Wie genau meinst du das, dass für dich Leckerchen und Lob da keinen Sinn macht?
Meinst du speziell in den Momenten, in denen ich lobe/belohne, dass du nicht versteht warum ich das in dem Moment tu? Oder meinst du allgemein die Gassi-geh-Situation mit anderem Hund, dass du da keinen Sinn in so viel Lob und Leckerlies siehst?
Meiner Meinung nach ist er mit den Gedanken schon bei mir, wenn ich lobe. Ich kann seine Aufmerksamkeit auch für einige Sekunden halten, wenn ich das möchte. Ich will aber ja gar nicht, dass er sich zu sehr auf mich konzentriert in dem Moment. Also ich möchte ihn ja nicht ablenken.
Aber ja, es hat sich unbeabsichtigt so entwickelt, dass das Leckerlie bei Aufmerksamkeit/Blickkontakt so eine Art Auflösesignal geworden ist.
Früher gab es in so aufregenden Situationen kaum bis gar kein Blickkontakt. Ich bin froh, dass er mich nicht völlig vergisst vor lauter Aufregung und er reagiert ja (meist sofort) auf jede Ansprache von mir!
Deshalb bin ich auch der Meinung, dass er schon mit dem Kopf bei mir ist. Nicht NUR bei mir, natürlich hat er auch den anderen Hund im Kopf. Aber das finde ich grundsätzlich nicht schlimm. Er soll ihn ja wahrnehmen. Aber so ganz im Außen kann er ja nicht sein, wenn er noch so gut ansprechbar ist.
Das wäre früher alles undenkbar gewesen.. da war er dann wirklich fast komplett im Außen.
Wie ich ja irgendwo auch geschrieben hatte, hab ich beim letzten Mal auch mal kurzzeitig zwischendurch die Leine etwas länger gelassen und Samu hatte "Freizeit", wo er keine feste Position hat, sondern den Leinenradius nutzen darf. Wie ich aber auch schon geschrieben hatte, war das noch zu stressig für ihn. Das waren die Momente, als er kreuz und quer gelaufen ist und so. Deshalb hab ich ihn dann ja auch immer wieder recht schnell doch wieder kurz und an die abgewandte Seite genommen. Überwiegend hatte ich ihn ja an meiner linken Seite mit kurz gegriffener Leine. Und das kennt Samu und er weiß dann schon, dass er auf dieser Seite laufen soll und mehr oder weniger neben mir. Ne ganz exakte Position haben wir da aber nicht. Ist ja kein Fuß laufen bzw soll es nicht sein. Einfach nur links neben mir, so dass mindestens noch Schnauze oder Popo auf Höhe meiner Beine sind (nicht weiter vor, als bis der Popo bei meinen Beinen ist oder nicht weiter hinten, als bis die Schnauze an meinen Beinen ist). Also einfach neben mir eben, nicht komplett vor mir, aber auch nicht komplett hinter mir.
Und ich halte die Leine dann genau in der Länge, dass Samu genau diesen Spielraum hat.
Abgesehen von den Momenten, wo ich kurz unaufmerksam war und/oder wir doch zu nah dran waren, wo Samu dann kurz in die Leine gehüpft ist und zu Vally rüber wollte.. abgesehen von diesen Momenten hat Samu seine Positionen doch gut gehalten - meiner Ansicht nach.
(und abgesehen von den Momenten, wo er den Leinenradius nutzen durfte natürlich)
Er lief nicht "perfekt", hat immer mal wieder bissl nach vorne gezogen, aber alles sehr gemäßigt für seine Verhältnisse für diese Situation und bei dem Abstand zum anderen Hund.
Er hat aber nicht versucht ständig mit voller Kraft vor oder hinter mir rüber zu ziehen (wie er es früher getan hätte, da konnte ich ihn nicht körpersprachlich davon abhalten) oder ist irgendwie kreuz und quer gelaufen, solange ich die Leine kurz hatte.
Also ich empfinde das tatsächlich als gar nicht so schlecht, wie du es anscheinend siehst.. aber vielleicht kannst und magst du mir ja erklären warum du so denkst?
Wie Jörg dich auch schon gefragt hat, muss auch ich dich fragen: Was schlägst du denn vor wie Samu in dieser Situation seinen Stress abbauen könnte?
Klar, dass Leckerlies seinen Stress nicht abbauen.
Aber er braucht auf jeden Fall ein Feedback von mir, dass er es gut macht (was er meiner Meinung nach tut!). Deshalb lobe und belohne ich ja auch z.B. den Blickkontakt zu mir.
Die Frequenz von Lob und Leckerlies passe ich im Laufe des Spaziergangs immer an den aktuellen Stresspegel von Samu an. Je ruhiger er ist, umso längere Pausen kann ich machen. Wenn es ihm aber grad sehr schwer fällt, dann braucht er mehr Feedback, weil er sonst wieder auf andere Ideen kommt, wenn ich ihm nicht sage, dass das gut ist, was er grad macht.
Und ja, er ist immer wieder schnell im Außen.. wie gesagt ist das Leckerlie bei Aufmerksamkeit/Blickkontakt unbeabsichtigt wirklich wie ne Art Auflösekommando für ihn geworden.
Aber grundsätzlich darf und soll er ja den anderen Hund wahrnehmen und ich will ja gar nicht, dass er die ganze Zeit auf mich konzentriert ist.
Er fragt immer wieder ab, also schaut Vally an und dann mich, fragt"was machen wir" und "mach ich das so gut" und ich sage ihm mit Lob und Leckerlie "ja, du machst das gut, wir machen gar nix mit Vally und laufen einfach nur hier gemeinsam weiter".
So sehe ich das eher.
Aber vielleicht magst du mir auch hier näher erklären warum du es so negativ empfindest?
(Oder habe ich deinen Kommentar falsch verstanden? Ich hab den Eindruck für dich ist alles nur "Chaos" und du siehst nichts positives darin..)
Und ja, die Verbesserung ist eindeutig und selbst mein Mann war mega erstaunt, als er das erste Mal dabei war, was wir geschafft haben in der kurzen Zeit und dass das überhaupt möglich ist mit Samu! Ihm fällt es sonst immer eher schwer Verbesserungen zu erkennen und "anzuerkennen". Aber hier ist es so eine massive Veränderung, dass selbst er es bemerkt!
Mir liegt es weiterhin fern zu kritisieren. Es sind meine Beobachtungen und es ist mein Eindruck ohne große Bewertungen. Ich schaue nur von außen drauf, zumal ich nicht IN der Situation selber bin.
Meine persönliche Einstellung ist, dass ich nur Leckerchen nutze, um gezielt und bewusst etwas zu verstärken. Z. B. beim Aufbau eines Tricks. Ein Lob ist nicht einfach nur dahin gesagt, sondern ich freue mich von innen heraus über etwas, was mein Hund gemacht hat. Es geht nicht um die Häufigkeit, sondern um die ehrliche Wertschätzung. Insgesamt bleibt es für mich und meinem Hund etwas Besonderes.
Aus diesem Grund machen für mich in Deiner Situation Leckerchen und Lob keinen Sinn.
Ich sehe nur Ausschnitte in Kombination mit Deinen Kommentaren. Und da fällt mir auf, dass sich alles um Samu dreht. Er macht dies in der Situation und das in einer anderen Situation. Bleib doch mal Du selber und richte Dich nicht ständig nach Samu und denke nicht immer darüber nach, was er tun oder lassen soll. Z. B. schreibst Du, dass Du ihn nicht ablenken möchtest. Erwartest aber gleichzeitig, dass er Dich hin und wieder anschaut und dafür bekommt er was, um es dann selber wieder aufzulösen. Was soll er nun? Sich mit dem anderen Hund auseinandersetzen oder Dich anschauen oder Beides? Einerseits macht Samu was er will (er läuft vorne, hinten, schießt quer, löst selber auf) und gleichzeitig erwartest Du etwas von ihm. Und da kommt für mich das größte Problem ins Spiel. Die Körpersprache, konsequentes/verlässliches Verhalten und hierüber einen sicheren Rahmen bieten/geben. Die Haltung der Schultern, der Blick in eine Richtung, die Verlagerung des Gewichtes auf ein Bein, die Beckenstellung .... das sind alles Dinge, worauf ein Hund achtet. Und die Körpersprache sollte klar und eindeutig sein. In der großen weiten Welt gibt es für den Hund vorrangig 2 Konstaten. Sein Hundeführer und seine eigenen Erfahrungen in Situationen.
Mein Tip: Stell Dich mit Samu vor einem Spiegel und probier Dich aus. Filme mal mit, sodass Du nachher Samus Reaktionen analysieren kannst. So lernst Du Dich und Samu noch mehr kennen.
Ich empfinde es als wichtig, dass sich Hunde ohne Erwartungen mit der Außenwelt auseinandersetzen und dies auch verarbeiten können. Genauso wichtig finde ich, dass sich meine Hunde mit mir auseinandersetzen können und mein Verhalten/meine Gesten verlässlich lesen können. Nicht nur umgedreht, dass ich meinen Hund lesen kann. Es geht nicht um den einen Moment, sondern um das allgemeine Zusammenleben, woraus sich Themen ergeben, an denen man zum Wohl des Hundes arbeiten kann.
Alles was Hunde machen ist kein Zufall. Sie machen es bewusst. 1 cm Raum ergattern, Leckerchen fordern, andere Hunde anbellen, eine Ressource verteidigen oder freigeben, sich vor oder hinter einem setzen, die Pfote auf einen Fuß abstellen, sich abwenden ....
Wie ich schon oft geschrieben habe: Das ist meine Einstellung, unser grober Weg und ist nicht in Stein gemeißelt.