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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 11. Feb.

"Raumverwaltung", ein Mythos?!

Ihr Lieben, ich lese im Forum immer wieder davon, dass Hunde "Raum einnehmen" und Menschen "Raum verwalten". Das ist für mich (insbesondere hinsichtlich der Hunde) derart abstrakt und fern jeglicher neutraler Beobachtung, dass ich versucht habe nachvollziehbare Forschungen zu dem Thema zu finden. Ich bin nicht fündig geworden und dachte mir, ich frage mal bei denen, die dies praktizieren und als nachvollziehbar empfinden. Was mir auffällt ist, dass drohenden Hunden unterstellt wird, sie würden "Raum beanspruchen", dass liegenden Hunden unterstellt wird, sie würden "Raum" oder gar "Besitz beanspruchen" und dass Hunden, die z.B. vor jemanden laufen oder stehen bleiben ebenso unterstellt wird, sie würden "Raum einnehmen". So gut wie nie ist dieser "Raum" definiert und all dies ist negativ besetzt. Bei Menschen fällt mir auf, dass sie körperlich und bedrohlich handeln, um ihren "Raum zu beanspruchen", dass sie mit Strafen arbeiten und dass sie regelrecht nervös zu werden scheinen, wenn ihr Hund ihren "Raum" betreten oder streitig machen könnte. Bei meiner Suche bin ich auf diese Blogartikel gestoßen: https://forsthaus-metzelthin.de/mit-hunden-leben/verwalten-hunde-raeume/ Irgendwie gibt er meine Verwirrung gut wieder und mein Glaube an diese ominöse "Raumverwaltung" schwindet nun dahin. Aber vielleicht hat ja doch jemand eine vertrauenswürdige und nachvollziehbare Quelle parat, die mich dieses "Raumdings" verstehen lässt ^^
 
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Dogorama-Mitglied
8. Jan. 21:04
Ist es nicht ein Widerspruch, Raumdenken viel zu verkopft zu empfinden, und gleichzeitig eine wissenschaftliche Basis zu fordern? Letztendlich geht es uns allen doch darum, dass es den Hunden und uns miteinander gut geht. Bei der Frage, mit welchen Methoden man das erreichen kann, orientiere ich persönlich mich lieber an erfahrenen Hundetrainern und Hundehaltern, als an Wissenschaftlern, die für brauchbare Studien künstlich vergleichbare Bedingungen schaffen müssen. Die Wissenschaft belegt in der Regel, dass eine Theorie unter den Bedingungen der Versuchsanordnung Gültigkeit hat. Das heißt dann aber keinesfalls, dass die Theorie in unserer gelebten Praxis anwendbar ist. Aber jedem das seine.
Nein, warum sollte das ein Widerspruch sein?

Ich finde es verkopft so zu denken und unnötig stressig so zu handeln und fragte mich gleichzeitig, ob es irgendwelche Belege für diese Theorie gibt. Eine Frau stellte einst die These auf, Hunde würden in Räumen denken. Dazu gibt es bis heute nichts, das auf Fakten basiert, nichts das mit Wissenschaft und Forschung zu tun hat.

Ich bin sehr begeistert davon, mich mit der hündischen Körpersprache auseinander zu setzen. Dazu gibt es viele Forschungen und Erkenntnisse. Das ist zum einen sehr theoretisch, andererseits bin ich aber nicht durchweg auf dem theoretischen Weg und nutze dies lediglich als Basis. Wissen kann man ja durch Praxis verinnerlichen.

Ich orientiere mich sehr gerne an der Wissenschaft und bin dennoch große Freundin davon, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und die Dinge trotz Fachwissen nicht zu verkomplizieren.

Verhaltensforschung wird nach modernen Methoden übrigens oft in so wenig gestellten Situationen wie möglich durchgeführt. Auch da ist man ja etwas weiter :)

Und dein letzter Satz ist leider nicht ganz so gut gewählt... Das hat einen geschichtlichen Hintergrund.
 
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Sonja
8. Jan. 21:19
Nein, warum sollte das ein Widerspruch sein? Ich finde es verkopft so zu denken und unnötig stressig so zu handeln und fragte mich gleichzeitig, ob es irgendwelche Belege für diese Theorie gibt. Eine Frau stellte einst die These auf, Hunde würden in Räumen denken. Dazu gibt es bis heute nichts, das auf Fakten basiert, nichts das mit Wissenschaft und Forschung zu tun hat. Ich bin sehr begeistert davon, mich mit der hündischen Körpersprache auseinander zu setzen. Dazu gibt es viele Forschungen und Erkenntnisse. Das ist zum einen sehr theoretisch, andererseits bin ich aber nicht durchweg auf dem theoretischen Weg und nutze dies lediglich als Basis. Wissen kann man ja durch Praxis verinnerlichen. Ich orientiere mich sehr gerne an der Wissenschaft und bin dennoch große Freundin davon, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und die Dinge trotz Fachwissen nicht zu verkomplizieren. Verhaltensforschung wird nach modernen Methoden übrigens oft in so wenig gestellten Situationen wie möglich durchgeführt. Auch da ist man ja etwas weiter :) Und dein letzter Satz ist leider nicht ganz so gut gewählt... Das hat einen geschichtlichen Hintergrund.
Nur zu meinem letzten Satz und Deiner Einordnung:
Ich nutze die deutsche Sprache. Möglichst so, dass ich verstanden werde. Dabei prüfe ich nicht, ob Idioten, Verbrecher, Diktatoren, Nazis oder sonstiges Gesocks die Worte irgendwann einmal für ihre Zwecke missbraucht haben.
Sollte das irgendwen verletzen, entschuldige ich mich für diese ungewollten Auswirkungen. Ich stehe aber zu meinen Worten, da sie eine neutrale Bedeutung haben und mit dieser neutralen Bedeutung häufig verwendet werden. Und ich bin sicher, dass sie auch hier richtig verstanden wurden - sogar von Dir.
 
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Kirsten
8. Jan. 21:23
Ich fand den Thread bisher sehr spannend und wertvoll auch und vor allem mit Steffis Erläuterungen.

Ich fände es sehr schade, wenn der Thread jetzt in eine persönliche Richtung geht 😇
 
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Pixel
8. Jan. 22:27
Nein, warum sollte das ein Widerspruch sein? Ich finde es verkopft so zu denken und unnötig stressig so zu handeln und fragte mich gleichzeitig, ob es irgendwelche Belege für diese Theorie gibt. Eine Frau stellte einst die These auf, Hunde würden in Räumen denken. Dazu gibt es bis heute nichts, das auf Fakten basiert, nichts das mit Wissenschaft und Forschung zu tun hat. Ich bin sehr begeistert davon, mich mit der hündischen Körpersprache auseinander zu setzen. Dazu gibt es viele Forschungen und Erkenntnisse. Das ist zum einen sehr theoretisch, andererseits bin ich aber nicht durchweg auf dem theoretischen Weg und nutze dies lediglich als Basis. Wissen kann man ja durch Praxis verinnerlichen. Ich orientiere mich sehr gerne an der Wissenschaft und bin dennoch große Freundin davon, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und die Dinge trotz Fachwissen nicht zu verkomplizieren. Verhaltensforschung wird nach modernen Methoden übrigens oft in so wenig gestellten Situationen wie möglich durchgeführt. Auch da ist man ja etwas weiter :) Und dein letzter Satz ist leider nicht ganz so gut gewählt... Das hat einen geschichtlichen Hintergrund.
Ich finde die Hunde arbeiten in ihrer Kommunikation ebenfalls sehr stark mit Begrenzungen. Wenn du also die hündische Körpersprache für dich mit übernimmst (immitierst) und für dich umsetzt, dann wirst du unbewusst auch Raumverwaltung machen.
Wobei der Begriff natürlich nur für unsere "beschränkten" Menschenhirne nötig ist. Da wir von unserer Natur und unserem instinktiven Verhalten schon so weit weg sind, weil wir viel mehr der Theorie und dem Wissen Wert beimessen, dass wir eben solche Erklärungen und Systeme zum Verständnis brauchen.

Im Grunde ist es egal, wie und mit welchen Begriffen man ans Ziel kommt. Viele Wege führen nach Rom, heißt es doch immer. Wenn du für dich einen Weg gefunden hast, dann ist alles gut. Jeder ist anders und denkt anders, der eine kann Mathe gut, der andere empfindet Sprachen lernen einfach. Was der eine kompliziert findet, fällt dem anderen sehr leicht. Ist doch gut, dass wir alle so unterschiedlich sind. Demnach ist kein Weg falsch, nur anders. Und das Wichtigste ist, was man auf diesem Weg mitnimmt und, dass man selber daran wächst.
 
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Kira
8. Feb. 20:41
Raumverwaltung entbehrt jeder Grundlage und ist ein rein erdachtes Konstrukt, das enormen Schaden anrichtet. Normales Hundeverhalten wird völlig falsch interpretiert und Bedürfnisse und Fähigkeiten völlig ausser acht gelassen.
 
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Iris
8. Feb. 22:16
Nicht nett sein zum Hund, hat viele Namen und für mich gehört „Raumverwaltung“ dazu.

Erinnert mich an Zeiten wo die Leute auch an die verschiedenen Rudelränge glaubten. Hatte damals auch eine Dame plausibel genug rübergebracht, dass Leute gewillt waren ihre Hunde zu tauschen oder abzugeben. 🥲
 
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Claudia
8. Feb. 22:19
Hallo Steffi 🙂, was wirklich wissenschaftliches ist im Kontext mit Hundeverhalten wohl noch schwierig. Es gibt einige Institute (HundeStudien, Max-Planck-Institut), die aktuell an der Forschung zum Verhalten an Hunden arbeiten, aber das wird wohl noch dauern. Bei deinem Beitrag musste ich sofort an das Konzept des Splittens bei Hunden denken. Das steht für mich in direktem Zusammenhang mit der Raumzuteilung. Splitten ist ein Verhalten, bei dem sich ein Hund/Mensch zwischen zwei andere Hunde oder zwischen einen Hund und eine Person positioniert. Dieses Verhalten wird eingesetzt, um eine angespannte Situation zu entschärfen oder um Konflikte zu vermeiden. Indem der Hund/Mensch sich physisch in den Raum zwischen zwei potenziell konfliktträchtigen Parteien begibt, verändert er die räumliche Dynamik und schafft Distanz, um Spannungen zu reduzieren. Dies ist ein direktes Beispiel dafür, wie man Raum einnehmen kann, um ein gewünschtes soziales Ergebnis zu erzielen. Das kann auch sehr ruhig und wenig bestimmend ablaufen, indem man einfach in einer Situation draußen an der Leine vor den Hund läuft, wie ein „U“ und dann in die andere Richtung geht. Wir haben das genutzt um unsere Leinenführung zu optimieren. Das Verhalten von Hunden ist nicht nur eine Reaktion auf äußere Reize in meinen Augen, sondern oft ein überlegtes Angebot, um mit ihrer sozialen Umgebung zu interagieren. Das bedeutet für mich auch, dass mein Hund in Situationen, in denen ich merke, dass er Stress hat, hinter mir bleibt. Das kann man ganz konkret üben, indem man den Hund vorsichtig an der Brust hinter sich schiebt. Wir haben das ganze mit einem „ich halte an“ Signal verknüpft, sodass sie weiß, wenn mein Mensch das sagt und stehen bleibt, dann bleibe ich hinter ihm/ihr, weil es für mich sicher ist.
Hallo, wie ist das mit dem U gemeint und wie übt man das am besten? Und auch, dass der Hund hinter einem läuft? Ich habe einen 40 kg qvhweren ungestüm Jungen Schäferhund und da ist es meist nicht so einfach seine Position zu verändern, wenn wir z.B. auf andere Hunde zu gegen oder sie mit Abstand passieren wollen. LG
 
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Sonja
8. Feb. 22:57
Raumverwaltung entbehrt jeder Grundlage und ist ein rein erdachtes Konstrukt, das enormen Schaden anrichtet. Normales Hundeverhalten wird völlig falsch interpretiert und Bedürfnisse und Fähigkeiten völlig ausser acht gelassen.
Was ist die Grundlage Deines Wissens? Welcher Schaden wird angerichtet und wodurch? Welches Hundeverhalten wird falsch interpretiert, welche Bedürfnisse und Fähigkeiten außer acht gelassen?
 
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Sonja
8. Feb. 23:07
Hallo, wie ist das mit dem U gemeint und wie übt man das am besten? Und auch, dass der Hund hinter einem läuft? Ich habe einen 40 kg qvhweren ungestüm Jungen Schäferhund und da ist es meist nicht so einfach seine Position zu verändern, wenn wir z.B. auf andere Hunde zu gegen oder sie mit Abstand passieren wollen. LG
Das muss erst ohne Ablenkung geübt werden. Erst wenn der Hund weiß, was "hinter" bedeutet, kann es bei Begegnungen genutzt werden.
Es ist eine Position, genau wie bei Fuß. Ich übe "hinter", indem ich die Hände (und die Leine) hinter meinem Rücken halte. So übt die Leine keinen Zug zur Seite aus. Dabei halte ich ab und zu ein Leckerli in der Hand, das sich der Hund nach Freigabe nehmen kann. Das hinter mir bleiben wird belohnt.

In Situationen, wo der Hund ein bisschen unsicher ist, nutze ich das hinter, um ihm zu zeigen, dass ich ihn schütze.
Erst, wenn er auf Kommando hinter mir geht, wende ich das bei Begegnungen an.
 
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Iris
9. Feb. 10:13
Was ist die Grundlage Deines Wissens? Welcher Schaden wird angerichtet und wodurch? Welches Hundeverhalten wird falsch interpretiert, welche Bedürfnisse und Fähigkeiten außer acht gelassen?
Ich denke mal das Gesetz des Lernens, also die vier Lernquadranten zb und Verhaltenswisseschaft beim Hund, Kynologie. Kaum ein Haustier ist so gut erforscht wie unser Haushund ( oder der Hund allgemein die letzten Jahrzehnte). 😊