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Verfasser
Ina
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 20
zuletzt 27. Feb.

Probleme mit Auslands-/Angsthündin

Hi zusammen, Wir haben vor ein paar Monaten eine junge Hündin aus dem Ausland adoptiert (nun bald ein Jahr alt). Sie war wirklich extrem ängstlich, so etwas habe ich noch nie erlebt, allem und jedem gegenüber. Ließ sich zu Beginn nicht anfassen und spazieren gehen war kaum möglich, allerdings war sie niemals aggressiv oder laut, einfach nur panisch und total verängstigt. Uns wurde gesagt, dass sie wirklich schlimme Dinge erlebt haben muss und fast nicht überlebt hätte. Sie wurde wohl mit circa 1 1/2 Monaten zusammen mit ihren Geschwistern irgendwo ausgesetzt. Mittlerweile hat sie aber uns (meinen Freund und mich) akzeptiert und man merkt richtig, wie sie (wenn sie Zuhause ist) aufblüht. Uns gegenüber ist keine Scheu mehr vorhanden - allerdings auch zu wenig Respekt… Sie war im November das erste Mal läufig und ist nun wohl in der Pubertät, seitdem stellen sich Veränderungen ein. Unser größtes Problem: Sie fällt uns beim Spazierengehen regelmäßig an, vor allem meinen Freund. Es ist kein Muster zu erkennen, oft macht sie das wenn wir die Straße überqueren, andere Male einfach aus dem nichts auf einem Feldweg. Sie macht zwar zwischendurch immer die Spielpose, knurrt aber wie verrückt, springt hoch und gnapst wie wild in Arme und Beine. Wir haben wirklich alles versucht, ignorieren, Maßregeln, umlenken, Sprühflasche usw….das einzige was funktioniert ist die Sprühflasche, wenn wir die aber mal nicht dabeihaben merkt sie das und macht es umso öfter. Was ist der Grund dafür und wie können wir das in den Griff bekommen? Das zweite Problem ist ihre Reaktion auf Menschen und Hunde Am Anfang ist sie einfach erstarrt, wenn uns jemand entgegenkam, es ging nicht mehr weiter. Eingeklemmter Schwanz und Bürste. Besonders bei Hunden. Das besserte sich mit der Zeit und mit viel gutem Zureden ging sie irgendwann auch tatsächlich vorbei (trotzdem mit Bürste) Mittlerweile, seit Ende der Läufigkeit ist sie aber vom einen auf den anderen Tag extrem offensiv geworden, bellt wie verrückt und wirft sich nach vorne in die Leine, wenn uns ein Hund entgegenkommt. Mittlerweile macht sie das auch bei Menschen. Ich kann das Verhalten nicht einschätzen, wenn sie dabei defensiv sein würde könnte man ja noch annehmen, dass sie Angst hat, sie ist aber wirklich total offensiv und will unbedingt auf das „Ziel“ zustürmen. Andere Spaziergänger gucken uns schon immer tadelnd an…sie ist aber in solchen Situationen nicht in den Griff zu bekommen, sie hört uns einfach nicht, ist nur fixiert auf den Entgegenkommenden. Ich weiß, dass eine Hundeschule bzw ein Trainer wichtig wäre und versuche schon seit Monaten etwas zu bekommen, bisher leider ohne Erfolg :( Ich bin für jeden Tipp dankbar! :)
 
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Oli
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8. Feb. 13:56
Würde euch ebenfalls zu einem Trainer raten, als Ferndiagnose wird es nicht besonders effizient zu lösen sein 😉 Vermuten würde ich vom Verhalten aber wie schon Jana geschrieben: Ihr gebt ihr zu wenig Sicherheit, also statt sich an einem souveränen Rudelführer (steinigt mich ruhig für das Wort 😉) anlehnen zu können, denkt sie, dass sie der Rudelführer ist und euch beschützen muss. Wenn ihr das gedreht bekommt (und ich meine hier nicht mit veralteten HauDrauf und Unterordnungsmethoden sondern mit souveränen Verhalten in jeglichen Situationen), wird sich ihr Verhalten höchstwahrscheinlich ändern. Das mit dem angehen von euch kann auch einfach nur nicht gelerntes spielen mit Menschen sein. Hunde untereinander zwicken sich zum spielen auch in die Beine, hier würde ich nicht mit sprühflasche bestrafen sondern wie beim Welpen das Spiel in dem Moment unterbrechen und erst wieder weiter machen wenn sie runter gefahren hat. Damit sollte sie verstehen was ok ist und was zu weit geht.
 
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Jana
8. Feb. 12:34
Also ich hab auch eine Unsichere Auslandshündin.. Gott sei dank kein richtiger Angsthund aber so ähnlich Probleme hatten wir auch zeitweise. Sie ist jetzt 9 Monate alt und das meiste hat sich gelegt. Ich könnte mir vorstellen, dass deine Hündin an der Straße euch anfällt um euch "zu korrigieren" bzw euch von der "Gefahr" mit Autos und so fernzuhalten. Wenn sie das selbst als gefährlich erachtet könnte das schon sein. Meine hat das im Bezug auf meinen Freund gemacht, bis sie verstanden hat dass er keine Gefahr ist. Meine lief auch tagelang nicht mehr an Grundstücken vorbei oder Häusern wo sie sich vor nem Hund erschreckt hat. Mittlerweile wie bei euch total offen und neugierig und zieht Richtung Hund bzw Mensch Ich hoffr ich konnte ein bisschen helfen
 
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Dogorama-Mitglied
8. Feb. 12:49
Ich würde dringend zu einer Trainerin raten. Mittlerweile gibt es viele, die auch online Training teilw. auch mit Video Analyse anbieten z. B. Dog it right. Ich vermute, sie bekommt bei euch nicht genügend Sicherheit und versucht nun " nach vorne" zu gehen. Klickertraining könnte was sein oder auch zB. Schnüffelspiele um sie Umlenken zu können. Und lieber mit der Sprühpflanze die Pflanzen einsprühen 😉
 
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Oli
8. Feb. 13:56
Würde euch ebenfalls zu einem Trainer raten, als Ferndiagnose wird es nicht besonders effizient zu lösen sein 😉 Vermuten würde ich vom Verhalten aber wie schon Jana geschrieben: Ihr gebt ihr zu wenig Sicherheit, also statt sich an einem souveränen Rudelführer (steinigt mich ruhig für das Wort 😉) anlehnen zu können, denkt sie, dass sie der Rudelführer ist und euch beschützen muss. Wenn ihr das gedreht bekommt (und ich meine hier nicht mit veralteten HauDrauf und Unterordnungsmethoden sondern mit souveränen Verhalten in jeglichen Situationen), wird sich ihr Verhalten höchstwahrscheinlich ändern. Das mit dem angehen von euch kann auch einfach nur nicht gelerntes spielen mit Menschen sein. Hunde untereinander zwicken sich zum spielen auch in die Beine, hier würde ich nicht mit sprühflasche bestrafen sondern wie beim Welpen das Spiel in dem Moment unterbrechen und erst wieder weiter machen wenn sie runter gefahren hat. Damit sollte sie verstehen was ok ist und was zu weit geht.
 
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Dogorama-Mitglied
9. Feb. 16:00
Bei uns in der Gegend ist es zur Zeit auch total schwer, einen Trainer zu bekommen. Vielleicht noch als Corona Hundeflut Nachwirkung, keine Ahnung. Vielleicht hilft es dir, dir im Fernsehen oder auf YouTube Trainings Videos anzusehen, ist immer besser wenn man die Dinge sieht, statt in einem Buch zu lesen. Bis du einen Trainer gefunden hast, würde ich wirklich ganz klare Regeln (auch im Haus) festlegen und ihr Führung geben. Wenn sie früher so extrem Angst hatte, kann ich mir vorstellen, dass sie jetzt in die Offensive geht, um sich andere vom Hals zu schaffen. Also mir ne Vermutung. Respekt bekommt ihr, wenn ihr euch nicht manipulieren lasst und ruhig und souverän bleibt. Konsequent kann man auch ganz ruhig und friedlich sein. Ich finde, man kriegt das am besten hin, wenn man die Stimme weg lässt und in schwierigen Momenten nur Körpersprachlich arbeitet. Ich würde das Augenmerk darauf legen, ihr zu zeigen, dass du draußen alles regelst und sie hinter dir zu gehen hat und nichts zu regeln hat. Wenn ihre Aufregung bei Begegnungen draußen zu groß ist, dann mach einen Bogen. Aber du entscheidet, wann wo wie was draußen oder drinnen gemacht wird. Von so Dingen wie Spruhflaschen würde ich die Finger lassen. Das Ziel wäre für mich eher, dass sie dir vertraut und Respekt vor dir bekommt und sieht, dass du draußen in Ruhe die Dinge regeln kannst.
 
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Dogorama-Mitglied
9. Feb. 16:58
Unsere geht auch gerne Mal nach vorne, wir haben es inzwischen *meistens* im Griff, arbeiten aber auch mit einer Trainerin daran. Das nach vorne gehen mag offensiv aussehen, ist für deinen Hund aber sehr wahrscheinlich eine defensive Handlung, die will sich das gegenüber durch Drohgebärden und "Scheinangriffe" vom Hals halten und hat aus ihrer Sicht auch Erfolg damit. Das ist schnell ein Teufelskreis. Als erste-Hilfe -Maßnahme würde ich dir raten, Abstand reinzubringen..kommt euch jemand entgegen (mit oder ohne Hund) gehst du zur Seite und bringst soviel Abstand rein, wie dein Hund braucht um ruhig zu bleiben. Kannst auch umdrehen und zurückgehen, wenn ein seitliches Ausweichen nicht möglich ist. Dann suche Mal nach "Klick-für-Blick", das hat bei uns sehr viel gebracht. Und ganz wichtig: Versuch die Blicke der anderen Leute zu ignorieren. Wenn es passt und du gerade den Kopf soweit frei hast entschuldige dich kurz, und gut ist. Lass dich davon nicht noch mehr stressen.l (erst neulich hat uns ein Hund angepöbelt, meine hat dann irgendwann die Geduld verloren und zurück gebellt, da sagt die Halterin doch tatsächlich zu mir: ich dachte Labradore sind immer so freundlich, warum ist sie denn so aggressiv🤷🏼‍♀️🤦🏼‍♀️ - ich nehme sowas aber auch immer gerne noch tagelang mit und denk drüber nach). Wenn der Hund in die Leine steigt und bellt oder knurrt kannst du sie auch mit einer Hand seitlich an der Wamme festhalten und mit der anderen die Flanke berühren, evtl. Leicht ins Sitz drücken, aber nicht gewaltsam, nichts sagen und ganz ruhig bleiben. Meine setzt sich dann sofort hin und ist ruhig. Vielleicht klappt das bei euch auch. Und such weiter kompetente Hilfe, mach ein wenig Ruhetraining und sei stolz auf das , was ihr schon geschafft habt.
 
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Sina
9. Feb. 17:05
Das mit der Sprühflasche würde ich auch lassen. Meines Wissens nach hilft das eher bei Hunden die aus übersteigertem Selbstbewusstsein nach vorne gehen - und nicht bei Angsthunden. Auch das lange gut zureden bei einer vermeintlichen Gefahr würde ich lassen. Damit bestätigt ihr sie eher noch, dass da irgendwas faul sein muss. Lieber Sicherheit geben, indem ihr die "Gefahr" ignoriert. Vielleicht könnt ihr zumindest ein Trainer Online Coaching bekommen. Je länger ihr wartet desto mehr festigt ihr evtl unbewusst das unerwünschte Verhalten.
 
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Ina
10. Feb. 09:03
Vielen Dank für eure Antworten! Irgendwie auch schön zu lesen, dass man solchen Problemen nicht allein ist. Wir sind jetzt dran und haben heute Abend ein Vorgespräch bei Dog it Right, bin gespannt :)
 
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Tanja
10. Feb. 15:12
Es klingt so, als würde sie die Sachen für euch regeln wollen. Angstkompensation geht immer über Kontrolle, d.h. um Angst zu kompensieren, wollen wir Menschen und auch Hunde alles kontrollieren. Ich glaube, dass ihr an euren Energien bzw. Emotionen der Hündin und der Problematik gegenüber arbeiten müsst. Achtsam reflektieren, wo ihr in Gefühle der Hikflosigkeit kommt, und gegensteuern. Selbstvertrauen und das Wissen darum, das Richtige zu tun, wird eure Energie ändern und Sicherheit auf den Hund übertragen. Ich denke ihr solltet daher alles machen, was euch mehr Sicherheit gibt. Dazu gehört auch der Umgang mit Situationen, in denen ihr euch schuldig oder angegriffen fühlt durch die negative Energie anderer Hundehalter... seid euch immer bewusst, dass Hunde, insbesondere Angsthunde mit einem SEHR sensiblen Nervensystem, hellfühlig und telepathisch sind. Es ist eine Herausforderung, denn sie nimmt Mikromimik, Gerüche und Körpersprache 100 Mal deutlicher wahr, als ihr unbewusst kommuniziert. Ihr schaffst das aber. Das weiß ich. 💖 Ihr könnt auch mal darauf achten, wie negativ ihr ihr Verhalten bewertet. Denn das spürt sie auch. Es sollte das Ziel sein, dass Leichtigkeit und Natürlichkeit ins Leben kommt. Egal, was früher war. Jetzt ist Jetzt. Und jeder Tag bietet eine neue Chance. Lasst sie die Vergangenheit vergessen, indem auch ihr damit abschließt und das Schlimme gehen lasst. Alles Liebe
 
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Sophia
10. Feb. 16:18
Ich denke auch dass die Angst jetzt in präventives Drohen umgeschlagen ist. Starren und Bürste stellen sind ja schon erste Drohungen, also da schon eingreifen, umlenken, weggehen. Neben dem schon genannten (Trainer, klick für Blick) hier noch ein paar Tipps: Nehmt eurer Maus die Zuständigkeit ab. Heißt praktisch, dass ihr immer zwischen Bedrohung und ihr steht. Am besten darf sie nicht mehr vor euch laufen, sondern neben euch /hinter euch (zumindest im Stadtverkehr. Auf freiem Feld früh abrufen, wenn ihr etwas kommen seht). Nehmt sie auf die andere Seite, um an Hunden/ Menschen vorbeizukommen. Und dann mit Abstand dran arbeiten, dass sie sich auf euch fokussiert (klick für Blick). Damit trainiert ihr die Alternative "wenn mir etwas Angst macht, guck ich Herrchen/ Frauchen an, und die sagen mir was zu tun ist". Das anspringen kann auch aus überfordern kommen. Wenn jeder Spaziergang Stress auslöst, dann kommt sie vielleicht nicht gut zur Ruhe und ist dann völlig erschöpft. Wie viel schläft sie denn?
 
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Dogorama-Mitglied
10. Feb. 16:56
Huhu ich habe zur Zeit zur Pflege eine Angsthündin bei mir. Ich habe vorab schon Tipps von dem Verein bekommen. Beim rausgehen geht man selbst vor. Innerhalb der Wohnung gibt man auch vor wohin sich der Hund bewegt. Draußen wird der Hund weg von fremden geführt und kein Kontakt geduldet. Fuß ist Fuß. Das klingt im ersten Moment sehr hart und war für mich auch erst mal ein ufff, aber es klappt mega gut. Vom Verein wurde mir auch erklärt, dass Struktur wichtig ist, weil Angsthunde ansonsten auch dazu neigen, selbst die Kontrolle zu übernehmen.