Hallo, ich bin der gleichen Auffassung wie Nadine, der Ball muß aus dem Spiel genommen werden. Tatsächlich ist dieses "Ball werfen" geeignet (womöglich noch mit einer Wurfschleuder), das Jagdverhalten von Hunden, welche genetisch veranlagt sind, regelrecht herauszufordern und auch noch fördernd in ein Ritual einzubinden. Schön regelmäßig, wenn möglich. Damit ist der Hund, obwohl man es ja gut meint mit ihm, knallhart negativ konditioniert. Denn dieses "Beute-machen-Ritual" birgt die aufgeregte Vorfreude die es erzeugt bereits in sich, die Hormone schießen in die Höhe usw. ... Dann fliegt die "Beute"!!! Der Hund hat nun die Möglichkeit der Streßlevel Senkung und bewegt sich alsbald auf "Normal Level". Beide Level bedingen einander und fixieren ihn sowohl physisch als auch psychisch/mental. Das macht jeden entsprechend veranlagten Wuffel süchtig! Zudem sorgt die Ritualisierung für Verfestigung.
...mein Freund hatte mit einem Jack Russel Terrier (kann bei der Rasse leicht geschehen) das gleiche Problem. Dies führte, weil die Ursache für dieses Verhalten nicht ergründet wurde, schlußendlich dazu, daß der Hund immer mit einem Ball im Maul jeden belästigte, egal in welcher Situation, dem Betreffenden den Ball vor die Füße warf und mittlerweile schon knurrend zum Wurf aufforderte. Ebenso hatte er dann auch ein extrem übersteigertes Jagdverhalten. Leine ab, Hund weg! Kam wieder .. nach einer Stunde. Das ist alles nicht lustig. Ehrlich gesagt, auch für den Hund nicht. Solche Hunde werden auf Dauer krank, dauernd zu hoher Adrenalin Spiegel!
Also schonmal 'Beute weg' und die Ritualisierung brechen, andere Gegenden besuchen, Sachen machen, die man sonst nicht macht. Es gibt mittlerweile auch hervorragende Intelligenzspiele für Hunde. Sie werden sich wundern, wieviel Streß und Energie ein Hund bei solch einer Betätigung abbaut. Danach! gehen sie raus, ohne mit ihrem Hund zu reden, ohne ihn anzusehen und sie fassen ihn nur an um ihn anzuleinen. Ignorieren sie jegliches aufkommende Gefiepe, Herumgewusel und sonstige Aufgeregtheiten von Beginn an. Seien sie bei sich, lassen sie sich von Gedanken wie, "hoffentlich bleibt der ruhig" oder "nich' schon wieder" nicht vereinnahmen. Das verändert ihre innere Haltung, ihre energetische Ausstrahlung und dies registriert der Hund sofort und reagiert auch sofort. Ist die Energie nicht stark, wertet der Hund dies als Schwäche und übernimmt seinerseits die Führung. Hunde sind von Natur aus immer "Jetzt"! Hunde sind immer voll und ganz im Hier und Jetzt. Ihr Verhalten ist vorwiegend reaktiv-spontan. Deshalb kann eine Fehlkonditionierung zu unliebsamen Ereignissen führen.
Wenn sie unterwegs sind, loben sie ihn kurz, evtl. ein Leckerchen (nur als Belohnung und im gleichen Augenblick da der Hund alles richtig befolgt) aber "Quasseln" sie nicht mit ihm, sonst wird alles was sie sagen bedeutungsloses Hintergrundrauschen. Bleiben sie bei sich, gegen sie gut gelaunt und mit ruhiger Wachheit. Sie sind das Lebewesen, dem ihr Hund vertrauen möchte. Das kann er nur, wenn sie ruhig und klar für ihn erkennbare Regeln aufstellen (an die sie selbst sich natürlich ebenfalls zu halten haben, das muß klar sein). Entfalten sie einfach ihre Führungsqualitäten. Dann haben sie sein Vertrauen, dann ist es leicht.
So habe ich es mit meinem Tsang Apso (Tibet Terrier) gemacht. Zuvor habe ich meine Hunde dauernd zugetextet, Ball-, und Zerrspiele gemacht, mit völlig ausgeschlafenem Hund aus dem Auto direkt auf die Hundewiese!!! Das kann alles nicht gut gehen. Da werden Grundlagen geschaffen, die später kaum noch verdaulich sind. Jetzt, beim Sadhu habe ich es deutlich besser gemacht. Kein Gefiepe, Gebelle in der Wohnung, nicht aufdringlich, eher zurückhaltend - gelassen, aber auch wild und richtig Hund, wenn die Situation gegeben ist. Das Zauberwort bei Hunden ist "Ignoranz". Reagieren sie nicht auf alles was ihr Hund macht. Hunde merken sich das, und schon beginnen sie zu manipulieren. Das können sie perfekt, und wir merken es meist zu spät. Wenn sie den Hund von etwas abhalten wollen, ist ein kurzer, scharfer Zischlaut sehr wirkungsvoll. Achtsamkeit ist angesagt.
Hoffentlich habe ich mit dem langen Text keinen genervt .. wir wünschen eine angenehme Nacht SadhuDæmon + u-do
Sehr gut geschrieben, wir hatten auch einmal einen Balljunkie.
Genau das gleiche Problem, wie bei Ralf.
Wir haben dann keinen Ball mehr mitgenommen, auch zu Hause alles weg, Hund nicht mehr beachtet, die ersten 3 Wochen waren absolut hart für uns, beim Gassi gehen, hat er immer aufgefordert, zum spielen, gebellt, an der Leine gezogen, wir haben angefangen Suchspiele zu machen , die ersten 3 Wochen war nichts drin, hat nicht interessiert. In der 4. Woche, war er nicht mehr so penetrant mit auffordern, dann haben wir es wieder mit Suchspielen probiert und siehe da , er hat angefangen sich zu konzentrieren.
Nach 9 Wochen , hatten wir das meiste überstanden, ab und zu hat er es noch probiert.
Dann hatten wir einen ausgeglichenen Hund, unterwegs auch mal eine Fährte gelegt, immer was anderes mit ihm gemacht.
Der Anfang ist hart und man braucht viel Geduld und Nerven, aber es lohnt sich, noch was, die ganze Familie muss oder sollte sich an die Regeln halten, dass man in den Situationen keine Beachtung schenkt.