Mich nervt ein bisschen die Aussage "ich kann den anderen Hund nicht einschätzen, deshalb möchte ich keinen Kontakt"
Es wäre doch schön, wenn man sich einfach ein bisschen mit der Hundekommunikation auseinander setzen würde, dann könnte man nämlich einschätzen ob von dem Hund eine Gefahr ausgeht oder nicht. Unabhängig davon was der Halter gerade macht.
Im seltensten Fall greifen Hunde aus dem Nichts den eigenen an. Um die Hunde lesen zu lernen, muss man sie allerdings auch kommunizieren lassen, um dann notfalls vorher einzugreifen oder in eine andere Richtung zu lenken.
Auch sollte man einschätzen können, wann der eigene Hund sich unwohl und bedrängt fühlt, oder ob es nur eigene Unsicherheit ist, da man sich damit nicht beschäftigt hat und generell überall Gefahr sieht.
Oder eine schlechte Erfahrung gleich auf alle anderen Hunde überträgt.
Machen wir bei Kindern doch auch nicht so.
Wenn ein Kind dem anderen die Schaufel über den Schädel zieht, sagen wir doch auch nicht "ab jetzt darfst du keine fremden Kinder mehr sprechen" und zerren das Kind an anderen vorbei. Auch schlechte Erfahrungen gehören dazu, und besser gute und schlechte Erfahrungen gemacht, als gar keine.
Ich bin ein riesen grosser Fan von Menschen, die Hundekontakt zulassen, aber beide Hunde vorausschauend im Blick behalten und es gelernt haben Hunde zu lesen und im Notfall eingreifen können.
Es gibt eben nicht nur Tutnixhalter, die starr ins Handy schauen, und panische Helikopterhalter die ihren Hund von allem fernhalten. Es gibt auch noch verantwortungsvolle Halter, die auch mal laufen lassen, in einem angemessen sozialen Rahmen.
Nur leider werden diese regelmäßig mit den Tut nix Haltern über einen Kamm geschert, da viele vor lauter "mein Hund soll nicht jedem Hallo sagen" Phrasen, gar nicht mehr differenzieren können.
Und nein, ich bin definitiv auch nicht für eine Freilaufhundeparty im Tierarztwartezimmer. Aber wenn ich völlig versteifte Menschen sehe, die panisch und im sekundentakt Leckerlis in den Hund stopfen, der an der kurzen Leine schon fast mit den Beinen in der Luft hängt, nur damit er die anderen Hunde nicht beachtet, dann kann das definitiv auch nicht gesund sein!
Als Halter, der Kontakt mit anrennenden Hunden unterbindet, möchte ich mal meine Gründe erklären. Vielleicht fördert das ja etwas Verständnis.
Ich wohne in einer „guten“ Gegend. Aber mein Tierarzt warnte mich bisher bei fast jedem Besuch, das schon wieder was ansteckendes durch die Reihen geht.
Wenn ein Halter einen Hund, der nicht auf ihn hört, nicht einmal versucht Fifi zu kontrollieren, dann halte ich ihn für einen schlechten Hundehalter, der sich nicht kümmert. Und dann traue ich ihm auch zu, dass er seinen Hund auch frei laufen lässt, wenn er ansteckend ist. Deshalb darf der Hund dann nicht an meinen.
Bisher läuft meiner an der Leine, weil er noch nicht so weit ist. Mein Ziel ist auch, dass mein Hund bald ohne Leine laufen kann.
Dazu gehört aber auch, dass sich meiner außerhalb des Hundefreilaufs (sei es ein designierter Platz oder eine Gruppe am Wochenende, wo wir keinen stören) an die Regeln hält. Eine Regel ist, dass weitergegangen wird, auch wenn ein anderer anrennt. Dass eine Einladung zum Spielen mit Blick zu mir beantwortet wird und ich die Freigabe geben muss. Das zu trainieren beginnt schon jetzt an der Leine. Ohne meine Erlaubnis kein Körperkontakt. Das ist der Grundstein für die spätere Option der Leinenfreiheit.
Und ja, das ist mit einem Trainer abgesprochen. Seine Hunde sind mein Vorbild. Er nimmt seine Hunde überall ohne Leine mit, und es ist ein wahrer Genuss das mit anzusehen.
Es gibt so viele Hunde. Die, die wild umherlaufen und um die sich Frauchen nicht kümmert, auf die kann mein Hund verzichten. Gibt genug Tier-Mensch-Gespanne, die uns beim Training helfen statt uns das Leben schwerer zu machen.