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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 11. Feb.

"Raumverwaltung", ein Mythos?!

Ihr Lieben, ich lese im Forum immer wieder davon, dass Hunde "Raum einnehmen" und Menschen "Raum verwalten". Das ist für mich (insbesondere hinsichtlich der Hunde) derart abstrakt und fern jeglicher neutraler Beobachtung, dass ich versucht habe nachvollziehbare Forschungen zu dem Thema zu finden. Ich bin nicht fündig geworden und dachte mir, ich frage mal bei denen, die dies praktizieren und als nachvollziehbar empfinden. Was mir auffällt ist, dass drohenden Hunden unterstellt wird, sie würden "Raum beanspruchen", dass liegenden Hunden unterstellt wird, sie würden "Raum" oder gar "Besitz beanspruchen" und dass Hunden, die z.B. vor jemanden laufen oder stehen bleiben ebenso unterstellt wird, sie würden "Raum einnehmen". So gut wie nie ist dieser "Raum" definiert und all dies ist negativ besetzt. Bei Menschen fällt mir auf, dass sie körperlich und bedrohlich handeln, um ihren "Raum zu beanspruchen", dass sie mit Strafen arbeiten und dass sie regelrecht nervös zu werden scheinen, wenn ihr Hund ihren "Raum" betreten oder streitig machen könnte. Bei meiner Suche bin ich auf diese Blogartikel gestoßen: https://forsthaus-metzelthin.de/mit-hunden-leben/verwalten-hunde-raeume/ Irgendwie gibt er meine Verwirrung gut wieder und mein Glaube an diese ominöse "Raumverwaltung" schwindet nun dahin. Aber vielleicht hat ja doch jemand eine vertrauenswürdige und nachvollziehbare Quelle parat, die mich dieses "Raumdings" verstehen lässt ^^
 
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Iris
9. Feb. 15:47
Du meinst, weil wir konkretere Aussagen erwarten, sind wir nicht belesene Laien, die kein Interesse am Dazulernen haben? Das finde ich schon ziemlich hochnäsig. Und voreilige Schlüsse ziehst Du dabei außerdem. Pawlow, Zimen, Bloch, ... stehen nicht nur zur Zierde in meinem Bücherregal. Ich kann bei ihnen nur keine Aussage finden, dass Raumverwaltung schädlich ist. Du hast ja nun erklärt, warum Du so denkst. Ich finde Deine Sichtweise ziemlich eingeschränkt, da Du das positive körpersprachliche Arbeiten anscheinend weder kennst noch für möglich hälst. Aber dann lass bitte denen, die es erfolgreich praktizieren, ihre Art der Erziehung, wie wir Dir Deine lassen.
Ich bezog mich auf die Aussage >> Naja, wir sind hier in einem Forum von Laien für Laien- und nicht in der Schule oder Uni, wo den lieben Kleinen Hausaufgaben gestellt werden.
Das Forum lebt davon, dass sich Gleichgesinnte mit ihren konkreten Erfahrungen austauschen. Theorie kann man sich anlesen oder es auch lassen. <<

Ich frage mal anders. Wenn ich körpersprachlich zB das frontale zuwenden zum Hund um ihn abzuhalten von etwas, anwende. Warum sollte das denn Hund alleine abhalten sein Verhalten deswegen zu stoppen? Welch Emotion könnte in Hund vorgehen in dem Moment.
 
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Sonja
9. Feb. 16:22
Du meinst wahrscheinlich „Sozialeslernen“?! Also Nachwuchs lernt zB von Eltern. Nenne mir ein Beispiel wo gelernt, aber nicht kondioniert wird. Konditionierung ist mehr als Belohnung/ Leckerlie
Mein Zaunbeispiel.
Die Hunde haben gelernt, dass der Zaunbereich mein Raum ist.
 
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Sonja
9. Feb. 16:26
Ich bezog mich auf die Aussage >> Naja, wir sind hier in einem Forum von Laien für Laien- und nicht in der Schule oder Uni, wo den lieben Kleinen Hausaufgaben gestellt werden. Das Forum lebt davon, dass sich Gleichgesinnte mit ihren konkreten Erfahrungen austauschen. Theorie kann man sich anlesen oder es auch lassen. << Ich frage mal anders. Wenn ich körpersprachlich zB das frontale zuwenden zum Hund um ihn abzuhalten von etwas, anwende. Warum sollte das denn Hund alleine abhalten sein Verhalten deswegen zu stoppen? Welch Emotion könnte in Hund vorgehen in dem Moment.
Die Emotion, die Hunde am meisten motiviert, zu Lernen. Teamarbeit, Teil eines Teams zu sein, macht Spaß. Und ist für Hunde das natürlichste von der Welt.
 
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Iris
9. Feb. 16:35
Die Emotion, die Hunde am meisten motiviert, zu Lernen. Teamarbeit, Teil eines Teams zu sein, macht Spaß. Und ist für Hunde das natürlichste von der Welt.
Das ist jetzt aber eine sehr romantische Aussage. Sie tun es natürlich auch weil es für sie sich lohnt. Verhalten muss sich lohnen, sonst wird es nicht gezeigt (oder schwächer bis es aufhört). Hunde sind Opportunisten 😊

Was ist Motivation für eine Emotion? Freude würde ich sagen.

Das bellen an Zaun ist selbstbelohnend. Warum also ein belohnendes Verhalten einstellen? Aus Freude? Dazu muss diese ja gelernt werden. Also der Hund wird nicht sofort wissen, dass es Spaß macht und das an Zaun stellen wird auch mehrere Anläufe brauchen, bis er das verstanden hat.

Anhand eines Beispiel an Menschen: man geht mit einem geliebten Menschen bummeln und schaut gerne in die es Schaufenster (selbstbelohnendes verhalten) und der andere Mensch stellt sich jetzt dazwischen um mir die Sicht zu nehmen. Wird das sofort Freude über die Zusammenarbeit in mir hochkommen? Besonders wenn der Mensch noch Raum einfordert?
 
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Chris
9. Feb. 16:39
Ich verstehe nicht, warum die Raumverwaltung als Kommunikationsmittel böse sein soll.

Die Klicker-Variante funktioniert bestimmt auch. Aber deswegen ist das andere doch nicht böse oder negativ. Es sagt dem Hund doch nur "Hey, um dieses Problem am Zaun musst du dich nicht kümmern. Ich kann das regeln. Entspann dich ruhig. Das ist mein Aufgabengebiet."
 
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Tatiana
9. Feb. 16:43
Das ist jetzt aber eine sehr romantische Aussage. Sie tun es natürlich auch weil es für sie sich lohnt. Verhalten muss sich lohnen, sonst wird es nicht gezeigt (oder schwächer bis es aufhört). Hunde sind Opportunisten 😊 Was ist Motivation für eine Emotion? Freude würde ich sagen. Das bellen an Zaun ist selbstbelohnend. Warum also ein belohnendes Verhalten einstellen? Aus Freude? Dazu muss diese ja gelernt werden. Also der Hund wird nicht sofort wissen, dass es Spaß macht und das an Zaun stellen wird auch mehrere Anläufe brauchen, bis er das verstanden hat. Anhand eines Beispiel an Menschen: man geht mit einem geliebten Menschen bummeln und schaut gerne in die es Schaufenster (selbstbelohnendes verhalten) und der andere Mensch stellt sich jetzt dazwischen um mir die Sicht zu nehmen. Wird das sofort Freude über die Zusammenarbeit in mir hochkommen? Besonders wenn der Mensch noch Raum einfordert?
Ich will mich mal für das eigene Verständnis einmischen und nachfragen.
Selbstbelohnendes bellen braucht aber ein paar Anläufe, man muss ja erst die Erfahrung machen,dass was passiert.( z.B. die Leute gehen weiter) dann schaukelt sich das auf.
Vorher wird erstmal gebellt, dann komme ich,gucke und sage "danke" und übernehme. Dafür muss ich mich nicht körpersprachlich bedrohlich verhalten. Der Hund hat seinen Belohnungseffekt weil er durch das "melden" und die Reaktion Teil der Gruppe ist. Das ist eines der Grundbedürfnisse von Hunden, Zugehörigkeit. Wenn Sonja das so gelöst hat ist das nettes Training. Oder?
 
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Iris
9. Feb. 16:58
Ich will mich mal für das eigene Verständnis einmischen und nachfragen. Selbstbelohnendes bellen braucht aber ein paar Anläufe, man muss ja erst die Erfahrung machen,dass was passiert.( z.B. die Leute gehen weiter) dann schaukelt sich das auf. Vorher wird erstmal gebellt, dann komme ich,gucke und sage "danke" und übernehme. Dafür muss ich mich nicht körpersprachlich bedrohlich verhalten. Der Hund hat seinen Belohnungseffekt weil er durch das "melden" und die Reaktion Teil der Gruppe ist. Das ist eines der Grundbedürfnisse von Hunden, Zugehörigkeit. Wenn Sonja das so gelöst hat ist das nettes Training. Oder?
Ja, das wäre zB ein nettes Verhalten. Ich mache das auch so bei meinen am Fenster, da muss er gucken , wenn draußen etwas bellt. Ich komme dazu, gebe mein „okay die Luft ist rein“ und er trottet weg. Ich hätte das auch ähnlich wie das an Zaun üben können, wäre auch ein Weg. Es kommt natürlich darauf an, wie verfestigt das Verhalten ist. Weil da gehört viel Spannung und auch Stress „wer/was ist da?!“.

Es kann aber auch konditioniertes Verhalten sein, zB die Türklingel, der Nachbar, Postbote sind eine Ankündigung für etwas aufregendes zB

Selbstbelohnendes verhalten , ist jedes Verhalten das sich für den Hund gut anfühlt zB schnüffeln, Löcher buddeln und das keiner Aufforderung bedarf. Sowas kann aber auch prima als umweltbelohnung geübt werden
 
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Kirsten
9. Feb. 17:00
Natürlich kann der Hund lernen ohne Konditionierung. Eine alternative Lernmethode ist zum Beispiel das Abkupfern (mir fehlt gerade die professionelle Bezeichnung dafür). Die (Hunde)Welt wäre ziemlich arm, wenn sie alles nur für Belohnung machen würden. Hunde sind neugierig, wissbegierig, lernwillig. Auch ohne klassische Konditionierung.
Ich weiß nicht, ob es der Fachbegriff dafür ist, aber ich kenne es unter „Do as i do“.

Gestern auf dem Spaziergang passierte folgendes:
Eine Freundin schickte ihren Hund für ein paar lobende Worte mit den Vorderläufen einen Baum hoch (Ähnlich wie bei Leckerchenbäumen).
Ich meinte, das wir das auch können, schickte Mira ebenfalls hoch.
Wir gingen weiter. Der dritte Hund, der vorher etwas anderes gemacht hatte, lief nun ebenfalls am Baum hoch, obwohl wir Besitzer und die anderen Hunde schon ca. 7 Meter voraus waren und niemand mehr dabei stand.
 
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Iris
9. Feb. 17:01
Ich verstehe nicht, warum die Raumverwaltung als Kommunikationsmittel böse sein soll. Die Klicker-Variante funktioniert bestimmt auch. Aber deswegen ist das andere doch nicht böse oder negativ. Es sagt dem Hund doch nur "Hey, um dieses Problem am Zaun musst du dich nicht kümmern. Ich kann das regeln. Entspann dich ruhig. Das ist mein Aufgabengebiet."
Zur Raumverwaltung gehört zB blocken.

Wie empfindest du jemand der dich blockt ohne etwas zu sagen? Warum sagt die Person zu Mensch/ Hund nicht. „Bitte gehe mir aus dem Weg. Bitte gehe dorthin. Bitte gehe nicht hier hin?“.
 
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Chris
9. Feb. 17:04
Zur Raumverwaltung gehört zB blocken. Wie empfindest du jemand der dich blockt ohne etwas zu sagen? Warum sagt die Person zu Mensch/ Hund nicht. „Bitte gehe mir aus dem Weg. Bitte gehe dorthin. Bitte gehe nicht hier hin?“.
Ich mache beides gleichzeitig. Das empfinde ich authentisch. Und mein Eindruck ist, dass esmeiner Hündin genauso geht.

Ich würde es auch komisch finden, wenn mir ein Mensch mit Lächeln im Gesicht sagt, dass er/sie sauer ist.
Warum kann ich also nicht meinem Hund sowohl mit Körper, Mimik und Stimme sagen "Hier bitte nicht!"?