz simpel testen, indem du immer zwei verschiedene Sachen anbietest und dir dann notierst, welche sie bevorzugt. Bei uns sind Pfannkuchen, Räuchertofu und Kokossticks seeehr beliebt. Aber auch manch gekaufte Leckerchen findet Yukina großartig. Ich habe bei meiner jagdlich ambitionierten Hündin einen tollen Zugriff erhalten, nachdem ich das Buch "Wege zur Freundschaft - eine Liebeserklärung an jagende Hunde" gelesen hatte und angefangen habe mit ihren Vorlieben zu arbeiten, statt dagegen ;-)
Hey, danke für den Buchtipp!! Ich musste es mir gleich bestellen! Bin sehr gespannt!
 
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Britta
30. Dez. 11:27
Um so ein Verhalten in den Griff zu kriegen, ist es sinnvoll, sich einmal den Alltag anzuschauen. Wie sieht es da aus, bekommt sie genug Ruhe, schläft sie ausreichende, wo sind die Liegeplätze. Wie sind die Beziehungen innerhalb des Haushalts, verfolgt sie euch? Wie sehen die normalen Spaziergänge aus? Um dem Hund das Jagdverhalten nicht abgewöhnen zu müssen, was meist eh nicht geht, würde ich ein Jagd-Verhaltenstraining empfehlen, welches nicht über Verbote und Ablenkung geht. Das ist für den Hund meistens wenig interessant und erfüllt auch nicht seine Erwartungen an die Jagd. Viel viel besser funktioniert es, wenn man sozusagen JA zum Jagdverhalten des Hundes sagt, aber es durch spezielle Maßnahmen so kontrolliert, dass es trotzdem für den Hund eine tolle und befriedigende Sache ist und er auch noch mit seinem Menschen gemeinsam handeln kann. Solch ein Training bietet das Hundezentrum HSS (auch online) an. In den letzten Kursen hatten die Teilnehmenden MegaErfolge mit ihren Hunden.
 
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Jana
4. Jan. 22:03
Zu deiner 1. Frage, die ich von meiner Hündin sehr gut kenne. Ich habe es erst zu Hause geübt (Rückruf), dann in reizarmen Gegenden, wo ich weiß, dass da nichts / nicht viel kommt. Außerdem wechsle ich auch mit der Schleppleine auf Wiesen öfter die Richtung, damit die Fokussierung wiederkommt. Wenn die Leine spannt, habe ich sie durch einen kurzen Zug an der Leine mitgenommen. Du kannst gerade an der Schleppleine super mit verschiedenen Längen arbeiten. Zur 2. Frage habe ich auch draußen in reizarmen Umgebung geschaut, was meine Hündin draußen gerne macht (zerren eines seils, usw.). Mittlerweile bin ich an dem Punkt, dass wir auch mit den Kommandos weitergehen können. Gerade wenn man Reize von der Ferne schon sieht oder sich denken kann, mache ich den Bogen größer. Hilft mir gerade bei dem Jagdtrieb. Mittlerweile können wir am Wildschweingehege relativ nah vorbei. Meine Hündin geht da immer auf der anderen Seite, dass ich zwischen ihr und dem Gehege bin. Es klappt aber bei uns auch noch nicht 100%. Es kommt immer auf den Abstand an. Erst größer Abstand, dann kleiner Abstand vom Reiz. Klar machst du das trainieren erst mit Sachen, die sie liebt und lässt es dann ausschleichen. Es kommt aber auch darauf an, was du ausstrahlst. Wirst du bei. 10m Abstand schon steif und gestresst? Welche Anzeichen zeigen sich vorher beim Hund? Mir hat es anfangs geholfen, mir ein Mantra zur Beruhigung / Entspannung zuzulegen. Als nächstes Ziel bei uns ist es, dass wir auf 3m an den Reizen vorbeigehen ohne eine Hundereaktion. Kleinschrittiger Aufbau ist zwar langwierig, aber hilft besser, um das festzusetzen, was du willst. Zu deiner 3. Frage. Du entscheidest am Ende, was du ihr anbietest oder nicht. Womit kannst du umgehen. Wenn du dir sicher bist, spürt das dein Hund. Ich habe auch eine "1. Hilfe-Korrektur", die ich für solche Fälle automatisiert habe. Da gibt es auf die andere Seite nehmen und weitergehen, Richtungswechsel, dazwischenstellen, usw. Das ist ja auch eine Art Angebot.
 
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Franka
5. Jan. 07:10
Um so ein Verhalten in den Griff zu kriegen, ist es sinnvoll, sich einmal den Alltag anzuschauen. Wie sieht es da aus, bekommt sie genug Ruhe, schläft sie ausreichende, wo sind die Liegeplätze. Wie sind die Beziehungen innerhalb des Haushalts, verfolgt sie euch? Wie sehen die normalen Spaziergänge aus? Um dem Hund das Jagdverhalten nicht abgewöhnen zu müssen, was meist eh nicht geht, würde ich ein Jagd-Verhaltenstraining empfehlen, welches nicht über Verbote und Ablenkung geht. Das ist für den Hund meistens wenig interessant und erfüllt auch nicht seine Erwartungen an die Jagd. Viel viel besser funktioniert es, wenn man sozusagen JA zum Jagdverhalten des Hundes sagt, aber es durch spezielle Maßnahmen so kontrolliert, dass es trotzdem für den Hund eine tolle und befriedigende Sache ist und er auch noch mit seinem Menschen gemeinsam handeln kann. Solch ein Training bietet das Hundezentrum HSS (auch online) an. In den letzten Kursen hatten die Teilnehmenden MegaErfolge mit ihren Hunden.
Hundezentrum HSS? Und worüber geht das Verhaltenstraining dann?